Soooo,
wer wissen möchte wie ich den Lauf am Samstag erlebt habe...
Samstagmorgen 5 Uhr und die Frisur sitzt

außerdem ging der Wecker wie sonst auch um die Zeit und ich war somit ganz normal im Rhythmus.
Morgen-Gymnastik light, also ein verkürztes Programm, und dann ein ausgedehntes WK-Power-Frühstück: Schale Müsli, großen 10%er Yoghurt mit Chia-Samen und Dinkel-Crunchies, dazu zwei Aprikosen – die Kanne schwarzen Tee erwähne ich hier mal nicht

Ein letztes Posting im „Starter-Faden“ und pünktlich kurz nach 6 saß ich im Wagen in Richtung Schwerin.
Die Autobahnen waren schön frei und so bin ich entspannt übern Highway geglitten – und habe mich doch gewundert, wie schnell der Ø Verbrauch nach unten gehen kann wenn der Digge nicht ständig beschleunigt werden muss

Schneller als erwartet kam die Ausfahrt No5 – das Navi schlug zwar eine Ausfahrt später vor, aber ich wollte lieber die B104 nehmen und dann von Nord-Osten nach Schwerin reinfahren.
Irgendwann gab das Navi ganz ganz hässliche Geräusche von sich und warnte mich so vor einer fest installierten Blitze – hätte sich nicht wirklich gelohnt für MacPo, aber so sparte ich den 20€r doch lieber

Derart wach geworden entdeckte ich kurze Zeit später auch gleich die nächste Blitze in der Gegenrichtung und merkte mir die mal für den Heimweg.
Kurz nach 7 angekommen in Schwerin fuhr ich erst am Neumühler Weg vorbei… bog rechts rein und fand keinen Parkplatz… wendete und versuchte es einfach mal auf gut Glück im Neumühler Weg – und wunderte mich nicht schlecht als dort gleich zu Anfang ein richtiger Parkplatz war

und welch Wunder, dort parkten um die Zeit bestimmt schon 20 Autos, aus denen leicht zu erkennen und ausnahmslos Läufer ausstiegen

Ich sprach gleich den nächsten an, wo es denn zur Straßenbahn ginge, und er konnte mir helfen.
Wir hatten einen netten Klönschnack, die Haltestelle war voll mit leicht Bekleideten und um 7:42 kam die Tram.
Interessant für mich, da ich noch nie in Schwerin gewesen war und mir so einen kleinen Teil der Stadt anschauen konnte.
Am Platz der Jugend stiegen alle aus und bis zum Startbereich waren es nur ein paar Schritte.
Ich verabschiedete mich vom „namenlosen Läufer“ (wir hatten uns einander nicht vorgestellt) und schaute nach der Statrtnummernausgabe.
Und wen erblicke ich dort als erstes, bzw wer erblickte mich?
Det_Isse aus Berlin

Sie war mit einem befreundeten Pärchen unterwegs, von dem „sie“ auch für den Berliner SCC startete, und wir hatten sofort einen guten Draht zueinander – was ich nach dem bis dato nur aber sehr netten online-Kontakt aber auch nicht anders erwartet hatte.
Startnummer in Empfang genommen, zweite Banane gemampft, Klamotten abgegeben, erster Gang zum Kanister (da noch ohne Wartezeit

) und danach mit Det_Isee zusammen auf die anderen aus dem Forum gewartet – Taeve aus Schwerin wollte die 15Km laufen und ThomasHH aus Hamburg ebenfalls die 30Km.
Eine halbe Stunde vorm Start noch ein Snickers und noch einmal auf den Kanister – besser is

Detaillierte Starterlisten gab es vor dem Lauf nicht, sondern nur ein Balkendiagramm auf dem zu erkennen war, dass ~1500 Läufer für den 10er, ~800 Läufer für den 15er und gut 500 Läufer für den 30er gemeldet waren – bei drei unterschiedlichen Startzeiten gab es so kein wirkliches Gedränge.
Um 9:07 Uhr starteten die 10Km Läufer und um 9:20Uhr waren „wir 30er“ dran.
Kirsten trafen wir erst ganz kurz vorm Start, aber immerhin konnten wir auch noch ein wenig klönen.
Warmlaufen, oder wie ich es normal mache warm-hampeln, war nicht nötig… laut Wetter-App sollten wir um die Zeit schon 26°C im Schatten haben – wenn da denn Schatten gewesen wäre

In der Startaufstellung gingen Thomas und ich etwas weiter nach vorn als Det_Isee und Kirsten und dann ging es endlich los

Relativ dicht gedrängt lief es den ersten Kilometer in recht entspanntem Tempo Richtung Schweriner Schloss, und nach ca. 500m fiel mir auf, dass ich mein Buff vergessen hatte… also musste das Rennen ohne Schweißband gehen.
Am Schloss, das aus nächster Nähe wirklich schön und ein imposantes Bauwerk ist, vorbei wurden wir schon etwas schneller und als das Kopfsteinpflaster einem normalen planierten Weg wich, hatten wir unser Anfangstempo gefunden.
Am großen Schweriner See entlang war viel Schatten und die Wärme gar nicht so doll zu spüren, so dass ich nochmal an Tempo zulegte und die ersten 5:15er Splits lief und dabei etliche Läufer überholte.
Fühlte sich alles gut und rund an und so merkte ich gar nicht, dass Km5 schon unter 5er Pace war – das Piepsen der FR305 mahnte mich, es jetzt nicht gleich zu Anfang zu übertreiben sondern das Ding wie einen 30er zu laufen

