Vielen lieben Dank euch.

Mir geht es heute gut, keinerlei Probleme und auch der Muskelkater hält sich in Grenzen. Musste mein Fahrrad noch von der Treppe abholen, bin heute Morgen also ne Weile spazierend unterwegs gewesen, war gut für die Muskulatur.
Irgendwie bin ich nun auch erleichtert, die nächsten Jahre wird es für mich keinen Treppenlauf mehr geben. Auch wenn ich nur 3 Km von der Treppe entfernt wohne und dort oft vorbeilaufe, die Versuchung besteht einfach nicht mehr. Der Grund dafür ist aber nicht der Lauf selber, der geistig und körperlich sehr extrem ist. Nein, es ist ein viel besserer Grund. Es kommt selten vor, aber es war von der Vorbereitung her bis zum Zieleinlauf einfach der perfekte Lauf, da hat alles gepasst. Die Chance, das noch einmal so hinzubekommen, wäre nur minimal. Ich habe am Wochenende alles erreicht, was zu erreichen war. Es ist sogar um einiges besser gelaufen, als ich je gedacht hätte, das ist einfach nicht mehr zu toppen. Allein schon mit dem Wetter steht oder fällt der gesamte Lauf, egal wie gut die Vorbereitung auch war, dieses Jahr war es fast perfekt.
Das Training:
Die Erfahrungen vom letzten Jahr haben mir sehr geholfen, in mehrfacher Hinsicht. Dieses fing schon beim Training an, vier Monate vorher ging es damit los und wurde in den letzten Wochen maximiert. Das war dann ein Mix aus fast täglich laufen, langen Läufen und zeitintensiven (teilweise Stunden) Läufen auf der Treppe. Da standen dann auch schon mal 30 Runden auf der Treppe auf dem Programm, oder der Oberelbe Marathon. Das ganze glücklicherweise verletzungsfrei und ohne Probleme überstanden. Es kamen dabei aber auch noch andere wichtige Komponenten hinzu, die da richtig gut reingepasst haben. Wir hatten hier so gut wie keinen Winter, also kein Schnee und kein Eis. Auch von den Temperaturen her ging es nur selten unter die 0 Grad. Somit war es jederzeit möglich zur Treppe zu gehen, die dazu auch noch beleuchtet ist. Meine größte Sorge, gerade in den letzten zwei Wochen vor dem Lauf, jetzt bloß gesund bleiben. Eine simple Erkältung, oder Corona, und die ganze Vorbereitung wäre "umsonst" gewesen. Es hat letztendlich gepasst, worüber ich mehr als froh war. Gegessen und getrunken hatte ich die Tage vorm Lauf genug, auch ausreichend lange geschlafen. Auch vom eigenen Wettkampf Gewicht her hat es gepasst, es konnte losgehen.
Die Ausrüstung:
Beim Treppentraining habe ich fast ausschließlich alte Schuhe genutzt, also die, die gerade noch so gehen. Beim Blick in mein Schuhregal sah es auch nicht besser aus, mehr als dreiviertel meiner Schuhe gehen gerade noch so, oder sind eigentlich schon nicht mehr zu gebrauchen. Im Lager hatte ich noch ein paar nagelneue Cloudsurfer (günstig bekommen) stehen, seit Jahren schon mein Lieblingsschuh Modell. Der Oberelbe Marathon stand an, also warum nicht gleich mal einweihen. Gesagt, getan und ich war echt positiv überrascht. Die Schuhe gehören schon der neueren Generation an und sind dadurch um einiges leichter. Selbst nach dem Marathon keine Druckstellen, keine Blasen und sehr angenehm zu tragen. Also nochmal auf der Treppe getestet und es stand fest, die sind es! Beim gesamten Lauf bin ich nicht ein einziges Mal an den Treppen hängen geblieben und auch nicht abgerutscht, war der perfekte Laufschuh dafür, sollte wohl so sein. Auch so eine 2 Liter Trinkflasche habe ich mir mal gegönnt, nur für diesen Lauf. Auch das hat wohl so sein sollen, speziell am 2. Tag war ich über diese Entscheidung heilfroh, da war ich dann so richtig dehydriert. Den letztes Jahr gekauften Nummer Haltegurt wollte ich eigentlich nicht mitnehmen, fand das Tragen nervig. Letztendlich wurde auch der mitgenommen und wie sollte es anders sein, gute Entscheidung. Beim Sachenwechsel war das Thema in wenigen Sekunden erledigt, kein nerviges Gefummel mit dem Anbringen der Nummer mehr. Auch vom Tragen her hat er nicht gestört, war da mit anderen Dingen beschäftigt.
