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Wie unvernünftig kann MANN sein? Ein Radfahr-Laufbericht!

Wie unvernünftig kann MANN sein? Ein Radfahr-Laufbericht!

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Gestern, es war ein ziemlich heißer Tag in Hamburg, wollte ich mal wieder ein bisschen länger Radfahren. Ich fahre ganz gern von Norderstedt nach Wedel und zurück (56 km), da dort mein Bruder wohnt, habe ich auch ein Ziel und das motiviert dann doch ein bisschen.

Wie durch einen Zufall rief der am Mittag bei mir an, um mir mitzuteilen, dass er befördert wurde. Ich gratulierte ihm Pflichtschuldig und ein wenig neidisch, denn 10.000 € würden sich auf meinen Konnten auch ausnehmend gut machen. Es war also Zeit für mich ihm einen kleinen Dämpfer auf dem Weg zu geben (kleine Brüder sind aber manchmal auch ein bisschen fiese).

Wie ich nun weiß, läuft mein Bruder seit etwa einem Monat um seine Fitness ein wenig aufzupeppen. Mittlerweile läuft er so 5 km am Stück. Da sollte es doch ein leichtes sein, ihn ein wenig zu kitzeln. Also verabredete ich mich zum netten kleinen Läufchen in Wedel.

Soweit so gut, nachdem mein Weib (so nenne ich sie halt, ist nicht negativ bzw. abwertend zu verstehen) endlich geruhte von einer ihrer Verpflichtungen heimzukehren, ich hatte bereits einen selbstgemachten mega fetten, super LEGGA Croque gegessen, kam es mir zu, mein Kind bettfertig zu machen. Was aufgrund eines Neuerwerbs (ihr glaubt es nicht, sie hat sich von ihrem Geld ein Tamagochi gekauft), als nicht so einfach lösbare Aufgabe entpuppte. Nun denn, auch das wollte mir schlussendlich gelingen. Aber nun war es schon 20:15 Uhr. Ich rief also meinen Bruder an, um mich anzumelden.

Ich stellte dann mit erschrecken fest, dass eigentlich mein hintere Bremse eingestellt werden müsste (wie geht das?), da die ein wenig an meiner Felge schleift. Keine Zeit, so schlimm war es auch nicht. Außerdem gibt das Kraft ;-) ! Ach ja, ich brauche ja Laufschuhe. Wie bekomme ich die denn mit? OK, Trinkbuddeln raus (sind ja nur noch 30 Grad), und Schuhe in die Flaschehalter und mit den Schnürsenkeln am Oberrohr verknotet. Mein Gott sieht das scheiße aus!!! Egal, drauf gesetzt und siehe da, es ging. Ich konnte Fahren, ohne mir die Beine an den Schuhen wund zu scheuern.

Also los geht’s, ich erspare euch die Einzelheiten es lief gut, immer schön einen 30er Schnitt fahren und Kraft für den Lauf sparen. Ich will mich ja nicht blamieren. Oh man, jetzt kommt die Hochbrücke, die einzige echte Steigung auf der Strecke und die ist nur für Autos zugelassen, aber wen stört das? Also raus aus dem Sattel und siehe da, mit 29 km/h komme ich oben an. Sehr gut, ich hab’s voll drauf! Runter geht’s mit 49 km/h fast wie alleine. Der Puls geht von 175 sehr schnell auf 150 zurück und schon bald Rolle ich mit HF 145 weiter Richtung Wedel.

Nach 45 Minuten denke ich langsam ans Trinken. Das ist aber nicht so schlimm, da ich ja gleich bei meinem Bruder bin. Mein Gott, aber ein Schlückchen Wasser wäre doch recht angenehm. Dumme Idee die Turnschuhe auf diese Art mitzunehmen, musste ich die doch schon ca. 5 mal richten! Nach 58 Minuten und einem Schnitt von 28,97 km/h (inkl. Ampeln) kam ich in Wedel an. Das war ja schon mal OK!

Mein erster Satz war, „ich brauch Wasser“! Mein zweiter Satz war, „mach zu ich will Koppeln, wir haben keine Zeit für Pausen!“ Mein dritter Satz war „Hallo, bist du gut drauf? Wie geht’s den Kiddies?“ Man muss ja Prioritäten setzen! Wasser kam prompt und ich hatte meine Laufschuhe inzwischen angezogen. Da stand er vor mir! Er hatte eine ca. 10 Jahre alte Sneaker ähnliche Fußbekleidung an den Füßen, OHNE SOCKEN. Ich konnte meinen Blick kaum abwenden. Auf meine Frage, ob er sich den noch umziehen wolle, kam nur ein „WIESO“! Achselzuckend nahm ich mir vor, ihm das während des Laufens zu erklären. Was ich dann auch tat.

