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Deutschlandlauf vom Kap Arkona nach Lörrach

Deutschlandlauf vom Kap Arkona nach Lörrach

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Gute 1200 km durch Deutschland in 17. Etappen zwischen 53 und 93 km
http://www.deutschlandlauf.com/deutschlandlauf/2005/strecke.php

Ziel der 13. Etappe des Deutschlandlaufes war gestern Renningen-Malmsheim, in erkläglicher Entfernung (40 km ) von meinem Wohnort. Uli vom Streakrunnersforum ist mit dem DL05 als Betreuer unterwegs und ich wollt ihn gern persönlich kennenlernen.
Also Karte studiert, einen Spiker für die Strecke gemacht und zum Ziel gedüst. Mein Vorhaben - bis zum Verpflegungspunkt 5 den Läufern entgegenzulaufen.
Sonnig, ein bischen Warm und ich ein bischen schnell unterweg, aber es ging ja tendenziell immer bergab :tocktock: . Nach 1:4o kam mir der Führende entgegen, mit den Km in den Beine - sowas von flott unterweg. Bis zum 5. Verpflegungspunkt (ca 18.5 km) waren mir gerade mal 5 Läufer entgegengekommen und ich beschloß noch ein Stück weiterzulaufen.
Als ich 22 km auf der Uhr hatte machte ich kehrt und lief nun mit den Läufern zurück zum Ziel. Ab und zu ergab sich ein nettes Gespräch , irgerndwie meinte jeder es wären ja nur 64 km heute :geil: .
Beim Verplegungspunkt 6. mußte ich um etwas Wasser bitten weil mein Trinkgurt alle war, 25 °C und leider mußte ich auch die Steigungen wieder rauf :eek: . Die ganze Zeit habe ich nach Uli Ausschau gehalten, der normalerweise immer den letzten Verpflegungspunkt hat, aber heut waren ja "nur" 64 km und Uli hatte einen freien Tag und saß vergnügt im Ziel.

Also doch noch getroffen und die tolle Atmophäre im Ziel genossen und jedem einlaufenden Ultra zugejubelt

:hallo: Frett

PS: mein Lauf - 43,8 km 4:13:36 530 Höhenmeter
Wettkämpfe: Ultra-40x; Marathon-38x; HM-3x; 10 km-3x;

PB: U-116,1km/12Std, Biel 10:14, 65km/6Std; M-3:22; HM-1:35; 10 km-44:48

2010 Senftenberg HallenDoppelmara. 3:43/3:47, Rodgau 50 km 4:24, Marburg 50 km 4:24, Kandel-M 3:26, Eschollbrü. 50 km 4:12, Dt.Weinstr. 3:35, Rennsteig-SM 7:24, Bad Waldsee 3:27, 12-Std. Fellbach 112,9 km, 80km-Fidelitas 7:50, Ermstalmara. 3:46, Immenst-Gebirgsmara. 6:16, Allgäu-Ultratrail 9:02, ebm-Papst 3:39, Wörterseetrail 6:08

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Hallo zusammen :hallo: ,
ich war drei Tage als Gast beim Deutschlandlauf. Meine Eindrücke habe ich aufgeschrieben und ihr könnt sie jetzt lesen:

Reichen drei Tage, um sich einen Überblick zu verschaffen?

Nein, sie reichen nicht! Aber zum Reinschauen, sich einen Eindruck zu verschaffen, reichen sie allemal!

Als ich am Mittwochnachmittag in Prosselsheim bei Würzburg, dem Etappenort der 10. Etappe ankam, schien die Sonne, lagen Läufer und Betreuer entspannt im Gras und man hätte meinen können, hier sei ein lustiges Trüppchen unterwegs, dass Land und Leute, Wetter und die Freuden des Lebens genießt.

Bis dahin waren Rainer Koch und René Strosny, die Gesamtführenden und ein paar der "Aussteiger" und Betreuer „gelandet“. Inge und Ingo Schulze, die Organisatoren, waren im Gespräch vertieft und saßen in der Vereinsgaststätte, die für diesen Tag Restaurant und Schlafplatz sein sollte. Die Schlafplätze waren zu wenig! Der Saal, der als Schlafgelegenheit dienen sollte, konnte unmöglich den ganzen Tross aufnehmen. Also wurde der Geräteschuppen des Vereins provisorisch umgebaut, um weitere Schlafplätze zu schaffen. Der erste Eindruck wurde also sogleich von der Wirklichkeit eingeholt: hier handelt es sich nicht um einen „Aktivurlaub“ für Bewegungssüchtige, hier ging es richtig zur Sache. Musste alles stimmen, und wenn etwas nicht stimmte, musste es stimmig gemacht werden.

