Schweini wird im Vormittag noch, von sich unbeherrscht entladenden Wolkenbrüchen unterstützt, aber des Nachmittags kurzerhand ausgebremst, indem ich einem starken Moment einfach losziehe.
Zunächst finde ich mich auf der Bahn wieder, um meine neue Suunto zu kalibrieren. Ich teile mir das Stadion mit einem Gewimmel von bunt angezogenen kleinen Jungs, kreuz und quer verstreuten Minitoren, in unverständlichem Muster angeordneten gelben Hütchen und unendlich vielen Fußbällen: Fußballferienlager. Das Kalibrieren gerät zur Farce, da ich mich die 4 x 400 m nur in Schlangenlinien fortbewegen kann. Also, fort von dort! Die ersten 1,6 km merk ich mir aber, die gelten!
Kurze Zeit später stehe ich mich am Ausgangspunkt meiner Laufstrecke, und los geht´s.
Ich will ganz brav sein, alles beherzigen was mir geraten wurde. Aber krieg ich das alles unter einen Laufhut? Extensiver langer DL mit 70 - 75% der maxHF, das bedeutet um die 145 Puls, ok. Die Fori-Ratschläge und Laufzeitenberechnungen bezüglich der Tempovorgabe gingen von 6:10 bis 7:00 min/km. Dazwischen bekomme ich´s auch gebacken.
Die ersten Kilometerchen ziehen sich, meine Bronchien melden sich sofort, der Rhythmus will sich noch nicht einstellen, heute tue ich mich, im Gegensatz zu den letzten Wochen, schwer.
Die Eifelhöhen machen es einem auch nicht gerade leicht, grad an einem Tag an dem man´s schwer hat.
Kleine ABKÜRZUNG (für den Bericht, nicht für die Streckenlänge): in gleichmäßigen Schritt kommend - jedes Wasserloch ansteuernd - jeden Regenguss erduldend - trotz mitleidiger Blicke von Passanten (ein paar haben mich GEKANNT) tapfer langsamlaufend (ichkannschonaberichwillnichtschneller) - durch Endorphinaufbau viele weitere Kilometer nicht mehr wahrhabend - von zwei Eichhörnchen fast umgerannt worden seiend (im Anschluss daran noch eine Blindschleiche und drei Rehe) - trotz Langsamlauferei Joggerin zügig überholend - ...
Nach etwa 20 km (ich bin ein paar Kringel gelaufen, man kann hier wunderbar mehrere kleine Strecken miteinander verbinden) komme ich zum zweiten Mal an einer Bank mit zwei älteren Damen vorbei: "Kommen ´se noch öfter?" - "Glaub schon, ich hab noch 12 km." - "Oh, Sie sind aber gut!"
Ja, das tut gut und gibt Mut.
Die kms gehen ins Land und meine Suunto gibt mir unmissverständlich zu verstehen: hey, gleich hast du´s geschafft. Da gebe ich dem sich am Horizont aufbauenden Schweini einen Tritt, drehe kurz vor dem Ziel um und laufe einen weiteren Kilometer für´s Ego. Gerade, als ich endgültig auf Heimatkurs gehen will, kommen mir, mitten auf freier Strecke, drei aufgebrezelte junge Männer entgegen. Prompt meldet sich der Stolz: "Umdrehen nicht möglich, weiterlaufen!" Ok, ein paar Minuten später, nach über 32 Gesamtkilometern vollziehe ich den Kurswechsel, und ... was machen die Beine? Sie geben Gas, ich laufe automatisch, es ist eine richtige kleine EB (Ihr solltet mal mein Suunto-Trainingsprotokoll sehen, ha!).
Auf den letzten Metern lasse ich´s austrudeln - und dann überholt er mich noch, der Läufer dessen heißen Atem ich auf dem letzten km hinter mir spürte - er wird "Erster", aber ich bin heute viiiiiel weiter gelaufen. Bestimmt.
Zuhause, als ich das Trainingsprotokoll im Computer überarbeite (siehe noch nicht vollständige Kalibrierung), entpuppen sich die vermeintlichen 34km als 35,6km. Mit einem Durchschnittspuls von 148 und einer Pace von 6:30 kann ich mich ganz zufrieden in die heißeste Badewanne aller Zeiten plumpsen lassen (Teller voll Nudeln inclusive).
Heute: kein Muskelkater, alle wichtigen Teile sind an Ort und Stelle. Der nächste 35er kann kommen.
vor deiner Leistung!
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