Insgesamt 5 Minuten nach meiner Ankunft ging es auch schon los. Ich lief ganz gemütlich los, vergaß (natürlich ganz aus versehen), dass mein Bruder ja noch nicht so lange läuft. Also einen 5’er Schnitt schafft er nicht ;-), zum Glück, schneller wollte ich ja auch nicht, ich hatte ja noch 28 km Rückweg vor mir. Ich entschuldigte mich für mein kurzes Aufschneiden mit einem Grinsen. Die Botschaft war angekommen, wie ich seinem Blick entnommen habe (ich hätte dennoch lieber die 10.000 € pro Jahr).

Wir pendelten uns bei für die ersten 2,5 km bei einem 5:50’er Schnitt ein, was mich ehrlich beeindruckte. Nun avisierte er mir eine kleine Steigung, die ihm das letzte abverlangen würde. Ich war schon etwas aufgeregt und voller Vorfreude, da ich ihm nochmals in seine Schranken weisen könnte (ich hab auch 10.000 € verdient). Dies war der Moment wo ich an Nordic Runner und Steif denken musste. Die Perspektiven verändern sich doch sehr schnell. Die Steigung war ein ca. 20 Meter langes Stück, welches zwei Wege mit einander verbindet und maximal 2 Meter Höhendifferenz ausmachte. Als ich erfuhr, dass es das schon war, sah ich sah ihn geringschätzig an, woraufhin er Pflichtschuldig mit einem Achselzucken seine Minderwertigkeit einsah und hinreichend zum Ausdruck brachte. Gut so, jetzt weiß er wo er hingehört.
Die Zeiten sind von 5:50 Richtung 6:10 und 6:20 abgesackt, aber ich wollte meinem Bruder noch einen Dolchstoß verpassen. Die Frage von mir, ob er denn wisse was eine Greif’sche Endbeschleunigung sei, hat er fatalerweise mit NEIN beantwortet oder besser gesagt herausgestöhnt. Tja, er hätte gar nichts sagen sollen. Ich hatte ihn da wo ich ihn haben wollte. Die letzten 400 Meter zog ich dann auf 5:00 an die letzten 200 Meter sind wir gesprintet. Was soll ich sagen, ich habe gewonnen. Ok, es war nicht fair, aber was ist schon fair im Leben (die 10.000 € gehören eigentlich mir).

Mir ist leider nur zu bewusst, dass ich in 2 Monaten keinen Stich mehr gegen meinen Bruder sehen werde. Er ist zwar ein Sprintertyp und nicht Ausdauersportler (lief früher 100 Meter unter 11 sek. Springt über 7 m), aber eben doch ein Ausnahmeathlet, da gibt es nichts zu rütteln. Dennoch heute hab ich ihm heute gezeigt, wozu ein kleiner Bruder fähig ist. Ich kann ja so gemein sein. Ich habe ihm dann gesagt, dass ich ihn nur ein bisschen ärgern wollte, was er aber natürlich schon längst wusste. Das nenne ich mal Bruderliebe, er hat es mir gegönnt und nochmals seine Beförderung ins Feld geführt. Nun ja, er hat drei Kinder, er braucht es nötiger, obwohl ….. …. Mmmmpf……egal.

Die Zeit für meine Rückfahrt ist gekommen. Es war nun schon 22:10 Uhr und ziemlich dunkel. Das Angebot meines Bruders mich zurückzufahren lehnte ich ab und sagte nur, „Ach was, dauert ja nur 45 Minuten bis ich zu Hause bin“. Der hat gesessen, das war aber auch mein letzter Pfeil im Köcher. Er grinste und ich fuhr los.