Ingo und Inge in ihrem Element: Wer ist von den Läufern schon da? Wer ist ausgestiegen? Wer hat evtl. heute Probleme und muss besonders beobachtet werden. Wann soll es Abendessen geben?

Einmal hat das Essen nicht ausgereicht, erzählt Inge. Da waren die Versorger etwas zu sparsam an die Sache herangegangen. Inge hat dann schnell beim örtlichen Griechen noch ein paar Portionen nachorganisiert. Am Ende sind alle satt gewesen. Heute ist die „Halle“ das Problem. Sie ist schlicht zu klein. Das gibt Mecker! Ingo denkt bereits an den Deutschlandlauf 2006. „Da müssen wir nächstes Jahr aber noch ein großes Gemeinschaftszelt der Feuerwehr oder so haben“, teilt er dem Ansprechpartner des Etappenortes mit. Man ist sich einig und Ingo notiert sich den Umstand gleich für das kommende Jahr. „Ja – ist schlecht für dieses Jahr!“, sagt er, „aber was soll ich machen, wir müssen heute improvisieren und schauen, dass wir es beim nächsten Mal besser hinkriegen“. Apropos machen, warum macht Ingo das hier alles? „Na ja“, sagt er, „ wenn wir so was nicht machen, wer soll es denn sonst tun? Es gibt nicht so furchtbar viele, die sich das antun und sich für alles mögliche und unmögliche beschimpfen lassen, nur damit ein paar "Verrückte" eine neue Herausforderung finden.“ „Aber“, fügt er gleich hinzu, “trotz aller Problemchen haben wir bisher eine sehr entspannte Atmosphäre. Klar, der eine oder die andere hadert, nein, nicht mit sich selbst, lieber mit der Organisation, dem Essen, der Strecke, den Autos dem.....Bloß nicht mit der Tatsache, dass es einfach nicht gereicht hat, so eine Herausforderung zu bestehen, dass man vielleicht selbst an seinem Elend schuld ist, weil man nicht ausreichend vorbereitet ist, sowohl körperlich als auch mental, zu schnell angegangen ist, oder was auch immer.“ Aber“, betont Inge, „das sind nur ein paar wenige, die Gesamtstimmung ist in Ordnung!“

So langsam kommen immer mehr Teilnehmer ins Ziel. Teils sehen die Figuren schon recht abenteuerlich aus. Teils sieht man nicht viel von den bereits ertragenen Strapazen. Wie bei so vielen Ultraläufen, die ich bisher erlebt habe. Wenn man Rainer und René sieht, mag man nicht glauben, dass sie schon 760 km in den Beinen haben. Sie sehen aus, als seien sie gerade von einem lockeren Trainingsläufchen zurückgekommen. Wenn man mit ihnen spricht, erfährt man jedoch, dass auch bei ihnen nicht mehr alles so brandneu ist. Zwicken im Knie, Ansatz zum Shin Splints, auch sie sind bereits gezeichnet. Nur nicht so sichtbar, wie die Amerikanerin Stephanie Ehret, z.B.. Da sieht man den dicken Fuß und ahnt, warum das Rennen für sie bereits zu Ende ist. Trotzdem verbreitet sie gute Laune. Ihr Mann ist noch im Feld. Er hat es schwer, aber ihm geht es gut. Sie freut sich für ihn, auch wenn sie langsam Heimweh bekommt.

Heike Pawzik hat heute Geburtstag, sie wird im Ziel von der ganzen Truppe gefeiert. Auch ihr sieht man nicht an, wie lange sie schon unterwegs ist. „Wie geht es Conny“, war ihre erste Frage, als sie mich sah. Diese Frage habe ich wohl an die 50 mal beantwortet. „Warum ist sie nicht mitgekommen?“ Nun, wäre sie liebend gerne, aber nach dem langen Ausfall durch die Operation hat sie schlicht keinen Urlaub mehr bekommen. Schade, ja ich grüße sie von euch allen!