Der Lauf:
Vor dem Start sind eine Rollstuhlfahrerin und ein Rollstuhlfahrer (beide aus Italien angereist) die Treppe "hinuntergefahren", also ein Balancieren mit reiner Muskelkraft, sehr starke Leistung! Leider konnte ich es nicht weiter verfolgen, da die Startnummernausgabe nach deren Start gleich weiter ging. Und schon ging es für die 100er Läufer los. Es war beim Start um die 21 Grad, also 16 Uhr. Dieses kannte ich schon vom letzten Jahr, dieselben Temperaturen, dieses Mal war es zum Glück ab und an wolkig. Da kam mir auch wieder die Erfahrung vom letzten Jahr zugute, ja nicht zu schnell angehen, das rächt sich sonst! Auch wenn es natürlich die schnellsten Runden vom gesamten Lauf waren, habe ich mich da regelrecht gezwungen auf die Bremse zu treten, während viele Läufer regelrecht losgestürmt sind. Gute Entscheidung! Rund 2/3 des Läuferfelds sind in der Nacht ausgestiegen, oder haben die 100 Runden nicht erreicht. Am späteren Abend / in der Nacht war es dann perfekt, waren so um die 9-12 Grad und nur sehr wenig Wind. Die dünne, ärmellose Windjacke hat auch wie voriges Jahr von den Temperaturen her perfekt gepasst, in der Nacht.
Letztes Jahr hatte ich viel zu wenig getrunken und gegessen, dieses sollte dieses Jahr anders werden. Wurde es auch, zumindest was das Essen angeht. Es gab wieder ein schönes Buffet im Start- / Zielbereich, mit verschiedensten Sachen. Mein Menü beim gesamten Lauf bestand aus, Apfelschorle mit Wasser, Cola (2. Tag), Weintrauben, Melone, Gurke, Äpfel, Kartoffeln und 2 Brötchen. Habe bei fast jeder Runde einen größeren Schluck genommen, auch wenn das natürlich wieder mal viel zu wenig war. Wie immer halt ...
Bis Runde 50 lief es ganz gut, auch wenn es natürlich von Runde zu Runde immer härter wurde. Mir war von vornherein klar, will man eine gute Zeit, darf man keine Pausen machen. Eine weitere Erfahrung aus dem letzten Jahr. Gedacht, getan ... bis auf eine Ausnahme. In Runde 59 hatte ich so einen krassen Leistungs- / Motivationsabfall, dass ich sofort raus bin und nicht erst noch die 60. Runde vollgemacht habe. Das waren dann die einzigen 10 Minuten sitzend, im gesamten Lauf, wo ich schnell ein Brötchen gegessen und viel getrunken habe. Und ich hätte es nicht gedacht, es wurde dann wirklich von Runde zu Runde wieder besser.
Von der Muskulatur her hatte ich den gesamten Lauf keinerlei Probleme, nur die Fußsohlen krampften ab und an mal, so wie schon letztes Jahr. Dieses Jahr hatte ich aber bedeutend weichere Schuhe und mit ein paar Mal kräftig auftreten verschwanden die Krämpfe zum Glück wieder. Magnesium hatte ich vorsorglich die Tage zuvor schon genommen. Bis Runde 50 bin ich auf der gesamten Runde durchgängig laufen, erst danach ging es hoch zu flott gehend voran, es hieß Kräfte schonen. Bis dahin konnte ich schon einige Runden rauslaufen, bzw. Zeit gutmachen, war die richtige Entscheidung. Danach wurde es dadurch zeitlich um einiges langsamer pro Runde.
Nun eine nicht so schöne Sache. Es gab zwischendurch noch andere Wettbewerbe, also Läufe mit 25 Runden, 50 Runden und 3er Team Staffellauf. Die Treppe wurde also zeitweise so richtig voll. Die 25er / 50er waren kein Problem, das Tempo wurde nach ein paar Runden automatisch langsamer. ;-) Wenn dann aber um 0:00 Uhr, wo die 100er Läufer bereits 8h Treppe in den Beinen haben, die 3er Staffeln losgehen, macht das echt keinen Spaß mehr. Bei denen geht es um Zeit und bei 3 ständigen Abwechslungen haben die alle auch noch genug Kraft für viele Runden. Somit musste man dann stundenlang in der Nacht aufpassen, um nicht über den Haufen gerannt zu werden. Oder gleich Platz zu machen, wenn von hinten wieder mal einer mehrere Treppe runterspringt ... Da war es schon irgendwie eine glückliche Fügung, dass der Großteil der 100er ausgestiegen ist. Auch ein Grund, warum es zukünftig wohl eher langsamer von den Zeiten her werden würde, als schneller. Man konnte oft nicht sein eigenes Tempo laufen und das Überholen kostete jedes Mal zusätzlich Kraft, die man eigentlich nicht mehr hatte.
