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nochmals zum Thema Laufstil

nochmals zum Thema Laufstil

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Es geht um eine geeignete Schrittlänge und Schrittfrequenz für diverse Geschwindigkeiten.

Ich weiß, das Thema ist in diversen Threads schon mehrfach und in mehreren Variationen durchgekaut worden, aber ich bin auf eine Fragestellung gestoßen, auf die ich bisher nirgends eine schlüssige Antwort gefunden habe. Vielleicht habt ihr eine zündende Idee oder zumindest eine Anregung.

Vor Jahren entdeckte ich zufällig im Training mit Pulsuhr, dass ein kürzerer Schritt bei höherer Schrittfrequenz (und gleichbleibender Geschwindigkeit) zu einem deutlich erniedrigten Puls bei mir führte. Ich verbrauchte also bei diesem Laufstil vergleichsweise weniger Energie, und deswegen behielt ich ihn bei. Man kann sich schlecht selbst beim Laufen beobachten, aber ich glaube, dass ich seitdem vom Fersenlauf zum Mittelfußlauf gewechselt habe, bzw. dass die Ferse seitdem nur ganz kurz vor dem übrigen Fuß aufsetzt.

Gestern habe ich auf dieser Vorbereitungsseite für den Frankfurt Marathon unter "neues aus dem Land der Läufer" die fünf Kapitel über die Grundlagen der Lauftechnik gelesen und heute direkt ausprobiert. Einiges leuchtete mir sofort ein (gerade Körperhaltung, gebeugtes Knie beim Aufsetzen des Fußes, Verkürzungen der Laufmuskeln durch Gymnastik korrigieren, Gymnastik der Muskelgruppen, die den Körper während des Laufens stützen), anderes habe ich durch Ausprobieren bestätigt; z.B., dass die Armbewegung die Beinbewegung beeinflusst. Der Autor leitet aus seinen Überlegungen bestimmte Parameter für einen seiner Meinung nach optimalen Laufstil ab.

Und hier beginnen meine Schwierigkeiten. Betrachtet man die Läufer auf dem ersten Bild des Anhangs, ist klar, dass dies Wettkampfläufer auf Meisterniveau sind. So schnell werde ich selbst nie laufen können, und deshalb werde ich auch nicht diesen Laufstil haben; denn wegen meiner geringeren Geschwindigkeit - gerade im Training - muss entweder meine Schrittlänge oder meine Schrittfrequenz oder beides geringer werden als bei diesen Eliteläufern. Damit - und das ist meine Frage - wird sich wohl auch zwangsläufig meine Laufhaltung ändern, damit sie ökonomisch ist, und sich mehr derjenigen der Läuferin auf dem zweiten Bild annähern? Wozu brauche ich bei geringer Geschwindigkeit z.B. das "Anfersen" (Hacke des hinteren Beines fast bis zum Po hochgezogen), das bei hohen Geschwindigkeiten essentiell ist?

Zusammengefasst lautet meine Frage: gibt es einen optimalen Laufstil quer durch alle Geschindigkeiten, oder passt der Stil sich eher der momentanen Geschindigkeit an, damit die Fortbewegung ökonomisch bleibt?
langsam läuft am längsten

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Hi!

Normalerweise bin ich nicht so wortkarg, aber
gibt es einen optimalen Laufstil quer durch alle Geschindigkeiten,


Nein.
oder passt der Stil sich eher der momentanen Geschindigkeit an, damit die Fortbewegung ökonomisch bleibt?


Ja, wobei Ursache/Wirkung wohl umgekehrt ist - aber das ist im Grund jetzt irrelevant.

Grüße Helmut

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Knips hat geschrieben:Zusammengefasst lautet meine Frage: gibt es einen optimalen Laufstil quer durch alle Geschindigkeiten, oder passt der Stil sich eher der momentanen Geschindigkeit an, damit die Fortbewegung ökonomisch bleibt?

