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HM in Münster und mein Kampf mit der Technik

HM in Münster und mein Kampf mit der Technik

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Hallo alle zusammen,

da ich dieses Forum nun schon einige Zeit beobachte und mich vor allen Dingen die Laufberichte bisher sehr fasziniert haben, möchte ich auch gerne einen schreiben.

Ich bereite mich auf den Hamburg – Marathon vor und zur Bestimmung der Form und Festlegung der Zielzeit in Hamburg bin ich am Samstag den 12.03.2005 den Halbmarathon des LSF Münster gelaufen. Vorgabe war 1 Stunde und 40 Minuten. Kann ich drunter bleiben werde ich in Hamburg die 3 Stunden 30 Minuten versuchen, wenn nicht dann nicht. Meine bisherige Bestzeit bei einem HM betrug 1 Stunde 43 Minuten. Ich hatte in den letzten Wochen gut trainiert und meine Renneinteilung auch bereits festgelegt. Da ich beim letztem HM ab km 18 erbärmlich eingegangen bin, wollte ich es diesmal langsam angehen lassen und mich nach hinter heraus steigern. Dabei sollte mir mein neues Spielzeug der Garmin Forerunner 301 (GPS Gerät mit Pulsmesser für den Arm) helfen. Bei diesem Gerät kann man sich die Durchschnittszeit anzeigen lassen (wenn man es denn richtig bedienen kann).

Aber alles der Reihe nach.
Ich bin also gut eine Stunde vor dem Start in Münster angekommen. Die äußeren Bedingungen waren super. Ok bei mir sind die äußern Bedingungen immer super, weil ich als Maßstab immer meinen Debüt Marathon im letzten Jahr in Steinfurt zu Grunde lege. Also am Samstag war starker Wind mit Böen von 50 kmh (in Steinfurt waren es 100 kmh) die Niederschläge kamen in Regen und Schnee herunter (in Steinfurt war auch noch Hagel dabei). Zwischen zwei Schauer bin ich den ersten km zum Warmlaufen schon mal abgelaufen. Mein Forerunner zeigte auch genau 1km an. Super alles klar. Noch mal die Taktik durchgehen. Die ersten 10 km immer so in 4,40 bis 4,45 min auf den km und den zweite Hälfte 4,35 bis 4,40. Der Puls bis km 5 bis 155 bis km 10 bis 160 bis km 15 bis 165 und die letzten 6 km ist der Puls egal.
Der Start rückte näher und ich hatte mich so in der Mitte der 460 Starter eingereiht. Kurz nach dem Startschuß habe ich dann festgestellt, dass es doch ein wenig weit hinten war und ich war auf den ersten 500 Metern damit beschäftigt mich ein wenig durch das Feld nach vorne zu kämpfen. Bei meinem Forerunner sprang die gelaufene Geschwindigkeit ständig hin und her (eigentlich ganz normal bei einem GPS Gerät) und ich wollte auf die Displayseite wechseln wo die Durchschnittsgeschwindigkeit angezeigt wird. Dabei habe ich wohl die falsche Taste erwischt und ich war auf der Seite, wo man die Einstellungen verändern kann. Ich hatte nun Panik, dass ich mit einem falschen Tastendruck die Stopuhr anhalten würde. Der dumme Spruch eines Mitläufers neben mir, der meinte ob ich nicht mit meinem Laptop klarkäme hat auch nicht gerade zu meiner Beruhigung beigetragen. Außerdem finde ich den Forerunner nun auch nicht so groß, dass man ihn mit einem Laptop vergleichen kann. Ich habe nur gedacht, du bist ja nur neidisch weil du dir dein Rennen nicht so gut einteilen kannst wie ich. In diesem Moment erreichte ich die erste km Markierung. Die Lap Taste gedrückt und schon erschien auf meinem Display die erste Zwischenzeit 4,11 min Puls 163. Super 30 Sekunden zu schnell und Puls 10 Schläge zu hoch. Klasse Manfred habe ich gedacht, dass ist wieder dein Tod bei km 18. Die nächsten drei km habe ich versucht meinen Puls unter 160 bekommen und ich bin dabei mit dem km Schnitt bis auf 4,55 runter gegangen aber der Puls wollte einfach nicht mehr unter 160. Die Suche nach der Displayseite mit der Durchschnittsgeschwindigkeit hatte ich bei km 5 aufgegeben. Wie sich später herausstellte, hätte ich vorher einstellen müssen was auf den einzelnen Displayseiten angezeigt wird (Englisches Handbuch). So hatte ich auf den Displayseiten die Höhe und den Durchschnittspuls und den wollte ich gar nicht sehen. Ich habe mich so die ersten beiden Runden durchgekämpft. Bei km 10 lag ich zeitlich genau im Plan 47 Minuten und 15 Sekunden aber der Puls sprang immer so von 168 bis 170. Die dritte Runde bin ich dann immer 4,35 bis 4,40 auf den km gelaufen und ich habe dann bei km 15 so langsam auf meinen Einbruch gewartet, da der Puls nun ständig über 170 lag. Da der Puls bereits so hoch war stand mein Entschluss fest. Ich würde meine Geschwindigkeit dem Puls anpassen. So erhöhte ich wie vorgenommen mein Tempo. Km 15 in 4,22 min, km 16 in 4,27 min, km 17 in 4,26 min. Aus dem Nieselregen der ersten beiden Runden und dem leichten Schneeregen der dritten Runde wurde nun ein Schneeregenschauer der übelsten Art und der Wind legte auch noch mal zu. Aber es war mir egal. Ich hatte meinen Feind gefunden. Es war mein Forerunner. Für mich war er in diesem Moment an allem Schuld (die Einsicht das so ein Hightech Gerät nur so gut ist wie der, der es bedient, kam erst später). Km 17 erreichte ich bei einer Zwischenzeit von 1 Std. 19,08 Minuten. Ich war nicht mehr in der Lage auszurechnen in welcher km Zeit ich die letzten 4 km laufen müsste um unter 1,40 Std zu bleiben. Natürlich war daran auch der Forerunner Schuld und ich beschimpfte ihn, dass er ein Scheißteil sei und dass er mit gefälligst ausrechnen soll was ich noch zu laufen hätte, schließlich hätte er auch fast 300 € gekostet. Als das Gerät auch noch den 19 km nur mit 925 Meter Länge anzeigte war ich soweit das 300,- € Teil vom Arm zu reißen und in den Straßengraben zu feuern. Zum Glück habe ich es nicht getan. Wie sich später bei der Auswertung des Laufs am PC herausstellte, hatte der Forerunner alle 4 Runden gleich lang angezeigt und auch die Gesamtdistanz war mit 21,190 km nur auf 100 Meter ungenau. Wenn man davon ausgeht, dass ich ja nicht immer die Ideallinie gelaufen bin ein super Ergebnis. So dass man davon ausgehen kann, dass das 19 km Schild nicht ganz an der richtigen Stelle gestanden hat. Aber das wusste ich zu diesem Zeitpunkt ja nicht. Die nächsten 1,5 km habe ich mich damit beschäftigt, wie bescheuert ich doch gewesen sein musste, so viel Geld für solch einen Schrott ausgegeben zu haben. Dabei habe ich dann vollkommen verdrängt, dass ich fix und fertig war. Mein Puls hatte bereits die 180 Marke überschritten. Doch dann kam ich bereits ins Stadion wo noch eine Runde zu laufen war. Ich erreichte das Ziel in 1 Stunde 37 Minuten und 55 Sekunden. Zunächst konnte ich es gar nicht glauben, aber dann war ich glücklich und zufrieden.

