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Ich Cham, sah und zahlte Lehrgeld (Chamer Stadtlauf)

Ich Cham, sah und zahlte Lehrgeld (Chamer Stadtlauf)

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Mein 1. Bericht, hoffe er passt hier ein:

Aus dem hohen Norden kommend verschlug mich eine Dienstreise über das Wochenende nach Regensburg. Meine Tätigkeiten erlaubten mir „Freizeit“ von Samstagnachmittag bis Sonntagmittag, da wollte ich gern Laufen gehen und warum nicht gleich einen gemütlichen kleinen Volkslauf in der Nähe versuchen. Der Volkslaufkalender spuckte mir für Sa, den 25.06.05 den „5. Chamer Stadtlauf“aus mit Jugendläufen, 7km und einem HM. Auf der Veranstalterpage informiert und im Forum nachgefragt, habe ich beschlossen das Vorhaben umzusetzen. Für den ganzen Aufwand sollte es dann schon die HM Strecke sein.
Bevor ich zu meinem persönlichen Bericht komme, ein paar „objektive“ Infos zum Lauf, da bisher im Forum dazu nichts stand, und falls jemand da nächstes Jahr hin möchte…..
Es waren ca. 300 Teilnehmer gemeldet, davon 104 beim HM. Für 12 Euro Startgeld gab es auf der Strecke 4 Verpflegungsstellen (6,10,14,18km) mit Wasser, Bananen, Melonen, Traubenzucker und Schwämmen. Im Ziel gab es ein T-Shirt, Iso-Getränk, Wasser, Brötchen, Bananen und Melone, alles in ausreichender Menge. Die Strecke war gut beschildert und gesichert, km-Schilder gab es bei 1-5,10,15,20 km.
Der Streckenverlauf ist abgesehen von einem Gefälle nach dem Start flach ohne nennenswerte Wellen über Straßen, Fuss/Rad- und Schotterwege, Am Ende geht’s kurz und knackig hoch ins Ziel. Der Sieg bei den Männern ging für 1:19:54 weg, bei den Frauen für 1:39:36; 91 Teilnehmer kamen ins Ziel, davon 16 Frauen. Die Organisation ist also gut, die Veranstalter freundlich, Kuchen, Würstchen und Getränke gab es auch in ausreichender Menge und guter Qualität.

Hier nun der persönliche Teils des Berichtes:
Es war heiß an diesem Tag, so ca. 30°, ich überbrückte die Zeit bis zum Start im Schatten auf einer Bank am Regen und ahnte, dass es bis zum Start um 17:15 mit einer Abkühlung wohl nichts wird. Natürlich hatte ich (zu)viel Zeit mir irgendwelche Ziele für den Lauf auszudenken. Gerne würde ich 1:45.x laufen, aber ich hatte seit April wenige lange Läufe gemacht, das Wochenpensum lag selten über 35 km. Andereseits zuletzt -für mich- gute 10 km Zeiten gelaufen und meine HM-PB (1:49) war noch durch Startgedrängel, offene Schnürsenkel etc. beeinträchtigt gewesen. So nahm ich mir vor bzw. bildete ich mir ein, evtl. doch einen 5er Schnitt laufen zu können. Ohne neue Ziele keine Verbesserung.

Später am Start drückten sich die Teilnehmer am Rand und in den Ecken des Startbereichs herum, eben da wo Schatten war. Trotzdem merkte ich, dass die Läufer/innen hier auch nicht viel anders sind, als im Norden. Viele drahtige Cracks in Vereinshemden, teilweise mit Trinkflaschenreichenden Groupies, aber auch mutmaßliche Freizeitläufer meiner Kategorie und auch Läuferinnen mit einem persönlichen Taschentragenden männlichen Groupie. Ich fühlte mich ganz gut aufgehoben.
Zum Start waren es weiterhin 30° Grad. Zuerst ging es bergab zu einer ca. 7 km langen Schleife in westliche Richtung. Bergab ging es flott los, das kurze, aber mir ungewohnte Bergablaufen ließ mich km 1 in 4:30 absolvieren, was natürlich viel zu schnell war, ich korrigierte mein Tempo und war zwischen km 4 und 5 dann bei 4:55/km angekommen, jedoch mit der Zwischenzeit von 24:05 zu schnell unterwegs. Was ich über die ganze Tempofinderei nicht merkte war, dass auch 5:00/km heute zu schnell für mich war, ab km 5 fühlte ich mich nicht wirklich gut. Ich merkte schon eine leichte Schwere in den Beinen, war durstig und insgesamt angestrengt. „Ach“, dachte ich, „ kein Wunder, ist ja auch heiß, außerdem gibt es gleich Wasser, und dann finde schon meinen Rhythmus“.
Bei km 7 führte die Strecke wieder nach Cham, und von meiner mutmachenden Prophezeiung war nichts eingetreten, ich fühlte mich weiterhin schlecht und war wohl auch langsamer geworden. Dort sah ich einen Läufer, der einem Streckenposten seine Startnummer in die Hand drückte, und aufhörte. Der erste Gedanke war „Ich auch!“, der zweite „Nix da, hier wird zu Ende gelaufen!“. Ich war allerdings noch in der Lage zu merken, dass ich es mir mit den ersten 5 km selbst versaut hatte, und beschloss ab sofort, den Lauf „einfach nur zu Ende zu laufen“, egal in welcher Geschwindigkeit. Da ich nur selten überholte wurde und auch hin und wieder einmal einen Läufer einholte, hatte ich immerhin den Trost, dass ich nicht alleine zu kämpfen hatte. Von Cham aus ging es in östliche Richtung weiter auf eine Schleife in die Niederungen des Regens und diverser Nebenarme. Die Strecke war sehr übersichtlich, soll heißen es ging viel gerade aus oder mal im Zick-Zack durch die Felder und man konnte das inzwischen lang gestreckte Läuferfeld gut vor sich sehen, und wurde somit jeder Hoffnung auf Abwechslung beraubt. Die Sonne hatte auch keine Lust, sich mal eine Abwechslung zu gönnen und brannte verlässlich vom Himmel, von Wind im Übrigen keine Spur.

