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von Turbito
Nee Leute,
heute gabs nix zu rocken oder rauszuhauen. Um es vorweg zu nehmen: Es war eine Katastrophe.
Es fing alles schon von Anfang an sch... an. Ich war 70 min. vor dem Start vor Ort, sollte eigentlich reichen, oder?
Erstmal hatte man das Areal rund um Start&Ziel weiträumig für Fahrzeuge abgesperrt. Keine Beschilderung, keine erkennbaren Parkflächen, alles nur schmale Landstraßen. Auf Nachfrage beim Einweiser wurden alle Fahrer eine gefühlte halbe Tagesreise rund um den Ort geschickt. Zum Glück wurde ich am Ende mit meinem Rennwagen nicht auf eine sumpfige Wiese dirigiert, sondern es wurde mir ein Platz am Rande eines Feldwegs zugewiesen. Soweit, so gut. Der Anmarsch über den Feldweg zum Start/Zielbereich dauerte Ewigkeiten. Klat, wenn man nur in einer Reihe hintereinander parken kann, wird die Autoschlange sehr schnell sehr lang. Irgendwann angekommen, die Startnummer geholt, den gaaaaanzen Sch.... wieder zurück, umziehen und Startnummer befestigen. Leichter gesagt als getan. Alles, was man in die Hand nahm, wurde einem vom Wind förmlich aus der Hand gerissen. Ich befestigte meine Nummer auf dem Rücken liegend auf der Rücksitzbank meines Wagens bei geschlossenen Türen. Das dauerte ebenfalls und es waren mittlerweile nur noch weniger als 25 min. Zeit. Kurz noch ein ganz klein wenig warmlaufen, aber bei Windstärke 6-7 kommt man ja kaum voran. Schnell in die Startaufstellung, noch 10 min. Sch.... Trinken vergessen. Langsam bekam ich Zustände, ich spürte Plus und Blutdruck steigen.
Dann um 11 Uhr setzte sich das gut 400 Läufer starke Feld in Bewegung. Von dem langen Anmarsch vom Auto zum Start war ich inzwischen wieder völlig durchgefroren (ich konnte keine Überbekleidung meitnehmen, die wäre ich nirgendwo los geworden), die Beine waren völlig steif. Ich versuchte, trotzdem mein Tempo zu laufen, zumal es hier auf den offenen Feldern ordentlich Rückenwind gab. Zwei Splits in 4:37 und 4:30, das war OK, aber dann nahm das Unheil seinen Lauf. Ich merkte, daß ich schwer und unrund lief und ich wurde einfach nicht warm. Dann der Anstieg bei km 4, giftig, wie versprochen, ich quälte mich hinauf, oben eine Split von 4:56. Na dann gute Nacht. Die 5K-Zeit war mit 23:11 war noch halbwegs ordentlich, aber das Dicke Ende kam noch hintendran. Ein Linksabzweig und man lief fast in eine Wand hinein Sturmböen, wie ich sie in meine Läuferkarriere noch nicht erlebt habe. Teilweise blies es 30 sek. lang volle Pulle und man stand fast still. Nächste Split 5:02. Es war nix zu machen und meine Kraft ging auch schon zur Neige. Nochmal links ab und der Wind legte sich wieder etwas. Bergab nochmal eine 4:24 und trotzdem noch versucht auszuruhen.
Dann das Highlight, eingangs des Örtchens Flierich wurde jeder Läufer von der versammelten Anwohnerschaft soweit es ging einzeln(!) mit einer La-Ola-Welle begrüßt. Tolle Aktion, die mir noch wieder etwas Mut zum Durchhalten gab. Aber es war nur noch ein Dahinschleppen. Ich hatte oben auf der Höhe schon zu viele Körner gelassen. Km 8 in 4:42, wieder rechts ab und das Wind-Spektakel begann von neuem. Kaum ein Vorwärtskommen, kein rundes flüssiges Laufen möglich, ein einziges Ankämpfen gegen den Wind. Meine Startnummer sah aus wie frisch aus der Mülltonne gefischt. Ich suchte verzweifelt nach Windschatten, nahm auch in Kauf, langsamer zu laufen als ich gekonnt hätte. Die Zeit war mir inzwischen schnurzpiepegal. Km 9 in 4:48, völlig wurscht, nur noch irgendwie ankommen. Mein Vordermann wurde langsamer und langsamer, aber ich blieb hintendran. Dann die Zielgerade und hier auf der Landstraße in völlig offenem Gelände nach Westen hin wurde es nochmal zum absoluten Showdown. Wer vorher dachte, schlimmer geht's nimmer, sah sich getäuscht. Der Wind blies uns nun volle Pulle und ohne Pause ins Gesicht. Die 500 m im gefühlten 7 min-Tempo ins Ziel gekämpft, in Wirklichkeit war der letzte Split 4:47, aber für einen "Schlußspurt" schon arg langsam. Endzeit 47:10 brutto (47:00 inoffiziell netto), Platz 22 AK M50 und ich war nur froh, daß es vorbei war. Noch eine Bratwurst auf den Schreck gegönnt und ein Bild vom Fotodienstleister mit Sturmfrisur auf der Zielgeraden mitgenommen als Erinnerung an einen Lauf, den man so nicht alle Tage erlebt. Das Beste an diesem Tag war die heiße Dusche danach.
Eine Schöne Laufwoche euch allen!
Jahrgang 1961, Laufstart 2011 in der AK M50, Rücktritt vom Leistungssport 2021
PB: 5 km: 21:21 (10/2014, AK M50) --- 10 km: 44:15 (11/2016, AK M55) --- 15 km: 1:09:32 (12/2014, AK M50); --- HM: 1:50:19 (02/2015, AK M50)