So der Vollständigkeit halber auch hier mein Bericht vom Oberelbemarathon:
Guten Abend Gemeinde,
jetzt, mit 2 Tagen Abstand ist die Welt wieder ganz ok und die Schmerzen so gut es geht verdrängt

Und solange ich mich noch gut dran erinnern kann, möchte ich dieses taktische Meisterwerk gerne in ein paar Zeilen verewigen
19.
Oberelbemarathon
Anfang Februar startete ich in die heisse Vorbereitungsphase mit, für mich krassen,neuen Umfängen. 90-100 Km lief ich in der Woche, ich wollte bestens vorbereitet sein.. Da das am Anfang auch ziemlich gut lief und auch die Tempoeinheiten vielversprechend waren, setzte ich immernoch einen drauf. So kam es, dass ich meine beste Form etwa zur Zeit meines HM Mitte März hatte. Danach ging meiner Meinung nach nicht mehr so wirklich sehr viel. Es war jedenfalls nicht mehr so leicht wie vor dem Halben. Durch die erreichte zeit von 1:27.50 reifte in mir der Gedanke es doch gleich ein bisschen offensiver zu versuchen, bin ja kein Schisser

Am Samstag vor dem Rennen reisten wir nach Dresden und trafen uns in kleiner Runde mit Tommi-dicke Wade, Kirsten und Frau Isse. Wir redeten und aßen und redeten und aßen

Zeitig ging es dann ins Bett, ich hatte mir ja was vorgenommen. Nur hatte ich die Rechnung leider ohne den Wirt gemacht, denn zum schlafen kam ich in dieser Nacht für genau 90 Minuten.. Auf dem Pensionsflur tobte sich bis 5 Uhr morgens eine weibliche Reisegruppe u 18 aus. Ich war hinreichend bedient, dazu kam dann noch die Aufregung, Gedanken um die Taktik, das Wetter, die Ungewissheit.. Jedenfalls war es dann irgendwann endlich 6 Uhr und ich konnte aufstehen. Wir frühstückten dann ganz in Ruhe, bis zur Bahn war es ja nicht weit.
Leider liefen wir falsch und hätten dann wohl auch die Bahn verpasst, allerdings schickte uns der liebe Gott einen netten Sachsen vorbei, der uns mit dem Auto zum Bahnhof fuhr, das war klasse.
Am Start angekommen wehte hier gleich ein anderer Wind. Temperaturen knapp über 0 Grad und ne steife Brise vertrieben jegliche Frühlingsgefühle. Wir trafen dort noch auf Alcx und Dreamscape hier aus dem Forum und quatschten noch kurz, bevor ich mich abseilte um noch ein wenig Konzentration zu sammeln. Dann gings bald los,ich stellte recht weit vorn auf und es ging direkt los. Ich konnte ganz schnell meinen Rythmus finden, der, wie sich später rausstellte, leider nicht mein Rythmus war. Die ersten 5 km lief ich unter 22 Minuten und nahm dann leicht raus, auch weil das Gelände doch ganz schön hügelig war. Hatte ich so nicht ganz auf der Rechnung. Ich musste mich dann mittlerweile doch ganz gut anstrengen und hatte immer den 3 Stunden Ballon in Sichtweite. Irgendwann nach 10 km hörte ich leichte, lockere Tippelschritte und dann sprach mich Alcx/Micha auch schon an. Dort hatte ich schon arge Probleme mit den Seitenstichen bekommen und versuchte gute Mine zum bösen Spiel zu machen. Das klappte nur mittelmäßig

