xBLUBx hat geschrieben:
Wenn man als Anfänger doch eine LD macht – und falls der Experte sich auch als "richtiger" Fachmann erweist – was kann man mit den Ergebnissen anfangen?
Mit einem Test kann man noch nicht so viel anfangen. Interessant wird es erst eigentlich erst ab 3 Tests, weil man dann die zwei Trainingsphasen dazwischen und die Resultate vergleichen kann.
Aber als Leistungstest können ja auch WK dienen, nur ist da die Vergleichbarkeit nur bedingt gegeben. Ich würde die LD auch in dem Rahmen einordnen von der Aussagekraft her: Eine gelungene LD ist von der Aussagekraft ähnlich wie ein gelungener WK.
WK- und Trainingsergebnisse haben imo das beste Verhältnis von Aufwand und Aussagekraft . Es hat ja auch seine Gründe, dass auch die meisten Pros nicht auf Vorbereitungswettkämpfe verzichten, selbst wenn das Geld für die LD für sie nicht relevant wäre.
Viele Anfänger machen den Fehler, dass sie zu wenig Wettkämpfe laufen. Möglicherweise trauen sie sich nicht oder haben Angst vor der nötigen Erholung danach (die nötige Erholungszeit wird auch häufig falsch eingeschätzt.). WK sind aber wichtig, um zu lernen, sich voll zu belasten.
Die Befürworter der LD werden natürlich etwas anderes sagen, sie werden behaupten, dass man nur so die Trainingsbereiche bestimmen könne und dass das DIE wissenschaftliche Methode wäre und nur so alles gut würde oder so ähnlich
Natürlich wird in der LD meist ein breiteres Spektrum an Intensitätsstufen als in den meisten WK abgedeckt. Dafür sind die Stufen aber recht kurz, was die Aussagekraft doch einschränkt.Profis machen z. b. auch oft eine für ihr Ziel spezifische Diagnostik - also nicht alles von ganz langsam bis ganz schnell, sondern feinere Abstufungen mit längeren Ettappen in der Nähe vom Zieltempo.
Und was bedeutet das wirklich, wenn jetzt z. B der Laktatwert bei 80% HfMax angeblich zu hoch wäre? Weiß man davon zwingend, wie lange man das Tempo durchhält? Weiß man dadurch, ob man das Tempo jeden Tag laufen kann und wenn ja wie lang? Was passiert in der Gruppe im WK oder Training im Vergleich zur LD alleine? Sagt die LD etwas über die Muskelfaserverteilung?
Man muss das ganze mal von vorne bis hinten durchgehen und überlegen, was die LD prinzipiell
nicht leisten kann. Da kommen eine Menge Fragen zusammen, die die LD nicht beantworten kann oder eben nur ähnlich gut wie ein Wettkampfergebnis.
Man kann eine LD machen, man kann da auch was rausziehen. Aber die meisten Schnellsch(l)üsse sind fragwürdig.
Beispiel Grundlagenausdauer: Die ist für mich dann zu schlecht, wenn das gewünschte Training nicht durchgeführt werden kann wie gewünscht, also das gesamte Pensum. Natürlich müssen wir da auch den gesamten Stress eines Läufers berücksichtigen, also Arbeit, Familie, andere Hobbies etc. Ich mache den Stand der GA nicht an irgendwelchen einzelnen Messwerten fest.
Aber um mehr Grundlagenausdauer zu haben. müssen wir irgendwie mehr trainieren, wir wollen mehr Belastung aushalten. Grundlagenausdauer ist eher ein Mittel zum Zweck als ein u. allen Umständen zu maximierendes Element. Die Idee, dass eine Verschiebung des Fokus auf langsame Läufe bei gleichem Umfang wunder wirken könne, ist sehr fragwürdig. Denn dadurch würde die Gesamtbelastung gesenkt, aber man will sich ja an
mehr Belastung gewöhnen.
Mehr langsames Laufen dient also im Normalfall der Umfangserhöhung. Das ist der eigentliche Hauptgrund für (relativ) langsames Laufen: Den Umfang zu maximieren. FSW etc ist alles erstmal zweitrangig. Die Idee, dass ich mit weniger Mehr erreiche, ist verlockend, genau wie die, aus Dreck Gold zu machen. Aber wir wissen, dass das im realen Leben meistens eher nicht funktioniert - ausgenommen tapering oder man hat vorher eindeutig zu viel gemacht.
Jetzt kommt ein Läufer hin, trainiert 3mal die Woche und macht die LD. Bevor ich dem eine Trainingsempfehlung geben kann, muss ich den fragen: Bist du bereit und in der Lage, mehr zu trainieren? Wie hast du bisher trainiert? Und noch einiges andere mehr ...
Und dann gibt es eben verschiedene Meinungen und Erkenntnisse: In vielen Studien konnte die Ausdauer durch Intervalltraining deutlich schneller gesteigert werden als durch langsames Laufen. Jetzt muss man natürlich auch schauen, wie man welche Ausdauer überhaupt misst. Das ist gar nicht so einfach, man will ja keinen Testlauf von 50km machen. Die Befürworter der LD behaupten, sie könne da ein weites Spektrum an Ausdauer messen. Aber wenn mich interessiert, ob ich 6 Wochen lang hintereinander 80-100km/woche laufen kann MUSS ich das ausprobieren, bzw. die Schritte dorthin ausprobieren.
Wenn also der Ratgeber also einfach nur sagt: Ja, Puls und Laktat ist bei dem Tempo so und so und das ist zu hoch, also muss man so und so langsam trainieren, dann ist das imo recht dürftig. Es gibt zig Alternativen zu diesem Vorschlag, und er muss gut begründen können, warum sein Vorschlag der beste ist, und nicht nur einfach sagen: Das ist so wegen dem FSW, als ob das der alles bestimmende Faktor wäre. Uns selbst wenn es so wäre, müsste die Hauptrichtung möglicherweise einfach sein: Mehr laufen.
Gruß
C