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Mein Kampf mit der Salchendorfer Wand

Mein Kampf mit der Salchendorfer Wand

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Ja nun,
irgendwann schreibe ich auch mal einen kurzen Bericht, aber dieses Mal hat es wohl wieder nicht geklappt.

Nachdem mir in einem anderen Thread die meisten Poster geraten hatten, den HM am 26.03. zu laufen, machten wir uns am Ostersamstag frohen Mutes ins Siegerland.

Nach den tollen Vorbereitungen von Andreas (brickmaster) war mir klar, daß die Strecke nicht geeignet war, meine bisherige HM-Bestzeit von 1:51:37 zu knacken, meine Zielzeit lag so bei 1:55. Für einen HM mit knapp 300 HM sollte das wohl drin sein. :gruebel:

Wir waren recht früh da, Anmeldung schnell und problemlos. 5 (in Worten fünf) Euro Startgeld ohne Nachmeldegebühr für einen Lauf, in dem mit Sabrina Mockenhaupt immerhin eine dt. Meisterin an den Start ging (allerdings nur als heimatverbundener Trainingslauf) fand ich auch ok. :daumen:

Vor dem Lauf traf ich noch Rainer (Ray) und konnte mich mit ihm unterhalten.

Die Strecke sollte am Sportplatz starten und ging dann erst einmal "strack" hoch in den Wald, dort oben waren dann zwei Runden zu absolvieren, dann wieder runter zum Sportplatz und nach einer 3/4-Stadionrunde ins Ziel.

Kurzes Einlaufen und dann versammelte sich das HM-Feld in lockerer Aufstellung im Startbereich. Nach dem Startschuß geht es erst einmal vom Sportplatz eine Rampe hoch, ein Stück geradeaus und dann eine nette erste Steigung hinauf auf den Waldweg. Hier läuft alles noch dicht geknubbelt, an freies Laufen kein Gedanke. Aber schon nach ein paar hundert Metern geht es auf einen breiten Weg und ab da sind Menschenmassen für den Rest des Laufes kein Problem mehr. :rolleyes:

Kurz nach km 1 (5:17) geht es links hoch und ich bereitete mich seelisch auf eine grausame Steigung, der sogenannten "Salchendorfer Wand" vor. Es beginnt eine Steigung, die auch immer steiler wird, doch dann geht es erst einmal wieder relativ flach weiter. Und weiter. Und weiter.

Spätestens bei km3 ist mir klar: das wars, Salchendorfer Wand längst erklommen, das war ja einfach. Lockeren Schrittes trabe ich weiter. Die weiteren km-Zeiten liegen dann irgendwie um die 5:30min :gruebel: . Entweder ist heute nicht mein Tag oder hier geht es auch irgendwie bergauf. Ich beschliesse mich zu erinnern, daß Andreas irgendwas von leicht ansteigend geschrieben hatte und bin wieder beruhigt :P

Hier laufe ich jetzt fast schon einsam und kann die schöne Landschaft genießen. Ab und zu kündigt ein angsteinflössendes Schnaufen einen der 10km-Renner an, die 10min nach uns gestartet waren.

An einer Weggabelung steht ein Streckenposten, der bei seinem imposanten Bauch seine Füße vermutlich schon Jahre nicht mehr gesehen hat und erklärt gerade einem Forstarbeiter: "Nee, die laufen heute nur Halbmarathon, dass sind nur 21,1km" :hihi:

Nachdem man nach km 6 mehr crosslauftechnisch eine kleine Böschung hochrennnen muß, geht es kurz bergab und dann teilte sich der Weg: für die 10km-Läufer links herunter, für die Halbmarathonis rechts herauf :motz: Ein schöne Steigung liegt vor mir, die sich aber recht gut laufen läßt, allerdings mit Puls deutlich auf 10km-Wettkampfniveau. Dann eine scharfe Linkskurve und.....weiter steil bergauf, Rechtskurve, ......weiter bergauf :eek:

Ich quäle mich mit dem Wissen weiter, daß hier die höchste Stelle der Strecke ist und es dann eigentlich nur noch bergab gehen kann. Dann bin ich endlich oben und es geht erwartungsgemäß bergab, aber wie.
Sehr steil auf Asphalt, ohne Fallschirm eine Freude bei jedem Schritt für Muskeln und Gelenke. Es läuft zwar rasend schnell, aber irgendwie ist die Hauptbeschäftigung nicht Laufen, sondern Bremsen. Klatsch, Klatsch, Klatsch. Wirklich elegant ist das nicht.

Auf der linken Seite steht plötzlich jemand mit einem Fotoapparat und meint: Du bist bestimmt Peter aus dem laufen-aktuell Forum. Ja, dann bist Du Andreas.

Spontan begleitet mich Andreas ein Stück und ich kann mich ein wenig mit ihm unterhalten.
- "Die Salchendorfer Wand war ja garnicht so schlimm"-"Ja, aber Du mußt da noch mal hoch"
- "Hey, 4:46min für den km 8 so schnell war ich noch nie bei einem HM"-"jaja bergab"
- "Geht die zweite HM-Runde auch über diesen brutalen Berg an der Abzweigung"-"Klar, zwei identische Runden"

Dann geht es aus unerfindlichen Gründen schon wieder hoch :tocktock: und mein eh schon bescheidener Redefluß versiegt etwas. Andreas meint noch, die Geschwindigkeit sei für ihn ja doch anstrengend, so in Jeans und Pullover bei der Wärme :hihi: , sprachs und sprintet los um oben noch ein Foto zu schießen. "Wir sehen uns auf der zweiten Runde". Danke für die nette Begleitung Andreas :hallo: .