Verdammt wurde das schnell dunkel. Ich bin tatsächlich auf die Fahrradwege ausgewichen und merkte schnell, dass ich wohl etwas länger als auf dem Hinweg unterwegs sein würde. Nach ca. 8 km kam wieder die Hochbrücke. Wie Ulle bin ich drüber geradelt. Ok, schon gut, ich Stand aber bis oben und es waren immerhin noch 25 km/h als ich oben ankam. Nun wurde es so Dunkel, dass ich überlegte mich von meiner Frau irgendwo einsammeln zu lassen. Das war jetzt schon ziemlich gefährlich. Aber nein, das geht nicht, wie sieht das denn aus. Augen zu und durch. Zum Schluss wurden die Beine dann doch noch etwas schwerer und das fahren in ein graues Nichts hat mich auch nicht gerade beflügelt. Die Hände taten weh, da ich den Lenker umklammerte (man weiß ja nie ob da plötzlich eine Bodenwelle kommt, und es kamen viele)! Nach 1:05 kam ich zu Hause an. Die Ampeln waren aus, so dass ich ganz ordentlich rollen konnte. Nun ja, ein Schnitt von 25,85 km/h ist nicht gerade berühmt, aber wegen der Umstände vertretbar.

Endlich angekommen, musste ich nicht mal Duschen. Meine Frau hat mir den Kopf gewaschen und mich gleichzeitig gefönt, was bei meiner Frisur eigentlich nicht nötig ist. Ich habe mir ein probiotischen Trinkjoguhrt eingeworfen (250 ml) und Deziliterweise Pepsi Light getrunken. Und mich in mein Schicksal gefügt. Schließlich habe ich meinem Bruder gezeigt wie der Hase läuft.

Das Resümee:
1.) Vor dem Sport keine 45 cm Croque essen.
2.) Niemals ohne Trinken bei 30 Grad mit dem Rad losfahren, wenn man ca. 2 Stunden unterwegs ist und nen fetten Croque mit viel Zwiebel gegessen hat.
3.) Turnschuhe gehören nicht in die Flaschenhalter.
4.) Den Bruder nicht ärgern.
5.) Nie, nie, nie, in dunkler Nacht ohne Beleuchtung Rennrad fahren.


Alle Rechtschreibfehler gehören mir und die will ich behalten!
Beste Grüße
Mark

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:daumen: tja ja, Geschwister - meine wohnen etwas weiter weg, wir verkneifen uns das... Meistens. Ab und zu tragen wir es bei Bergtouren aus oder beim Skifahren oder beim Schwimmen :gruebel: oder :gruebel: noch laufen meine Brüder nicht regelmäßig...

Schöner Bericht - quasi ein Spiegel :D

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Kleine Brüder sind so überflüssig wie Zahnschmerzen :D

Schöner Bericht, und interessante Einblicke in Dein Ich. Zum Glück treibt mein "Kleiner" keinen Sport...

Michael

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stachelbär hat geschrieben:Kleine Brüder sind so überflüssig wie Zahnschmerzen :D
:nono: das wahre problem sind die großen brüder, die einem nichts gönnen und wenn man mal irgendwo besser ist, muss man nur kurz warten - die rache kommt ganz bestimmt.
es wurde ja auch hier mal wieder bewiesen: die großen brüder sind nur neidisch und können den kleinen brüdern nichts gönnen; seit geburt des kleinen netten geschwisterleins rennen sie nach anerkennung japsend den heldentaten des kleinen bruders hinterher und schaffen es doch nicht, anerkennung und sieg zu erheischen :P , sehr schöner bericht hammer :daumen:
"Manni Bananenflanke, ich Kopf, Tor!" (Horst Hrubesch)

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Also ich find große Brüder toll! Als kleine Schwester muss man auch gar nirgends besser sein ... und wenn doch wird es neidlos anerkannt ... (meistens jedenfalls)
Schöner Bericht, Mark.

Grüße,
Julia

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Ist das ein toller Bericht.

mehr kann ich gar nich sagen.

mandy
große Schwester :nick:
mein Blog: AmandaJanus

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Hallo,

freut mich, dass der Bericht einigen gefallen hat.

@ Storm
Bei uns ist das auch so. Nachdem wir nicht mehr in einem Zimmer wohnen, was wir leider 17 Jahre lang getan haben, ist alles in Ordnung. Davor gabs natürlich häufiger,.... nun, nennen wie es Auseinandersetzungen! Ich gewann meistens! Nicht weil ich stärker war, sondern weil ich wohl skrupelloser war.

Nun ist aber alles so wie es sein soll. Besser gehts eigentlich gar nicht. Da sind mir dann auch 10.000 € egal.

@ Stachelbär
Ich glaube nicht, dass ich wirklich einblicke in mein ICH gegeben habe, außer, dass ich mich mit meinem Bruder super gut verstehe und ein wenig leichtsinnig bin.
Beste Grüße
Mark

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Hammer1968 hat geschrieben:
@ Stachelbär
Ich glaube nicht, dass ich wirklich einblicke in mein ICH gegeben habe, außer, dass ich mich mit meinem Bruder super gut verstehe und ein wenig leichtsinnig bin.
Och, ein bisschen mehr schon noch...

