Am Sonntag, den 02.01.2005, reicht meine Frau mir das Telephon. Ishimori & ich kannten uns vorher quasi nur per pm. Er weilt für eine Woche bei seiner Freundin. Lose verabredet war: wir treffen uns mal.
Ob ich Lust hätte, später am Tag, laufen zu gehen. "Ich war noch nicht und bin gerade dabei, mich dafür vorzubereiten." "Was, jetzt?" Ich bejahte, denn später am Tage wollten wir ins Kino. Und ein Nachtlauf durch Bremen hat seinen eigenen Reiz, aber ich wollte nicht noch merkwürdiger erscheinen als ich bin. Nach kurzer Rücksprache mit unser beider Regierung und der erfreuten Feststellung, dass er um die Ecke untergebracht war, trafen wir uns 10 Min. später in den Neustadtwallanlagen. Wo wir schon mal da sind, könnten wir eigentlich direkt laufen. Mit einer kurzen Schleife durch Hohentorshafen geraten wir über die Stephani-Brücke in die Wallanlagen. Wir nehmen jeden Hügel intensiv mit, drehen noch ein Schleifchen über die Teerhofinsel zur Piepe, und nach 59 min. Laufen & Quasseln zeigt Ishimoris Wunderteil 8.2 km an. Ich fühle mich nicht überfordert genug, um nicht einzuwilligen, als er vorschlägt, sich auch in den nächsten Tagen zu treffen. Bin nur happy, dass ich mit meiner Bindfaden & Falkplan-Methode gar nicht soo falsch liege.
Dienstag: 04.01.2005 01:59:00 15.99 km Weserwehr, Osterdeich, Teerhofinsel, kleine Brücke über den Werdersee - über diesen Lauf ist nicht viel mehr zu erzählen, als dass ich diese Strecke bisher immer mit 15,2 km erfasste. Ob das soo viel ausmacht, dass wir am Osterdeich jede Gelegenheit genutzt haben, die Etage zu wechseln? Ach so, doch noch erwähnenswert: ca. 2 km vor daheim wird jemand übermütig "Jetzt geben wir mal kurz Vollgas"- für ein paar hundert Meter, behauptet Stefan nachher, hätten wir einen Schnitt von in der Spitze 4:15/km drauf gehabt.
Am Abend läuft er dann noch mit andren Bremern. Wir wurden nun mal nicht wirklich gleichermassen gefordert.
Donnerstag: 06.01.2005 01:18:00 10.5 km
Fast dieselbe Hügelrunde wie Sonntags, plus Schleife auf der Werderinsel. Einfach zu sonniger tag, um schon nach einer Stunde aufzuhören.
Freitags: 07.01.2005 02:29:00 Laufen 18.6 km Erst haben wir uns ein kleines bisschen verlaufen. Anschliessend ein Blick auf den Terminkalender. Ein Stündchen hätten wir noch. Also noch mal lockere 8 km über die Wallanlagen. Sehr gemütlich alles, aber ein Tempo, bei dem wir beide die Klappe halten würden, hebe ich mir für Wettkämpfe auf.
Samstagswar ein forumsübergreifender Lauf angesagt:
mit Uli 316 (Steppenhahn & streakrunner) hatte ich mich verabredet,
sich vorher bei einer Tasse Kaffee zu beschnuppern, und eine sehr gemütliche 10 km Runde zu laufen. Hinzu kam Stefan (Ishimori), der lieber mit uns rumschneckte, als die Familie zu einem "schwedischen Möbelhaus-Halbmarathon" zu begleiten.
Es war ein hübscher Kontrast: Ishimori hat bis jetzt einen Marathon absolviert. 3:48. Einen zweiten will er laufen. Unter 3:30. Jeder Mensch braucht Ziele, klar, und in den Trainingsläufen am davorigen Sonntag, Dienstag, Donnerstag und Freitag habe ich Stefan schätzengelernt.
Uli316 ist Steppenhahn, Mitglied des 100 Marathon Club, Autor eines autobiographischen Longsellers (Amazon.de-Verkaufsrang 1.071.267.) Seine aktuelle Streak dauert nun schon fast ein Jahr. Er ist noch sympathischer, als er auf dem Monitor vermuten lässt. (Auch meine Frau ist begeistert: Nachdem ich ihr erzählt habe, was er uns über Ernährung der Ultras zu berichten wusste, wertet sie "Bra Wu mi Po" als "die Uli Schulte-Diät". "Schatz, ich bin kein Ultra-Marathoni." Nö, aber wenn wir häufiger so essen, MUSST du einer werden." Da fällt mir nix zu ein.
Für Idole fühle ich mich zu alt, nette Menschen sind beide. Aber ich bin Realist genug, zu sehen, wessen Weg von beiden Läufern mir eher entspricht: Der mittlere.
Ein Schmunzeln hatte mein Gesicht befallen, als ich den Satz "regenerative 10 km in 1:20 gehen immer" las. Schmunzeln, weil der Zeitaufwand ja immer so ein Totschlagargument der Gelegenheitsjogger ist.
Aber wenn einer schon extra aus Schwanewede anreist, will ich ihm gewiss keinen Tempodauerlauf zumuten, der einen am nächsten Tag ächzen lässt.
Wäre ich ja bescheuert.
Der Vorteil am Laufen ist ja bekanntlich, dass man mit seinem Sport beginnen kann, nachdem man das Haus verlassen hat. Halt, erst musste die "Maratonne" aus dem Kofferraum gelassen werden. Ein selten wohlerzogenes Tier, Ulis Schäferhund.
Kurze Abstimmung mit den Füssen, wir laufen an der Piepe zum Werdersee,
auf der Huckelrieder Seite trägt uns der Wind nach Osten. Da ich morgen in Sandkrug schneller als sonst zu laufen vorhabe, bremse ich etwas. Auf Nachfrage spiele ich den Ball weiter in Ishimoris Feld "solange du bei dem Tempo so weiter quasseln kannst, kann ich laufen. Oder besser: Ich sollte es können."
Nichtsdestotrotz sind wir ungefähr bei 31 Min an der Erdbeerbrücke angelangt. Der Versuch, noch langsamer zu laufen, so wie ich es alleine tun würde, misslingt gründlich. Aber glücklicherweise haben sich beide Marathonis auch so genug zu erzählen.
Logischerweise haben wir nun den Wind von vorne, teilweise sieht es aus, als ob wir auf der Stelle liefen. "Sturmlauf" nennen manche sowas. Wir nehmen erst einen leichten Umweg übers Achterbahnwäldchen und drehen dann eine Schleife, an den Sportplätzen, wo Uli sich an einen Staffellauf erinnerte, der dort startete, vorbei, auf die Strasse, auf der ich das Autofahren lernte. Durch die Kleingärten, und über die kleine Brücke sind wir zurück an der Piepe.
Bei nicht ernstzunehmenden Dehnversuchen spassen wir noch ein paar Minuten. Danach verabschieden wir uns von Ishimori, und sind uns einig: Alle paar Wochen ist es auf jeden Fall wiederholenswert, miteinander zu laufen, um nicht zu sonderlich zu werden.
Ishimori, ich freu mich auf ein Wiedersehen.
(Bremen)
(Witz)