Dann geht es an dem dicken Streckenposten mit dem "nur HM-Spruch" vorbei und rechts erneut steil bergab und wieder beginnt der Kampf mit der Schwerkraft, um den freien Fall zu verhindern. So ist dieser km 10 mit 4:49min abgeflogen, die 10km in 53:09min absolviert; hey garnicht soo schlecht. Rechts biegen die 10km-Läufer ins Ziel und für mich heißt es ab auf die zweite Runde.

Ersteinmal kommt der Verpflegungstand, also kurz vorher ein Powergel reinschlürfen. Wenns nix hilft, so schadest mir jedenfalls auch nicht :P "Kaltes Wasser oder warmer Tee?". "Och, ich nehme von jedem einen Becher" "Nimm ruhig, wir haben von allem genug da."

Weiter geht es und dann wieder links hoch Richtung Salchendorfer Wand. Ganz oben sehe ich ein paar Läufer gehen. Pah. Es wird immer steiler, es wird megasteil und ich bin immer noch nicht oben. Ich verfluche mich für meine überheblichen Worte gegenüber Andreas. Ich bin mir sicher, ich habe ihn in seiner Ehre gekränkt und nun hat er diese Steigung kurzerhand irgendwie steiler gemacht und verlängert :motz: . Boah tut das weh. Ich gehe zwar nicht, aber die letzten Meter gequälten Meter hätte ein neutraler Zuschauer sicher nicht als Laufen bezeichnet.

Dann bin ich endlich oben und versuche, auf der halbwegs ebenen Strecke meinen Puls wieder zu normalisieren. Als es wieder einigermaßen läuft, male ich mir die Anstrengung an der heftigen Steigung aus der ersten Runde aus. Auweia.

Ich laufe so vor mich hin, komme wieder an meinem Lieblingstreckenposten vorbei und dann begegnen mir auf der Gegengeraden ein paar ziemlich schnelle Läufer, die jetzt schon bei km 19 sind. Plötzlich sehe ich Rainer: "He Rainer, gib Gas". Es kommt nur ein gequältes "ich bin total kaputt" zurück. Ach Rainer, wer bei einem solchen Profil einen Trainings-HM unter 1:29 läuft :wink: :D .

Tja, nach kurzer Zeit kommt dann, was kommen muß: dieser völlig überflüssige Berg. Ich quäle mich da irgendwie hoch und überlebe eigentlich nur, weil ich drei andere Läufer überholen kann und mir das doch Kraft gibt. Trotzdem ist dieser km 17 mit 6:11min übel langsam.

Dann also wieder im Sturzflug bergab und meine Muskeln schmerzen. Unten steht wieder Andreas und lächelt: "Das sieht gut aus". Jemand steht neben ihm und fragt: "Wasser oder Cola". Völlig überrascht antworte ich "Wasser" und bekomme eine Trinkflasche in die Hand gedrückt. Ich trinke ein paar Schlucke und laufe weiter, war aber so perplex, daß ich mich beim Spender nicht einmal bedankt habe :peinlich: .

Kurz bevor die nächste Steigung kommt, darf ich km 18 mit 4:42 abstoppen. Jaja, bergrunter würde Andreas jetzt wieder sagen können :wink: .

Dann geht es zum letzten Mal erst langsam und dann stark bergauf und ohne Begleitung und mit leichter Ermüdung merke ich erst, wie heftig die Steigung ist. Oben stehen zwei Streckenposten und feuern mich an: "O jetzt hast Du die Quälerei gleich geschafft".

km 19 bei 5:54min :nein: und wieder Sturzflug. Kurz hinter km 20 (5:08min) kann ich noch zwei Läufer überholen und dann dann auch die zweite Runde zu Ende und ein wunderschönes Schild mit der Aufschrift "Ziel" (lange habe ich kein soo schönes Schild mehr gesehen :hihi: ) zeigt nach rechts.

Über Schotter geht es steil nach unten, jetzt bloß nicht kurz vor dem Ziel noch stolpern. Rechts ist der Sportplatz, die Asphaltrampe vooorsichtig runter und dann ab auf die Aschenbahn und nochmals Gas geben. Vor mir niemand, der Stadionsprecher hat Zeit, mich mit Startnummer und Namen zu begrüßen, auf der Tribüne ist mittlerweile Verwandtschaft eingetroffen und feuert mich an. Meine Güte, wie lang können denn 300m sein, doch dann bin ich im Ziel, selbst gestoppte 1:53:57, offizielle Bruttozeit 1:54:01 :klatsch: .

Fazit:
Ein schöner, aber auch sehr anstrengender Lauf. Und mit der Zeit bin ich hochzufrieden.

Sabrina Mockenhaupt hat ihren Trainingslauf übrigens in 1:21:19 beendet, der Sieger Carsten Thoma hat diese Strecke in für mich völlig unglaublichen 1:18:35 bewältigt.
Gruß
Peter

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Mensch Peter, da lief mir ja beim Lesen schon der Schweiß runter. :daumen: Gratuliere.

Wie gut, daß es in Bonn so schön flach ist. :D

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Hallo Peter,

Ja, so wollte ich das sehen ! :wink: Super Reportage !

War wirklich nett, den Mann hinter der "Puck"-Brille mal kennenzulernen. :D :nick:

PS: km 17 fand ich auch nicht so toll. Und durch das Bremsen auf den steilen Bergab-Stücken hatte ich in beiden Runden Seitenstiche :motz: - aber mein Bein scheint das Ganze ganz gut verkraftet zu haben. :)

Gruß,
Ray :wink:

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Jessas, ein Lauf wie eine Achterbahnfahrt,
wo trainiert man für sowas vernünftig? Was zählt, eigene Zielvorstellung geschafft, und nicht dehydriert genug, um was lesbares zu schreiben. Supa
Liebe Grüsse von Gregor :hallo: (Bremen)
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