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Kraul: Hoher Ellenbogen

Kraul: Hoher Ellenbogen

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Hi,

zum Thema hoher Ellenbogen: Da muss man erst einmal unterscheiden, ob man den hohen Ellenbogen beim Armzug (unter Wasser) oder bei der Arm-Recovery (über Wasser) meint.

1.) Recovery mit hohem Ellenbogen:

Vorteil: Der Arm braucht einen geringeren Impuls, um nach vorne geführt zu werden als bei gestrecktem Ellenbogen. Die Armstrecker-Muskulatur kann sich während der Recovery erholen. Weiterhin ist es einfacher, die Wasserlage zu halten, da die Hebelwirkung des gebeugten Arms geringer ist als die des gestreckten Arms.

Trotzdem: Es gibt sehr, sehr gute Schwimmer, die mit gestrecktem Ellenbogen schwimmen. Offensichtlich ist dieses Thema nicht "alles entscheidend". Schliesslich bekommt man den Impuls, den man in die Beschleunigung des gestreckten Arms gesteckt hat, beim Eintauchen des Arms wieder zurück ... Trotz allem, der hohe Ellenbogen ist die Lehrmeinung...

Mentales Bild dazu: Stell Dir vor, Du wärest eine Marionette. Am Ellenbogengelenk ist ein Faden befestigt. Der Marionettenspieler zieht am Anfang der Recovery-Phase an diesem Faden und hebt damit den Ellenbogen hoch. Die Hand gleitet dadurch vom Oberschenkel zur Badehose und dann weiter, die Seite entlang bis auf Höhe der Brust, dann weiter zum Ohr. In diesem Moment kommt ein Bösewicht und schneidet den Faden durch! Dadurch fällt der Ellenbogen herunter, während sich der Arm streckt. So fällt der gestreckte Arm vorm Körper ins Wasser.

Ein anderes mentales Bild: Stell' Dir vor, an Deiner Seite ist ein Reißverschluss. Er reicht vom Oberschenkel bis auf Höhe der Brust. Bei der Arm-Recovery nimmst Du den "mentalen Zipper" zwischen Daumen und Zeigefinger und öffnest den Reißverschluss entlang Deiner Seite.

Noch eins, eigentlich mehr eine Übung: Versuche, die Fingerspitzen während der Arm-Recovery durch die Wasseroberfläche zu schleifen.

2. Der hohe Ellenbogen während des Armzugs:

Zweck: Eigentlich sollte man nicht "der hohe Ellenbogen" sagen. Denn eigentlich geht es darum, den Unterarm möglichst senkrecht im Wasser zu haben. Und zwar möglichst früh (in der Zugphase) und möglichst lange (in der Druckphase). Dadurch wirkt der Wasserdruck während des Armzugs nicht nur auf die Hand, sondern außerdem auf den ganzen Unterarm.

Mentales Bild: Stell' Dir vor, eine Tonne schwimmt unter Deinem Kopf. Am Anfang des Armzugs, also während des Wasserfassens, beugst Du Deinen Arm um diese Tonne herum. Achtung, dazu musst Du den Oberarm im Schultergelenk nach innen drehen (rechter Arm: gegen den Uhrzeigersinn, linker Arm: mit der Uhr), sonst kannst Du Deinen Arm nicht um die Tonne legen (der Oberarm muss verdreht werden, damit das Ellenbogengelenk in die richtige Richtung gebeugt werden kann). Ist der Unterarm in der senkrechten Position angekommen, wirst Du viel Druck spüren. Nun den Arm langsam gegen den Druck beschleunigen.
In der Druckphase dann weiterziehen, bis der Oberarm waagerecht im Wasser liegt. Erst danach das Ellenbogengelenk strecken, bis der Arm komplett waagerecht im Wasser liegt. Diese allerletzte Phase ist nicht mehr sehr effizient und wird von vielen sehr guten Schwimmern nicht ganz bis zum Ende (bis zur vollständigen Streckung) durchgezogen. Trotzdem ist auch hier die 'Lehrmeinung', dass man den Arm vollständig streckt ...



Gruß
Andreas

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Ach, Mensch Andreas, Du erklärst alles immer so schön - da braucht man ja gar nichts mehr dazu sagen!

Nur eine kleine Brachialübung für den hohen Ellenbogen über Wasser: Möglichst knapp am Beckenrand entlang schwimmen, spätestens bei der Einstiegsleiter wird deutlich, wer den Arm zu weit nach außen streckt... :D

Gruß
Uli

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Oder den hohen Ellbogen üben, indem man versucht sich mit der Hand unter der Achsel zu kitzeln.... :daumen:

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Wirklich sehr anschaulich erklärt, danke! :daumen: Insbesondere das Bild mit dem "Zipper" hört sich gut an, werde ich die Tage mal testen. Vor allem was den rechten Arm angeht (atme bisher fast ausschließlich nach links) habe ich nämlich noch so meine Probleme...
Noch schwieriger als den hohen Ellenbogen in der Recovery Phase, finde ich allerdings das Bild mit dem Fass. Gerade der rechte Arm will einfach nicht um das blöde Ding rum ;)

Gruß
100%

Ich bin baff!

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Ich bin weder eine Triathletin noch habe ich vor in naher Zukunft eine zu werden und ich bin auch keine Schwimmkanone aber:

Selbst ich als Schwimmbanause kann mir unter dem "Reißverschluss-Bild" was vorstellen.
Deine "Mentalen Bilder" Andi sind allererster Güte, egal bei welchem Thema!
:daumen:
Ich bin vollkommen fasziniert!
Mik

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Hallo Andi,

eines muß man dir ja lassen, Erfahrung und Wissen hast du ja zu genüge, aber du bist auch noch in der Lage, das Wissen fast schon bildlich rüber zu bringen, so das es auch der letzte Depp versteht.
Normalerweise, würde ich ja sagen, du solltest ein Buch darüber verfassen und es würde ein Bestzäller werden, hast du dir mal ernsthafte Gedanken darüber gemacht.?

Gruß und mal wieder Respekt
Markus
Bild

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Das mit der Marionette gefällt mir am besten. Da brauche ich wengistens nichts tun und jemand erledigt die Sache für mich. :daumen:
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