Det_isse hat geschrieben:Turbito, auch wenn du deinen WK vergeigt hast, nimm's locker. Es werden noch viele schöne WK-Erlebnisse folgen. Und immer nur PB wäre langweilig, oder?
Naja, meine letzte 10er PB liegt immerhin schon über ein Jahr zurück. Aber Du hast recht, es geht mir vorrangig um die Erlebnisse, wenn es mir nur um die Leistung ginge, müßte ich in der Tat mein WK-Programm drastisch zurückschrauben. Deshalb trifft die Bezeichnung WK auch bei mir nicht mehr unbedingt den Sinn des ganzen. Laufveranstaltungen trifft es schon besser. Aber Startnummer, Zeitnahme und Urkunde müssen schon sein, sonst fehlt dann doch der Pep dabei (nicht der Guardiola

)
Ich war sehr im Zweifel, was ich nach dem Fiasko vom Mittwoch mit dem heutigen Citylauf in Herdecke (10 km) machen sollte, schließlich war ich ja für den Lauf inkl. Herdecker Laufserie angemeldet. Am Mittwochabend noch fast am Rande des Kreislaufkollaps dauert die Erholung nach so einer Belastung nach meinen Erfahrungen mindestens eine Woche, wenn nicht länger, bis die volle Leistungsfähigkeit wiederhergestellt ist. Eine gute Zeit schier unmöglich, zudem so eine Doppelbelastung evtl. nicht sogar riskant wäre. Aber Turbito gibt keinen WK freiwillig her.

Ich beschloß, die drei Tage dazwischen komplett zu pausieren und das Zeitziel auf das zu korrigieren, was ich unter diesen Umständen für machbar hielt. Ich entschied mich für Sub-50 und einen verhaltenen Start und dann schauen, was geht.
Die Strecke besteht aus 5 Runden zu je 2 km auf einer sehr welligen Strecke, untypisch für einen Citylauf. Es geht eigentlich permanent rauf und runter, fast gar keine Flachstücke, keine langen Anstiege wie beim Campuslauf, sondern mehr so eine Achterbahn. Viele Läufer hassen diese Strecke, weil sie unbequem ist, schwer schnell zu laufen, mental anspruchsvoll, man kann fast nirgendwo ausruhen. Ich mag sie, aus denselben Gründen und sie liegt mir durchaus.
Nachdem letztes Jahr überraschend Sabrina und Hildegard Mockenhaupt (Sabrinas Mutter) hier antraten, gab es dieses Jahr mit Melaku Belachew einen Starter aus Äthiopien. Vor dem Start zogen schwarze Wolken auf, es fing an zu tröpfeln. Sollte mir recht sein, alles war besser als noch eine Hitzeschlacht, ein Gewitter vielleicht mal ausgenommen. Aber es blieb trocken bei angenehmen 18-19 °C, das war schon mal eine gute Voraussetzung, daß das Vorhaben gelingen konnte.
Dummerweise hatte ich den falschen Brustgurt mitgenommen und es gelang mir nicht mehr, diesen mit meiner Uhr zu paaren, weil sich permanent andere Sender in Reichweite befanden. Ich entfernte mich mehrere 100 m vom Start, es half alles nichts. Ich mußte ohne HF-Anzeige und Aufzeichnung laufen. Das Problem war dasselbe wie beim Campuslauf, ich mußte komplett nach Gefühl laufen, ohne HF und ohne eine aussagekräftige Pace-Anzeige wegen des Höhenprofils. Ich konnte nur die Rundenzeiten heranziehen. Ich stand wegen der Probleme mit meinem Brustgurt ziemlich hinten im Feld und lief entspannt los, nur bei dem Bergabstück auf halber Strecke der Runde ließ ich die Kuh fliegen und überholte wieder eine ganze Gruppe Konkurrenten. 9:15 (=4:37/km) nach der ersten Runde. Verdorrich! Ich wollte doch LANGSAM starten!
Ich nahm sofort Tempo raus, damit sich die Ereignisse vom Mittwoch nicht wiederholten. Ich lief besonders die Anstiege sehr defensiv und verzichtete auch bergab auf meine Zwischensprints. Daran tat ich gut, denn so bekam ich das Rennen wieder in den Griff. Ich merkte ab Runde 3 deutlich, daß ich nicht hinreichend ausgeruht war. Aber das hatte ich erwartet. Ich hängte mich an andere Läufer ran, ließ mich ziehen, aber nur, wenn ich nicht schneller werden mußte. Ich verzichtete im Zweifel auf das Überholen, blieb hinten dran. Die Rundenzeiten pendelten sich um 9:45 (=4:52/km) ein. Als ich in die letzte Runde ging, hatte ich 38:30 auf der Uhr und da sah es für Sub-50 sehr gut aus. Die eine Runde würde ich dann auch noch schaffen, auch wenn es jetzt wirklich ziemlich schwer ging. Der letzte Kilometer in Herdecke ist sehr anspruchsvoll, der geht nur noch bergauf. Ich war auch endgültig am Ende meiner Kräfte, aber mit dem Ziel vor Augen geht das auch noch. Bruttozeit 48:33. Na bitte! Ich war im Ziel wirklich fertig und merkte, daß ich erwartungsgemäß noch nicht wieder voll belastbar war, aber ich war froh und glücklich, dieses schwierige Unterfangen einfach nur gut überstanden zu haben und dann auch noch mit einer ganz manierlichen Zeit. Jetzt habe ich erstmal 14 Tage WK-Pause. Die werde ich auch brauchen.
Melaku Belachew gewann erwartungsgemäß das Rennen mit einem phänomenalen neuen Streckenrekord von 29:36 !!