Je später es wird, desto abgekämpfter und teilweise auch mürrischer die Gesichter und Reaktionen der Teilnehmer, die ins Ziel kommen. In der Zwischenzeit hat es Essen gegeben. Nudeln mit einer Fleischsoße und einer vegetarischen Soße stehen zur Auswahl. Nachmittags hatte es Kaffee und Kuchen gegeben, Rainers Eltern haben das organisiert, sie sind hier um die Ecke zu Hause. Wer keinen Kuchen mag, konnte Nutella-Brötchen oder Käsebrötchen essen. Inge organisierte für die Langsamen, die erst eintrafen, als das Essen im Prinzip erledigt war, eine Warmhaltegelegenheit und teilte, unterstützt von Helmut Schieke, selbst die Portionen aus. Jeder konnte sich ausreichend satt essen, aber nicht jeder hatte ausreichend Zeit, sich um sich selbst zu kümmern und für genügend Regenerationszeit zu sorgen.

Fehlende Zeit, der bestimmende Faktor dieses Rennens. Manch einer oder manch eine hatte diese Tatsache schlicht unterschätzt. Morgens um 4.30 Uhr gilt es für die Starter der langsamen Gruppe aufzustehen. Morgentoilette, Frühstück, Gepäck versorgen, den Schlafplatz aufräumen und ab ging es um 6.00 Uhr auf die Strecke. Die Schnellen sind hier klar im Vorteil. Sie sind schneller am Ziel, können sich in Ruhe um ihre Hygiene und den Schlafplatz kümmern. Sie sind teilweise schon wieder leidlich erholt, wenn die Letzten ins Ziel kommen. Und – sie haben auch morgens eine Stunde länger Zeit, da sie erst um sieben Uhr starten.

Ich selbst bringe am Donnerstag gegen 9.00 Uhr Horst Preißler zum Verpflegungsstand Nr. 3, da er lediglich die Marathondistanz laufen will. Er ist als Etappenläufer dabei. Am Samstag wird er mit mir zusammen die Veranstaltung verlassen, um weiter nach Tirol zum nächsten Marathon zu reisen. Sigrid Eichner, auch schon aus der Wertung, sammelt täglich fleißig Kilometer. Sie gehört immer zu den Letzten des Tages, wenn es ihr zu lange erscheint, lässt sie sich auch schon mal ins Ziel bringen. „Für mich geht es hier um nichts mehr.“, sagt sie, “ich habe dieses Jahr schon meine Erfolgserlebnisse.“ Badwater und Trans Gaule sprechen für sich. Hans-Jürgen Schlotter läuft sich heute auf den dritten Gesamtplatz vor. Jan Nabuurs hat heftige Probleme bekommen, er marschiert und verliert Stunde um Stunde. Als ich am Freitag mit ihm spreche, hofft er nur noch anzukommen, dabei war er gestartet, um unter die ersten Drei zu kommen. Ja, man kann es nicht planen. 1.200 km fordern das Letzte ab. Wer das vorher nicht wusste, lernt es hier schmerzhaft.

Teilweise rührt sich Unmut über die langen Etappen. Besonders heute, da es Irritationen über die tatsächliche Streckenlänge gibt. Die „Schätzungen“ der Teilnehmer erstrecken sich von „passt schon“ bis „mindestens 10 km mehr, als in der Streckenbeschreibung steht“. Ingo hat Stress. Was machen wir mit denen, die erst spät kommen. Heute gibt es zwar eine Halle, die für eine Volksfestveranstaltung reichen würde, aber offensichtlich gab es einen Fehler beim Ausmessen der Strecke. Die Entscheidung ist salomonisch. Für heute wird das Zeitlimit aufgehoben. Jeder, der es ins Ziel schafft, bleibt in der Wertung. Die Diskussionen kann er damit zwar nicht unterbinden, aber was soll er jetzt noch machen? Ich werde gefragt: „Du, du kennst Ingo doch, was meinst du, macht er morgen die Strecke wieder länger?“ Ich hatte das erst für einen Scherz gehalten. Es war Ernst! Bei so einer Beanspruchung kommt der Mensch offensichtlich auf alles Mögliche. Nein, Ingo wird die Strecke nicht verlängern. Sicher? Sicher!

