Vielen Dank für alle Glückwünsche
Hier meine lange Version…
Es fällt mir ein wenig schwer zu Unterscheiden, was nun für euch interessant sein könnte und was einfach nur Geschichten für mich selbst sind, lest drüber hinweg wenn es zu ausführlich sein sollte.
Samstagvormittag: Startunterlagen frühzeitig abgeholt, und schonmal ein wenig Atmosphäre geschnuppert, nichts Spektakuläres
Samstagspätnachmittag: Ein date mit Hennes. Die Innenstadt brechend voll, offizielle Eurovision Song Contest Eröffnung, Diplomaten vieler Länder dabei , selten soviel Polizei und BGS hier gesehen.
Wir sind mit dem Official Car die ganze Strecke nochmal zur Probe gefahren , weil Hennes das Begleit/Uhrenfahrzeug für die erste Frau morgen steuern wird. Obschon ich Düsseldorf kenne, einen großen Anteil der original Strecke in Abschnitten schon gelaufen bin, habe ich auch manchmal Orientierungsprobleme . Erschwerend kommt hinzu dass wir auf den Teilstrecken bei denen es morgen auf der Gegenfahrbahn weiter geht, heute schlecht fahren können. Trotzdem gut, hilfreich und interessant. Und nebenbei viele Marathon Geschichten erzählt bekommen.
Samstagabend : Viel Pasta, leider aus aktuellem Grund ohne den Rotwein ;-)
Sonntag früh: Um sechs Uhr aufgestanden, die ersten Schritte auf den Balkon zum Thermometer: 17 ° . Ohje…
Etwas Toast mit Honig gefrühstückt, dann mit der Bahn zur Innenstadt, ich bin gern früh vor Ort. Mein Sohn Vincent sollte später nachkommen. Obschon er mir an etlichen Stellen aufgelauert hat, habe ich ihn leider nicht einmal gesehen, das hatte ich sehr schlecht organisiert. Tunnelblick halt.
Angekommen am Rhein ein wenig orientiert, mit einigen Ortsfremden geplaudert und ein paar Dinge erklärt, Turnbeutel mit Wechselsachen abgegeben und in Richtung Start marschiert zum ersten Fototermin mit ein paar Läufern aus dem Ski Klub bei dem Vincent und ich Mitglied sind
Zweiter Termin der Foritreff. Wie immer unter der Oberkasseler Brücke, das war sehr nett, auch wenn nur eine handvoll Foris da waren.
Dann ab in die Startaufstellung. ALLE Läufer die ich kenne hatten ihre Zeitvorstellung teils deutlich nach oben revidiert. Ich habe es ja schon geschrieben: 4:44:59 hatte ich mir im Januar vorgestellt, auf 4:29:59 reduziert, und dann eben jetzt wieder nach oben gesetzt: Das Ergebnis 4:44:57 unterscheidet sich tatsächlich nur um zwei Sekunden!
Neben mir startete Fori „derBrandi“, schneller als ich beim HM in Duisburg, aber mit dem Handicap weniger langer Läufe. Die ersten Kilometer sind wir nah beieinander gelaufen, für mich ein zu schneller Start – entgegen aller meiner Vorsätze! – ich habe ihn dann aber erstmal ziehen lassen. Bei km 7 oder 8 sind wir dann nochmal ein paar Kilometer gemeinsam gelaufen, dann ist er wieder auf und davon.
Es kam ein schweres Stück: Ich war ausschließlich von den etwas später gestarteten Staffel Läufern umgeben. Habe keinen pacer gesehen, keinen Läufer der den M komplett lief sondern vor neben hinter mir nur gelbe Staffel Schilder. Für mich leider sehr demoralisierend zu dem Zeitpunkt, und schon da habe ich gedacht „Wenn es einen nächsten M für mich gibt, dann ohne Staffeln“ Für schnelle Läufer macht das nichts, aber ich Langsamer wurde jetzt permanent überholt. Dazu noch viel Gegenwind am Rhein entlang. Die Gedanken werden etwas schwermütiger ….
