2 Stunden geschafft...(Achtung lang)

Ein ruhiger Lauf sollte es werden. Samstag morgen, kurz nach 9 Uhr in Deutschland, irgendwo an der Elbe entlang. Mit Hunden war er vorgesehen, aber es wurde dann doch zu warm für die Fellnasen. Also alleine los. erstmal Richtung Sperrwerk, dann über die Oste an Feldern vorbei, in regenfrischer Luft ins Naturschutzgebiet. Dort wo die Nistplätze liegen, in Bereichen in die kaum ein Mensch vordringt, weil es hier Sommerwege und Winterwege gibt, die zu den bestimmten Jahreszeiten belaufen werden dürfen und sonst gesperrt sind, weil wohl der Touristenbus sonst nicht mehr durchgekommen würde. Gedanken, die mir durch den Kopf gehen, als ich in Richtung Natureum Niederelbe abschwenke. Die Hochbrücke ist noch nicht geöffnet, ich bin zu früh? Gemach, es sind noch drei Kilometer bis dahin und die Zeit geht gegen zehn, also es wird schon. Stimmt. Die Brücke senkt sich und gibt die Entscheidung frei über die ich schon seit nunmehr 2 Kilometern nachdenke. Ich fühle mich gut. Gleich werde ich die Brücke passieren und 10 km geschafft haben. Links oder rechts abbiegen, das ist jetzt die Frage.
Die Zeit steht bei 54 min und ein paar zerquetschte, so gut ging das ja noch nie, also welch Frage, rechts abbbiegen und weiterlaufen. Es geht einen Trampelpfad hinter dem Natureum durch den Wald, knapp 500 m über Waldboden, dann erreiche ich den Außendeich. Den Deich auf dem man so gut die Elbschifffahrt beobachten kann, wo sich die Containerdampfer die Klinke in die Hand geben, um das Tor zur Welt zu erreichen. Der Boden wechselt wieder zu Asphalt, die Wege sind geteert, es wird wieder ruhiger. Der Belumer außendeich führt mich wohin , na klar, nach Belum. Kurz durchs Dorf und dann auf die B 73 in Richtung Stade. Ein kurzes Stück an der Bundesstraße entlang und dann in Richtung Windparkanlagen von Kehdingbruch soll es gehen, aber Halt. Viele sind zu dieser Zeit schon unterwegs. Ich treffe eine Walkerin, grüße freundlichst mein "Moin" und wundere mich. So forschen Schrittes unterwegs und kein Geklacker der Stöcke ist zu hören. Die hat Sie tunlichst zu Hause gelassen, aber langsam war die gute Frau auch nicht unterwegs. Tumult wenig später an der Bundesstraße. Auch die schwarz- weissen oder braun- weissen Milchlieferanten hält es nicht mehr auf der Weide. Es muss Bewegung ins Spiel und die kann Kuh wohl am besten auf der Bundesstraße bekommen. Unser Bäckerwagen steht quer und sperrt die Straße, damit der armen Kuh nichts passiert, die Bäuerin und der Knecht sind schon unterwegs die Schwarzbunte wieder einzufangen und siehe da, die gehorcht aufs Wort, die Bäuerin pfeift und Kuh kommt. Ein tolles Spiel. Zu diesem Zeitpunkt habe ich 16 km weg und muß doch lachen. Die Uhr steht bei 1:XX:XX. Ich habe nicht draufgeschaut, war zu sehr mit der Kuh beschäftigt. Wieder rechts ab. Die Windkraftanlagen drehen sich munter, peitschen mir den Wind ins Gesicht, der kommt starmm aus West- Nord-West, ich merke daß es anfängt weh zu tun. Komm, so ist das an der Küste, da mußt Du durch. Radfahrer kommen mir entgegen, ich nähere mich meinem letzten Etappenziel. Na, man los bekomme ich zugerufen, machst dich wohl fit fürs Schützenfest heute abend, was? Ach Schützenfest ist auch noch, weiß ich gar nicht, komme aus Neuhaus, laufe hier nur so durch und außerdem warum müßt ihr Touris eigentlich immer nen doofen Spruch parat haben, denke ich mir und laufe weiter. drei Kilometer steht auf dem gelben Ortsschild sinds noch bis Neuhaus. Ab Neuhaus Bahnhof (warum liegt der eigentlich soweit draußen) muß ich beissen. Jetzt tuts richtig weh. Die Waden sind schwer, jeder Schritt macht die Bleigewichte an den Füßen ein paar Gramm schwerer, 1 Kilometer to go. Ich schaffe es und wenn es das Letzte ist was ich tue (für Heute). Es gelingt und ich komme nach 2:11:37 wieder an. Glücklich aber sehr zufrieden, laufe ich, gehe ich mehr recht als schlecht nach Hause. Geschafft. 23.400 m, so sagt es mir map24 am Montag, aber das weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Arnulf

Herzlichen Glückwunsch! Was für eine Leistung - einfach so ... Da kommen ja noch grosse (oder waren es lange?) Dinge auf uns zu. WEITER SO

Ich habe gestern meine persönliche Langzeitbestleistung auch auf 2 Stunden getrieben. Bin aber nur 15 KM weit gekommen . Hatte Durst und das Gefühl, es gäbe keinen Sauerstoff in der Luft . Aber egal, die 2 Stunden sind gefallen .

Gruss
Claudia

Tschaka! Du hattest mit deiner Frage diese Debatte ausgelöst, ob 5 Stunden-Läufer Marathonis sind (verkürzt ausgedrückt ), und jetzt rennst du 23 km in 2:12. Zumindest für dich muss sich die Diskussion ja langsam erledigt haben, oder?

Schöner Bericht und hoffendlich geht es der Kuh noch gut.

So ändern sich die Zeiten und auch die Geschwindigkeit.
Respekt vor dem LAuf und mal sehen, was wir noch von Dir zu lesen bekommen.

Gruß
Markus

Hallo,
das ist ein toller Bericht und schön, wenn man bei einem so langen Lauf auch mal aufgemuntert wird, wie eben durch eine Kuh.
Und die Strecke in dieser Zeit ist echt spitze finde ich.
Ich habe am letzten Sonntag mir 2 Stunden Lauf angetan, aber nur 16 km geschafft.

Gruß Claudia

Respekt, Arnulf von der Küste!

Ein schöner Bericht - und irgendwie find ich es immer merkwürdigerweise motivierend, wenn andere von der Überwindung ihrer Schmerzen ("jetzt muss ich beißen") schreiben ... Klasse durchgehalten!

Tessa