Nein, ich denke nicht. Der Laufstil ändert sich mit der Geschwindigkeit. Wenn ich langsam laufe, habe ich immer das Gefühl, recht "unsauber" zu laufen. Mit steigender Schnelligkeit verbessert sich dann aber mein Laufstil spürbar. Bei Tempoläufen oder Wettkämpfen empfinde ich den Laufstil dann als für mich "optimal". Bei Sprints hingegen verschlechtert sich mein Laufstil subjektiv wieder, bin aber auch kein Sprinter sondern Langstreckler.
Globi

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Zur Frage, ob sich der Laufstil der jeweiligen Geschwindigkeit anpasst:
TurboSchroegi hat geschrieben:
Ja, wobei Ursache/Wirkung wohl umgekehrt ist - aber das ist im Grund jetzt irrelevant.
Gearde das finde ich im Gegenteil sehr interessant. Der Autor (Dieter Bremer) scheint die von Dir geäusserte Meinung in seiner Abhandlung zu vertreten. Ich fände es aber auch durchaus plausibel, wenn sich für eine Person zu bestimmten Trainingsformen - wie z.B. langsamer Dauerlauf, Intervallen - die ja in unterschiedlichen Geschwindigkeitsbereichen ausgetragen werden, unterschiedliche Laufstile ergeben. Globis Antwort zielt ebenfalls in diese Richtung.

Der Ausgangspunkt meiner Fragestellung war die für mich komische Vorstellung, dass ich bei langsamen, regenerativen Läufen die Fersen bis zum Po hochziehe, der Armeinsatz sehr intensiv ausfällt, der Knieeinsatz erheblich ist und ich trotzdem quasi auf der Stelle trete, weil es eben ein langsamer Lauf ist. Ökonomisch wäre dieser Stil, wenn ich einen Wettakmpf über eine kürzere Distanz bestreite, hier wohl eher nicht.
langsam läuft am längsten

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Hallo Knips!

Bei langsamen Läufen läuft man natürlich nicht so dynamisch, wie bei schnellen Läufen oder Wettkämpfen. Dennoch kann der Stil durchaus der gleiche bleiben.
Mit freundlichen Grüßen,
Volker
Bild
Termine:
Kyffhäuser-Berg-Marathon am 8.4.2006: 3:58:27 (offiziell), 3:59:39 (selbstgestoppt)
Harzquerung am 29.4.2006: 51 km in 5:17:27 Stunden
Rennsteiglauf am 20.5.2006 #01114
Berlin-Marathon am 24.9.2006

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Knips hat geschrieben:Zusammengefasst lautet meine Frage: gibt es einen optimalen Laufstil quer durch alle Geschindigkeiten,
Nein. Es gibt nichtmal für eine Geschwindigkeit den optimalen Laufstil, die individuellen Vorraussetzungen sind dazu einfach zu verschieden. Wobei "Stil" genaugenommen eh schon eine individuelle Technikausprägung ist ...

Grüße - Uli -

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[quote="Knips"]Es geht um eine geeignete Schrittlänge und Schrittfrequenz für diverse Geschwindigkeiten. (...)

So schnell werde ich selbst nie laufen können, und deshalb werde ich auch nicht diesen Laufstil haben]

Bei Läufern ist anscheinend ganz typisch und ganz normal, daß bei geringeren Geschwindigkeiten Schrittlänge und -frequenz beide (sic!) geringer sind. Ich habe im Rahmen des erwähnten Marathonprojekts mal für mich die folgenden Werte ausprobiert und ausgezählt:

Geschwindigkeit in km/h : Schrittlänge in cm : Schrittfrequenz in 1/min
8 : 89 : 150
12 : 115 : 175
14 : 130 : 180
18 : 154 : 195
21 : 167 : 210

Die Zahlen sind jetzt wahrscheinlich weder gut noch schlecht an sich. Mir hat nur nach diesem Test eingeleuchtet, daß man im Rahmen eines Techniktrainings (Lauf-ABC) oder sonst bei einem Fahrtspiel auch die höheren Frequenzen trainieren muß. Denn einen Großteil seines Trainings als Marathonläufer wird man im langsamerem Tempo und daher auch mit einer "vernachlässigten" Schrittfrequenz absolvieren.

Gruß, Christoph.
Gesperrt

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