Samstag, 4. Juni
Ich sitze im Zug nach Duisburg und die Aufregung hält sich wenige Stunden vor meinem 2. HM in Grenzen. Ich bin ja nun schon groß, mache das ja nicht zum ersten Mal. Vor meiner Premiere in Berlin war das anders. Diesmal bin ich cool . Ich habe mich gut vorbereitet und meine Ziele realistisch gesteckt, die 01:58 aus Berlin unterbieten. Das sollte machbar sein.
Nach der Ankunft in Duisburg gehts sofort zur Messe. Schon Minuten später bin auch ich Besitzer eines Umhängebeutels mit der Option auf einen persönlichen Trainingsplan von Dr. Wessinghage. Beim Kauf von Puma Runningschuhen :eek: . Da ich aber immer planlos und außerdem in Asics laufe, ist mir der Inhalt des Beutels dann doch wichtiger - meine Startnummer.
Ich halte Ausschau nach Schnäppchen bei der Messe, finde aber keine. Stattdessen werde ich gefunden: von einem Mountainbike, daß vor einem Bildschirm aufgebaut auf Kundschaft wartet. Was solls, kost nix, 1,5 km Radfahren in hügligem virtuellen Gelände. Fahr ja sonst auf viel Fahrrad. Die Strecke hat es in sich! Verdammt, meine Hügel zu Hause sind einfacher. Die Hunde haben wohl zu wenig Finisher-Shirts bestellt, oder warum muß sich jemand, der morgen hier laufen wird, sowas antun . War ne Schei**-Idee, nach 3 min nochwas steige ich vom Rad und hab das Gefühl, meine Beine fallen ab.
Als Entschädigung biete ich denen einen Testlauf mit Nike Free. Nicht schlecht, aber als Laufschuh zu flatterig und als Freizeitschuh zu lila
Als ich 16 Uhr zum vereinbarten Fori-Treffen an die Eishalle komme, fallen mir zwei Leute auf, jeder mit einem Hund an der Leine - na klar, das können doch nur Regina-Donna und Ralf-Charlie sein . Super Erkennungswert die Beiden. Ich bin so clever Nach und nach füllt sich die Runde, aber so schnell, wie wir uns gefunden haben, liefen wir auch wieder auseinander. Fand ich schade.
Also bin auch ich ab in mein Wohnquartier und habe die Zeit abgepasst, um zwischen zwei Regenschauern noch ein kurzes lockeres Läufchen und einmal kurz das für morgen geplante Tempo anzureissen.
Sonntag, 5. Juni:
Ich falle aus dem Bett, der erste Blick aus dem Fenster: trocken aber frisch und windig. Die leidige Entscheidung lang oder kurz verlege ich auf den Ort des Geschehens und ziehe Kurzes drunter, Langes drüber. Beim Einsteigen ins Auto kam sie dann: unerbittlich beherrschte sie mich von nun an, mir war schlecht, mir war kalt, ich mußte aufs Klo... da war sie endlich, die alles entscheidende... Nervosität Ja, ich war nervös und es ging mir gut. So muß das sein, ich brauche das wohl.
8 Uhr Treffpunkt Eishalle, ein wenig Plaudern, Aufmuntern, Jammern... dann kam NetterTaler mit Sohn Sebastian und die Beiden präsentierten uns ihr von Künstlerhand gemaltes Kunstwerk: Ein riesiges "Laufen-Aktuell-Schild" mit den Namen aller Foris, die heute an den Start gehen. Super Ralf und großes Dankeschön!!!
Dann schicken wir unsere Marathonis auf die Strecke, wir "Halben" haben ja noch ein wenig Zeit. Die meisten entscheiden sich für kurze Sachen, also mache ich es ihnen nach, der Herdentrieb ist unerbittlich.
Wir gehen zum Start, ich treffe noch zwei Arbeitskollegen, die Freude ist groß und dann geht es auch schon los, der Startschuß fällt und nur knapp eine Minute später gehe ich über die Matte. Garmin gestartet, ich laufe. Ich checke mich durch. Alles Bestens, ich bin ok. Mit den ersten 2 Km bin ich zufrieden, es läuft. Doch dann, was ist das, was mich nach 3 km heimsucht. Seitenstechen. Seiten...? Nein, sie waren überall, Oben, Unten, Rechts, Links . Was soll das? Ich werde sie den ganzen Lauf nicht wirklich wieder los, war die Banane vor dem Start nicht reif genug? Egal, ich engagiere mich mit ihnen, was bleibt mir auch Anderes übrig. Und es läuft...
Sehr positiv übrigens die vielen vielen Anwohner an der Strecke, die Getränke außerhalb der offiziellen Versorgungspunkte reichten, man konnte wirklich trinken, wenn man Durst hatte, nicht wenn der Veranstalter das so will. Fand ich Klasse! Aufgestellte Duschen waren nett gemeint, aber bei den Temperaturen blieben sie wohl eher ungenutzt.
Die Kilometer vergingen so ziemlich im Fluge, bis auf die Stiche lief es locker, das für mich recht hohe Tempo war zwar kein Spaziergang, bereitete mir aber nicht wirklich Mühe. Ralf mit seinem LA-Schild an Km9 gab dann kurz vor der Halbzeit nochmal den richtigen Kick. Als ich die 10-km-Marke mit 00:51 passierte, beschloss ich, die sub1:50 anzugehen. Das hieß ja nix weiter, als in dem bisherigen Tempo weiterzulaufen. Kurzer Check up - ok, packen wir´s an Und so lief ich, und lief, und lief und irgendwann fragte ich mich: lauf ich noch, oder flieg ich schon Schön war das!
Kurz vor dem Einlauf zur MSV-Arena sah ich dann, genau wie von den Fotos bekannt, zum ersten Mal real und leibhaftig am Streckenrand: unser Greenhörnchen Vom Erkennen bis zum Realisieren war ich aber auch schon fast vorbei, als ich laut "Greeni" rief! Ob die Ursache mein eingeschränkter Sauerstoffgehalt im Hirn oder meine hohe Geschwindigkeit war , laß ich mal dahingestellt...
Der Einlauf in die Arena war dann Gänsehautfeeling pur! Es war einfach irre. Ralf und sein Schild habe ich noch begrüßt, bevor es in die letzte Kurve und zum Endspurt über die Ziellinie ging. Ich hätte diese Stadionrunde auch noch zweimal laufen können, so sehr hat mich das "Publikum" getragen, beflügelt, berauscht... . Beim Überqueren der Matte lese ich auf der großen Anzeige eine 01:48:xx, was für mich letztlich eine Nettozeit von 01:47:44 bedeutete. Das heißt, 11 min schneller, als vor 2 Monaten in Berlin. GEIL!
So langsam bekomm ich Angst vor mir selbst - Meine Berichte werden immer länger! Aber es stand ja da: NICHT LESEN Und das war nur ein Bericht von einem Halbmarathon. In Berlin lauf ich den Ganzen:eek: ...
Jetzt bin ich fertig. Mit dem Schreiben. Mit dem Laufen noch lange nicht. Ich verspreche, mehr zu laufen als zu schreiben. DANKE FÜRS NICHTLESEN!
Glückliche Grüße, Kathrin
Nicht lesen - Überlänge...
1☼ ☼ ☼
Entscheide Dich. Und wenn Du Dich entschieden hast,
vernichte die Alternativen.