Zurück über die Oberkasseler Brücke – quasi der einzige Anstieg der Strecke – guckt der Streckensprecher mich aus, nennt Namen .Nett. Schöner Blick beim Anstieg auf das vor mir liegende langgezogene Feld. Sehr nett.
Zwischendurch habe ich an jeder der wirklich unzähligen Stationen Wasser getankt, meine bei den langen Trainingsläufen beliebten, bewährten und getesteten Bananenturbos bei KM 15 , 20 und 24. Isogetränk hab ich mir nur einmal genommen, meinen Schwamm sehr oft in die Wasserwannen getaucht, und beim ersten Mal noch zaghaft, später vehement über dem Kopf zur Kühlung ausgedrückt. Eigene Gels hatte ich bei KM 28 und 34, eins vom Veranstalter bei ca 37.
Viele kleine Erlebnisse prägten zwischendurch den Lauf:
Vorbeilaufen an einem Altenheim, bei dem alle Bewohner unter Sonnenschirmen draußen platziert waren, winkten , und sich übers Zurückwinken offensichtlich freuten.
Kinder die sich abklatschen liessen, laut den Namen (auf der Startnummer gedruckt) riefen- das machten übrigens auch viele Erwachsene.
Die „ErfrischungsStation“ kurz nach dem HM, Mutter mit Gartenschlauchbrause und Sohnemann mit klasse Schlagzeugsolo zur Anfeuerung.
Feuerwache die uns ordentlich berieselt hat, leider bin ich da in eine große Pfütze Wasser getreten und hatte ein paar Km einen nassen Fuss -> Ergebnis ist die erste megafette Blase meines derzeitigen Läuferlebens.
Jede Menge Sambagruppen, verteilt auf der ganzen Strecke
Unzählige verschiedene Sprachen, die ich von den Läufern zu hören bekam
Zurück zur km Berichterstattung:
Von Km 26 – 28 hatte ich eine große Krise. Im Geiste fing ich an, den Forumsbeitrag zu schreiben, Überschrift DNF . Mist. Was mache ich nur? Bin ein Stück sehr langsam gelaufen, offenbar SO langsam, dass ein Läufer sagte „ Ich gehe ein Stück mit dir ….“ Wollte ich aber nicht, wollte Laufen. Bei KM 28 wartete meine Schwester auf mich, den KM davor habe ich sehr sehr ernsthaft überlegt, bei ihr auszusteigen, es war inzwischen fürchterlich warm, kein Schatten in Sicht, ca 28 ° ??? Ich habe kurz angehalten und gesagt, wahrscheinlich steige ich gleich aus. Aber irgendwie habe ich mich wieder wirklich gut gefangen. Nicht zuletzt die vielen Sambagruppen und für mich ganz besonders eine Gruppe japanischer Trommler bei 33 ging wie immer wieder positiv in die Beine. Viele Läufer sehe ich jetzt Gehen, zu meinem Erstaunen darunter auch viele Staffel Teilnehmer, die ja nur ca 10 km zu bewältigen hatten. Aber es ist eben wirklich Mittagshitze jetzt
Bei KM 34 habe ich den Brandi wiedergefunden - er stand exakt an der Stelle an der ich mein Auto letzten Sonntag geparkt hatte um die letzten 9 km zu laufen , und wollte nicht mehr weiter …. DAS wäre doch zu ärgerlich gewesen. Zitat Hennes „Wenn man dann in der Bahn sitzt, und wenige Minuten später merkt, jetzt würde es wieder laufen“ Also im Zweifel wirklich ein Stückchen Gehen statt sofort komplett auszusteigen.
