Hallo Zusammen,
normalerweise schreibe ich vorwiegend "nebenan" bei den "Tempoharten", ich hoffe aber trotzdem, mich hier einklinken zu dürfen.
Ich finde nämlich das Thema "Wettkämpfe" und die Frage nach dem "Ob" oder "Warum" sehr interessant und würde gerne meine Motivation darlegen, warum ich Wettkämpfe laufe.
Vorab zur Info: Ich laufe (wieder) seit Mai 2008, zu Beginn, um nach längerer krankheitsbedingter Auszeit und Übergewicht wieder ein bißchen in Form zu kommen. Das ist mir gelungen.
Aber, wie kam ich zum ersten Wettkampf?
Ich kann mich noch gut an meinen ersten Lauf 2008 erinnern, nach rd. 400 Metern war ich völlig am Ende, platt, tot. An Wettkämpfe war nicht im Entferntesten zu denken. Das änderte sich erst im Januar 2010, als bei mir in der Nähe bei Schnee und Eis ein Benefizlauf für die Erdbebenopfer von Haiti stattfand.
Nach über 1,5 Jahren Laufens oder Joggens, wie auch immer man es nennen möchte - nur mit Armbanduhr, immer die gleichen 2 – 3 Strecken, immer alleine durch den Wald - konnte ich inzwischen 10 km durchlaufen, Zeit war mir völlig egal. Ziemlich naiv dachte ich mir, dass bei so einem Benefizlauf sicherlich nicht so stramm gelaufen wird und ich vielleicht in der Mitte des Feldes mitschwimmen könnte.
Doch weit gefehlt, nach kurzer Zeit des "Mitlaufens" kam das Ende des Feldes so ziemlich nah, also auch die Läufer mit Babyjogger, und das im Schnee!! Mit Müh und Not und einem 6:40er Schnitt (erstmals sekundengenau mit Quartzuhr gestoppt) auf die rd. 6,5 km konnte ich so ca. 10-15 Läufer (von rd. 250) hinter mir lassen. Das war ein Frust. Als früherer Fussballer, damals durchaus sportlich, antrittsschnell, als Mittelfeldspieler lauf- und zweikampfstark und vor allem ehrgeizig, musste ich feststellen, dass es vorne und hinten noch nicht einmal mehr für das hintere Mittelfeld reicht.
Genau das war der Auslöser, mehr Wettkämpfe zu laufen, überhaupt mehr zu laufen und mit so einer Art Training zu beginnen, ich wollte und will es mir immer noch selbst beweisen, dass ich mich noch ein bisschen verbessern kann. Es folgten ein paar Wettkämpfe, unter anderem ein Volkslauf-Halbmarathon, bei dem ich mit einem 7:00er Schnitt leider nur Letzter (von ca. 70 Teilnehmern) wurde. Das ganze relativierte sich dann, als ich erfuhr, dass der Wettkampf ein Lauf im Rahmen des sog. BLV-Läufercups war, bei dem die regionalen Grössen hier in Mittelfranken ihren jährlichen Meister ermitteln. Ups, unter einem Volkslauf hatte ich mir da was anderes vorgestellt. Demotiviert hat mich der letzte Platz nicht, ganz im Gegenteil.
Inzwischen beziehe ich die Motivation, Wettkämpfe zu bestreiten, aus folgenden Punkten:
1. mich selbst zu bestätigen und zu belohnen, nach Wochen des Trainings mit den ungeliebten Intervallen und Tempoläufen dann im Wettkampf evtl. eine Verbesserung erzielen zu können, wenn auch auf ganz niedrigem Niveau,
2. die Freude auf den Wettkampftag, die Aufregung unmittelbar vor dem Start, der Austausch mit anderen Läufern,
3. dann im Lauf wenn möglich das Maximum abzurufen, mich völlig zu verausgaben,
4. auch mit Enttäuschungen leben zu können, wenn es dann nicht klappt,
5. auf längeren Strecken verpflegt zu werden und nicht alles mitschleppen zu müssen,
6. das alkoholfreie Weizen und die Bratwurst nach dem Laufen, gemütlich zusammen sitzen und noch ein bisschen Quatschen,
7. und nicht zuletzt aus dem Ehrgeiz, nicht mehr Letzter zu werden, was mir bisher auch gelungen ist.
Es gibt Wochen, da habe ich keine Lust, mich mit Intervallen zu quälen, da laufe ich meinen 6:30er Schnitt, mal etwas schneller, mal etwas langsamer und geniesse die jeweilige Jahreszeit, die Natur und die Tatsache, dass mein Körper 20 Kilometer locker laufen kann, wo ich mich vor einer Dekade noch nicht einmal mehr schwindelfrei aus dem Bett erheben konnte. Das ist doch

.
Aber, so richtig quälen, an meine Leistungsgrenze gehen, kann ich eben nur im Wettkampf bzw. in den Wochen davor im Training, wenn ein für mich wichtiger Wettkampf ansteht.
So wie nächste und übernächste Woche, da freu ich mich drauf, da bin ich heiss drauf.
Ich hoffe, nicht gelangweilt zu haben und wünsche Euch gute Läufe.
Grüsse vom Bubi (der ewige Lauf-Anfänger)