Morgen zusammen!
Tja, wie fange ich an und was schreibe ich über meinen zweiten Marathon?
Als erstes wäre glaube ich eine Warnung angebracht.
Also lauft nie einen Marathon ohne ausreichende Vorbereitung!
Das soll heißen, ein Marathon ohne ausreichend lange Läufe > 30 km ist nicht wirklich zu empfehlen!
Aus verschiedenen Gründen konnte ich in der Vorbereitung die ganz langen Läufe nicht machen. Der längste ging über 25,8 km und das war einfach zu wenig. Die Umfänge waren annähernd mit denen vor meinem ersten Marathon identisch, aber die Länge fehlte.
Das war mir bewusst, als es gestern morgen los ging, aber ich wollte es trotzdem versuchen!
Ach ja, und lauft nie einen Marathon mit einem Stein in der Schuhsohle!
Also, ichmachtemich gestern gegen 07:30 Uhr auf den Weg in Richtung Kevelaer. Regina war froh, als ich weg war, denn wie üblich war ich schon seit Samstag ein Nervenbündel.
Die Anreise gestaltete sich problemlos, genauso wie um 08:15 Uhr die Ausgabe der Startnummern. Als Zugabe gab es noch ein Langarm-T-shirt und zwei Flaschen Diebels Alt, natürlich alkfrei, bzw. Dimix!
Dann begab ich mich erst mal auf die Strecke, um eine Entscheidungshilfe bei der Kleiderwahl zu erhalten. Die Sonne kam schon durch, aber wie war es mit dem Wind? Nach Einblick in die ersten eineinhalb KM und Rücksprache mit verschiedenen Ortskundigen schien mir ein Fleeceshirt von Tchibo als die Oberbekleidung der Wahl. Langsam ging es jetzt auf 09:15 Uhr zu und ich musste Regina noch Bescheid sagen, dass das Mitbringen der Hunde untunlich ist, da diese nicht in die Jugendherberge durften, die der Eventort war.
Zwischendurch habe ich ich mir dann noch einen halben Liter Iso reingepfiffen und mindestens einen Liter in die Botanik verteilt. Auch die obligatorische Banane durfte nicht fehlen. Da ich mich bei der Streckenbesichtigung ein bischen eingelaufen hatte, konnte ich mich auch noch dehnen und meinen Schuhen im dritten Anlauf die richtige Schnürrung verpassen.
Gegen 09:45 Uhr begab ich mich dann mit den anderen Läufern zum Start. Nicht, ohne auf dem Weg dahin nochmals einen Baum aufzusuchen!
Kurz vor dem Start traf ich überraschender Weise noch einen weitläufigen Arbeitskollegen. Wir haben noch mal die Problematik der langen Läufe erörtert und dann nahm das Drama seinen Lauf.
Damit ihr die Strecke kennt, kurz ein Bild derselben:
Pünktlich um 10:00 Uhr fiel dann der Startschuss. Da ich relativ weit hinten stand, ging ich erst nach 13 sec. über die Startlinie.
Relativ gemütlich ging es los. Das Tempo und der Puls waren angenehm und mit 6:10 bei 71% HFmax. Die bei 0,5 stationierte "Partymaschine" schicke uns passend mit "Highway to hell" auf die Strecke.
Weiter ging es Richtung Verpflegungsstelle, wo die Strecke in den Rundkurs überging. Ich hatte mein Tempo gefunden und wollte versuchen, solange es geht, unter 6:00 Minuten zu bleiben. Das war dann mit 5:47 bei 82% HFmax auch problemlos.
Bei KM 2,5 gab es noch eine extra Getränkestelle, die ich mir aber bis auf die letzte Runde sparte. KM 3 wurde mit 5:52 bei 81% HFmax passiert.
Auf dem vorherigen KM war der stürmische Wind noch schräg von vorne gekommen und wechselte jetzt auf frontal. Es lief etwas schwieriger, aber mit 5:58 bei 80% HFmax war ich weiterhin im Plan.
