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So lief`s bei mir - 10 KM Volkslauf in Eschweiler

So lief`s bei mir - 10 KM Volkslauf in Eschweiler

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Achtung, langer Bericht für kurze 10 KM:

Nach unruhiger Nacht fällt das Aufstehen um 07.00 Uhr gar nicht mal so schwer. Erster Blick nach draußen: Die Welt wie in Watte.
Kaffee, Saft und Wasser, vor Aufregung mehrere Gänge auf die Toilette, die Sorge bin ich wenigstens los. Letzter Blick auf den Stadtplan, Jacke und Jogginghose an und los geht’s.

Das Autothermometer zeigt 7 Grad Celsius, für die Läufer in Ordnung, für die Zuschauer weniger. Sind schon etliche da, viele in größeren und großen Grüppchen und unser Lauftreff konnte mal gerade zwei Delegierte entsenden. Einen Kollegen i.R. entdeckt; er will die 10 KM in 52 Minuten laufen und gibt mir den eindringlichen Rat, nicht zu schnell zu laufen. Mein Mann entdeckt den zweiten Mitläufer, ich bin beruhigt. Jacke und Jogginghose zum Auto gebracht, warmgelaufen und ab zum Start.

Da die Zeitnahme mit Startschuss beginnt, reihen wir uns ziemlich weit vorn ein. Pulsuhr vorbereitet, das Teil braucht ewig, um den Herzschlag zu erfassen und zeigt doch tatsächlich eine leere Batterie an!? Da geht es los, direkt leicht bergab und in einem irren Tempo. „Das wollen die doch nicht bis zum Schluss durchhalten?“ Schon werde ich überholt, ist ja auch kein Wunder, aber da die Straße weit genug ist, gibt es keinerlei Gedrängel unter den 260 Teilnehmern. Schon keuchen die ersten, ich laufe bereits am Limit, bei KM 2 der erste Blick auf meine Uhr, ich möchte wissen, wie hoch die Herzfrequenz ist. 168, akzeptabel. Doch was sieht das Display so anders aus? Oh Shit, habe beim Start wohl zu kurz gedrückt und die Aufzeichnung ist nicht angesprungen. „Soll ich noch? Ja, so habe ich wenigstens noch die Aufzeichnung der Herzfrequenz“. KM 3: Die Uhr zeigt 6 Minuten irgendwas, so wird das nie was mit meiner Zielzeit von knapp unter einer Stunde und überhaupt, einen WK mach ich nie wieder, das ist ja so was von anstrengend! Wir sind bereits auf der ersten Steigung, permanent werde ich überholt. Die Füße werden heiß und beginnen zu brennen - „das war aber im Winter anders! Nie wieder!“ Es geht bergab, bei max. 13 % Gefälle ist keine Eleganz möglich, die Füße patschen auf`s Pflaster und „muss ich mich nicht eigentlich mal ausruhen?“ Seitenstechen. Ein Läufer spricht mich an und wir unterhalten uns kurz über dieses Gefälle. Er kann mir auch nicht sagen, wie schnell wir sind, denn er läuft ohne Uhr.

Die zweite Steigung mit nunmehr max. 10 %. Weiter vor mir ein Mann in weißem Shirt und Aufdruck von irgendeinem Marathon-Club. „Der geht ja!“ Direkt vor mir ein anderer Mann in rotem Shirt und Aufdruck von einem anderen Marathon-Club. „OK, hinter den halte ich mich, der läuft schön langsam und weiß wohl besser als ich, wie diese Strecke anzugehen ist“ Neben mir ein Läufer, der versucht, den Winkel seines Oberkörpers der Steigung anzupassen, fast könnte er auf allen vieren laufen. Ich versuche ebenfalls zu gehen, prompt merke ich die Oberschenkel und werde wieder überholt. War wohl keine gute Idee, also wieder laufen und das klappt auch besser und den Marathon-Club-Mann in rot überholt .

An einer weiteren kurzen steilen Strecke haben sich Zuschauer postiert, die uns anfeuern. „Die wollen uns doch nur leiden sehen“ Hinter mir hört der Applaus auf; ich bin die letzte. Eine Straße, der Hilfsdienst hält den Verkehr an und wegen mir müssen die Autofahrer noch etwas länger warten. Dann darf er wieder rollen. Ich bin die Letzte!