  • Du bis ein flotter Radler
  • Du hast (zu viel?) Ehrgeiz
  • Du kannst über Dich selbst lachen
  • kurz: Du bist ein echter Mann ]Grüße

    Michael, der sich - inzwischen - mit seinem kleinen Bruder auch sehr gut versteht :nick:

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Hammer1968 hat geschrieben:Nun ist aber alles so wie es sein soll. Besser gehts eigentlich gar nicht. Da sind mir dann auch 10.000 € egal.


Mir fällt auf, wie oft Du den Betrag erwähnst. Kann es sein, dass Du materielle Dinge eher überbewertest??? :nono:

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Hi Hammer,

schöne Story. Dir ist aber schon klar, daß Dein Bruder jetzt nicht mehr ruhen wird, bis er sich für diese kleine Demonstration revanchieren kann? :D


Gruß Fritz,

mit Sport-Muffel-Bruder (und -Familie...)
"Im Rhythmus bleiben"


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taukaz hat geschrieben:Mir fällt auf, wie oft Du den Betrag erwähnst. Kann es sein, dass Du materielle Dinge eher überbewertest??? :nono:

Also 10.000 € muss ich nicht überbewerten. Das ist ne ganze Menge und schafft einen ne Menge Sorgen vom Hals.
Beste Grüße
Mark

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Fritz hat geschrieben:Hi Hammer,

schöne Story. Dir ist aber schon klar, daß Dein Bruder jetzt nicht mehr ruhen wird, bis er sich für diese kleine Demonstration revanchieren kann? :D

Hallo,

aber das gehört doch dazu. Sonst hätten wir nichts zu lachen. Wenn er schneller läuft, werde ich ihm beim Radfahren schlagen. Wenn er schneller Radfährt, schwimme ich schneller. Wenn das nicht reicht, muss er allles hintereinander machen. Ist er dann auch da schneller, woran ich nicht zweifel, dann kann ich immer noch mit ihm Schach spielen. Da schlägt er mich nie!!! :wink:
Beste Grüße
Mark

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Schöne Geschichte :daumen: Prädikat: absolut lesenswert :nick:

Kathrin :hallo:
☼ ☼ ☼
Entscheide Dich. Und wenn Du Dich entschieden hast,
vernichte die Alternativen.

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[quote="Hammer1968"]
Wie durch einen Zufall rief der am Mittag bei mir an, um mir mitzuteilen, dass er befördert wurde. Ich gratulierte ihm Pflichtschuldig und ein wenig neidisch, denn 10.000 € würden sich auf meinen Konten auch ausnehmend gut machen.


Lustiger Bericht! Aber bei mehr als einem Konto nehm` ich dir das nicht ab mit dem Neid :wink:

Viele Grüße
Bifi

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Hi Mark,

schöner Bericht, habe ihn heute mittag schon genüsslich in der Pause gelesen. Aber beim Herrn Greif solltest Du noch mal unter 'Endbeschleunigung' nachlesen :vertrag: ... die war ganz schön kurz für Greif´sche Verhältnisse :nick: . Naja, vielleicht ja beim nächsten Mal :P . Wann meldet sich Dein Bruder im Forum an :confused: :wink: :D
Steif
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Ständig verschwinden Senioren spurlos im Internet, weil Sie "ALT" und "ENTFERNEN" gleichzeitig drücken.

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Hallo,

@ Bifi
meine Tochter hat 4 Konten

2 x Haspa,
Commerzbank,
Post!

Frag mich nicht wieso, dass ist Sache meiner Frau!!
Das Comerzbankkonto ein Geschenk meines Arbeitgebers zur Geburt vor 10 Jahren!

Wir haben wie viele andern mehrere Konten, da wir die knappen Gelder umschichten auf ein Urlaubskonto und Sparkonto!

Ich dachte das sei normal und hilft einem den Überblick zu behalten!

@ Steif
Greif hat z.b. 5 km Endbeschleunigung bei 35 km Gesamtstrecke und einem trainierten Läufer. Meinen Bruder mehr als 10% der Gesamtstrecke mit Endbeschleunigung abzuringen konnte ich wirklich nicht verantworten. Ich hab ihn ja lieb, aber Mund zu Mund beatmung finde ich dann doch eher unerotisch und muß wirklich nicht sein!
Beste Grüße
Mark

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