Ich gebe zu, ein recht ungewöhnlicher Titel für den Anfang eines Laufberichtes. Doch ich warne gleich vor, es wird etwas dauern, bis ich zum Lauf an sich komme, da schon im Vorfeld so einiges passiert ist.
Bereits am Donnerstag Nachmittag holt mich Leonie von der Arbeit ab und wir machen uns sogleich auf den Weg nach Berlin, da ich mir extra am Freitag freigenommen habe. Am Nächsten Tag machten wir uns auf den Weg zur Berlin Vital Messe, bei der es die Startnummern gibt. Davor machten wir noch einen kleinen Abstecher, um Leonies Freundin Tabea abzuholen und dann ging es zu dritt zur Messe.
Dort am frühen Nachmittag angekommen gingen wir zuerst einmal zu Rennzicke (Britt), welche bei der Startnummernausgabe der Frauen geholfen hat. Daneben stand auch Slowy (Gero), mit dem ich unter anderem ja schon im Januar den Berliner Team Marathon gelaufen bin. Nachdem wir dann unsere Startnummern hatten, gingen wir durch die Messe. Dort machte ich dann endlich den Einkauf, den ich schon länger machen wollte.
Ich habe mir die orangenen Asics DS Racer gekauft, der zwar eher für die schnelleren Läufer ist, doch zum einen finde ich den total bequem und zum anderen wollte ich ja am Sonntag auch schnell laufen
Also habe ich diese dann gekauft, überrascht hat mich, dass sich ebenfalls Leonie diese Schuhe gekauft hat und vor lauter „ichkannesnichtglauben“ hat es Brit (die ja schon ewig diese Schuhe will) ebenfalls noch getan.
Nachdem wir uns dann vorgenommen haben, diese Schuhe am Sonntag zu laufen, aber davor die Schuhe nicht einlaufen wollten, haben wir sie einfach so angezogen und sind den ganzen Tag darin gegangen.
Die Startunterlagen und unsere (NEUEN) Puma Turnschuhe haben wir dann in eine Plastiktüte getan und ich trug die dann den ganzen Tag herum. Nachdem wir am Abend auf ein Konzert gingen, aber nicht mehr zu Hause vorbei kamen, war die Plastiktüte immer noch bei mir, welche ich dann beim Konzert in der Garderobe abgegeben habe. Kurz vor Ende des Konzertes (und nach ein paar Long Drinks) holte ich die Sachen und dann ging es nach Hause.
Als wir dann bei der S-Bahn umsteigen mussten und gerade die Tür zugeht dachte ich mir „hm, hatte ich nicht noch eben eine grüne Plastiktüte in meiner Hand“.
SCHRECK!!! Ich hab die Plastiktüte ist weg!!! Erst einmal konnten wir es nicht glauben, doch irgendwann realisierten wir unseren Verlust (wobei wir eher noch den Turnschuhen nachtrauerten als den, noch ersetzbaren Startnummern). Tja, das ganze hieß dann auch gleichzeitig, dass wir am nächsten Tag wieder zur Messe gehen mussten und uns neue Startnummern zu holen (wir erfuhren aber erst am nächsten Tag Vormittags, dass dies überhaupt geht, bis dahin waren wir echt fertig). Ach ja, sagte ich bereits, dass wir auch die Startnummer von Leonies Vater dabei hatten...
Also am Samstag sind wir dann Mittags wieder zur Messe. Dort machte man keine Anstalten, uns Eintrittskarten zu geben (ohne Anmeldebestätigung kostet das nämlich 2€) und nach kurzem erläutern unserer Situation bekamen wir auch schnell neue Startnummern und sogar neue T-Shirts, die wir ja auch verloren hatten.
Nachdem wir dann noch ein paar Leute vom Forum getroffen haben, gingen wir voller Elan raus aus der Messe und machten uns einen schönen Tag im Berliner Zoo (ich lehnte es strikt ab, die Startnummern zu tragen, diesmal war Leonie dran).
