Das Studentenwohnheim hat 17 Stockwerke aber es gab jetzt nichts, was mich daran reizte.
Vor 2 Wochen fragte mich dann ein Vereinskumpel, ob ich nicht Lust hätte, dort mitzumachen. Es wird als Team gestartet. Zu allen Schandtaten bereit stimmte ich zu. Unter der Voraussetzung, daß er die Formalitäten erledigt und ich mich um nüscht kümmern müßte, außer am 11.12.2004 am Berliner Tor zu erscheinen und die 17 Stockwerke zu erlaufen.
Er stimmte zu und meinte noch, ich könnte mich ja mal unter Treppenlauf vorab informieren, was mich dort erwartet.
Ja, dachte ich, mach ich dann mal. Machte ich natürlich nicht. Irgendwann rief Frank an und fragte, welchen Team-Namen wir denn nehmen sollten. Der Vereinsname reicht nicht. Er solle lustig sein. An spontanen Ideen mangelt es mir selten und so nannten wir uns "Die Laktatspritzen". Irgendwie dämmerte es mir immer noch nicht so ganz, daß hier der Spaß im Vordergrund steht und weniger der Wettkampfgedanke.
Freitag machte ich mir dann mal die Mühe und schaute mir die Webseite an. So langsam begriff auch ich, daß hier eindeutig die Flüssigkeitszufuhr im Vordergrund stand und zwar nicht in Form von isotonischen Getränken oder Wasser, sondern schlicht und ergreifend in Form von Alkohol. Allerdings wurde auch darauf verwiesen, daß man nicht trinken muß. Es gibt halt Zeitstrafen. Aber als kluger Rechner wußte ich, daß eine Buddel Bier auf Ex ungefähr so lange bei mir braucht, wie eine Minute Strafzeit. Irgendwie würde ich das Kind schon schaukeln.
Gestern fuhr ich dann zum Berliner Tor und beim Anblick meiner Gegner wußte ich spätestens jetzt, daß ich zum einen mit Abstand der Älteste sein würde, mit Abstand der Fitteste und mit Abstand der am wenigsten Geübte in Sachen Alkoholvernichtung innerhalb von 17 Stockwerken. Ich würde entweder gnadenlos unter den Tisch, respektive die Treppen, gesoffen oder müßte mir das alkoholische Elend halt im nüchtern Zustand ansehen. Und was es bedeutet, im nüchternen Zustand um die 60 besoffene Studenten Anfang 20 zu ertragen, kann sich jeder vorstellen, der mindestens in meinem Alter ist, selten Alkohol trinkt und zum Lachen grundsätzlich in den Keller geht.
Uschi 
Es galt, eine Mischung aus beiden zu finden, um nicht komplett unter die Räder zu geraten.
Frank und ich beschlossen, als einer der ersten zu starten, nämlich als 7. Team von 30. Wie sich später herausstellte, war dies ein weiser Entschluß.
Jedes Team bekam eine Kiste Bier mit 10 Flaschen. Zum Startschuß hieß es, die erste Flasche auf Ex zu vernichten. Unter Beobachtung von noch knapp 50 Studenten wollte ich keine Spaßbremse sein und kippte mir 0,33 Liter Becks-Gold, auch Frauenbier unter LG-Hamburgern genannt,
hinter die Kehle. Leichte Würgegefühle machten sich breit. Mir war klar, das schaffe ich nicht bis in den 17. Stock. Nachdem die Flasche leer war, griffen wir uns die Kiste und sprinteten 2 Stockwerke zur nächsten Aufgabe. Dort hieß es, die 2. Flasche zu vernichten. Mir graute. :shock2: Ich setzte an, nahm ein paar Schlucke und stellte die Flasche wieder in die Kiste. "Gib mir `ne Strafminute!", sagte ich zum Schiedsrichter. Leider entschloß sich Frank, die Flasche leer zu machen und so brauchten wir a) Zeit und b) bekamen wir eine Strafminute. Schlechte Teambesprechung im Vorwege...
) Mit der Kiste ging es hoch ins 4. Stockwerk. Dort galt es, ein Kondom aufzublasen, bis es platzt. Dort quälte sich Team 6 und blies, was das Zeug hielt. Mir war es recht, denn man mußte nichts trinken.
Wie bliesen, was das Zeug hielt und das bitte ich, nicht wörtlich zu nehmen. 