Am Freitag beschließe ich, zurück zu Conny zu fahren. Es ist zwar sehr schön, mitten im Deutschlandlauf zu sein, aber ohne Conny kann ich das nicht so richtig genießen. Horst ist heute schon bei VP2 eingestiegen und so hatte ich Zeit genug, mal an allen folgenden Verpflegungspunkten zu verweilen. Selbst zu einem Frisörbesuch zwischendurch hat es gereicht und trotzdem war ich frühzeitig am Etappenort Biberach. Erneut wartete eine riesige Mehrzweckhalle auf die Teilnehmer. Rund um das Bühnenmobil, aus dem es auch kaltes Bier zu kaufen gab, versammelten sich Läufer und Betreuer, um die Ankommenden zu beklatschen.

Heute gab es ausnahmsweise mal Stress mit der Polizei. Davor Bendin rief von unterwegs an, die Polizei wolle ihn zwingen, einen Umweg über einen Radweg zu machen. Nach einigem Hin und Her wurde eine Lösung gefunden. Alle Teilnehmer kamen wohlbehalten ins Ziel. Der eine oder die andere wurde von der Polizei unterwegs fotografiert, wie sie sich verkehrsgerecht auf der linken Straßenseite fortbewegten. Ingo fuhr mit Joachim, dem Streckenmarkierer den Teilnehmern entgegen, um die Situation zu klären. Ich fuhr mit. Unterwegs kam der Anruf von Davor. Entwarnung. Alles nicht so schlimm.

Beim Bier am Abend habe ich mich entschlossen, zu meinem Besuch einen Bericht zu schreiben. Es sollte ein kleiner Bericht werden. Aber, die Eindrücke aus drei Tagen Deutschlandlauf von ganz innen waren derartig vielfältig, dass ein kleiner Bericht nicht ausreicht, alle Facetten dieses Unternehmens zu beleuchten. Ein Fazit sei mir gestattet: ich habe alle Hochachtung vor der Organisation dieses Laufes. Mag es hier und da Probleme geben, mag es Fehler geben. Was da geleistet wird, ist phänomenal. Als Veranstalter des 6-Tage-Laufs von Erkrath hatte ich mir eingebildet, eine gute Organisation hinbekommen zu haben. Aber wenn ich mir die gewaltige logistische Leistung anschaue, die solch ein Unternehmen erfordert, fühle ich mich ganz klein und winzig.

Meine Hochachtung gilt aber auch allen Teilnehmern dieses Laufs. Ihr habt mich alle, jeder auf seine Weise, beeindruckt! Ich wünsche allen, die noch im Rennen sind, dass sie gesund ankommen und den „Aussteigern“, dass sie sich nicht zu sehr grämen. Es kommen sicher weitere Herausforderungen, denen man sich stellen kann.

Siegfried Bullig, 25.09.2005

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sigihilden hat geschrieben:Meine Eindrücke habe ich aufgeschrieben und ihr könnt sie jetzt lesen:
Danke für den Bericht!
sigihilden hat geschrieben:Ich wünsche allen, die noch im Rennen sind, dass sie gesund ankommen und den „Aussteigern“, dass sie sich nicht zu sehr grämen.
Da schließe ich mich gerne an!
"If I had no sense of humor, I would long ago have committed suicide." (Gandhi)

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Hallo Sigi, danke für Deine beieindruckenden Einblicke in die Organisation des Deutschlandlaufens.

Die Leistungs- und Leidensfähigkeit der Läufer ist schwer vorstellbar und wenn nur mit Superlativen zuerfassen. Aber was wäre das alles ohne die Organisatoren, Betreuer, freiwilligen Helfer die mit Ihrem Einsatz die Durchführung erst ermöglichen.

:respekt: Frett
Wettkämpfe: Ultra-40x; Marathon-38x; HM-3x; 10 km-3x;

PB: U-116,1km/12Std, Biel 10:14, 65km/6Std; M-3:22; HM-1:35; 10 km-44:48

2010 Senftenberg HallenDoppelmara. 3:43/3:47, Rodgau 50 km 4:24, Marburg 50 km 4:24, Kandel-M 3:26, Eschollbrü. 50 km 4:12, Dt.Weinstr. 3:35, Rennsteig-SM 7:24, Bad Waldsee 3:27, 12-Std. Fellbach 112,9 km, 80km-Fidelitas 7:50, Ermstalmara. 3:46, Immenst-Gebirgsmara. 6:16, Allgäu-Ultratrail 9:02, ebm-Papst 3:39, Wörterseetrail 6:08
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