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Laufbekleidung mit (Merino-) Wollanteil?

Laufbekleidung mit (Merino-) Wollanteil?

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Hallo ihr,

ab 17.12 gibt es bei Aldi-Süd Laufbekleidung - Jacken, Shirt und sogar Laufhosen - mit einem Anteil von Merinowolle.
  • Jacke 46 % (46 % CD-Polyester [CD??], 8 % Elasthan)
  • Langarmshirt 30 % (70 % Polyester)
  • Lauftight 25 % (10% Elastan, 65% Polyester)
Ich schreibe euch das nicht, um für die Sachen Reklame zu machen, sondern weil ich dazu Fragen habe. Bisher hätte ich gedacht, dass Funktionsbekleidung mit Naturfasern gar nicht sinnvoll ist. Wer kennt sich damit aus? Saugt sich der Wollanteil nicht voller Schweiß/Regenwasser und bildet dann jene Kältebrücken, die Funktionskleidung eigentlich möglichst lange rauszögern soll? Und: Hat es das jemals schon gegeben - Funktionslaufbekleidung mit Merinowolle??

Laut Werbeprospekt hat Funktionsbekleidung mit Merinowolle folgende Eigenschaften
  • wärmt hervorragend (glaube ich unbesehen, so lange sie trocken ist)
  • feuchtigkeitsregulierend????
  • geruchsregulierend?
  • antibakteriell?
Für Aldi-Verhältnisse sind die Klamotten ziemlich kostspielig (Jacke 40,-, Shirt 20,-, Hose 20,-). Kennt sich jemand von Berufs wegen mit solcher Bekleidung aus? Was ist davon zu halten?

Um das gleich zu sagen: Ich werde mir keines der Teile kaufen. So oder so. Ich hätte neben anderen auch Bedenken hinsichtlich der Haltbarkeit. Bei mir werden die Teile pausenlos gebraucht und damit pausenlos gewaschen. Hätte Zweifel, ob sie so robust sind wie "normale" Laufbekleidung. Außerdem bin ich nahezu allergisch gegen Wolle ...

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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Merinowolle wird nebenan im Faden grade diskutiert. Ist wohl auf mehrtägigen Wandertouren mit wenig Gepäck und Waschgelegenheiten sinnvoll. Heißt auf deutsch: soll ungewaschen nicht ganz so extrem stinken wie Funktionsfaser. Macht wahrscheinlich Sinn, wenn man durch den Himalaya will oder sonst kein Bock auf Waschen hat ;-).

Da ich die blöde Angewonheit habe, beim Training zu schwitzen, und deshalb die Klamotten wasche, ist das für mich ebenfalls eine Mehrinvestition, die sich nicht rechnet. Dass Naturfasern weniger haltbar sind als Funktionswäsche, ist aber meiner Meinung nach nicht zwingend der Fall. Da gibt es durchaus robuste Sachen - kommt wahrscheinlich auf die Verarbeitung an.

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Erfahrung mit solchen Mischgewebe habe ich leider keine, meine Erfahrung bezieht sich ausschließlich auf (Wander-)Funktionsbekleidung aus 100% Merinowolle:

Das Zeugs trägt sich sehr angenehm, juckt nicht, wärmt auch im feuchten Zustand ganz gut, trocknet sehr schnell und stinkt auch nach mehrtägigen Tragen wirklich so gut wie gar nicht. Also perfekt für mehrtägige Wandertouren.

ABER:
Auch wenn Merinowolle z.B. gegenüber Baumwolle ein riesiger Fortschritt ist, schlägt Synthetik-Funktionswäsche Merino eigentlich in allen Punkten - bis auf den Punkt mit dem Geruch. Solange also eine regelmäßige Möglichkeit zum Waschen vorhanden ist, bevorzuge ich daher Synthetik.

Besonders robust finde ich das reine Merinozeugs übrigens nicht, man muss schon etwas aufpassen, dass man sich keine Löcher einfängt. Außerdem scheint Merino-Wolle ein Festmahl für Motten zu sein... :wink: Aber ich denke mal, dass dieses Mischgewebe sich in den Punkt komplett anders verhalten dürfte.

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Dartans Posting kann ich zu 100% unterschreiben, auch was die Haltbarkeit angeht.

Mischgewebe aus Funktionsfaser und Merinowolle scheinen mir nicht sinnvoll, weil die Vorteile der Merinowolle ja gar nicht zum Tragen kommen können - selbst wenn der Merino-Anteil des Gewebes antibakteriell und geruchsarm ist, bleibt ja noch der Synthetikanteil. Ein weiterer Punkt: Ein Discounter wird sicher keine Merinowolle aus tierfreundlicher Produktion (Stichwort: Verzicht auf Mulesing) anbieten, wie es Markenfirmen (z.B. Icebreaker) tun. Meine Tendenz daher: Finger weg!

VG,
kobold

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Zum Rest alles 100% Zustimmung.

Hierzu:
Dartan hat geschrieben:... trocknet sehr schnell
finde ich eher nicht. Schneller als Baumwolle, ja. Aber Funktionsfaser ist hier weit überlegen.

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Steffen42 hat geschrieben: finde ich eher nicht. Schneller als Baumwolle, ja. Aber Funktionsfaser ist hier weit überlegen.
Stimmt schon, die Aussage war im Vergleich zu Baumwolle bzw. generell zu nicht-Funktionskleidung gedacht. Synthetik-Funktionskleidung ist dem noch mal klar überlegen. Obwohl ich sagen muss, dass ich leicht feuchte (nicht triefend nasse) Merinokleidung trotzdem noch als angenehm zu tragen empfinde, ganz im Gegensatz zu Synthetik oder gar Baumwolle.