Allerdings wußte ich nicht, was angenehmer wäre. Eine Flasche Becks Gold auf Ex oder Mund und Hände voller Kondomgleitcreme. 
Mit etwas Nachhilfe brachten wir das Kondom zum Platzen und hatten Team 6 überholt, welches noch am "blasen" war.
Auf ging es in den 6. Stock. Dort hieß es, in einer Minute so viel Salzstangen wie möglich zu vernichten. Lecker dabei war, daß sich Team 5 gerade dort befand und einer von Team 5 sich gerade in einem Eimer übergeben hatte. Augen zu und durch. Wir mampften Salzstangen und als der Schiri die Flaschen öffnete, war das fast eine Erlösung. Denn den Mund voller Salzstangen ist auch nicht gerade die Erfüllung.
Fast dankbar spülte ich den Salzstangenbrei hinunter und so hatten wir auch Team 5 überholt. Auf ging es in den 8 Stock. Dort standen eine Schüssel mit Wasser und eine Schüssel mit Mehl. In der Schüssel mit Wasser lag ein Apfelstück und in der Schüssel mit Mehl ein Stück Schokolade. Spätestens jetzt war ich froh, nicht als letztes Team gestartet zu sein. Denn es hieß, mit dem Mund erst das Apfelstück rauszufischen und dann aus der Schüssel mit Mehl das Schokoladenstück. Das Apfelstück ging ja noch, aber habt Ihr schon mal mit Eurer Zunge und letztlich doch mit dem ganzen Mund in eine Schüssel Mehl gefühlt?
Auch hier war ich fast dankbar, anschließend ein paar Schlucke aus der Pulle Bier zu nehmen, und den ekligen Mehlgeschmack gegen warmen Biergeschmack einzutauschen. Es befanden sich ja noch Reste in meinen Flaschen, die mich einiges an Strafminuten kosteten.
Die Ansprüche sinken halt mit der Zeit. Auf ging es in den 10 Stock. Dort hieß es, oh Wunder, eine Pulle auf Ex, was ich natürlich wieder nicht tat, die Pulle auf den Boden zu stellen, Finger rein und sich 10 Mal um die Flasche zu drehen. Auf was für dummes Zeug die sog. Bildungselite Deutschlands doch in Studentenwohnheimen so kommt.
) War ich zwar alkoholmäßig noch nicht am Limit angekommen, so drehte sich mir spätestens jetzt der Schädel. Im 12. Stock durften wir dann noch Bier durch einen Strohhalm süffeln (ach, wie witzig...), um im 17. Stock dann einen Tequila auf Ex zu trinken (auf die Idee wäre ich jetzt nicht gekommen).
Ich schaffte es, relativ nüchtern zu bleiben, während Frank mehr Ehrgeiz entwickelte, mitzuhalten. Aber er war noch einigermaßen im Rahmen geblieben.
Da zeigte die sog. Bildungselite deutlichere Zeichen von Alkoholmißbrauch. Bis zur Siegerehrung mußten wir uns das Elend noch eine Weile ansehen, denn es wurde gekippt, was die Flaschen hergaben. Irgendwie erstaunlich, welchen Ehrgeiz manche Leute entwickeln, sich in möglichst kurzer Zeit komplett dicht zu trinken, wo der Abend noch nicht mal angefangen hatte. Denn ab 22.00 Uhr begann die After-Treppenlauf-Party und die Jungs und Mädels waren eigentlich ab 21.00 Uhr schon zu.
Wir belegten dank schlechter Teamabsprache und diversen Strafminuten, verursacht durch mich, Platz 11. Aber wären wir erster geworden, hätten wir uns einiges an Buhrufen eingeheimst.
Nach der Siegerehrung hieß es, fluchtartig das Feld zu verlassen, um nicht irgendwann versehentlich angekotzt zu werden. Die Gefahr bestand nämlich bei einigen.
Fazit: Ich bin 39 Jahre alt und wenn ich im rentenfähigen Alter bin, sollen diese Menschen meine Rente bezahlen. Und da mache ich mir ernsthaft Sorgen und bin froh, schon vor Jahren etwas vorgesorgt zu haben, um dann nicht ganz ohne dazustehen.
) The jazz things in life.
www.smueve.de
[ Dieser Beitrag wurde von Toronto21 am 12.12.2004 editiert. ]
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zu Deiner Leistung.
Bin gerade noch