Ich hatte jegliches Tempogefühl verloren und hatte weiterhin zu kämpfen, die „leichte Schwere“ in den Beinen war einer „schweren Schwere“ gewichen. Die Verpflegung kam kurz vor 10km und Zwischenzeit von 51:04 gab mir endlich einen Anhaltspunkt über das Tempo, das war ein 5:30er Schnitt über die letzten 5km das geht doch noch. So wollte ich jetzt weiter laufen. Was mir natürlich nicht gelang, ich hatte keinen Rhythmus und dachte ich trete auf der Stelle, die Minuten rannen zäh, den 2,3 mich überholenden Läufern/Innen blickte ich anerkennend hinterher, ein paar gehende Leidensgenossen überholte ich. Die Strecke führte immer noch weg vom Ziel, es waren noch keine 2/3 absolviert.

Nach der Verpflegung bei 14 km bog die Strecke endlich „zurück“ nach Cham und bot doch eine respektable Menge an Schatten, es ging mir etwas besser, aber nur etwas. Nun hätte das Aufstellen einer Durchhalteparole Ihren Sinn gemacht, aber die war ja bereits seit 7 km in Gebrauch. Mir viel schlicht und einfach nichts mehr ein woran ich denken konnte, das Hirn hatte sich schon abgemeldet, also weiterhin „Durchhalten“. Km 15 kam bei 1:21, heute habe ich ausgerechnet, dass ich also ab km 10 einen 6er Schnitt gelaufen war, was auch bis ins Ziel so bleiben sollte. Nach (endlos) langen Wegen an einem Bahndamm entlang wurde Cham erreicht. Wo es dann, wie ich in meinem unzurechungsfähigen Zustand mit inzwischen brutalstschweren Beinen glaubte, “schwachsinnige“ Umwege über und unter Brücken hindurch gab, und außerdem hatten sie das 20 km Schild zu spät aufgestellt, bestimmt :wink: .
Der kurze Anstieg zum Ziel hoch war mir völlig egal, Hauptsache es ist gleich vorbei. Im Zieleinlauf war ich dann doch noch nützlich und diente zwei Frauen als „Im-Endspurt-Kurz-Vor-der-Linie-Überhol-Objekt“, ich habe es Ihnen gegönnt, sie waren wahrscheinlich kontinuierlich Ihr Tempo gelaufen, so soll es sein. Im Ziel habe ich mich verpflegt (s.o.) und nach 5 Minuten Sitzen im Schatten war ich auch schon wieder leidlich hergestellt.

Letztlich standen im Ziel 1:58:08h zu Buche, bis 10 km ein kontinuierlich sinkender Schnitt von 4:30/km auf 6:00/km, die ich dann bis ins Ziel gehalten habe. Nimmt man das Ziel 1:45.* zum Maßstab, so habe ich den Lauf natürlich so richtig schön vergeigt. Aber letztlich ist das Ziel ja die Verbesserung meiner Leistung und da habe ich ja doch einige Hinweise bekommen. Das Wichtigste ist natürlich, dass ich auch die Erfahrung hinter mich gebracht habe, wie fatal es ist, ein zu schnelles Anfangstempo zu wählen. Ja ich weiß, es steht in 283. anderen Berichten und Büchern, aber ich musste es mir wohl noch mal selbst antun. Und ehrlich gesagt, ich hätte nicht gedacht wie hart es ist, 14 km „auf Ankommen“ zu laufen, das war nicht wirklich lustig. Auch das Laufen bei Hitze will gelernt sein, bzw. das Verpflegen davor, ich habe getrunken wie „blöd“ evtl. habe ich es übertrieben. Weiterhin habe ich gelernt, dass ich scheinbar 10km ganz gut mit wenig Training hinkriege, ein HM aber doch eine andere Nummer ist. Dafür habe ich einfach zu wenig trainiert, dass wusste ich vorher, jetzt habe ich es mit dem ganzen Körper gespürt.

