Da mein privatpersönlicher Lauftrainerkumpel Matti - welcher mich in den letzten Monaten sehr nett unter der Ausrede nach seiner Verletzung benötige er einen Bremsläufer gecoached hatte - die Marathondistanz schon zum zweiten Mal bestritt, meldete ich mich also ebenfalls für den Mitteldeutschen Marathon über 10km an mit dem Ziel 59:59 min oder weniger zu laufen.
Durch intensives Flyer verteilen und Werbetrommel rühren schaffte ich es, noch zwei Jungs unserer Laufgruppe dazu zu bewegen, mich an den Start in Halle zu begleiten. Matti sollte von Leipzig nach Halle gelaufen kommen. Früh morgens saßen wir drei dann reichlich verschlafen im Zug. Gestern war Schulanfangsfeier meines Patenkindes, es gab also reichlich zu essen und zu trinken und die Nacht war lang *gähn*. Ich suchte schon mal nach Ausreden
falls ich mein Zeitziel verfehlen sollte, tschechisches Bier, zu viel Twister gespielt, extrem Zuckertütenschlepping.
Gegen 10 in Halle angekommen wollten wir dann erstmal unsere Unterlagen abholen. Denn meine Startnummer war auf dem Weg mit der Post wohl abhanden gekommen, somit mussten wir zur Meldestelle. Ich war der festen Überzeugung, jene Startnummernausgabe müsste in der Nähe des Starts liegen. Erschein mir zumindest logisch das beeinander zu haben. Pustekuchen, nach diversen Umwegen über eine Baustelle erfuhren wir, dass die Ausgabe beim Ziel wäre, welches "irgendwo da hinten den Berg runter" liegen sollte.
Um 11.30Uhr war Startschuss, also auf gehts, wir haben ja nimmer ganz so viel Zeit. Während unseres 10minütigen Fussmarsches entlang der Strecke durften wir die ersten Skate-Marathonies bewundern, welche in irrem Tempo den Berg hinab sausten nur um an dessen Fuße abrupt wegen Kopfsteinpflasters abzubremsen. Gefluche und der eine oder andere Sturz waren die Folge. Im Zielbereich fragten wir also bei diversen Helfern wo wir denn bitte unsere Unterlagen bekommen könnten. Achselzucken und Unwissen an allen Stellen. Sogar beim den wichtig aussehenden Leuten mit den Kärtchen um den Hals an der Siegertribüne erntete ich nur ein bedauerndes Kopfschütteln. Der Infopunkt stand leer und verlassen da. So langsam wurde die Zeit knapp, da offiziell 10.30Uhr Ausgabschluss sein sollte. Nachdem ich langsam einer inneren Explosion
nahe war angesichts der Tatsache dass kein Mensch weit und breit einen Lageplan besaß oder mir zumindest Auskunft geben konnte, wen ich fragen könne wo es zum Meldebüro geht wies uns ein netter alter Herr doch noch in Richtung Kaufhaus, Sportgeschäft. Schnell und glücklicherweise sehr unkompliziert wurde mir eine neue Startnummer verpasst, so dass wir uns auf den weg zurück zum Start machen konnten, immer schön bergauf. Warmlaufen konnten wir uns somit sparen, nach einer Umziehaktion auf der Strasse hatten wir eh nur noch 10 Minuten um uns seelisch und moralisch auf den Lauf einzustimmen.
Ich stellte mir im letzten Drittek auf weil ich annahm die versammelten Halbmarathonies und 10km Läufer wären eh schneller als ich. Böser Fehler, ich war die ersten anderthalb Kilometer damit beschäftigt, mir einen Weg durch die Massen zu bahnen, ehe ich meinen Rythmus fand. Die Walker schienen allesamt vor mir gestanden zu haben.
Die erste Wegmarkierung entdeckte ich bei km3, bei welcher meine Uhr 16 Min anzeigte, schneller als ich erwartet hatte, im Training laufe ich normalerweise über 6min/km. War ich also zu fix unterwegs? Sicherheitshalber heftete ich mich an die Fersen eines ca. 65 Jährigen Läufers, der lief gleichmäßig wie eine Nähmaschine. Die Freude über meinen netten Hasen währte nur kurz, da wir 10km Läufer links abbiegen musste. Plötzlich war ich alleine auf einer Strasse in einem Wohngebiet unterwegs. Scheint als wäre der überwiegende Teil also im HM unterwegs gewesen. Aus den Fenster drangen diverse Essensdüfte von gebratenem Schnitzel über irgendwas mit Kohl zu Gyros und mir wurde langsam langweilig. Kaum andere Läufer und fehlende Markierungen ließen mich grübeln wie schnell ich denn unterwegs war. Den Tip von Matti alle Km mal zu schauen ob das Tempo bei nem 6er Schnitt liegt, konnte ich also in den Wind schießen.
Proportianal dazu stieg mein Gefühl, dass es ganz schön anstrengend und heiß war bis wir endlich wieder auf eine große Straße bogen, auf der ich die nächste Km Markierung 38 erblickte und meine Uhr 32min anzeigte. Von da an machte es wieder Spaß, die wartenden Staffelläufer der 42 laufen 42 feuerten lautstark an und von hinten überholten mich die schnellen HM Läufer und zogen mich vorwärts. Jetzt hatte ich wieder KM Markierungen aber vergaß auf die Uhr zu schauen angesichts der Groupies am Straßenrand. Dann nur noch den bereits bekannten Berg hinab, das Ziel naht. Ich bekam noch mal so richtig Schwung und lief schneller als ich dachte, dass ich laufen kann, durch die Zielgasse.
Der Sprecher erzählte noch irgendwas von wegen mein Name steht nicht auf der Liste, vmtl. eine Nachmeldung wieauchimmer und schon nahm mich mein Laufgruppenkumpel in Empfang, Gänsehautfeeling pur. Nach einer Minute fiel mir dann auch ein die Zeit zu stoppen. Nach kurzer Erholung gesellten wir uns dann zu den Anfeuernden im Zieleinlauf dazu und warteten auf Matti. Er hatte im Vorfeld behauptet er wolle "nur auf Durchkommen" laufen, weshalb wir ihn um die 4h erwarteten. Er überraschte uns jedoch und war bereits nach 3,32h im Ziel, schimpfend dass er es nicht geschafft hatte am 3,15 Zugläufer dranzubleiben. Probleme kann der Mensch haben.
Für mich jedenfalls war der Lauf abgesehen von der Orga drumherum sehr klasse. Ich hab eine neue PB von 55:53 (naja da es der erste WK war, fiel das nicht schwer), aber ich war und bin hochzufrieden, mächtig stolz und liebäugele mittlerweile mit einem HM im Spätherbst. 
Cathleen
und Herzlichen Glückwunsch :haendesch 
Werde mir jetzt auch ein paar zulegen, vielleicht bin ich dann noch schneller.
Denke aber immer daran, es Jetzt nicht zu übertreiben und immer schön locker zu bleiben, denn sondt hast du ganz schnell eine Ver.... nee, das schreiben wir jetzt nicht.
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