Nachdem mich vor 3 Wochen ein Magen-Virus niedergestreckt hat (hatte hier im Forum übrigens supernette seelische Unterstützung - danke nochmal an dieser Stelle
), war ich schon etwas skeptisch - 10 Tage Laufpause drei Wochen vor dem Wettkampf - nicht so ideal. Aber da ich schon angemeldet war, und mich ziemlich schnell wieder fit gefühlt habe, dacht ich mir: das ziehst du jetzt durch.Ich also heute früh um 6 raus aus den Federn - übrigens mega-aufgeregt und das nicht erst seit heute
- kleines Frühstück und dann ab Richtung Innenstadt (wohne in Nürnberg und HM war in Nürnberg). Bin extra-früh los, weil ich dachte, es ist bestimmt viel Verkehr... tja, so kann man sich täuschen. Nix los, überall freie Fahrt, ich natürlich viel zu früh da... toll!!Aber gut, besser so als zu spät, gelle
Hab dann in Ruhe meinen Kleiderbeutel abgegeben und versucht, mich seelisch auf das Ereignis einzustimmen. Blöderweise hat meine Laufbegleitung Markus (wir waren im Vorfeld ab und zu mal zusammen trainieren und wollten zumindest mal zusammen loslaufen) seine S-Bahn verpasst und wir haben ausgemacht, dass ich halt dann alleine starte und er schaut, ob er mich sieht. Also stand ich dann ganz auf mich alleine gestellt am Start - schon etwas verloren inmitten der vielen Menschen...
Große Freude, als mich meine Freundin Julia (seelische Unterstützung) noch in den Massen fand, mich einmal gedrückt hat und meinte: "Du packst das"
.Habe dann noch mit ein paar "Nachbarn" gequatscht, und es stellte sich raus, dass mein direkter Nebenmann (Bernd) eine Zeit so um die 1:50 bis 1:55 laufen wollte. Cool, dachte ich mir, das wäre auch so meine Wunschzeit (zumindest bevor ich krank wurde...) also warum nicht mal zusammen loslaufen?
Wir also los im Pulk, km 1 in 5:30, ganz locker, Puls bei 150 - grünes Licht!
Der zweite Kilometer war dann nicht mehr ganz so gedrängt, wir sind flott gelaufen, 5:15. Na das ging ja super! Km 3 dann in 5:00 - da kam dann bei mir das erste Mal ein kleiner Gedanke: du bist zu schnell. Hab aber - leider - nicht auf meine innere Stimme gehört, wir also munter weiter.
Dann kam die erste Verpflegungsstelle - da es mein erster Lauf-Wettkampf überhaupt war, habe ich auch noch nie aus diesen Pappbechern getrunken - und mir da im Vorfeld schon so meine Gedanken gemacht, ob ich das hinkriege
ging dann auch ziemlich viel daneben, aber so kurz nach dem Start ja auch noch nicht so schlimm. Also weiter!Km 4 unter fünf Minuten: 4:45!!! Ich meinte dann zu Bernd, dass ich ein bisschen langsamer tun muss (Puls näherte sich nun auch rapide an die 170 und ich war nach einem kleinen Anstieg ganz schön fertig... und es waren ja noch ein paar Kilometerchen zu absolvieren!) weil ich das bis zum Ende sicherlich nicht durchhalten könne. Trotzdem war Km 5 auch noch unter 5 Min... mein Puls hatte sich nun auf 175 eingependelt, habe mir nur gedacht, hoffentlich haut das hin bis zum Ende...
Die nächsten Kilometer waren dann wieder etwas über 5 Minuten, ging mir dann auch wieder besser. Nächste Verpflegungsstelle hat dann auch mit dem Trinken ganz gut hingehauen - obwohl ich es echt schwer finde, dann während des Trinkens auch noch weiterzuatmen! Hat mich immer etwas aus dem Rhythmus gebracht.
Bernd fiel langsam zurück, der schnelle Anfang hat ihn schon ziemlich früh einbrechen lassen. Ich dann also alleine weiter.
Auf einmal seh ich links am Wegesrand meine Mama an der Strecke
sie sah aber scheinbar mich nicht, ich also einen "Schrei" losgelassen - da hat sie mich dann entdeckt und ging total ab, ausgerüstet mit Trillerpfeife und Ratsche - echt cool und total motivierend! An der nächsten Ecke dann die nächsten Bekannten, haben mich auch wie wild angefeuert - ein absolut super Gefühl!!! Hab mich allerdings schon dabei ertappt, wie ich dachte: meine Güte, noch nicht mal die Hälfte vorbei... Bei km 9 dann auf einmal "Besuch" von Markus - er ist von ganz hinten gestartet, hat eher langsamer angefangen (sein großes Plus - im Nachhinein dachte ich mir: wäre ich doch mit ihm gestartet, wäre wohl einfacher gewesen) und sich dann immer weiter nach vorne gearbeitet. Jedenfalls sind wir dann erstmal zusammen weitergelaufen. War schön, weil so alleine ist es nicht unbedingt leichter. Dann das erste Mal vorbei am Frankenstadion, zehn Kilometer vorbei - nochmal Julia und ihr Freund Andy an der Strecke, die uns angefeuert haben - schön! Dann kam ein Anstieg - und da hab ich schon gemerkt, dass ich mich langsam immer schwerer tue... hab zu Markus gesagt, wenn er schneller laufen will, soll er ohne mich weiter. Aber er blieb dann noch ne Weile "bei mir" und hat mir motivationsmäßig auch echt geholfen.