Außerdem wollte ich ja mit Thomas zusammen… oooops, wo war Thomas?
Ich weiß jetzt nicht, wo genau wir uns verloren haben – wird wohl während der ersten Quassel-Pause bei Km4 gewesen sein.
Erster Verpflegungspunkt und nun knickte die Strecke zum ersten Mal etwas in den Wald ab, wo es auch gleich leicht bergan ging und das Tempo damit automatisch nicht zuletzt dadurch langsamer wurde, dass es hier enger und überholen dadurch nicht so einfach war wie zuvor auf den breiten Wegen am Seeufer.
Ein Stück B321 entlang, links ab und wieder schattige Waldwege bevor die ersten 10Km geschafft waren – meine persönliche Zeitvorgabe waren 55min und mit ~53min lag ich somit ja gut im Plan.
Nun ging es auf einen weiteren engen Weg, auch hier wieder schön beschattet aber eben wirklich eng und ein Überholen quasi nicht möglich wenn man nicht durch Brennesseln und Dornenbüsche rennen wollte.
Ich befand mich taktisch ganz ganz unklug am Ende einer Gruppe aus ~10 Läufern und sinnierte über den weiteren Verlauf des Rennens, dachte an den F1 Grand Prix in Monaco wo das Überholen ebenso nahezu unmöglich ist und fand das Tempo zu langsam für meinen Plan – bis die FR305 mir eine 5:23 meldete

Also nutzte ich diesen Teil der Strecke zum zwischenzeitlichen Erholen mit dem festen Vorsatz, die nächste sich bietende Gelegenheit zum Überholen nutzen.
Klappte nicht ganz so wie gedacht weil ich doch nur einzeln an den anderen Läufern vorbei kam.
Aber dann kurz vor Km12 ging es rechts ab und die Strecke wurde breit – und zwischen zwei Feldern hindurch gab es weit und breit keinen Schatten, dafür auch keinen Wind und es ging etwas bergan… trotzdem konnte ich hier ordentlich Tempo machen – oder kam mir das nur so vor weil andere Läufer vernünftiger waren und an diesem wirklich heftigen Teil der Strecke Tempo rausnahmen?
Am Ende dieses ca. 500m langen Teilstückes ging es dann nochmal richtig steil bergan und links auf eine Straße bevor das Schild >nächster Verpflegungspunkt in 200m< kam – eine echte Erlösung in diesem Moment weil der Zwischensprint doch ganz gut Kraft gekostet hatte.
Nach diesem kurzen Halt, ich verweilte geschätzt eine knapp halbe Minute oder so um zu trinken und mir einen weiteren Becher Wasser über den Kopf zu gießen, überholte mich ein Läufer und dies erwähne ich an dieser Stelle, weil es meiner Erinnerung nach das erste Mal war, dass ich auf der Strecke überholt wurde und nicht umgekehrt.
Es ging jetzt wieder durch den Wald und er lief ein mir angenehmes Tempo, überholte auf den nun wieder breiteren Wegen konsequent und ich hängte mich einfach mal an ihn dran, brauchte also quasi nichts anderes zu tun als mich ziehen zu lassen
Quasi nichts anderes… nun ja, beim nächsten Verpflegungspunkt waren es mittlerweile gut 16Km, also schon über die Hälfte geschafft – oder anders herum betrachtet immer noch über die Hälfte zu laufen… und er ließ sich extrem wenig Zeit, lief weiter als ich noch stand und war zackkk gleich mal gut 100m weg als ich wieder anlief… hatte sich also was mit dem Hasen.
Weiter ging es jetzt wieder in der Sonne und durch Wohngebiet, wo es nicht nur relativ trostlos aussah (trifft die Bezeichnung Plattenbau hier zu?) sondern auch deutlich wärmer als vorher im Wald war.
Schon beim nächsten Versorgungspunkt Neu Zippendorf entdeckte ich einen geschwind enteilenden blonden Zopf und hatte so meinen nächsten Hasen auserkoren

