Hallo zusammen,
am Samstag stand neben dem Möhnesee-Pokallauf die schwierigste Strecke auf dem Programm, der Volkslauf Altastenberg, der kleine Bruder im Rahmen des
Hochsauerlandlaufs, letzterer einer der ältesten Volksläufe Deutschlands. Hier findet sich immer ein kleines, aber feines Starterfeld ein, die teilweise von relativ weither angereist sind. Der Lauf ist schon so etwas wie ein Geheimtipp für Kenner. Hier ist alles noch sehr dörflich, was nicht unbedingt ein Nachteil sein muß. Nettozeiten, Chipzeitmessung und Urkundendruck im Internet gibt es hier nicht, dafür aber eine erlesene Kuchentheke, eine familiäre Atmosphäre und ein Volkslaufzentrum der kurzen Wege, mitten in der Natur des Bergwanderparks.
Die Strecke des Hauptlaufs würde mich schon reizen, aber 25 km sind für mich auf absehbare Zeit unrealistisch, besonders auch noch garniert mit 450 Hm. So mußte es dann wie im Vorjahr wieder der 11 km-Volkslauf sein. 190 Hm sind für mich auch vollauf ausreichend, zudem noch mit dem gemeinsten aller denkbaren
Höhenprofile. Altastenberg ist ein 400-Seelen-Dorf, gehört zu der Gemeinde Winterberg, nur wenige Kilometer vom Dach des Hochsauerlands, dem Kahlen Asten entfernt, "dort, wo das Sauerland am höchsten ist" (mit diesem Slogan wirbt die Region um Touristen). Hier ist es normalerweise immer 5 Grad kühler als im Flachland, nur am Samstag nicht. Da herrschte dort strahlender Sonnenschein bei 20 Grad am Nachmittag. Zum Vergleich: Im Vorjahr war hier noch mit 14 Grad ideales Laufwetter.
Um 16:00 Uhr wurde der Hauptlauf gestartet, 15 min. später der Volkslauf. Ich finde diesen 15 min-Abstand etwas unglücklich, weil die 25 km-Läufer zuerst eine kleine Zusatzschleife absolvieren müssen und danach auf der gemeinsamen Strecke mitten ins Hinterfeld der Volksläufer geleitet werden. Deshalb wurde ich plötzlich zwischen km 2 und 3 von den Spitzenläufern des Hauptlaufs überholt. Was natürlich für mich weniger ein Problem ist als für die überholenden Läufer, die um den Sieg im Hauptlauf laufen. Wer diese Besonderheit nicht kennt, rechnet mit so etwas an dieser Stelle nicht. Auch ich hatte meine Probleme mit dem Überholen. Auf grobem Schotter mit fiesen Querrillen fühle ich mich eh nicht so zuhause, außerdem wollte ich angesichts der noch kommenden Schwierigkeiten nicht schon auf dem Bergabstück Harakiri veranstalten. Ich erreichte den tiefsten Punkt, die Renaubrücke und rief meinem Nebenmann zu: "Das war jetzt der leichte Teil!" Danach folgte der schlimmste Anstieg in meinem Laufkalender, knapp 1 km mit durchschnittlich 7% Steigung, maximal 12%. Ich hatte zwar bald niemanden mehr hinter mir, aber der Berg zog und zog sich, und ich war ziemlich im Eimer, als ich oben ankam. Der Anstieg wurde dann relativ flach und ich hatte große Mühe, wieder mehr Tempo aufzunehmen, schließlich gelang das doch einigermaßen. Dann kam die Verpflegungsstelle am Mieneplatz bei km 7, wo die Hauptlaufstrecke sich wieder mit der Volkslaufstrecke vereinigte. Ich nahm in vollem Lauf einen Becher Wasser auf, trank einen Teil, schüttete mir den Rest über den Kopf, da die