Zurück auf die Wendepunktstrecke. Weiter ordentlicher Gegenwind und eine unwesentliche Steigung trieb die KM-Zeit auf 6:00 bei 82% HFmax.
Nun kam der erste Durchlauf am Wendepunkt. Ich wurde vom Sprecher angesagt und lief mit 5:47 bei 89% HFmax noch recht flüssig um die Pylonen.
Das es nun wieder Richtung Verpflegung ging, zog ich etwas an, um nicht zu viel Zeit zu verlieren. Den Siebener absolvierte ich dann auch in 5:38 bei 95% HFmax. Allerdings sollte ich aus diesem HF-Bereich nicht mehr raus kommen.
An der Verpflegungsstelle also ein Stück Banane, ein Wasser und eine Cola und schon ging es um die Ecke, wo sich schon eine Reihe Läufer eines Teils ihrer Flüssigverpflegung entledigten. Ich schloss mich also an und der KM schlug mit 6:32 bei 91% HFmax zu Buche.
Obwohl ich mit der HF ca. 10-15% höher liege als in Münster bin ich guten Mutes das Tempo noch lange halten zu können und peile optimistisch doch mal 4:15 als Zielzeit an, da ich KM 9 mit 5:40 bei 96% HFmax absolviere.
Der 10er bringt einen neuen Spitzenwert bei der HF, aber es läuft immer noch locker in 5:49 bei 97% HFmax.
Langsam werden auch die Zuschauer an der Strecke mehr und es geht wieder Richtung Wendepunkt. (KM11, 5:57 bei 97% HFmax)
Dort werde ich wieder angesagt, was aber bei der Startnummer 123 auch kein Wunder ist. Ich passiere den Wendepunkt mit einem Schnitt von unter 6:00/km bei 5:49 und 94% HFmax.
Richtung Verpflegung gebe ich dann wieder etwas Gas und mit 5:39 bei 95% HFmax laufe ich meinen drittschnellsten KM.
Die "übliche" Verpflegung aus Banane, Wasser und Cola, sowie einem anschließenden Abstecher in die Botanik kosten natürlich wieder etwas Zeit und so wirds hierfür 7:00 bei 91% HFmax.
So kann es nicht weitergehen und ich lege mal wieder ein Schüppchen drauf. KM 15 wird der schnellste in 5:35 bei 95% HFmax.
Trotz der hohen HF läuft es immer noch locker. Auch der frische stürmische Wind kann mich nur auf 5:51 bei 94% HFmax bremsen.
Das gleiche gilt für KM 17, der komplett im Gegenwind gelaufen wird. (5:50 bei 95% HFmax)
Der Wendepunkt kommt wieder in Sicht und Schnitt liegt immer noch unter 6:00/km. (5:53 bei 94% HFmax)
Jetzt fehlt mir allerdings die Kraft, um vor der Verpflegungsstelle nochmal zu beschleunigen. Im Gegenteil fällt die KM-Zeit auf 6:00 bei 93% HFmax und schneller wird´s auch nicht mehr werden.
Einen richtigen Abfall der Zeit kann ich noch verhindern, da ich dieses Mal nach der Verpflegung nicht in die Büsche muss. So hält sich der Zeitverlust mit 6:50 bei 84% HFmax in Grenzen.
Den Versuch, die KM-Zeit wieder unter 6:00 zu drücken scheitert aber und ich muss mich für den KM 21 mit 6:07 bei 94% HFmax zufrieden geben. Dafür habe ich auf diesem KM und dem nächsten unterhaltsame Begleitung. Merkwürdigerweise habe ich immer noch die Luft um mich zu unterhalten.