ALcx meinte dann so bei km 15 er wird dann mal etwa anziehen, der Fiesling
Ich hab mich dann direkt fallenlassen und die Pace ging erstmals auf 4:40. Ich war gar, aber so richtig. Mir war klar, dass das ein ganz, ganz weiter und schmerzhafter Weg wird bis nach Dresden. Ich überlegte erstmals auszusteigen,die Seitenstiche waren echt übel und der Wind wurde immer stärker. Ich hasste mich für diese anfängliche Dummheit und Selbstüberschätzung. In Pirna(18-21km), so wusste ich, gab es die S-Bahn und mir war verdammt nah dran diese Bahn zu suchen, mir war mittlerweile alles scheiss egal. Ich wollte nur noch dass es aufhört. Da erinnerte ich mich aber an mein Töchterchen, welches in Dresden im Stadion auf mich wartete. Es sähe doch echt blöd aus wenn der daddy dann mit der Bahn kommt, dachte ich. Nein, diese Blöße wollte ich mir dann doch nicht geben. Also weiter gings..
In Pirna direkt hat mich dann die 3:15 er Gruppe kassiert, das waren wohl so um die 20-30 Leute. Ich versuchte nochmal dran zu bleiben, das wurde allerdings wieder mit stärkeren Seitenstichen bestraft
Ausserhalb der Stadt sah ich vor mir einen jungen Typen, locker lief er, in Jogginghose. Ich schloss zu ihm auf und quatschte ihn gleich an. Ich musste mich ablenken. Für ihn war es der 1. Marathon, längster Lauf zuvor 22 km. Anfangs war er auch in meiner Nähe und nun wieder, aber er hatte keine Schmerzen und lief auch noch ohne Uhr der arme Kerl. Bei km 25 meinte er dann ich soll mal weiterlaufen, da gings dann bei ihm wohl bergab. Hab dann gesehen, dass er noch über ne halbe Stunde nach mir rein kam. Der hatte bestimmt auch nicht mehr soviel Spaß auf den letzten Kilometern.
Ich hatte mich dann so langsam gefangen, jedoch wurde jede Tempoverschärfung wieder mit größeren Schmerzen bestraft. Es war eine Krux.. Irgenwann dann kam ein Läufer ganz langsam von hinten und lief gleichauf mit mir, das motivierte mich nochmal und es kamen nochmal schnellere Kilometer. Nummer 30 war auch seit 15 km wieder mal einer mit 4:35min. Das war natürlich in meiner Verfassung nix und es wurde von nun an eine richtig derbe Qual. Ich gestattete mir eine Gehpause von ein paar Sekunden und blieb auch an den VPs konsequent stehen um in Ruhe zu trinken. Die langweilige Strecke bis nach Dresden half nicht gerade dabei die Schmerzen zu vergessen. Irgendwann stand dann bei den Kilometerschildern 2km und ich fing langsam wieder an zu leben. Ich riss mich zusammmen und lief ins Stadion wo ich in der Kurve vor dem Ziel noch meine Tochter und meine Freundin sah. Ich hielt kurz bei ihr an, einmal knutschen und dann durchs Ziel.
Dort empfingen mich Tommi und Kirsten und meine Familie und ich hatte einen ganz schönen Kloß im Hals und ich glaub ich hatte auch ein,zwei Tränchen im Auge und war so megafroh, dass es vorbei war,diese Schmerzen vorbei waren und sich ein paar sehr liebe Menschen um mich kümmerten. Danke nochmal an dieser Stelle.
Woran lag es ? Verzockt, zu wenig Schlaf, Gegenwind,nicht mehr in Form, Hügel... ? Wahrscheinlich eine Mischung aus allem.
Was ist also die Moral von dieser Geschichte ?
1. Marathon ist eben doch mehr als 2 x Halbmarathon
2. Fehler beim Pacen können ganz schön weh tun
3. ich bin froh, dass ich es durchgezogen habe
4. ich hab größten Respekt vor allen Leuten hier mit ihren Top-Zeiten
5. ich werde jetzt erstmal wild trainieren und ab Juli steht der Berlin Marathon im Fokus, ich hab da noch ne Rechung offen..
Ein paar Zahlen:
Platz 101. von ca 900
Nettozeit 03:23:45 h
5km Splits:
1. 21:49.
2. 22:26
3. 22:15
4. 24:07
5. 24:26
6. 23:42
7. 25:17
8. 26:28
9. 12:30 ca (vergessen zu stoppen )
Danke für euren Trost und die lieben Worte. Ab morgen bin ich dann wieder laufend unterwegs und am WE steht vom Laufcup ein 15 km Crosslauf an, mal schauen was das wird
Schönen Abend noch an alle und Danke für die Tipps im Vorfeld
Ps: Das Wochenende mit unserem kleinen Foritreffen mit Isse, Tommi, Kirsten und am Sonntag noch Dreamscape und Alcx war wieder mal Bombe. Isse kennt jedes noch so geile Gasthaus, in jeder Stadt auf diesem Planeten
