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mein bisher schönster Trainingslauf

mein bisher schönster Trainingslauf

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Offensichtlich sind hier ja auch Berichte über Trainingsläufe dabei. Frisch aus dem Urlaub will ich unbedingt von meiner absoluten Favoritin, was Laufstrecken anbelangt, berichten.

Sie liegt im Bergell, eines der südlichen Täler der Schweiz, ein enges Tal von Granitriesen eingerahmt, aber trotzdem schon mit leicht südlichem Flair. Man findet einfach alles, was das Herz begehrt, Asphalt, Schotter, Sand, grobe Steine, Wiesenwege, Waldwege, Pfade, die schon fast Bergpfadcharakter haben, harte Anstiege und gleichmäßige Steigungen wechseln sich ab.

Nach dem Start auf dem Camping in Vicosoprano überquere ich in noch gemäßigtem Einlauftempo die Maira und biege dann gleich auf einen Waldweg ein, der später leicht bergab durch die Weiden um den Ort führt. Bald ist der Ortsrand erreicht, das enge Sträßchen wird windet sich um die etwas trutzig wirkenden Häuser, schnell rechts abgebogen und über die alte Brücke wiederum auf das rechte Ufer der Maira. Schön der „Strassenbelag“ aus Kieseln, das wäre mal was als Frühjahrsklassiker der Radler.
Nun das Tempo auf Trainingsgeschwindigkeit erhöht und am Sportzentrum vorbei, auf einen Wiesenweg mit Fahrspuren zuerst leicht bergab, ein Bauer, der die Reste der Hauernte zusammenrecht grüßt freundlich. Dann in ein kleines Wäldchen hinauf, es ist schwül hier im flussnahen Laubwald, kurz danach wieder steil bergab, über steile Stufen bis in den Uferwald und dort nach einigen Brückchen auf leicht federndem Lehmboden entlang. Hier finde ich wieder zu einem vernünftigen Laufrhythmus, nachdem der Abstieg mehr ein gebremstes Fallen war. Ein leicht ansteigender Wiesenweg endet dann in einer Kreuzung, an der es links hinunter wieder zurück zum Flüsschen geht, dort an der Doppelbrücke von Borgonovo fällt die Entscheidung auf die alte Straßentrasse Richtung Stampa, weiterhin leicht bergab auf Schotter oder altem Rollsplitt-Asphalt durch abgeerntete Wiesen durch die immer heißere Sonne, man registriert jeden Höhenmeter. Bis ich oberhalb der Schule von Stampa, an einem sensationellem Gebäude bestehend aus Panzerglas, Kieselsteine und Holz vorbei Richtung Coltura weiterhin durch Wiesengelände laufe.
Schließlich erreiche ich den westlichen Wendepunkt und es geht schnell bergab auf der Teerstrasse zur Brücke von Stampa, dort die Flussseite gewechselt und nach dem Museum (Giacometti) sehr steil bergan, zuerst auf Asphalt, dann auf Schotter. Fast noch schneller als der Waldweg steigt mein Puls in bisher nicht erreichte Höhen. Nach einigen Kehren, dann wieder etwas gemäßigter weiter, aber den hohen Puls bekomme ich nun nicht mehr runter, außer ich würde gehen oder stehen bleiben. Durch offenen Lärchenwald, der phantastisch duftet, weiter bergauf, das Tal wieder zurück Richtung Osten. Dann plötzlich ein Abzweig nach links, extrem steil bergan, einige kurze Wellen an Bachläufen zwingen zu abrupten Rhythmuswechseln, bis der vorerst höchste Punkt erreicht ist und ich auf einem schönen grasigen Waldweg wieder langsam zu Atem komme. Der Wald wird dichter und der Grasweg geht in eine Schotterstrasse über, nach einer weiteren leichten Steigung zweige ich links auf einen Pfad ab, der teilweise recht ruppig bergab führt, viele große Granitblöcke wechseln mit weichem Nadelwaldboden ab. Hier ist viel Geschicklichkeit und Konzentration gefragt, wehe, wer sich an den zurückliegenden steilen Anstiegen ausgepowert hat.
Am Waldrand geht es auf einem Wiesenweg weiter in einem leichten Bogen um Borgonovo herum und dann knapp 500 m parallel zur Landstrasse, bis ich im dichten Lärchenwald auf die Strasse zum Kieswerk von Vicosoprano stoße, dort rechts, bergauf zu besagtem Kieswerk. Sobald dieses durchquert ist, wieder in den Wald leicht bergab auf die Ortschaft zu. Am Ortsrand gleich wieder rechts, wieder parallel zur Landstrasse an einigen Muren vorbei, dabei wechselt der Untergrund häufig von Schotter zu Sand, nachdem ich auf Teerbelag begonnen hatte. Der Forstweg steigt stetig leicht an, bis eine Grillstelle passiert wird, kurz danach dann wieder steiler bergan, aber diesmal schön gleichmäßig immer in Richtung Albigna Staumauer. Aber nur bis ich eine Schießbahn passiert habe, die glücklicherweise nicht in Betrieb ist, danach gleich sehr steil bergab, zur Albigna hinunter, diese kurz entlang, über eine schwankende Brücke, auf der man tunlichst seinen Laufrhythmus den Schwingungen der Brücke anpasst. Auf steindurchsetzten Wegen kreuz und quer durch den Wald, bis nach der finalen Steigung, die mir nach der bisherigen Strecke alles abverlangt, an einem Lagergebäude die Landstrasse erreicht wird.
Dieser folge ich einige Meter bergab, überquere sie und komme auf die Via Bregaglia zurück, den Wanderweg, der das ganze Tal durchquert und auf dem ich heute schon verschiedentlich unterwegs war. Ein letztes Teilstück auf einem steinigen Wurzelpfad führt dann an der Maira entlang zum Startpunkt zurück. Trotz der fast 12 km und ca. 250 hm fühle ich mich wesentlich weniger müde, als mir das auf vergleichbaren Trainingsrunden zuhause geht. Was für ein phantastischer Lauf!

Allen eine trockene Laufwoche,

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Wow, ich will da auch laufen!!!
Ein sehnsuchtmachender Bericht

Grüße

Jörg
Neue Laufabenteuer im Blog

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Na da bekommt man ja gleich so richtig Urlaubsstimmung :daumen:
Schöner Bericht, aber sag mal, bist Du barfuß gelaufen, weil Du so akribisch die Untergründe beschreibst (Schotter, Sand, Wiese, Asphalt.... :wink: ) Und wie behält man sich so viele Eindrücke und Details, hattest Du nen Diktiergerät dabei? Ich frag ganz im Ernst, weil, ich könnt sowas manchmal schon gebrauchen :P
Kathrin :hallo:
☼ ☼ ☼
Entscheide Dich. Und wenn Du Dich entschieden hast,
vernichte die Alternativen.

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@schnatterinchen

nein, barfuß nicht, aber die Strecke war so einprägsam, da brauchte ich keine Erinnerungshilfe. Die letzte Zeit hatte ich häufig Probleme mit meiner rechten Wade (war oft verkrampft) und ich führe die schlagartige Verbesserung auf die wechselnden Untergründe zurück, darum war mir das vielleicht etwas zu vordergründig geraten.

Jaaa, es war klasse,

Jörg
Gesperrt

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