Am Abend waren wir mit Leonies Eltern beim Chinesen, Energie für den morgigen Tag tanken. Als Leonie ihrem Vater seine Startnummer gab passierte was völlig unglaubliches: DIE STARTNUMMERN WAREN SCHON WIEDER NICHT DA!!!
Nun waren wir echt fassungslos und konnten überhaupt nicht kapieren was nun los ist. Vor dem Start bekommen wir doch niemals mehr eine Startnummern, die werden doch da keinen Drucker rumstehen haben.
Wir schmiedeten schon Pläne, wie wir zumindest in den Startblock gelangen würden. Da wäre die Startnummer vom letzten Jahr, oder einfach eine Startnummer Scannen und ausdrucken. Doch all dies war uns eigentlich viel zu riskant und so gingen wir dann mit einem ziemlich mulmigen Gefühl nach Hause. Statt beruhigt schlafen zu können, mussten wir jetzt doch ziemlich früh raus, damit wir rechtzeitig um 10 Uhr bei der provisorischen Startnummernausgabe sind. Wir überlegten uns schon, wie wir es am besten sagen, damit man nicht meint, wir hätten die Nummern verschlampt (was wir wohl auch gar nicht haben).
Am Trouble Desk angekommen (och ne, des war die Frau, die uns schon die zwei Tage davor gesehen hat) und da lag auch schon so ein Stapel mit vergessenen Startnummern. Die Frau nahm die erste Weg und darunter stach mir ein „Hiller Andreas“ und daraufhin noch der Umschlag von Leonie in die Augen.
Was für ein Glück. Wir machten die Nummern sofort an unsere Shirts, damit auch wirklich nichts mehr damit passieren kann. Endlich konnten wir beruhigt dem Rennen entgegensehen und trafen dann einige bekannte ForumTeam`ler (die uns alle fragten, wo wir unsere Startnummern fanden).
Die letzte Zeit vor dem Start
Nach dem üblichen „na, was willst du denn heute so laufen“ und „ach, ich hab ja viel zu wenig trainiert“, machte ich mich um 10.40 auf zum Kleiderwagen der Jubilees (Läufer, die den Berlin Marathon schon mind. 10 mal gefinisht haben), um dort auf Frank P. zu treffen, der mich heute auf eine Zeit unter 1:35 Stunden pacen sollte.
Doch erst traf ich Windshopper, welcher eigentlich vorher schon als mein Pacer feststand, doch da er momentan in einer sehr guten Form war, wollte er lieber auf Bestzeit laufen (er meinte, eine 1:25 wäre heute nicht zu schaffen, am Ende wurde es eine 1:23 *staun*).
Als Frank da eintraf, machten wir uns gleich ein bisschen warm (na gut, es war mir eigentlich schon warm genug, es wurden nämlich bis über 20°C angesagt und der Start ist ja erst um 11.30 Uhr).
Um 11 Uhr liefen wir dann zum ausgemachten Treffpunkt, dort kamen dann noch einige vom ForumTeam, für mich nur noch wenig neue Gesichter, die meisten kenne ich mittlerweile schon.
Leonie kam erfreulicherweise auch noch kurz vorbei, mit ihrem Vater im Schlepptau, die beiden wollten heute gemeinsam laufen.
10 Minuten vor dem Start machten wir (Archie, Frank und ich) uns dann auf den weg in den Startblock (ich durfte aus Block B starten *freu*). Hier in der Masse der Läufer war die Luft dann schon ziemlich stickig und warm, aber ich hatte irgendwie ein gutes Gefühl und meinte zu Frank, wir sollten nach einem ersten 4:40er km einen schönen lockere 4:30er Schnitt laufen und dann am Ende noch richtig Gas geben, sofern es dann möglich ist. Die ersten 10km wollte ich auf jeden Fall in 44:xx Minuten laufen, dann wären wir auf der (hoffentlich) sicheren Seite.