Mein Mitläufer muss auf dem nächsten KM abreissen lassen, aber ich denke, dass er mich bei der nächsten Verpflegung wieder einholt. Dem ist aber nicht so, ich sehe ihn erst im Ziel wieder.(KM 22 mit 6:12 bei 96% HFmax)
Irgendwo in diesem Streckenabschnitt hab ich mir dann einen Stein in die linke Schuhsohle getreten, der sich nicht entfernen lässt und mir im weiteren Verlauf ziemliche Probleme bereiten wird.(KM 23 mit 6:11 bei 96% HFmax)
Der Durchlaufschnitt bei KM 24 liegt erstmals über 6:00/km. Wenn auch nur ein paar Sekunden, aber es knackst psychologisch und zu ersten Mal denke ich an vorzeitige Aufgabe. Nicht, dass die Kraft fehlen würde, aber ich merke, dass ich heute ziemlich an meine Grenzen kommen werde. (KM 24 mit 6:03 bei 96% HFmax)
Aber eine Runde geht sicher noch und noch liegen die KM-Zeiten nicht über 6:30. Jetzt heißt es nur noch Tempo halten. KM 25 liegt mit 6:09 bei 94% HFmax noch unter der für mich magischen 6:15-Schallmauer. In Münster waren zu dieser Zeit noch KM-Zeiten unter 6:00 drin.
An der Verpflegungsstelle erwartet mich ein Arbeitskollege, der "um die Ecke" wohnt und ein paar Fotos machen will. Gut sehe ich jetzt wirklich nicht mehr aus. Der hätte besser früher kommen können.
Diese Mal muss ich nach der Verpflegung ein letztes Mal in die Büsche und das schlägt mit 8:13 bei 87% HFmax zu Buche.
Die Tempoaufnahme klappt auch nicht mehr so richtig und der Stein in der Schusohle irritiert mich langsam.(KM 27 mit 6:14 bei 96% HFmax)
Das Tempo kann ich auch im Gegenwind halten, aber ich merke, dass durch den Stein mein Schritt absolut unrund wird. Trotzdem reicht es noch für eine 6:15 bei 96% HFmax.
Der Gedanke ans Aufhören kommt wieder, aber da steht ja auch noch mein Kollege mit der Kamera und auf dem befestigten Waldweg merke ich den Stein nicht. Also nach 6:19 bei 96% HFmax weiter in Richtung Wendepunkt.
Diesen erreiche ich bei 03:03irgendwas und das baut mich wieder etwas auf. Allerdings hat der KM 6:21 bei 95% HFmax gekostet und Regina ist auch noch nicht zu sehen.
Da ich aber noch nicht unter 6:30 bin kommt der Kämpfer in mir durch. Also, eine Runde geht noch.
Langsam aber sicher bröckelt der KM-Schnitt und Richtung Verpflegung sind es nur noch 6:28 bei 93% HFmax.
Der Kollege fotografiert wieder und recht schnell bin ich wieder auf der Strecke und habe mit 7:07 bei 94% HFmax eigentlich relativ wenig verloren.
Allerdings läuft es jetzt garnicht mehr und der Stein macht sich auf dem Asphalt wieder bemerkbar, sodass die Zeit mit 7:15 bei 92% HFmax grottenschlecht ist.
So kann es nicht weitergehen und ich stämme mich in den Wind. Wenn ich mich darauf konzentriere, stört mich der Stein nicht so. So kann ich wieder auf 6:36 bei 95% HFmax "beschleunigen".
Ich bin ziemlich im Eimer. Die linke Wade und das linke Knie machen sich bemerkbar und jetzt geht es "bergab" mit mir. (KM 35 mit 6:44 bei 93% HFmax)
Jetzt lässt langsam die Kraft nach. Ich kann die HF nicht mehr "halten" und der einzige Lichtblick auf diesem KM ist Regina, die kurz vor dem Wendepunkt steht und mich anfeuert. Kurz die Uhr bei 6:55 mit 92% HFmax gedrückt und um die Pylonen gequält.
Jetzt habe ich noch 150 m bis ich wieder bei Regina vorbeikomme. Kurz in mich gegangen und mir fällt das Transparent aus Münster von Km 35 ein: Umkehren wäre jetzt auch blöd!