Natürlich war ich wieder der Einzige, der 3mal das Ladekabel an der Uhr hatte.

Meine Uhr ist nun 6 Jahre alt und länger als 7h im Normalbetrieb ist nicht. Den Puls abzustellen hat auch nur eine zusätzliche Stunde gebracht, dafür hatte ich dieses Mal das Kabel aber auch mit!

Frage mich echt wie alle anderen das machen, halten die Uhren heute 20 und mehr Stunden mit GPS?
Irgendwann bei Runde 70 habe ich dann auf Cola gewechselt. Ob es nun wirklich daran lag, keine Ahnung. Ein paar Runden war ich richtig gut drauf, die Kraft war kurzfristig wieder da. Die letzten 30 Runden zogen sich wie Gummi, der schwierigste Teil des gesamten Laufes überhaupt, vor allem mental. War echt froh, dass immerhin die Beine gut mitgespielt haben, keinerlei Probleme. Nur die Kraft ließ von Runde zu Runde spürbar nach. Immerhin kam dann die Morgensonne raus, es wurde um einiges wärmer und mental freundlicher. Dieses half ungemein, man stelle sich mal vor, es fängt im letzten Drittel zu regnen an … Irgendwann waren die 90 Runden dann schleppend erreicht, dann spielt es mental auch keine Rolle mehr, man will und wird es jetzt schaffen! So wurde dann Runde für Runde abgezählt und letztendlich stand die 100. Runde an, nach fast 2 weiteren Stunden. Endlich!
Beim Blick auf die Laufuhr war ich sehr überrascht, mit der Zeit hatte ich vor Allem nach den letzten Runden überhaupt nicht gerechnet. Ein
„geheimes“ langjähriges Ziel war theoretisch noch möglich, komm versuche es! Also ging es um einiges flotter die Treppe runter, den Abschnitt von der Kehrtwende unten hoch zu bin ich wieder "gerannt". Beim "Maskottchen" Clara gab es dann am unteren Treppenabschnitt Applaus, einen kleinen Blumenzweig und die Medaille, sehr nett.
Der letzte Treppenaufstieg stand an und ich habe nochmal alles gegeben, was von den Beinen her möglich war. Oben wieder die große Ankündigung, Applaus und das Abklatschen mit dem Orgateam, war wieder mal ein genialer Zieleinlauf! Auch mein langjähriges Ziel konnte ich erreichen, dieses hatte ich letztes Jahr (20:24h) für unmöglich gehalten. Somit stand schon direkt hinter der Ziellinie fest, dieses war ein krönender Abschluss dieses extremen Laufes (3. Teilnahme), den ich nicht mehr toppen kann. Das war für die nächsten Jahre mein letzter Lauf hier.
Zeitlich würde sicher noch etwas gehen, mit persönlichem Support, oder eigenem Trinken / Essen. Aber rückblickend auf die letzten 4 Monate, die viele Zeit und die Anstrengung allein schon mit dem Training, ist es mir das einfach nicht wert. Dieses Jahr hat wirklich alles gepasst, sehr unwahrscheinlich, dass es nochmal so klappt. Für morgen waren hier 29 Grad und Sonnenschein angekündigt, das wäre beim Lauf interessant geworden, so fast ohne Schatten auf der Strecke.
Zuhause habe ich mich dann erstmal aus den Laufsachen / Laufschuhen geschält. Nach den vielen Jahren vorher weiß ich natürlich, was wo abzukleben oder einzuschmieren ist. Und es war auch dank den Schuhen perfekt. Zwei leichte Druckstellen auf den Fußrücken, wie immer halt. Ansonsten keine Blasen, nichts gescheuert, alles tiptop. Auch die Schuhe haben den Einsatz ohne Schäden überlebt, die habe ich so zum Glück noch eine Weile. Beim ersten Blick in den Spiegel bin ich etwas erschrocken, der Flüssigkeitsmangel / -verlust muss krass gewesen sein. Da hat mich nur noch ein fahles, skelettartiges Gesicht angeschaut, mit dicken pochenden Schläfen. Zum Glück war heute Morgen wieder alles ok.
Ansonsten war es wieder ein top Event, mit einem super Team, kann ich nur empfehlen! Selbst 2 Uhr nachts standen die Helfer bereit, um Getränke einzufüllen, oder Wünsche zu erfüllen. Das Ganze mit persönlicher Moderation, vielen Lachern und Musik, eine schöne Ablenkung.
Und nun? Nach dem Lauf ist vor dem Lauf, es kommt erstmal keine Langeweile auf. In zwei Wochen ist der Rennsteiglauf und nach den letzten Wochen würde ich mal so denken, dort geht was!
Laufdaten Strecke (100 Runden): 84,4 Km / +8.848 Hm / +39.700 Stufen (Sandstein).