Der Start – Ab jetzt wird gebolzt
Nachdem der A Block separat ins Rennen geschickt wurde, kamen wir ziemlich zügig nach dem zweiten Startschuss über die Startlinie und fanden auch schnell ein gutes Tempo. Der Start war auf der Friedrichstraße, bei Unter den Linden und nun ging es geradewegs Richtung Brandenburger Tor zu. Dieses, und das kurz darauf folgende km Schild passierten wir nach nur 4:20 Minuten, was mir eigentlich noch nicht so schnell vor kam, doch Frank sagte sofort, dass wir es am Anfang nicht übertreiben sollen.
Kurz darauf schrie schon das erste bekannte Gesicht nach uns (na ja, eigentlich nur nach Frank), des war Rennzi (die wollte doch bei km 16 stehen...).
Weiter geht es auf der, sehr breiten und voll in der Sonne liegenden Straße des 17. Juni, vorbei an der Siegessäule und nach bereits 22 Minuten und dem schnellsten km im Rennen (km 5 in 4:16 Minuten) waren wir bereits bei km5 und der erste Verpflegungspunkt stand bevor.
Es war schon ziemlich warm und ich benötigte unbedingt was zu trinken. Frank schlug vor, dass er mir was zu trinken mitnimmt, was mir schon geholfen hat, nicht aus dem Takt zu kommen.
Ein kleine Schluck in den Mund und den Großteil über den Kopf zur Abkühlung und es ging ohne Zeitverlust (4:28 für km6) weiter im Rennen. Archie war bisher immer so zwischen 30 und 50 Meter vor uns (er hätte ja gleich da bleiben können).
Frank hat das Tempo wirklich gut unter Kontrolle und es lief wirklich super, ich machte keine Anstalten, irgendwie das Tempo zu verringern, im Gegenteil, von mir aus hätten wir noch schneller laufen können (km 7 in 4:20, doch dann bremste mich Frank wieder ein, und das war wohl auch gut so). Ungefähr hier kamen wir am Schlosspark vorbei, und ich kannte mich mehr oder weniger gut aus, da hier in der Nähe Leonies Wohnung ist und ich da schon laufend unterwegs war. Das 10km Schild passierten wir geplant in 44:15 Minuten (komisch war nur, dass die 10km Zeitmatte ca. 100 Meter dahinter war) und es ging langsam zum Kurfürstendamm. Archie war hier immer noch kurz vor uns. Frank meinte am Anfang, dass er auf der zweiten Hälfte normal langsamer ist, doch dies sollte heute nicht der Fall sein, denn allmählich wurde der Abstand größer.
Die Stimmung an der Strecke war wirklich klasse, auch wenn ich nicht so viel mitbekommen habe, da ich mich ziemlich auf den Lauf konzentiert habe. Doch am Chekpoint Charlie (bei ca. km 13 oder so) habe ich sogar gemerkt was Sache ist. Da war richtig viel Lärm und hammer mäßig viel Zuschauer, das war echt richtig geil.
Nach 1:06:32 Stunden passierten wir die 15km Marke und es lief, trotz der immer stärker werdenden Sonne immer noch gut. Zwar wurden die Beine mittlerweile schon etwas härter und man konnte erst mal „nur“ noch einen Schnitt von etwas unter 4:30 halten, doch das hätte ich letztes Jahr mal versuchen sollen, da wär ich wohl schnell umgekippt.
Hier waren Slowy und Harriersand an der Strecke und machten Fotos von uns und kurz danach (oder war es davor, ich weiss es nicht mehr) hat uns auch JMB erwischt.
Bei km17 war es dann schon relativ hart, doch ich wusste, dass ich es schaffen werde und am Schluss vielleicht sogar noch etwas Tempo machen kann.
Beim Verpflegungspunkt hab ich dann selbst zugegriffen, da ziemlich wenig los war und noch viel Wasser da stand (die große Masse war diesesmal hinter mir *freu*).
