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Pöts Lebensbeichte...

Pöts Lebensbeichte...

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...naja, nicht ganz, aber in Kurzform schon irgendwie!

Also, ich bin der Pöt. Das spricht man so :"Pööhhhhhhhhhhhhht". Mit Pot hat das nichts zu tun. Es stammt aus meiner Jugend. Alle haben mich "Pöt" genannt. Warum, weiß ich heute nichte mehr. "Tonne" wäre aber lange Zeit passender gewesen.

Laufen fand ich immer Schei**e. Und unnötig. Warum sollte man an einem Punkt wegrennen, um nach 1 Stunden verschwitzt an dem gleichen Ort wieder anzukommen? Außerdem hatte ich keine Zeit und das Sofa war viel weicher und das Essen meines Weibchens viel besser.

So wurde ich langsam aber sicher eine Mischung zwischen Bud Spencer und einen Braunbären. Und ich war stolz darauf, daß mein Bauch nichts wabbeliges war, sondern fest und prall (denn Fett wabbelt ja, also konnte es kein Fett sein).

So gingen die Jahre ins Land und ich wurde immer schwerer.

Dann kam der Urknall, der mir die Augen öffnete. Ich hatte Herzprobleme, Sodbrennen, schmerzende Knie, konnte keine Schnürschuhe mehr tragen (wegen der Wampe), nahm Betablocker in horrenden Mengen, bekam meine Grütelrose nicht mehr in Griff, konnte nachts nicht schlafen und tags war ich müde und unkonzentriert, vergaß Termine, war oft krank, nicht leistungsfähig, unzufrieden, mißlaunig, aggresiv, voller Selbstmitleid und gleichzeitig voller Komplexe usw usf.

Und eines Tages mußte ich mein Auto in die Werkstatt bringen und die lag 500 m entfernt (aber 40 Höhenmeter) und ich schaffte zu FUß den Berg schier nicht mehr zum Büro. Das war mein Donnerschlag. Soweit war es gekommen, daß ich mit gut 40 Jahren mich abholen lassen muß. Ich war in den letzten 10 Jahren seit meiner Hochzeit von 130 (bei fast 2 m Länge zwar ganz stattlich, aber noch nicht richtig dick) um 20 kg schwerer geworden. Ok, meine Ausrede war immer: ich habs Rauchen aufgegeben. Aber wenn ich so weitermache, bin ich mit 50 bei 170 kg, mit 60 bei 190 kg und bei Rente (wenn ich die dann überhaupt noch kriege) würde ich die Schallmauer von 200 kg erreichen.

Also habe ich mein Leben umgebaut. Von heute auf morgen. Und ich habe es so gemacht, wie beim Rauchen: von 100 auf null in 5 Minuten. Und ich habe einen Kunstgriff getan, der mir schon beim Rauchstopp half: ich habe nicht "mit dem Rauchen aufgehört", sondern ich "war Nichtraucher". So einfach war das.

Also war ich, als ich meinen Lebenswandel änderte: Sportler. Zwar dick, aber eben Sportler. Und nochwas habe ich gemacht. mich nie gewogen, weder früher, noch später, noch heute (ok, wenns mal all zu sehr juckt, und eine Waage da stand, habe ich auch mal nachgegeben). Aber ich hatte keine Waage. Früher nicht, weil ich soweiso wußte, daß ich zu dick bin und heute nicht, weil es mich nicht interessiert. Und weil es nicht zu meinem Konzept paßt.

Früher als 10jähriger, da war ich drahtig, kein Gramm Fett, lief 100 m in 11,5 Sekunden (oder so) und war dauernd draußen (radfahren, Fußball spielen, und rumrennen etc). Und heute eine 155-kg-Tonne! S*x war Schwerstarbeit, jede Bordsteinkante eine Herausforderung, mit dem Hund rausgehen ein Spießrutenlauf im Dorf. Und immer hatte ich das Gefühl, daß alle hinter den Gardinen stehen und auf mich starren. Und schwimmengehen? ne, Kinders!