Da habe ich also doch einiges an Hausaufgaben mit auf den Weg nach Norden bekommen, bleibt die Frage an wen ich jetzt das Lehrgeld überweise?
Hoffe, es war nicht zu länglich Gruß Hugo
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23.04. HH M 3:58:20 Debut! Startnr. 14969

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Hallo Hugo,

ich sehe, du bist direkt deiner "Pflicht" nachgekommen und hast den von Helmut angefordereten Bericht verfasst :D

Sehr anschaulich und (für mich) unterhaltsam hast du deinen Lauf da beschrieben. Und dass es nicht das erhoffte Ergebnis gab, wird wohl schon zum größten Teil an der Hitze gelegen haben. Ich finde die Zeit übrigens ziemlich gut :daumen:

Was mich persönlich freut, ist, dass dir das Drumherum gefallen hat und dass wir dich mit unseren "Empfehlungen" nicht in die Irre geschickt haben. Da fiel mir beim Lesen richtig ein Stein vom Herzen.

Grüße
Uschi

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Uschi hat geschrieben:
Was mich persönlich freut, ist, dass dir das Drumherum gefallen hat und dass wir dich mit unseren "Empfehlungen" nicht in die Irre geschickt haben. Da fiel mir beim Lesen richtig ein Stein vom Herzen.

,,dito!

@Hugo: Glückwunsch zum Lauf, die Zeit ist bei der Hitze doch nicht soo schlecht.
Wie hat dir Cham gefallen? Wenn du gar nicht weißt, an wen du das Lehrgeld überweisen sollst: An mich, sagen wir mal 100€? :wink: .
Oder 50€ an Uschi und 50 € an mich?

Grüße
wirdschon

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Nachträglich ausdrückliches Mitleid für einen Hitzelauf in "schwerer Schwere".

Da kam bestimmt einiges zusammen an Ungünstigkeiten. Aber dafür hast Du Dich doch wacker geschlagen :daumen:

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hi hugo,

superbericht

habe gestern den ganzen tag an dich gedacht, muss bei deinem lauf ja ganz schoen warm gewesen sein.

deshalb, glueckwunsch zu deiner leistung.

musste heute aehnliches erleben, bedingt durch gesundheitliche probleme waren laengere laeufe in den letzten wochen fuer den heutigen HM nicht moeglich, das merkte ich ganz klar heute so ab 15 oder 16 km.

aber was solls, es war ein haertetest, jetzt wissen wir, wo wir stehen.

also, wann ist der naechste lauf(aber bitte bei kuehle)

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Hallo Hugo,

schöner und kurzweiliger und überhaupt nicht länglicher Bericht! Und die Steigerungen von leichten bis brutalstschweren Beinen werde ich mir merken.
Gratulation zum Hitze-HM

von
Bifi

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Hallo!

Habe nachgemessen, die Länge ist ok.
Die Zeit, denke ich, für die Verhältnisse und dein Training auch. Und diese Erfahrung bleibt dir jahrelang, darauf kann man doch aufbauen. Es gibt keinen Energieerhaltungssatz, nur den Energieverbruzzelungsplaneten, hab' ihn heute selber live erlebt...Beim 10er wirkt die Hitze irgendwie anders. Mehr so im Kopf.
Wie viele Dinge gibt es doch, die ich nicht brauche!
Diogenes von Sinope
Dem Speed Badminton verfallen...da muss man auch viel laufen!

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Hallo Hugo!

Du hast super gebissen und ich finde gut, dass Du trotz der Laktat- und sonstwas-Schwere die zweite Hälfte recht konstant weitergelaufen bist. Meine bitterste Stunde hatte ich auch bei einem Hitze-Halbmarathon, und ich war langsamer als Du!!

Nächstes Mal klappts. Ein paar km Asphalt mehr fressen im Training und ein paar Grad weniger auf den Thermometer :daumen;

RioLouco

Lokalpresse spricht bei 104 TN von "Massenstart"...

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:hihi: ...dabei wollte ich doch gerade den von Münchener-Massenveranstaltungen Geplagten, den Chamer HM als bestzeitentauglich (ohne Hitze) und gut organisiert an Herz legen! Tja, so sind die Masstäbe in Cham anders und das "Bayerwald-Echo" ob des "Teilnehmer-Rekordes" in der Wortwahl euphorisch. Finde ich aber sehr symphatisch und zur schönen Veranstaltung nicht unpassend.

Vielen Dank für die aufmunternden Worte zu Bericht und Leistung.

Mit der Zeit kann ich inzwischen ganz gut leben :daumen: , ich weiss ja welche Faktoren ich selbst verbessern kann (Training + Renneinteilung) und wo ich mich an die Bedingungen anpassen muss (Hitze).

Im September gibt es in Kiel den nächsten Versuch, garantiert ohne Hitze und ein echtes "Heimspiel". Mal sehen, ob ich da punkten kann.
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23.04. HH M 3:58:20 Debut! Startnr. 14969
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