Wir sind dann also gemeinsam ein Stückchen gegangen. Ja, ich wollte das Gehen vermeiden, aber da meine Zielzeit ohnehin nicht mehr zu Knacken war, ich die verbleibende Strecke so extrem gut in Erinnerung hatte, dass ich sie im Schlaf hätte laufen können ( btw: DAS kann ich jedem empfehlen der die Gelegenheit hat-> vorab die letzten originalen 8 -10 Km laufen! ) und inzwischen wieder sehr gut drauf war, wollte ich ihm einfach gerne helfen. Ein mehrmaliger Wechsel zwischen Gehen und Laufen schlossen sich an. Dann hat er mir versprochen es bis zum Ziel so weiter zu machen, und ich bin alleine weiter die letzten 5 Kilometer. Meine Muskulatur wollte mehrfach krampfen, ich hab sie einfach ignoriert und bin weiter, dabei das Tempo ein wenig anzuziehen tat mir gut !
Bei einer der letzten Wasserstellen ein folgenschwerer Entschluß: Ich bin stehen geblieben um Wasser zu Trinken. Wollte ein Stück weitergehen und es ging nicht: Ein Gefühl als ob die Kniescheibe zur Seite gerutscht wäre. Ich denke es ist das Außenband. Ganz langsam bin ich angelaufen, stark humpelnd für fast 1 Kilometer, habe immer nur gedacht bei 39/40 aussteigen geht ja nunmal garnicht. Wurde angeschrieen von einem Zuschauer. „Weiter, weiter, nicht humpeln“ Irgendwie ging es dann wieder, und ich bin nur noch gelaufen bis zu Ende.
Die Kö noch rauf und runter, dabei ein wenig erholt, um beim Zieleinlauf noch Lächeln zu können.
Kurz vor Schluß nochmal eine (kurze )Strecke mit extremen Gegenwind, ich hatte dabei zwei Staffel läufer, richtige „Brocken“ vor mir, die ich gebeten habe mir Windschutz zu geben. Haben sie auch gemacht. Viele, sehr viele Staffel Teilnehmer haben aber leider wenig Rücksicht auf die Läufer der ganzen Strecke genommen. Immer wieder Rempler, einer hat mich glatt umgebügelt. Einige zollten aber auch ausdrücklich Hochachtung, mit Worten und Gesten.
Im Ziel hat mich Hennes empfangen, mich gestützt denn das Knie trieb mir jetzt die Tränen in die Augen, mich wieder aufgebaut, zum Zelt geleitet, kurzum: Die gesamte Trainer Vorarbeit, die wirklich gespickt war mit unzähligen größeren und kleineren Ratschlägen, zum krönenden Abschluß geleitet. Tausend Dank dafür !.
Brandi kam dann übrigens schon kurz nach mir rein, er hatte die Krise offenbar schnell wieder bewältigt.
Viel Wasser und Erdinger Weissbier getankt, bisschen noch in der Sonne gesessen, die ich jetzt doch genießen konnte, und geplaudert, so ging MEIN ERSTER MARATHON Tag zu Ende, und so richtig kann ich es noch nicht fassen.
Wer mag, kann sich hier ein paar Eindrücke von der Düsseldorfer Strecke verschaffen:
YouTube - Düsseldorf Marathon 2011
Viel Zeit für die „Melancholie der Erfüllung“ bleibt mir jetzt glücklicherweise nicht, Anfang Juli ist Himmelgeister HM, eine absolute Kultveranstaltung hier in Düsseldorf, und schon seit Wochen ausgebucht. Und oft ebenfalls eine Hitzeschlacht ….. Ein Ziel dafür müßte ich mir mal definieren….
Bei einigen Kilometern habe ich natürlich gedacht „das war der erste und letzte Marathon“ aber schon heute denke ich „ einer unter besseren Wetterbedingungen sollte irgendwann schon nochmal sein“
Und BALD ist ja schon der Hamburger Marathon und Steffen ist „dran“.
Was macht die Vorbereitung?
@Claudia Mal wieder gnadenlos gute IV, wann und wo ist dein nächster geplanter Start?
Viele Grüße
Ulli – jetzt endlich ein echter Marathoni – ja kann das etwas jeder…..?