Sonneneinstrahlung auf einigen Teilstücken schon ziemlich unangenehm war. Wie im Vorjahr überholte ich hier meinen Vordermann, der zum Trinken stoppte. Dann folgte wieder ein steilerer Anstieg und ab hier wurde es sehr hart. Seit km 3,5 gab es kein Bergabstück mehr, keine Gelegenheit zum Ausruhen und ich mußte bisweilen, wenn ich einen Vordermann erreicht hatte, mich kurz hinter ihm "ausruhen", bevor ich zum Überholen ansetzte. Am Hotel Golden Tulip, wo der Waldweg wieder die Straße erreichte, verlief ich mich auch noch und wäre beinahe auf die Straße gelaufen. Es ging gar nichts mehr, ich quälte mich mühevoll über die letzten zwei Kilometer, ich befürchtete ernsthaft, meine Vorjahreszeit von 58:04 nicht zu schaffen, was mir zuvor noch nie und nirgendwo passiert war. Ich bin bisher immer in einer Folgeausgabe eines Wettkampfs auf identischer Strecke schneller gewesen als im Vorjahr. Ich sah nicht auf die Uhr, wollte das Elend nicht sehen, mittlerweile war mir sowieso alles egal, ich schaffte keinen Schlußspurt mehr, ich war nur froh, es überstanden zu haben. Dann mußte der Blick auf die Uhr doch irgendwann sein: 56:06 (=5:06/km), zwei Minuten schneller als im Vorjahr. Puuuuh! Aber ein Ruhmesblatt war die Zeit für mich nicht.
Was war falsch gelaufen? Hier mal eine Analyse mit Sektorzeiten bzw. hier Km-paces für die verschiedenen flacheren oder steileren Bergauf- bzw. Bergabstücke inkl. Vergleich zu meiner Vorjahrespace:
Strecke Bezeichnung Zwischenzeitpunkt_ Höhe_ _HDiff_ Pace Pace
___________________________________________________ 2013 2012
km_ 0,0 Altastenberg Volkslaufstadion_ 789 m
km_ 3,5 Renau Betonbrücke ____________ 594 m _-195 m 4:23 4:27
km_ 4,5 Marktplätze __________________ 664 m __ 70 m 5:49 6:26
km_ 7,2 Mieneplatz (Verpflegung) _____ 688 m __ 24 m 5:05 5:21
km_ 9,2 Hotel Golden Tulip ___________ 748 m __ 60 m 5:47 5:58
km 11,0 Altastenberg Volkslaufstadion_ 789 m __ 41 m 5:21 5:23
(sorry für die blöde Formatierung, aber sonst war es gar nicht mehr lesbar)
Eigentlich gar nicht so viel. Ich war einfach an meine Grenzen gekommen, wie auch schon im Vorjahr. Vielleicht hätte ich den Hauptanstieg km 3,5-4,5 etwas ruhiger angehen sollen, dann wäre ich hintenheraus evtl. nicht so abgesackt. Ob das die Zeit aber unter dem Strich verbessert hätte, bleibt mal dahingestellt. Außerdem hatte ich in der Ergebnisliste plötzlich Läufer hinter mir, die normalerweise eigentlich immer vor mir sind. Also war ich nicht der einzige, der ein Problem hatte.
Alles in allem aber wieder ein sehr schöner Lauf, ich würde ihn nicht missen wollen und komme gern nächstes Jahr wieder dorthin zurück, Zeit hin, Höhenmeter her. ;)
@Det_isse: Ich schaffe trotz Bahn mein Intervalltempo auch nicht immer so genau. Hängt auch von der Tagesform und vom Wetter ab. Bei um die 30°C würde ich allerdings kein hartes Intervalltraining machen. Damit kann man sich auch schon mal aus dem ganzen Trainingsplan rauskegeln. Ich würde z.Zt. mindestens 15 sek/km langsamer laufen als gefordert.
Allein eine gute Laufwoche trotz der großen Hitze und Felida einen schnellen Wiedereinstieg!