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Dartan hat geschrieben:Stimmt schon, die Aussage war im Vergleich zu Baumwolle bzw. generell zu nicht-Funktionskleidung gedacht. Synthetik-Funktionskleidung ist dem noch mal klar überlegen. Obwohl ich sagen muss, dass ich leicht feuchte (nicht triefend nasse) Merinokleidung trotzdem noch als angenehm zu tragen empfinde, ganz im Gegensatz zu Synthetik oder gar Baumwolle.
+1

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kobold hat geschrieben:Dartans Posting kann ich zu 100% unterschreiben, auch was die Haltbarkeit angeht.

Mischgewebe aus Funktionsfaser und Merinowolle scheinen mir nicht sinnvoll, weil die Vorteile der Merinowolle ja gar nicht zum Tragen kommen können...

VG,
kobold
Ich habe andere Erfahrungen gemacht. Grossartig ist z.B. Woolpower ( früher Ultrafrottee), 80% beste Merinowolle mit 20% Synthetikbeimischung zu einem sehr speziellen Gewebe verwoben. Ich habe selten etwas angenehmeres auf der Haut getragen und auf vielen Touren unter praktisch allen Bedingungen getestet. Wenn es wirklich kalt ist, grossartig warm. Robuster und subjektiv wärmer als reines Merino, noch kuschliger und tatsächlich war beim Müffelfaktor kein wirklicher Unterschied festzustellen. Aber ich hab es natürlich auch nicht bei 30 Grad in den Alpen, sondern bei Minus 10 in Norwegen getragen. :wink:

Ansonsten wurde ja schon alles Wichtige gesagt. Fürs Laufen würde ich mir nie Merino kaufen, weil zu wenig robust. Ich bin sogar auch wieder von den Unterhosen weg beim Wandern, weil die mir zu wenig robust sind und zu langsam trocknen. Ich hab mal bei langen Läufen manchmal lange Unterhosen und Oberteile aus Merino bei tiefen Minusgraden getragen, aber nur weil ich das Zeug halt vom Trekking Kiloweise rumliegen hab. Extra kaufen zum Laufen würde ich nur Synthethik.

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Hallo ihr,

in euren Beiträgen finde ich meine lediglich auf gesundem Menschenverstand beruhenden "Vorurteile" gegen diese Merino-Laufklamotten bestätigt und auch noch weitere Nicht-Kauf-Argumente, wie etwa die verneinte, auf jeden Fall aber nicht überprüfbare artgerechte Haltung der Wolllieferanten. Zum Glück wollte ich mir davon ohnehin nichts zulegen.

Nachdem ich mir gegen Kälte auch anders behelfen kann, bliebe alleine der Vorteil, dass die Klamotten nicht so rasch müffeln. Das ist in der Tat mein Hauptproblem, auch wenn ich Funktionskleidung nur einmal trage und dann wasche. Trotzdem nisten sich nach mehrfachem bis vielfachem Tragen Schweißbakterien ein, die dann nur noch mit der Schere zu beseitigen wären ...

Oder weiß da jemand eine andere Lösung? Eine, die ich ohne gesundheitliche Schäden überlebe .... :nick:


Gruß Udo
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PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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mvm hat geschrieben:Merinowolle wird nebenan im Faden grade diskutiert. Ist wohl auf mehrtägigen Wandertouren mit wenig Gepäck und Waschgelegenheiten sinnvoll. Heißt auf deutsch: soll ungewaschen nicht ganz so extrem stinken wie Funktionsfaser. Macht wahrscheinlich Sinn, wenn man durch den Himalaya will oder sonst kein Bock auf Waschen hat ;-).
Hallo mvm,

auf Wandertouren allgemein mag die Verwendung von Merinowolle aus Geruchsgründen Sinn ergeben. Was das Höhentrekking und Höhenbergsteigen, also z.B im. Himalaya oder den Anden angeht, braucht man sich da keine Gedanken machen. In den betreffenden Höhen können Schweißbakterien nicht überleben. Tatsächlich stinkt man da oben auch nach Tagen, in denen nur "Katzenwäsche" möglich ist, so gut wie gar nicht. Wäre das nicht so, wäre ich schon längst erstunken und könnte das hier nicht mehr schreiben ... :wink:

Siehe meine Trekking-Berichte.

Alles Gute :daumen:

Gruß Udo
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PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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Bzgl. des "Müffelns" von Kunstfasern trotz Waschens habe ich mal vom Gewandmeister eines Schauspielhauses einen sehr gut funktionierenden Tipp bekommen: Die relevanten Stellen mit (billigem) Wodka einsprühen oder befeuchten, trocknen lassen. Dann ganz normal waschen.
Funktioniert bei uns hervorragend, sogar die sehr empfindliche Nase meiner Frau ist zufrieden. Hatte es erst kaum glauben wollen, ist aber eine sehr gute und kostengünstige Lösung. Bei uns ist der Wodka in einer Sprühflasche, sehr bequem zu handhaben.
Falls es bei anderen nicht funktionieren sollte, kann man den restlichen Wodka ja anderweitig verwenden :) .

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Habe mir auch mal ein Merino Langarm Oberteil gegönnt, aber eher fürs Wandern etc.
Fürs Joggen greife ich zu Kunstfaser!

Habe mir ein Langarm Shirt von Icebreaker gekauft, ist wenigstens noch etwas transparent, was das Thema Tierschutz angeht :)
Wen es interessiert, es was das Langarmshirt 1/2 Zip von Icebreaker.


VG Sylvia
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