Sonntag, 5. Juni 2005, Norderstedt, nördlich von Hamburg.
Dies sollte mein erster „richtiger“ organisierter Wettkampf mit Chip und allem Drum und Dran werden, 10 Kilometer. Ich muss gestehen, ich war auch schon wirklich aufgeregt (ganz im Gegensatz zum lütten Wilstedt-Lauf die Woche vorher) ...
Nun war ich schon über eine Stunde vorher am Startgelände angekommen, um ja nicht in Stress zu geraten ... aber dann ging irgendwie doch alles ganz schnell. Noch auf der Hinfahrt hatte es angefangen, wie aus Kübeln zu gießen (die armen 5-km-Läufer, die gerade auf der Strecke waren!), und es sah nicht nach Aufklaren aus. Also beendete ich meine langen Grübeleien im Auto, ob ich denn nun die Regenjacke oder nur die Weste-T-shirt-Kombi anziehen sollte – ich entschied mich für die Regenjacke. Sicher, vielleicht ein bisschen warm auf Dauer, aber doch bestimmt besser als nass, oder ...?, dachte ich mir.
Noch nichts von den anderen zu sehen. Also erstmal frühzeitig den Kleiderbeutel abgegeben. Ach, da sind ja auch Marc und Susanne (jawoll!), Adam winkt auch schon, hey, hallo, Steffen trudelt wenig später ein, auch Hammer-Mark findet sich dazu. Wie schön, dass alle zusammen sind!
Noch eine halbe Stunde bis zum Startschuss. Hmm, nachdem ich schon vom Dritten aus unserer Truppe angesprochen werde, ob mir denn die Regenjacke nicht zu warm würde, komme ich doch wieder ins Grübeln. Soll ich doch nur in Weste laufen? Grübel. ... Noch ein bisschen weiter grübeln. ... Die Zeit rinnt und mein Kopf ist leer. Als ich mich dann endlich entschließe, auf die Vollprofis *g* zu hören und mir meinen Kleiderbeutel noch mal geben zu lassen zwecks blitzschnellem Umkleiden ist es irgendwie auch schon kurz vor Toresschluss (im wahrsten Sinne des Wortes). Ich also schnell zur Startlinie und mich irgendwo im hinteren Drittel eingereiht.
Ich scharre ungeduldig mit den Hufen und überleg noch: Soll ich den linken Huf/Schuh noch einmal fester binden oder nicht? Aber während ich noch grüble, erklingt schon der Countdown vom Moderator „Zehn ... Neun ..“
Gut, dass ich mich dagegen entschieden habe!! Nicht auszudenken, was das für einen Tumult gegeben hätte, wenn ich beim Startschuss noch kniend auf dem Asphalt gehockt hätte und alle Hinteren auf mich drauf gefallen wären ... eeeek! Schlagzeilen wie „Massenhysterie am Start vom Norderstedter Stadtlauf – 12 Verletzte“ springen mich vor meinem geistigen Auge an. Und so hatte ich gleich was, worüber ich für die nächsten zwei Kilometer grinsen konnte.
By the way: Danke Petrus! Wo es noch stark nach Sintflut ausgesehen hatte für die 5-Kilometer-Läufer, die eine Stunde früher gestartet waren, so klarte es zum 10er wie durch ein Wunder auf. Den ganzen Lauf über trocken, ja teilweise sogar sonnig!! Bestes Läuferwetter sozusagen. (Fürs Protokoll: Nach'm Lauf fings wieder an zu regnen ) Hach ja, Susanne, und ich danke dir für den Tipp mit dem Weglassen der Regenjacke – ich hätte mich sonst totgeschwitzt.
Für die ersten 3-4 km lief ich erst ziemlich synchron mit einer jungen Frau... hätte auch so weitermachen können ... aber da war schließlich ja meine Strategie, ab einem bestimmten Punkt schneller zu werden. Hach, und wat war das ein erhebendes Gefühl, als ich bei Km 4 mein Tempo etwas erhöhte und sie (sorry!) hinter mir zurückließ ... da ging noch was!
Die Strecke war schön, ganz flach, ein bisschen Wohnstraßen, ein bisschen Waldrand, und mit überraschenderweise gleich zwei PGG (persönlichen Groupie-Gruppen) am Wegesrand, die mich feierten und anfeuerten, lief es sich gleich noch schneller.
Eine Freundin von mir hatte ihren Hund dabei, einen entzückender Border Collie, der mich als Teil ihres Rudels freudig anbellte .. als der Hund dann aber merkte, dass ich ja wohl wirklich vorbeilaufen (Frechheit!) wollte, hielt ihn auch Frauchen nicht mehr, er riss sich los und musste mir zum erst mal zur Belustigung der anderen Läufer hinterher rennen ...tze tze tze, Hütehunde – immer ihr Rudel einfangen wollen!
Die erste Runde war schneller vorbei, als ich gucken konnte, und auch die zweite war nicht wirklich kritisch – es lief einfach. Gut, der Endspurt forderte dann noch mal meine ganze Energie (Beine an Blut: Raus ausm Gehirn, ihr werdet hier unten gebraucht), anders kann ich es mir nicht erklären, dass ich es nicht mal mitgekriegt habe, dass im Zieleinlauf mein Name ausgerufen wurde ... huh?
Okay, machen wir es kurz, das, worauf alle beim Laufbericht warten: May I proudly present my new persönliche Bestzeit von 1:01:51 für die 10 Kilometer! Damit hab ich mich seit dem Lauf von letzter Woche doch um sage und schreibe 5 Minuten verbessert, hach.
Und beim nächsten Mal knack ich auch die 60er-Marke
Tessa
PS: Wann bitte ist der nächste 10er-Volkslauf? *g*
Mein erster "Richtiger"
1„Ihr kommt doch klar, so wie ihr ausseht, oder? Den Besenwagen muss ich euch nämlich abziehen. Der wird weiter vorn bei den wirklich Fußlahmen gebraucht.“ - Syltlauf 2008