Nachdem ich zuhause das Handbuch noch mal studiert hatte und festgestellt habe, dass es doch meine Fehler waren, habe ich mich auch wieder mit meinem Forerunner vertragen und ich werde das Teil auch in Hamburg benutzen. Wenn es dann nicht so gut laufen sollte, weiß ich dann wenigsten worauf ich es schieben kann.

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Schöner Bericht und Glückwunsch zur neuen Bestzeit! :daumen:

Wahrscheinlich hättest Du Dich auf der Strecke gelangweilt, wenn Du nix zum Spielen mitgehabt hättest. Ich verteib mir auch immer die Zeit mit Berechnungen zur möglichen Endzeit. Durch die Sauerstoffarmut in meinem Hirn scheiter ich dabei auch immer kläglich.

"4:30 mal 10 .... dann dat doppelte ... plus ein Kilometer ..... und jetzt noch 1/10 von 4:30 .... wieviel Sekunden sind denn das .... macht ..... Was war noch mal meine km-Zeit? Mist, vergessen, also nochmal: ..." :gruebel:

Viele Grüße

Jörn

Hi

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erstmal herzlich Willkommen im Forum :hallo: .
Danke für den schönen und amüsanten Bericht :daumen: Mehr davon :D !!!

Super, deine HM - Zeit.

Wie lange muß man eigentlich trainieren, um solche Superzeiten laufen zu können ?

