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Schöne neue Groupiewelt

Schöne neue Groupiewelt

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...steht zwar auch im Blog...aber weil's so ein schöner Tag war, nochmal an dieser Stelle!

Auch, wenn es schon ein Weilchen zurückliegt, mein Debut als Düsseldorf-Marathon-Groupie - heute will ich das Spektakel nochmal Revue passieren lassen.
Es ist schon eine ganz spezielle Sache, so ein Ereignis, das man für gewöhnlich von "innen" erlebt, als Außenstehende mitzuverfolgen.
Für einen Zuschauer, der selbst noch keinen Marathon gelaufen ist, mag es wieder ein anderes Gefühl sein.
Alles kam mir so bekannt vor...die vielfältigen Anzeichen der Nervosität ringsherum, die locker-flockigen Sprüche, die man nebenbei aufschnappte und die offensichtlich auch zur Vorstart Atmosphäre dazugehören, Blicke auf die Uhr in immer kürzeren Abständen, sammeln, einreihen, Startschuss.
Als Groupie oder Supporter steht man durchaus auch unter Stress: immerhin möchte man ja an möglichst vielen Streckenabschnitten auftauchen um seiner Rolle optimal gerecht zu werden. Also heißt es, frei nach Front 242: im Rhythmus bleiben, nie den Anschluss verlieren und einen Routenplan erstellen.
Uns erschien zunächst einmal der Kilometer 8, der luftlinienmäßig höchstens einen Kilometer Fußmarsch erforderte, für die erste Anfeuerung geeignet. Was mich doch sehr irritierte, war der freundliche Hinweis einer mir unbekannten Dame, man könne dahin mit der U-Bahn fahren...also man hat auch als Groupie ja wohl noch einen Rest Ehrgeiz und marschiert!!! Einen Kilometer mit der U-Bahn...nee, so tief will man nicht sinken!
Dann steht man also in der Pole-Position und wartet. Nach erschreckend kurzer Zeit erspäht man das Führungsfahrzeug. Dicht dahinter kleben vier dunkle, geschmeidige Läufergestalten...es ist faszinierend, sie vorbeizischen zu sehen. Mit beachtlichem Abstand läuft die europäische Verfolgergruppe durch, allerdings nicht im Pulk, sondern schon mehr vereinzelt,...die Leistungsdichte ist vorne doch eher begrenzt. Schon nähern sich die ersten Lokalmatadoren und Altersklassen-Haudegen...aber nein: zuvor zieht die erste Frau, Luminita, vorbei. Sehr, sehr weit vorne: das heißt, dass ihr Lauf qualitativ hochwertiger ist als das Männer-Rennen.
Jetzt erst wird das Feld dichter. Diejenigen, die jetzt vorbeilaufen, sind immer noch verdammt schnell unterwegs...vermutlich um die 3 Stunden. Wenige Frauen, viele Männer. Unterschiedlichste Gestalten und Verfassungen. Die einen locker-geschmeidig, die anderen jetzt schon angestrengt wirkend.
Früher als erwartet läuft auch unser Matador vorbei und gehört eindeutig zur lockeren Fraktion.
Nachdem wir noch ein Weilchen auf uns bekannte "Nachzügler" gewartet haben, wird es Zeit den nächsten Punkt anzusteuern. Kurz nach der Halbmarathonmarke beziehen wir in strömendem Regen Position und können live und in Farbe das Warmtrommeln einer Samba-Kapelle miterleben.
Wieder einmal dauert es nicht lange, bis die Afrikaner auftauchen, allerdings nicht mehr dicht beisammen, sondern nacheinander. Ansonsten bleibt die Reihenfolge vorne nahezu unverändert. Luminita hat sich von der zweiten Frau deutlich abgesetzt: sie braucht nichts mehr zu fürchten. Unser Matador wirkt nach wie vor frisch, - und das an der Stelle, wo ich zwei Jahre zuvor einen Heulkrampf erlitten hatte und drei Minuten lang nicht weiterlaufen wollte.
Kurze Zeit später setzen wir uns in Bewegung, um bei Kilometer 30 (oder war es 32?) unserer Groupiepflicht nachzukommen. Auf dem Weg dorthin erhaschen wir nochmal einen Blick auf die Spitzengruppe...da hat sich was verändert...ein Südeuropäer vorne dabei?
Unter der Brücke offenbart sich, wer Marathon läuft und wer Marathon erleidet. Spreu und Weizen, gut voneinander zu unterscheiden. Das muss sich später nicht unbedingt an der Zeit ablesen lassen. Es werden Recken nach 3.30 h ins Ziel kommen, die einen tollen Durchmarsch hatten und andere, die kämpfen und beißen mussten.
Unser supporteter Top-Athlet schwächelt immer noch nicht. Eigentlich sieht er so aus, wie am Start: frisch, unangestrengt,...sehr merkwürdig. Wir sind begeistert!
Nun auf zum Ziel. Wir überqueren die Brücke und beäugen relativ mitleidslos die Gestalten, die jetzt erst diese Brücke erklimmen, durchweg einen desolaten Eindruck erwecken und doch noch 17 oder 18 km vor sich haben...es ist ein Jammer.
Was mich besonders deprimiert ist die Tatsache, dass ich auch darunter wäre. Jedenfalls, wenn ich über 4.30 h für den Marathon benötige...will ich das? Nein, das will ich nicht. Ich schwöre mir hier und jetzt, auf dieser Brücke, dass ich keinen Marathon mehr laufe, wenn ich nicht wenigstens im Training eine realistische Chance sehe, in 4 h, maximal 4.13 h das Ziel zu erreichen. Sollte es unterwegs dann zu unerwarteten Einbrüchen kommen und ich doch länger brauchen...egal. Aber nicht starten, wenn ich vorher weiß, dass es so lange dauert.
Ein letzter Blick auf das hintere Feld - und schon befinden wir uns in einem Paralleluniversum: Hier haben glückliche Finisher das Ziel vor Augen. Hier ist es geschafft, hier erhebt man die Arme und ist ein Held!
Hier macht der Marathon Spaß, auch den Groupies. Zumal dann, wenn der supportete Läufer nun, nach nur 3.20 schon gesichtet wird. Noch 2 min bis zur Zielmatte...na, da mussten wir ja nicht lange warten.
Kurze Zeit später wird es für die Läuferscharen, die noch unterwegs sind, richtig ungemütlich. Wind kommt auf, der Himmel weint. Ich wäre jetzt noch auf der Strecke. Danke, lieber ungnädiger Wettergott, dass ich nicht gestartet bin.
Kylie

try running in my shoeshttp://kyliecat.wordpress.com/

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:hallo: Kylie,

toller Bericht :daumen: Du hast die Atmosphäre vor und während des Laufs gut eingefangen. Da bekomme ich sofort Lust, auch mal zu Supporten.

Gruß Gisela

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Hallo Kylie,

ich war ja nun schon zweimal "nur" Groupie und es war jedesmal ein großartiges Erlebnis. Man nimmt die Stimmung an den verschiedenen Orten wahr, freut sich für die Läufer, ist selbst ein bisschen kribbelig, schießt die Fotos...und ist eben mit dabei.

Dann der Zieleinlauf...alle sind glücklich...man holt evtl. das Bier.....wow. Also:

Danke für den Bericht! Toll geschrieben!

mandy
mein Blog: AmandaJanus

Genau so war das

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Sehr schön und treffend beschrieben :daumen: und man war ich aufgeregt :D (dabei bin ich gar nicht gelaufen)
Mik
Gesperrt

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