Banner

Residenzlauf in Würzburg

Residenzlauf in Würzburg

1
Hallo liebe Mitläufer,

nach den vielen schönen Berichten vom Hamburg- und Nürnberg-Marathon und Hermannslauf - an alle Teilnehmer herzlichen Glückwunsch!! Ihr seid prima! - hier ein kleiner Bericht vom Residenzlauf aus der Würzburger Provinz. Dieser fand gestern zum 17. Mal statt und ich nahm das erste Mal daran teil, obwohl ich aus Würzburg bin. Keine Ahnung, warum ich ihn bisher so sträflich missachtet habe und ich muss im Nachhinein sagen, ich war wirklich Zeit, mal mitzumachen. Eigentlich wollte ich dieses Jahr ja auch nicht starten, denn just an diesem Wochenende fand in der Märkischen Schweiz in der Nähe meiner Uni in Frankfurt (Oder) ein ganz kleiner Halb- und Viertelmarathon statt, den ich vor zwei Jahren mal gelaufen bin und der mir sehr gut gefallen hat, schon wegen der Landschaft (wer immer noch glaubt, in Brandenburg gäbe es keine Berge, kann sich gerne in Buckow vom Gegenteil überzeugen!). Umentschieden habe ich mich dann, weil meine Cousine und ihr Freund in Würzburg starten wollten. Zu meiner Cousine: sie hat vor ein paar Monaten das Rauchen aufgegeben, mit dem Laufen angefangen und ist jetzt hochmotiviert. Vor zwei Wochen waren wir zusammen eine Runde laufen, zwar langsam, und obwohl sie schon längst rot angelaufen war, hielt sie über eine Stunde durch. Inzwischen schmiedet sie schon Pläne für einen Halbmarathon - wow!

Die fürstbischöfliche Residenz ist die touristische Attraktion Nummer eins in Würzburg, Hauptanziehungspunkt aller japanischen und amerikanischen Touristen und das am drittmeisten besuchte Schloss in Bayern. Rühmte man sich bis vor kurzem nach damit, sie besitze das größte Deckenfresko in Europa? oder nördlich der Alpen? jedenfalls das größte weit und breit, stellte sich zur Bestürzung aller Würzburger heraus, dass es irgendwo in Bayern noch ein größeres gibt. Nun gut, inzwischen haben die Würzburger die Enttäuschung verkraftet und trösten sich damit, dass die Residenz ja immer noch Weltkulturerbe ist, insofern ist der Residenzlauf also UNSER Weltkulturerbelauf. :D

So provinziell, wie man meinen könnte, ist der Residenzlauf übrigens gar nicht, der Veranstalter kündigte in jedenfalls an als "Deutschlands schnellsten 10-km-Lauf", hört hört! Es geht in vier Runden durch die Straßen immer schön um das Schloss herum, und dabei durchaus etwas bergauf und bergab. Auf dem Residenzplatz, der seit jeher ganz profan als großer Parkplatz missbraucht wird, früher kostenlos und heute natürlich kostenpflichtig, war eine Menge los: eine Bühne, auf der eine Band Schlager spielte, davor Bierbänke und Bier-, Bratwurst- und Weinstände (der Schoppen und der Bocksbeutel sind in Mainfranken nicht wegzudenken!), Infostände und die Organisationszelte. Sogar ein Toilettenhaus mit einer Klofrau, die auf die liebenswürdige, fränkisch-mürrische Art die anstehenden Läufer in die freigewordenen Kabinen hineinkommandierte ("so, da nei!")

Bei der Startnummernausgabe traf ich meine Cousine und ihren Freund, beide so warm angezogen, dass man hätte meinen können, sie wollten zu einer Polarexpedition aufbrechen. Dabei war bestes Wetter: nicht kalt, aber auch nicht zu warm und ab und zu lugte ein Sonnenstrahl durch den bewölkten Himmel - wieder mal ideales Laufwetter also, entgegen aller Voraussagen. Ich hatte mir vorgenommen, 47 oder 48 min zu laufen; meine offizielle 10-km-Bestzeit von 50:irgendwas war ein Jahr alt und stammte von der "Gran Carrera Internacional del Golfo" in Veracruz, Mexiko, wo ich letztes Jahr um diese Zeit war. Wir hatten dort auch am späten Nachmittag bestimmt noch 30 Grad und dazu eine Wahnsinnsluftfeuchtigkeit, es war also durchaus zu erwarten, dass ich bei besseren Bedingungen die Zeit unterbieten könnte. Mir steckte zwar der Halbmarathon der vergangenen Woche noch etwas in den Gliedern, um genauer zu sein, in der linken Wade, die mir seitdem etwas Probleme bereitete. Aber egal.

