1800 Gelbe waren für Mainz gemeldet, die Anreiseschmuddelwetter an Samstag und die Wetterdrohungen „windig, stark bewölkt, Schauer Schauer Schauer, ab und zu etwas Sonne, lies nichts gutes ahnen. Aber was solls, die Hausnummer vom Freiburg stand. Für Samstagabend hatte Secondsheep eine Spitzenpastaparty mit über 100 hühnerhaufenmassig aufgeregten „Nuller" organisiert. Viele bekannte Gesichter von gemeinsamen Läufen und noch mehr, die man bisher nur aus den SWR-Forum kannte und endlich mal persönliche kennen lernen konnte.
Der erste Blick am Sonntag morgen galt dem Wetter. Fast wolkenlos, kaum Wind – es leben die Meteorolügen.
45 min vor dem Start haben sich die Gelben im Block der Ersttäter (bzw. -läufer) ganz am Ende der Läuferfeldes versammelt. Vor uns, die 04:00-05:30 Läufer. Nach meiner Freiburgzeit war ich kurzzeitig versucht mich zweit Blöcke weiter vorm einzureihen. Aber ganz an der Spitze der Erstläufer war ja auch nicht schlecht. Als die Massen sich dann in Bewegung setzen, fasste ich den Entschluss ein nun freies Dixi zu entern, damit die wichtigen Sachen vor dem Überlaufen der Startlinie erledigt waren. Danach war ich fast am Ende des gesamten Läuferfeldes und begann mich durch das zu Feld zu kämpfen. Die Aktion wird mir zwar einige Zusatzmeter und Zeit gekostet haben, aber es machte einen Heidenspaß das Feld von hintern aufzurollen. Eine superbreite vierspurige Straße und wegen dem echt spärlichen Publikum freie Gehwege ermöglichten es mit 5:00-5:10 min/km durch Feld zu pflügen. Wie immer hatte ich meinen Trinkgurt mit 4 x 0,25 l bestückt und war so mindestens für 15 km auf keine Verpflegungsstelle angewiesen. Das machte sich bereit am ersten Verpflegungspunkt bezahlt, wo sich die Läufer drängten und ich mit ungeminderter Laufgeschwindigkeit vorbeirauschen konnte. Nach knapp 10 km (52 min) hatte ich das „schwerste" beim Überholen hinter mir und ich konnte einen wesentlich gleichmäßigen Rhythmus laufen und bekam den Puls von fast 160 auf die geplanten 150-155 herunter. Leider verlief die Strecke dann so ungünstig an einer Bahnstrecke, das die Pulswerte nicht mehr zu gebrauchen waren. Mein erster Versuch mich im vollen Lauftempo mit einem Becker Wasser einzudecken, war der totale Witz. Plastebecher randvoll! Von oben wie einen Pappbecher gegriffen und zusammengedrückt. Die Hälfte Wasser war gleich weg, der Rest ging flöten, als der Becher zerplatzte. Ich will Pappe statt Plastik ! Beim nächsten Versuch verzichtet ich auf das Zusammendrücken, kippte mir dafür beim laufenden Trinken, die Hälfte über den Latz.
Beim HM war ich trotzdem knapp 4 min schneller wie in Freiburg und ich begann über eine neue PB nachzudenken. Jetzt war schlagartig Platz auf der Strecke und ich konnte direkt auf der blauen Linie laufen. Allerdings kam auch der für mich schwerste Streckenabschnitt über die Rheinbrücke nach Hessen (etwas New York-Feeling) dafür kaum Publikum und auf dem Rückweg dann ein ordentlicher Gegenwind, der in Mainz selber gar nicht aufgefallen war. Nach der ganzen Lepperei mit dem Plastebecher entschloss ich mich dann zu einem echten Stopp an einem Versorgungspunkt und habe mir einen Becher Cola (igitt – das hätte eine schöne Sauerei beim laufen gegeben) und eine halbe Banane gegönnt. Nach der Rückkehr aus Hessen war unmittelbar das 2/3-Marathon-Ziel und die nächsten stiegen aus. Die vierspurige Straße die beim Start knüppelvoll war, lag nun fast leer vor mir. Der 30 km-Durchgang war dann auch nur 4 min schneller wie in Freiburg. Also keine weiter Zeit gutgemacht, aber auch nicht verloren. Ich beschloss eine Schippe nachzulegen, um wenigsten eine Endzeit von 3:40 zu erreichen. Die Pace auf meiner Polar pendelte jetzt im Bereich von 4:50-05:05 Min/km. An Versorgungspunkten jeweils ein kurzer Stopp zu Wasserfassen. Beim Einbiegen auf die elend lange Zielgerade (ca. 500 m) kamen die ersten Regentropfen und es schob sich ein Läufer langsam an mir vorbei. So ja wohl nicht !! und gegengehalten (Runnershigh oder geistige Umnachtung?) Jedenfalls war er knapp 100 m vor dem Ziel niedergekämpft (Pace um 4:20 min/km) und ich genoss die letzten Meter ins Ziel. Mein rechter Knöchel bedankte sich für die hirnrissig Aktion mit einem ordentlichen Aufjaulen, beruhigte sich dann aber nach dem Zieldurchlauf relativ schnell wieder.
Da ich im Hotel nur knapp 400 m von der Ziellinie eingecheckt war, ging es zügig zu kurzen Frischmachen ins Hotelzimmer, um danach noch 1,5 Stunden den Zieleinlauf zu verfolgen. Das war emotional so was von beeindruckend .....
Am Abend ist dann ein halbes hundert Neumarathonis zur Afterrunparty eingerückt. Marathonis im Endorphinrausch. Außenstehende werden sich gefragt haben was wir wohl geschluckt haben. So einen aufgekratzten Haufen (und das fast ohne Alkohol) hab ich schon lange nicht erlebet
. Afterrun war so etwas von genial und Pläne wurden auch schon wieder geschmiedet… ;O) Marathon 3:35:18
neue Bestzeit HM 1:46:38 (zweite Teilstrecke)
Frett
