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Ein "Sturm" Lauf vor der Rufbereitschaft

Ein "Sturm" Lauf vor der Rufbereitschaft

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Morgen hab ich wieder Bereitschaft. Das Wetter wird auch schlechter und ich muß mit vielen Einsätzen rechnen. Das heißt, das ich wohl kaum lange Strecken laufen kann, außer in Runden um das Dorf. Darum haben Bonnie und ich trotz des miesen Wetters wieder eine 22 km Kanalrunde gelaufen.
Start war um 17:15 Uhr. Durch das Dorf liefen wir zum Mittellandkanal. Der Wind blies kräftig und es schüttete aus allen Kübeln. Aber Bonnie und ich, wir sind ein eingespieltes Team und so leicht kann uns nichts erschüttern. Als wir am Kanal ankommen, da treibt uns der Sturm mächtig voran. So ein Rückenwind kann doch ganz schön zum Tempo laufen motivieren. Selbst Bonnie ließ sich davon anstecken. Die Orkanböen wurden immer heftiger und einen Moment dachte ich daran, in Berenbusch umzukehren.
Aber als wir dort in das Hafengebiet einliefen, da spielte der Wind in den Kränen eine derart schöne Sinfonie, das ich spontan beschloß, weiter zu laufen. Das Ächzen und Stöhnen verzauberte uns. Selbst Bonnie blieb zwischendurch stehen. Das rechte Pfötchen wie zum Betteln hochgehoben, verweilte sie einen Moment, lauschte ein wenig, und stürmte dann weiter.
Nun wurde der Baumbestand am Kanal immer lichter, der Wind packte uns so richtig. Das Wasser des Kanals war aufgewühlt, wie an der Küste, oder wenn ein schwer beladenes Binnenschiff mit überhöhter Geschwindigkeit die Wassermassen durchpflügt. Die Wellen brachen sich an der Uferböschung und ich träumte vom Urlaub an der See.
So spulten wir Kilometer um Kilometer ab. Zwischendurch brachte Bonnie mich zweimal fast zu Fall, als sie wie verrückt hinter Feldmäusen hersprang, die unseren Weg kreuzten.
Die Mäuseplage ist in diesem Winter besonders groß. Durch die Frühlingstemperaturen haben sie sich fürchterlich vermehrt. Die Greifvögel haben satte Beute, dieses Jahr.
Im Hafen von Rusbend angekommen, liefen wir über die Brücke und dann ab in den dunklen Wald. Bonnie war immer noch voll gut drauf.
Die Dunkelheit hat uns nun umschlossen. Nur der Lichtkegel der Stirnlampe weist uns den Weg. Die Sicht voraus wird immer geringer, da sich in den Regen nun auch wieder Graupel einmischt. Aber wir kennen ja jeden Weg und jede Kreuzung. Das gibt uns Ruhe und Vertrauen. In den Bäumen rauscht der Orkan, jetzt weiß ich, wie „Ewig singen die Wälder“, sich anhört. Eine bezaubernde Melodie, die uns berauscht. Einfach herrlich. Ich genieße es, jetzt und hier zu laufen. Das Ächzen der Bäume, das Bonnie doch noch das eine und andere mal erschrecken läßt, ist Musik in meinen Ohren. Es erinnert mich an einen Lauf auf dem Oberen Eggeweg im Wesergebirge vor 12 Jahren. Damals richtete ein Orkan erhebliche Baumschäden an, während ich dort oben alleine lang lief und meine Frau zu Haus vor Angst um mich fast gestorben wäre.
Aber so stark ist der Sturm heute nicht.
Langsam läßt der Regen nach, aber er hört nicht ganz auf. So viel Wasser wie heute, bei diesem Lauf, hab ich noch nicht oft von oben auf das Läuferhaupt bekommen. Aber es stört uns nicht, wir laufen. Immer weiter, bis wir dann wieder in Berenbusch an den Kanal kommen. Nicht eine Menschenseele ist uns begegnet. Die Einsamkeit des Langstreckenläufers in Perfektion. Selbst auf der Dorfrunde treffen wir niemanden. Alle haben sich in die wohlig beheizten Wohnzimmer zurückgezogen. Keiner schickt seinen Hund vor die Tür. Nur Bonnie und ich, unzertrennlich kämpfen wir uns durch jedes Wetter gemeinsam voran. Streakrunner und Streakrunner Hund. Kann es etwas schöneres geben. Für mich der schönste Ausgleich zum Alltag. Danke, Bonnie, das du mich so treu begleitest. Kein Mensch kann sich da mit dir messen.

Gruß aus dem Weserbergland
-Rainer- und Bonnie
Alles was man übertreibt, verwandelt sich in Traurigkeit.

https://wesergebirgslaeufer2024.de/

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Hallo Rainer,

wie immer ein sehr schöner Laufbericht! (Den ersten, den ich von dir gelesen habe, bekam ich übrigens von jemandem per E-Mail geschickt, als ich dieses Forum noch gar nicht kannte :) )

"Danke, Bonnie, das du mich so treu begleitest. Kein Mensch kann sich da mit dir messen."

Wie wahr! Schön, wie du Bonnie immer in deine Berichte einbeziehst. Meine Hunde stapfen mit mir auch durch jedes Schietwetter, immer fühle ich mich beschützt, egal wie dunkel oder einsam der Weg ist. Es ist nie langweilig mit ihnen und wenn ich sie zwischendurch anleinen muss, habe ich die besten Pacemaker, da ihr Trab immer noch deutlich schneller ist als meiner :P .

Wünsche dir noch viele, viele schöne Läufe mit Bonnie!
LGM :hallo:
Un jour sans sourire est un jour perdu! :)

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Hallo Sourire,

schön, das Dir meine Laufberichte gefallen. Da haben wir Hundebesitzer doch noch mehr Gemeinsamkeiten. Du hast übrigens einen wohlklingenden Namen, der gleich Sonnenschein verbreitet :) finde ich jedenfalls. Erinnert mich an meine Schulzeit, Französischunterricht. :P
Weiterhin immer ein fröhliches Lächeln und viele schöne Läufe mit den Hunden,
wünscht Dir
-Rainer- :hallo:
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