Gut, ich bräuchte nicht umkehren und könnte so aussteigen, aber es gibt eigentlich keinen Grund, den Marathon nicht zu Ende zu laufen.
Also, eine Runde geht noch!
Mit einem gequälten "Das wird jetzt heftig!" (oder so ähnlich) passiere ich Regina und mache mich auf die letzte Runde. Jetzt heißt es Zähne zusammenbeissen und gegangen wird nur an Verpflegungsstellen!
KM 37 schleiche ich mit 7:11 bei 92% HFmax.
Die Verpflegungsstelle kostet mich dieses Mal fast keine Zeit, und ist mit 7:30 bei 89% HFmax noch ganz passabel.
Mittlerweile habe ich das Gefühl, als wenn sich der Stein bis zur Fusssohle durchgebohrt hat und zu hause stellt sich später raus, dass ich mit diesem Gefühl fast richtig liege. Aber etwas geht noch und obwohl ich mir zum ersten Mal einen Becher Wasser an der zweiten Verpflegungsstelle gönne (Gegangen wird nur an Verpflegungsstellen!) schaffe ich denn KM noch in 7:14 bei 91% HFmax.
Na also, jetzt noch mal richtig in den Wind gestemmt und ich kann noch mal auf 7:00 bei 94% HFmax "beschleunigen".
Auf KM 41 lockt noch mal die Verpflegungsstelle und ich genehmige mir noch mal was (Gegangen wird nur an Verpflegungsstellen!), was allerdings den KM auf 7:57 bei 87% HFmax verlangsamt.
Von sub 4:30 habe ich mich schon lange verabschiedet und ich wundere mich, dass mir noch Läufer entgegen kommen, die erst jetzt auf die letzte Runde gehen. Ich versuche gut auszusehen, aber ich glaube, das gelingt mir nicht mehr so ganz. Regina hat sich offensichtlich Richtung Ziel verkrümelt und ich bin ganz erstaunt, als die Uhr am Wendepunkt 4:28:30 anzeigt.
Sollte das doch noch klappen?
Die letzten 195 Meter sehen unendlich alng aus, aber ich beisse die Zähne zusammen und lege jetzt doch noch den Schlussspurt hin, den ich eigentlich nicht machen wollte.
Also Tunnelblick und Gas! So "schieße" ich dem Ziel entgegen und sehe viel zu spät Regina´s Hand, die sie mir zum Abklatschen hinhält. Das hole ich gleich nach und mit Brutto 04:29:43 wird mir mein Honigkuchen in die Hand gedrückt.
Jetzt erst mal was zu trinken. Leider gibts nur Tee, aber ist auch egal. Ich habe mich nicht klein kriegen lassen und bin zu Ende gelaufen!
Netto 04:29:30 bei einem Durchschnitt von 92% HFmax. Ist zwar keine PB geworden, aber für die Umstände und die mangelhafte Vorbereitung ist das noch ganz passabel.
Noch schnell etwas Kuchen und einen Kaffee und dann dauert es etwas, bis ich meine Urkunde habe. Ich will nur noch nach hause. Das Duschen verschiebe ich bis dahin.
Zu hause habe ich dann erst mal den linken Schuh untersucht. Ein spitzes Stück Schlacke hatte ich ca. 1,5 cm in meine Schuhsohle gebohrt und ist aber glücklicherweise nicht weiter vorgedrungen. Gut, dass die Schuhe schon fast auf sind, aber das Loch werde ich wohl noch irgendwie flicken müssen!
Fazit: Der nächste Marathon wird sicher wieder besser vorbereitet, aber erst mal gilt es nun die HM-Zeit unter 1:50 zu kriegen.
Den für heute geplanten Laktatvernichtungslauf werde ich wohl ausfallen lassen müssen, da das linke Knie ziemlich überlastet ist und im Pferdesalbenverband steckt.
Marathon, die Zweite
1Gruß, Ralf und Wiky und Charly im Herzen
Der Weg ist das Ziel!
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Der Weg ist das Ziel!
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