LG
Carmen

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Hallo,

ich freue mich, dass Euch mein Bericht gefallen hat. Ich habe ihn gerade noch mal gelesen und festgestellt, dass meine Sauerstoffarmut im Hirn wohl noch nicht ganz behoben ist. Einige Tippfehler und mit Komas bin ich auch recht sparsam gewesen. Naja egal.
Carmen2 hat geschrieben:
Wie lange muß man eigentlich trainieren, um solche Superzeiten laufen zu können ?

Ich laufe jetzt seit etwa 3 Jahren. Im ersten Jahr eigentlich nur so um fit zu bleiben und abzunehmen. Doch als ich meinen ersten Wettkampf gelaufen war, hat mich das Lauffieber gepackt und ich trainiere seit ca. 2 Jahren mit etwas mehr System. Mal mehr mal weniger jenachdem ob ich mich gerade auf einen Wettkampf vorbereite. Ich denke Leute die mehr Talent haben wie ich und vielleicht auch nicht ganz so groß und vor allen Dingen so schwer sind wie ich, können noch deutliche bessere Zeiten in viel kürzerer Zeit erreichen.
Manfred

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Hallo,

ein sehr schöner Bericht - Glückwunsch zu der Zeit, und ganz fabelhaft hast du herausgearbeitet, wie diese Dinger einen verrückt machen können :wink: Werde trotzdem weiter gelegentlich ( :gruebel: gleich schon wieder) mit Pulsmesser herumlaufen.
Derfnam hat geschrieben:...

behoben ist. Einige Tippfehler und mit Komas bin ich auch recht sparsam gewesen. Naja egal.
Mit Komas kann man nie sparsam genug sein. SCNR. Aber Kommata und gelegentlich mal einen Punkt und hin und wieder einen Absatz wären schick gewesen. Aber so lange der Inhalt lesbar und lesenswert ist, ist alles wurst.
Liebe Grüsse von Gregor :hallo: (Bremen)
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Hallo und willkommen im Forum!
Da bist Du ja gleich mit einem Klasse Laufbericht gestartet.
Ich hab mich nicht nur köstlich amüsiert, sondern habe mich auch fast exakt wiedererkannt - auch in der M-Vorbereitung (Freiburg), auch am Überlegen an 3:30, auch Zielzeit 1:40 am Sonntag, mit 1:38:12 recht erfolgreich durchs Ziel, ebenfalls über die Technik geflucht (allerdings S625X). Lass mal gelegentlich von Dir hören, wie die Geschichte weitergeht - mal sehen, ob wir auch den Marathon zeitgleich hinter uns bringen...

Viele Grüße,

Michael

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Hallo Stachelbär



Finde ich ja toll einen „Leidensgenossen“ gefunden zu haben. Glückwunsch zur tollen HM Zeit. Ich gehe mal davon aus, dass du jetzt die 3.30 versuchen wirst. Da wir ja offensichtlich zur Zeit auf dem gleichen Trainingslevel sind, würde mich schon mal interessieren wie dein Trainingsplan aussieht. Ich laufe 1x die Woche Tempolauf ca. 15 km im Marathontempo, 1x die Woche Tempotraining (1000 oder 2000 Intervalle) 1x die Woche einen „Langen“ mit Endbeschleunigung, und 2x die Woche 80 bis 90 Minuten in lockerem Tempo bei 140 Puls.

Insgesamt so um die 90 km die Woche.
Manfred

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Hi Derfnam,

ja, in der letzten Runde stand wohl wirklich irgendeins der Kilometerschilder falsch, ich hatte da auf einmal gut 30 Sekunden mehr als bei allen anderen Kilometern ;-)) und nen mittleren Nervenzusammenbruch, weil auf einmal mein schöner Vorsprung auf mein Minimalzeitziel fast vollständig weg war ;-)))

Erwähnenswert auch noch die Tatsache, dass das erbärmliche Mistwetter gut eine Stunde nach dem Lauf wieder vorbei war und dann - wie selbstverständlich - wieder die Sonne schien ;-)))

Aber egal, so was kann uns doch nicht schocken. Hauptsache Bestzeit, herzlichen Glückwunsch!

Schönen Gruß
Lars
Ava-Foto: Frankfurt 2011. Frühstück.

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Hallo Derfnam,

schöner Bericht. Glückwunsch zu dem tollen Ergebniss. Da können die 3:30 in Hamburg ja fallen.
Das Wetter war halt typisch Münster. Eigentlich wollte ich auch in Münster starten. War bei dem Wetter aber froh, das ich mit meinen Kinder auf Kinderkonzert mußte. Mein Saisondebut wird dann jetzt am 02.04. in Saerbeck sein.
Gruß

Holger
Gesperrt

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