Um 14 Uhr fiel der Startschuss für den Hauptlauf, die erste Runde lief ich locker und leicht. Doch am Ende durchzuckte mich ein Schmerz - die Wade! Als hätte man plötzlich die Luft aus einem Reifen gelassen fühlte es sich an und ich wartete bereits auf den ersten Krampf. In der zweiten Runde dachte ich ernsthaft daran, auszusteigen; erstens glaubte ich nicht, den Lauf mit diesen Schmerzen beenden zu können und zweitens wollte ich mir nichts Ernsteres holen. Aber jetzt aufgeben, inmitten der Zuschauer? Und ohne Medaille heimgehen? Nee nee. Zähne zusammengebissen und weitergelaufen, auch mit plattem Reifen. Mit Vorfußlaufen war dann natürlich nichts mehr und so musste ich wieder auf shin splints-förderliche Art meine Fersen in den Asphalt rammen. Die Kameras des Fotos-Teams Müller, die von jedem Läufer nette Bildchen schießen, konnten mir, ebensowenig wie am vergangenen Sonntag, auch heute kein Lächeln abringen, und so werden auch diese Fotos von mir wieder eher als Zeugnisse des läuferischen Leidens dienen. (Wer meine Bilder vom Würzburg-Marathon gesehen hat, weiß, was ich meine! :hihi: )

Auf der dritten Runde lief es, zu meinem großen Erstaunen wieder ganz rund, den Umständen entsprechend. Ich fing an, Läufer zu überholen, nur eine Läuferin im grünen Trikot konnte ich nicht abschütteln. Wechselweise überholte wir uns bis zum Ziel. Die vierte Runde verging auch schnell, und ich kam mit einer Zeit von 48:14 ins Ziel, Sechzehnte meiner Altersklasse. Gar nicht so schlecht eigentlich mit Verletzung...
Im Ziel gab es übrigens KEINE Medaillen - Mensch wofür bin ich denn dann eigentlich gelaufen??? :wink:

Meine Cousine und ihren Freund hatte ich bereits auf Runde Nummer drei überholt und ich merkte, wie sehr die beiden mit ihrer Polarausrüstung schwitzten :D . Sie beiden kamen dann nach 1:11 ins Ziel, eine gute Leistung für den allerersten Volkslauf, wie ich finde.

Im Ziel allerdings konnte ich nur noch humpeln, und in den nächsten Tagen (Wochen?) werde ich wohl zwangspausieren müssen. :motz:

Zum Thema "schnellster 10-km-Lauf Deutschlands" noch kurz dies: für den Lauf der Asse waren bestimmt 15 oder 20 afrikanische Läufer angereist, darunter auch die beiden, die die Streckenrekorde halten. Es war atemberaubend, ihnen beim Laufen zuzusehen! Es gewann jedoch bei den Männern ein (wenn auch kenianischer) Außenseiter und bei den Frauen die Deutsche Sabrina Mockenhaupt. Wer mehr wissen will: http://www.mainpost.de

So, MEINE Glückwünsche gelten jetzt denjenigen, die diesen Bericht so tapfer bis zum Ende durchgelesen haben! Mein Fazit: ein netter Lauf, dem ich ab sofort die nötige Aufmerksamkeit schenken werde, denn es lohnt sich, und auch die Zuschauer waren motivierter als letzte Woche beim Marathon!

2
Glückwunsch Steffi, aus einer schwierigen Situation (Wade) noch das beste gemacht und durchgebissen. Schöne Zeit (irgendwie aber kein Wunder wenn Du noch letztes Jahr zum Höhentraining in Mexiko warst :D ) und richtig guter Bericht mit netten Details. Mehr davon

Gruß Uwe :hallo:

3
irgendwie aber kein Wunder wenn Du noch letztes Jahr zum Höhentraining in Mexiko warst :D


Tja Uwe, da bist Du meinem Erfolgsgeheimnis auf die Spur gekommen :D

4
Gratuliere zum erfolgreichen Zähnezusammenbeißen :daumen:

Hatte ja auch ganz leicht damit spekuliert mitzulaufen, aber seit dem WÜ Marathon zwickt mein Oberschenkel wieder und dem will ich jetzt erst mal Ruhe und Erholung vom Laufen gönnen. (Radfahren muß er :D )
Soooo schlimm waren doch Deine Bilder vom doch WÜ Mara. nicht... :wink:

Realdedo
Hier ruhen meine Gebeine, ich wünscht´ es wären Deine... (U. Priol)

5
Hi Steffi!

Schöner Bericht. Würzburg ist ja auch eine sehr schöne Stadt - kann ich aus eigener Erfahrung nur bestätigen. Gute Besserung und beim nächsten Lauf knackst Du die 45:00 min.

Gruß Forrest
Gesperrt

Zurück zu „Foren-Archiv“