KM 8, ich kann nicht mehr und überhaupt: Nie wieder! Im Kopf kämpft Geist gegen Körper und versucht es mit den altbekannten Weisheiten und Durchhalteparolen. Der Trupp vor mir biegt rechts ab, kurzer Blick auf die Pfeile am Boden und in den Bäumen, wird schon stimmen. Da: Es steht „Ziel“ auf dem Boden. Hurra! Aber irgendwie kommt erst einmal KM 9. „Halunken!“ Die KM 10 Markierung. Der kurze Ärger darüber, dass hier das Rennen noch nicht zu Ende ist, wird durch den Einlauf ins Stadion besänftigt. Wir kommen quasi durch den Hintereingang. Da steht mein Mitläufer und sieht ausgeruht aus und feuert mich an. Ich bin gerührt. Noch 320 Meter, puh, ich kann wirklich nicht mehr, „nimmt das den kein Ende?“ Schon wieder überholen mich 3 oder vier Leute (die Wahrnehmung ist jetzt eingeschränkt) Es bleibt vor Wut doch noch Kraft für einen kurzen Spurt und ich kann einen oder zwei dieser Läufer wieder einkassieren. Doch das Tempo kann ich nicht halten, zum Glück scheinen die hinter mir aber auch keine Kraft für mehr zu haben. (Es waren übrigens jeweils vier Leute, sagte mein Mann später)

Endlich, das Ziel. Rechts und links stehen Herren mit Laptops an Bistrotischen und rufen irgendwas („ Macht das ja richtig“) Abrupter Stopp, kein Auslaufen möglich, jemand scannt den Code an meiner Startnummer.

Mein Mitläufer empfängt mich und reicht mir einen Becher mit Getränk. Meine Finger registrieren: „Warm.“ Oh Mann, ich brauche jetzt etwas Kaltes! Noch nie hat gezuckerter warmer Zitronen?-Tee so gut getan.

Ich suche meinen Mann, er kommt mir entgegen und ruft „Herzlichen Glückwunsch, wenn Du Glück hast, waren das 50 Minuten“. Ein Blick auf seine Armbanduhr, die irgendwas mit 8 vor anzeigt. Ungläubiges stolzes Staunen. „Da wäre bei einer flacheren exakten 10 KM Strecke doch glatt mehr drin!“

Kurzes Ausruhen am Rand, den anderen, die hinter mir ankommen, zugeschaut, ein Paar läuft freudestrahlend Hand in Hand durch`s Ziel. Mal eben die Aufzeichnung meiner Pulsuhr gestoppt, total vergessen, aber eh wurscht. Die max. Herzfrequenz lag bei 175 Schlägen, das geht doch noch. Meinen Kollegen i.R. beglückwünscht, so fit wie er möchte ich in seinem Alter auch sein.

Mein Mitläufer fährt nach Hause, fehlenden Schlaf nachholen und ihm ist kalt. Das merken wir jetzt auch und so machen wir uns ebenfalls auf den Heimweg, aber zuerst kann ich noch einem anderen Kollegen viel Erfolg für den anschließend stattfindenden Halbmarathon wünschen.

Zu Hause ab in die warme Badewanne, die Beine kalt abgeduscht, die brauchen das jetzt und das schmerzende Knie (anscheinend doch kein Vorwettkampfsyndrom) mit Voltaren eingerieben. Dann endlich Frühstücken. Ab ins Bett zum regenerieren, aber Schlaf will sich nicht einstellen, dafür ist der Puls noch etwas zu hoch und die Füße zu kalt.

Gut, dann eben den Bericht geschrieben. Wann kommen endlich die Ergebnisse ins Netz?

Abends sind sie d`rin; hinter meinem Namen steht eine 50: 05. Wir jubeln noch einmal ausgiebig und schecken schnell die Zeiten der anderen. Nächstes Jahr wieder!

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Herzlichen Glückwunsch!
Kannst stolz auf dich sein!
coffee
Hüte dich vor deinen Wünschen. Sie könnten in Erfüllung gehen...

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Hi Bifi, warst aber ganz schon schnell unterwegs für ne Minisalami. Super gelaufen und schön geschrieben... Aber nach einem lauf noch mal ins Bett - da wären bei mir die Hormone am durchdrehen

CU Sigi

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Hallo Bifi,

in deinem Profil steht, dass du erst seit einigen Monaten läufst. Und jetzt bereits ein 10-km-Lauf in ca. 50 Minuten. Du musst eine Begabung dafür haben. :daumen: Tolle Leistung.
Da ich im Herbst des kletzten Jahres auch das erste Mal wettkampfmäßig einen Lauf beendet habe, kann ich noch gut nachempfinden, wie stolz ich war, es geschafft zu haben. Das wirkt unheimlich motivierend. Ich wünsche dir weiterhin viele Erfolgserlebnisse.

Gruß Wolfgang

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Hallo Ihr Drei!

Vielen Dank für Eure Glückwünsche. Zugegeben, ich bin immer noch stolz wie Oskar :nick:
Naja, schlafen konnte ich ja auch nicht danach, hatte aber das Bedürfnis, auszuruhen. Der Muskelkater heute ist erträglich, die Kopfschmerzen gestern waren fieser.
Das mit den "einigen Monaten" ist relativ, im August kann ich auf "seit einem Jahr" erhöhen.

Viele Grüße und viel Spaß beim Laufen und Relaxen
Bifi

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Du kannst auch stolz sein. 50 Minuten für 10 Kilometer ist einfach toll.
Gesperrt

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