Frank war die Anstrengung nun auch schon anzumerken (trotz einer 1:26er PB) und bei km 19 dachte ich sogar, dass ich noch unter 1:34 Stunden kommen könnte, da ich noch knapp 9 Minuten Zeit hatte. Deshalb zog ich nun das Tempo etwas an (km 18 war mit 4:33 übrigens der langsamste im Rennen). Nach 1:28:57 passierte ich das 20km Schild, somit wären noch 5 Minuten für 1,1km übrig, was ich in diesem Tempo schaffen sollte.
Links an der Strecke erkannte ich noch Annette und Üri, die meinten, dass ich ja niemanden erkenne, worauf ich nur meinte „sorry, keine Zeit“ und beschleunigte nochmal, allerdings etwas zu viel, das war schon ein etwas zu früher Sprint, den ich fast hätte büßen müssen, aber es ging nochmal gut.
Die vorletzte Kurve und man konnte das Ziel schon sehen. Ich sah auf die Uhr und realisierte dass es knapp wird, dachte ich doch noch bei km20 dass es eher an die 1:33:50 geht. Ich zog noch mal das Tempo an. Frank blieb hinter mir und ließ mich ziehen.
Ich pfiff nun aus allen Löchern, nahm die letzte Kurve, nehme nur gedämpft das Zuschauergebrüll war, sah alle 10 Meter auf die Uhr. Noch ca. 100 Meter und ich sehe, dass es wohl nicht mehr ganz klappt. Noch 30 Meter „mist“, die Uhr ist gerade über die 1:34 gesprungen, doch nur 5 Sekunden später trat ich mit meinem Chip auf die Zeitmatte auf und hatte meine neue Bestzeit ganz offiziell, und endlich auf einer (sicher) richtig vermessenen Strecke. Im Ziel musste ich unbedingt noch ein paar Meter gehen, damit ich meinen (geringen) Mageninhalt nicht neben den, eines wohl vor mir kollabierten Läufers zu deponieren. An Hübi bin ich voll vorbeigerannt (hat mir Frank danach gesagt, dass er eigentlich Fotos von uns machte), aber nach 2-3 Minuten hatte ich mich wieder gefangen und alles war gut und ich war überglücklich über diese gelaufene Zeit. Ich dachte in diesem Moment auch noch gar nicht daran, warum ich für die letzten (angeblich) 1,1km 5:06 Minuten brauchte (im Nachhinein weiss ich, dass er 1. km wohl zu kurz war und der letzte dementsprechend zu lange, es waren wohl ca. 1,25km am Schluss).
Meine Medaille ließ ich mir voller Freude überreichen und ich genoss nun die wärmende Sonne, und holte mir ein paar Kekse und Wasser.
Dann warteten Frank und ich auf bekannte Läufer hinter uns, und nach und nach trafen sie alle ein. Archie kam übrigens ca. 1 Minute uns ins Ziel und hat seine Bestzeit um nur wenige Sekunden nicht erreicht.
Dann kam auch Leonie mit ihrem Vater, beide etwas rot im Gesicht, doch sie sahen nicht so aus, als wären sie tot geschafft, es hat ihnen anscheinend beiden Spaß gemacht.
Nach dem Lauf ging es dann zurück zum Kleiderwagen und wir gingen dann in ein Cafe und stärkten uns wieder. Da ich am Montag noch Urlaub hatte, haben wir uns dann noch 2 schöne Tage in Berlin gemacht und dann ging es ab nach Hause.
Fazit: Super Lauf, tolle Strecke, tolle Orga, tolle Zuschauer, etwas zu warm, doch mehr als 1 Minuten hat es mich sicher nicht gekostet. Ob die Puma Schuhe noch im Besitz der BVG sind oder nicht, wer weiss, vielleicht kommen sie ja doch noch zurück...
Zahlen zum Lauf:
Zeit Brutto: 1:34:23
Zeit Netto: 1:34:05
Platz AK: 134. v. 1077
Platz Männer: 888. v. 9026
Platz Gesamt: 926. v. 12061 (das hört sich doch mal richtig gut an finde ich)
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Aber irgendwie habe ich das Gefühl, das es ein Wochenende der neuen PBs war, hat das Wintertraining mal wieder sehr viele Früchte getragen, in diesem Sinne.
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