Wow, die lief aber auch echt schnell und ich kam nicht wirklich ran… aber sie kam auch nicht wirklich weg jetzt wo es wieder am Ufer des großen Schweriner und danach am Fauler See entlang ging – hier lief es sich auch wieder deutlich einfacher und mein Tempo lag bei ~5:20 und mein 20Km Split lag immer noch 2min unter Vorgabe.
Versorgungspunkt Ostorf, mittlerweile 21Km in den Beinen und ich war dem Hasen No2 „auf die Pelle gerückt“ und da das Tempo zwischen 5:25 und 5:35 im Plan lag gab es für mich keinen Grund zum Überholen.
Nach dem vorletzten Versorgungspunkt Görres wurde es langsam hügelig und mein Hase fing an zu schwächeln… das meine ich nach jetzt 24 gelaufenen Kilometern bei diesen Bedingungen weder herablassend noch abwertend, aber das 5:40er Tempo war mir zu langsam, meine Beine liefen nicht mehr rund und von allein – außerdem war ein 5:30er Schnitt dringend erforderlich für eine Ziel-Zeit unter 2:45
Selbst wenn die meisten Kilometersplits drunter lagen, habe ich bei jedem Verpflegungspunkt Zeit liegen gelassen ohne zu wissen, wie lange ich jeweils dort gestanden hatte.
Also Tempo angezogen, überholt und mit einer 5:14 gleich mal wieder meine Welt gerade gerückt.

Am Ostorfer See entlang und zum letzten Verpflegungspunkt, auch hier wieder ab unter den Rasensprenger und ab jetzt wurde es hügelig… und wow, DAS ging mal in die Beine und wurde für Km26/27 dann auch gleich mit zwei 5:29er Zeiten quittiert. Außerdem lief ich hier schon meist allein und wenn ich jemanden traf, dann waren es gehende Läufer…
Km28, das Ziel fast schon in Sichtweite und was war das jetzt? Die Strecke teilte sich und es war weder ein Pfeil auf dem Boden noch ein Streckenposten an der Weg-Gabelung… also ein paar Meter zurück gelaufen denn dort saßen zwei Posten und die konnten mir dann auch sagen, dass ich links abbiegen musste – und es ging wieder bergauf… dieser Kilometer war mit 5:57 der langsamste des ganzen Rennens weil ich die zwar kurzen, aber doch knackigen Steigungen lieber gegangen bin und die gesparten Reserven dann auf den ebenen Stücken genutzt habe und wieder gelaufen bin.
Km29, ich konnte das Ziel schon hören

Wie… jetzt schon hören?
Und da kam auch schon die letzte Kurve und es ging durch den Staub bergan durch die Zeil-Kanäle – doof, dass ich nicht den ganz freien gewählt hatte sondern einen Läufer vor mir hatte, denn auch wenn ich es nicht glauben konnte, hatte ich noch Kraft für ein End-Spürtchen

Lächeln, jubeln, im Ziel die Zeit abscannen lassen, FR305 stoppen und… GESCHAFFT, mein erster 30er und damit der bis dato zweit-weiteste WK
Laut FR305 waren es „nur“ 29,2Km in 2:40:24 – was bei späterem Nachrechnen aber exakt der angepeilte 5:30er Gesamtschnitt war
Ab zum Getränkestand und nachdem ich ~5min mit schweißverschleierten Augen herum stand gleich nochmal bin ich mit dem zweiten Krombacher ans Ziel zurück gegangen, wollte doch Det_Isse, Kirsten und Thomas über die Linie brüllen.
Kirsten und Isse sah ich ins Ziel kommen, Thomas irgendwie nicht…
Mit Det_Isse zusammen bin ich noch was essen gewesen, hierzu gab es vom Veranstalter Essensmarken für einen Teller Erbsensuppe – die digge Bockwurst ging für einsfuffzich extra aber wenn ich sowas sonst schon nicht mehr esse… dann sollte es heute sein.
Kurz nach dem Essen musste Isse los und wir verabschiedeten uns, ich ging noch shoppen und erstand ein schönes Buff – also so´n Fake davon, soll aber ja auch nur als Schweißband dienen.
Zurück zum mittlerweile glühend heißen Auto, das auch nach Stunden Standzeit gleich auf LPG ansprang – normal dauert es etwa einen Kilometer bis von Benzin auf Gas umgeschaltet wird.
Die beiden Blitzen noch in Erinnerung bin ich voll vorschriftsmäßig durch MacPo gerollt und später mit 130 über A20/A1 mega zufriedennach Hause geglitten
Fazit
• Eine hammermäßige Veranstaltung – rundum gut organisiert mit Ticket für die Tram, Verpflegungspunkten und Streckenposten, Nachzielverpflegung
• Die Hinweisschilder zum kommenden Verpflegungspunkt erschienen mir etwas optimistisch was die Entfernung anging – oder kamen mir die jeweils angegebenen 200m durch die Wärme länger vor?
• Super Publikum, die Anwohner haben uns mit Gartenschläuchen und Rasensprengern Kühlung verschafft, kurz vorm Ziel ihrerseits noch zusätzliche Getränkestände aufgebaut und uns grad auf den letzten Kilometern toll angefeuert
• Gut zu erreichen und wenn man früh da ist ausreichend kostenfreier Parkraum
• Ich habe es mal anders herum angehen lassen und bin nicht schnell losgerannt und zum Ende hin überholt worden – im Gegenteil bin ich wenn ich mich recht erinnere nur zwei Mal auf der Strecke überholt worden
• Die Bedingungen könnten ein guter Test für meinen heimlichen Marathon-Traum gewesen sein
• Gern wieder