Dann kam km 13 - und sprichwörtlich der Mann mit dem Dampfhammer.......
Bis jetzt hab ich das immer nur gelesen, aber jetzt kann ich nachvollziehen, wie sich das anfühlt. Mann oh Mann...
Bin innerhalb von Minuten so eingebrochen, dass ich nur noch dachte: Scheiße!
Hab mir dann am nächsten Verpflegungsstand einen Fitnessriegel geschnappt und irgendwie auch geschafft, das Ding während des Laufens zu essen. Hat dann auch kurzzeitig geholfen, bin dann noch bis km 14 zusammen mit Markus weitergelaufen, dann ist er ohne mich weiter (vorher meinte er, ich muss ihm aber versprechen, dass ich ins Ziel komme
) Leichtfüßig ist er in der Ferne entschwunden, einen nach dem anderen überholend. Respekt! Ich musste mich also alleine durchbeißen, habe meinen absoluten Tiefpunkt durchlebt. Ging los mit dem Gedanken ans aufgeben, weiter mit "Warum mache ich das hier eigentlich"
bis hin zu "Oh mein Gott, noch über 6 km...". Bin dann deutlich langsamer gelaufen (ich habe ab Zeitpunkt des Einbruchs meine Kilometerzeiten nicht mehr mitbekommen - ich schätze aber mal, dass ich deutlich langsamer war, als zu Beginn). An zwei Steigungen musste ich kurzzeitig gehen, weil ich echt einfach nicht mehr konnte! Und an den folgenden zwei Verpflegungsstellen hab ich dann kurz angehalten, um vernünftig was trinken und ein Stück Banane essen zu können. Ich hab mir dann einfach gedacht, das ist der falsche Zeitpunkt, um mir irgendwas zu beweisen. Ich wollte einfach im Ziel ankommen. Und zwar laufend. Dass das viel Zeit gekostet hat, war mir klar, aber in dem Moment war mir das echt wurscht. Die Strecke zog sich, ich wurde dauernd überholt, was meine mentale Stimmung nicht grade verbessert hat 
Irgendwann - es kam mir endlos vor - kamen dann die letzten zwei Kilometer, ich hab mich an jemanden drangehängt und es nochmal geschafft, mein Tempo zu erhöhen. An der Strecke stand dann meine halbe Family, hat wie wild getobt, ist neben mir her gelaufen. Ich hab nochmal alles gegeben, der letzte Kilometer dann inklusive Seitenstechen bei Puls 185... dann durch´s Marathon-Tor im Frankenstadion, die letzten 300 Meter. Konnte sogar noch einen Endspurt-Sprint hinlegen. Und dann war es da: das Ziel
Netto-Endzeit: 1:53:55!!!
War ziemlich ergriffen und hab mich total gefreut - trotz Einbruch, Gehpausen und Tiefs auf der Strecke noch so eine Zeit - da hätte ich echt nicht mit gerechnet.
War ziemlich am Ende meiner Kräfte, als ich im Ziel war, aber konnte mich innerhalb kurzer Zeit wieder gut regenerieren.
Markus hat im Ziel auf mich gewartet - der Spinner hat doch echt eine Zeit von 1:45 geschafft!!! Und das, obwohl er erst 8 Wochen vor Wettkampf-Beginn mit Training angefangen hat - davon die letzten 4 Wochen nur ungefähr zwei Laufeinheiten die Woche - und auch noch raucht. Das ist unglaublich.
Haben dann erstmal mit einem Weizen angestoßen, was gegessen, mit Freunden/Familie getroffen und erzählt - und ich war mit einem Mal total euphorisch. Bin dann duschen gegangen (ein Traum
), danach noch die Urkunde abgeholt - und nochmal Erstaunen:Platzierung bei den Damen gesamt: 58.
In meiner Altersklasse: 13.!!!
Wow.
Mein Fazit: es war ein Tag voller Höhen und Tiefen. Die Strapazen sind fast vergessen
. Zurück bleibt wohl für die nächsten Tage nur ein schöner Muskelkater in den Wadeln, der mich dran erinnert. Und Stolz. Dass ich es gepackt habe. Und ich bin mal wieder um eine Erfahrung reicher: das nächste Mal (also ich habe so das Gefühl, dass mein erster HM nicht der letzte sein wird...) werde ich es langsamer angehen lassen. Vorgenommen hab ich mir das für dieses Mal auch schon, aber manchmal muss man halt selbst rausfinden, wie und warum das so ist
, 
wie man bei 1:53 noch Zeit für Gehpausen und Krisen durchleben findet - klasse gemacht.
