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Two Oceans Marathon am 26. März 2005

Two Oceans Marathon am 26. März 2005

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Two Oceans Ultra Marathon am 26. März in Kapstadt

2004 war mein erster Two Oceans. Mit meiner Zeit damals konnte ich nicht so recht zufrieden sein, ich hatte taktische Fehler gemacht und so um die 12 Minuten verschenkt. Am Ende kamen bei schlechten Bedingungen (Regen, 13-19 Grad) 5:38:11 für die 56 km (1013 Höhenmeter) raus. Deshalb war klar, dass ich 2005 diese Zeit unbedingt verbessern wollte. Im November 2004 beginnt also meine Trainingsphase mit lockeren Läufen und einem Wochenmittel von 65 km. Ab Januar wird’s dann ernst und die Umfänge steigern sich. Bis zum Lauf sind’s dann für 2005 mehr als 1100 km, die ich ohne ernste Schwierigkeiten hinter mich bringe. Mit Linie geht’s am 22. März nach Kapstadt direkt. Wir bleiben, wegen der guten Erfahrungen von 2004, im Hotel „the vineyard“([url=http://www.thevineyard.co.za)/]www.thevineyard.co.za)[/url], auch weil dieses Hotel nur 5 Minuten vom Start entfernt ist und einen Service bietet, der Maßstäbe setzt.

Zunächst spricht alles dafür, dass es ein heißer Tanz wird: als wir Mittwoch ankommen herrschen 31° und es soll so bleiben. Aber der Wettergott ist gnädig und schenkt den knapp 8000 Läufern ideale Bedingungen: trocken, 16° bis 19°, im Maximum 23° (da bin ich schon im Ziel). Start ist um 6 Uhr – morgens- also ganz früh aufstehen. Um 4 Uhr ist Frühstück um 5:20 sind wir im Startbereich. Ich bin in Gruppe „C“ gesetzt, d.h. dass ich eine dokumentierte Marathonzeit von besser 3:30 vorweisen. kann. Die Südafrikaner sind streng: Man wird gesetzt nach Läufergruppen A bis H. „A“ sind die Schnellen, „H“ die Schnecken oder die Ungesetzten, die keine Zeit vorweisen können (und in der Regel ausscheiden). Der cut-off für die Strecke (ja so was gibt’s) liegt bei 6:59:59. Ein Trost: der beste Nonfinisher bekommt ein Fernsehinterview. Bei km 28 und bei Marathon Distanz sind zwei weitere Cut off, Läufer die eine bestimmte Zeit unterwegs nicht schaffen, werden aus dem Rennen genommen. Die Organisation ist perfekt. Insgesamt 36 Verpflegungsstellen unterwegs mit Wasser, Elektrolyt, Cola, Banane, Kartoffel, Kuchen (!?), Mars (???!!) und vieeeel Stimmung. Südafrikaner sind begeisterte Langläufer, so dass auch schon morgens um 6 Uhr Tausende an der Strecke stehen. Bands, Cheerleader oder einfach nur Anwohner, die aufmuntern.

Um 6 Uhr pünktlich ist Start. Gute Bedingungen: kühl, trocken, dunkel. Zunächst geht es 14 km geradeaus auf Muizenberg zu, den ersten (indischen) Ozean. Unterwegs noch einmal, wie Hunderte andere die dringendsten (Pinkel-) Bedürfnisse erledigen, den Sonnenaufgang erleben und ein Schwätzchen halten, das sind so die wichtigsten Dinge für die erste Stunde. Gleich von Anfang ergibt sich eine wortlose Absprache mit einer (wie ich später feststelle britischen) Läuferin: wir wechseln uns in der pace ab, jeder läuft einige km und macht pace, dann ist der andere dran. Auf die letzten 3 km zieht sie dann davon und finisht in 5:08.21). Der Two Oceans führt zuerst zum Indik, dann zum Atlantik, immer um das Tafelbergmassiv von Kapstadt herum, das man ständig im Auge hat, es sind grandiose Ausblicke. Nicht zu unrecht preist Kapstadt den Lauf als „…the most beautiful marathon in the world….“. Bis Muizenberg ist die Strecke wellig, auf und ab, man sammelt so seine Höhenmeter. Aber insgesamt geht es runter. Nach 22 km dann die erste Hürde: „Little Chappie“, ein kurzer knackiger Anstieg über 2 km, Test für Chapman’s Peak Drive, eine der schönsten Küstenstrassen überhaupt. Die geht’s ca. 4 km bergan mit ca. 3,5% Steigung. Oben angekommen, weiß man was man hinter sich hat (wenn man’s durchläuft). Von nun an geht’s bergab, wieder ca. 4 km bis Hout Bay. Viele haben auf dieser Strecke alles in den Sand gesetzt, weil sie versuchten, verlorene Zeit rauszuholen. Die bergab Strecke haut in die Gelenke, wenn man zu schnell ist. Also hübsch diszipliniert und im Schnitt weiterlaufen. Es beginnt der lange Anstieg zur Marathonmarke, die gleichzeitig den Beginn des zweiten Anstieges darstellt, zum „Constantia Nek“, also wieder 3 km mit diesmal 5% Steigung. Bis dahin war alles im Plan, ich hatte leichte Beine, gute Stimmung und kein Problem. Constantia Nek ist schon eine Prüfung. Gute 900 vor dem „Nek“ muss ich eine Gehpause machen, es geht einfach nicht mehr (Puls = 166), also gehe ich etwa 200 Meter. Überall stehen Leute rum und feuern die Läufer an: „looking good“ ist aber bei den Meisten nur gut gemeint. In Wahrheit muss ich ziemlich geschafft aussehen. Ab dann geht’s wieder bergab. Und wieder ist Vorsicht angesagt, denn es geht steil bergab. Doucement!. Trotzdem merke ich, wie die Strecke jetzt in die Beine schlägt. Ab Kirstenbosch wird es wieder flacher, nur um dann die Läufer noch mal mit einem letzten Anstieg über 2 km zu erfreuen. Aber da sind schon 53 km zurückgelegt. Der letzte km ist der schwerste und leichteste zugleich. Ich bin froh, dass ich durch bin. Auf der Zielgeraden spurte ich sogar noch einen „B“ Läufer aus und finishe in 5:11:33. Ich wollte unter fünf Stunden laufen, es sollte nicht sein.

Ich bin Nr. 1807 von 7830 Gesamt und Nr. 32 von 724 in meiner Altersklasse (M 50). Das tröstet. Verglichen mit 2004 fühle ich mich noch ziemlich gut, schwere Beine, aber kein bisschen verkrampft oder so. Zwei Tage später und nach viel Regeneration und einer kleinen Feier bin ich wieder einigermaßen fit. Mittwoch fliegen wir wieder zurück, nur um Paris, am 10 April vorzubereiten. Offen gestanden ein Abenteuer und ein Risiko, denn ich weiß nicht wie gut ich bis dahin wieder regeneriert bin. Wir werden sehen.

roadrunner

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Auch ein schöner Bericht,Danke :daumen:

Gruß Lutz
"Wer eher klein ist, braucht sich nicht so weit zum Schnürsenkel bücken"
aus Sander L. "Große Worte" 1896, Kapitel 3, Seite 531
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