Und bei diesem Paukenschlag wurde mir klar: Ich habe eigentlich nur halb gelebt. Eine ganze Körperhälfte lag seit Jahrzehnten brach: ich war fußkrank geworden. 500 m Weg? Fahren! 300 m Weg? Fahren! Irgendwann fahre ich noch zur Toilette! Und dabei war ich früher so viel rumgetollt. Also stellt ich fest: seit Jahrtausenden läuft der Mensch und seit 40 Jahren nicht mehr. War das mein Problem? Ja. es war es.

Ich begann Sport zu treiben. Anfangs Walken, dann recht schnell NW und heute Laufen. Und sonderbar, nach einer Weile von ganz wenigen Wochen, machte es mir wieder Spaß! Aber ich trieb keinen Sport, um abzunehmen! Das war mir egal, ich wollte nur fitter werden. Und ich wurde fitter. Und schneller als ich wollte. Und ich änderte damit auch das Essen. Und es schmeckt mir. Es ist keine Diät und ich esse auch mal (mal!!) ne Currywurst, wenn ich in der Stadt bin. Und es macht auch nichts, im Sommer einen großen Joghurt-Eisbecher runterzuhauen. Und ich nahm ab. Erst langsam aber stetig, dann immer schneller. Und weil ich nicht immer auf die Waage stieg, merkte ich es nicht, wenns mal stockte. Mir wars recht. denn je mehr ich abnahm, desto fitter wurde ich. Und das alleine, das "Fitter" war mein Ziel und das ist kein Punkt, das ist der Weg.

Heute hat sich das ganze verselbstständigt und ich habe es "nicht mehr im Griff". Und Fragen wie: "wie hast Du das durchgehalten?" sind für mich so unsinnig, wie die Frage "wie schaffst Du es, jeden Tag 10 km ins Büro zu fahren?" oder "wie schaffst Du es, jeden Tag zu duschen?". Ich tue es. Es ist mein Leben. Und es ist ein gutes Leben. Und nächstes Jahr laufe ich meinen ersten Marathon. Hoffe ich.

Natürlich tut es auch dem Ego gut, wenn einen Bekannte von früher auf der Straße sagen. "Martin, gut schaust aus und ganz schön hast abgenommen". Aber das Abnehmen ist nicht das Ziel, es war "nur" eine Nebenerscheinung.

Und ich glaube, da liegt der Unterschied: ich habe mein Leben umgekrempelt, mein Essen umgekrempelt, und einiges andere auch. Und wenn nun mein Gewicht runtergeht ist das ein Ergebnis davon. Genauso wie ich nun keine Gürtelrosenanfälle mehr habe. Oder selbstsicherer geworden bin.

Heute bin ich bei 120 kg angelangt. Glaub ich. Denn gewogen habe ich mich schon länger nicht mehr. Nur alle paar Wochen neue Löcher in den Gürtel geknipst. Und neue Unterhosen gekauft (nichts ist dümmer, als wenn die Unterhose in der Hose runterrutscht!).

Und laufe langsam aber unerbittlich bis zu 16/18 km am Sonntag. Und ich freue mich die ganze Woche drauf. Nur eins verstehen meine Mitmenschen nicht: Wenn ich Sonntags loslaufe ist es 5.00 Uhr. Denn länger hält es mich nicht im Bett. Deswegen erklärt, mich auch mein Hausarzt für verrückt.

Und er hat Recht: ich bin verrückt. Nach Laufen.

So wird aus einer Tonne ein Laufjunkie...

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Wenn das die Kurzform ist, in welchem Verlag erscheint denn dann die Langform? :D

Viel Spaß weiterhin beim verrückt sein...
Wie viele Dinge gibt es doch, die ich nicht brauche!
Diogenes von Sinope
Dem Speed Badminton verfallen...da muss man auch viel laufen!

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Beeindruckend!
Willkommen im Haus der angeschissenen Wände!
Liebe Grüsse von Gregor :hallo: (Bremen)
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:welcome: Um 5 Uhr aufstehen um zu laufen ist nicht verrückt. Willkommen im Club der "Normalen"

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einfach-Marcus hat geschrieben:Wenn das die Kurzform ist, in welchem Verlag erscheint denn dann die Langform? :D

Viel Spaß weiterhin beim verrückt sein...
Ist ein Bericht direkt proportional zu Gewicht mal Körpergrösse.

mach weiter so :daumen: ich will aber später auch noch was lesen :wink:
Pfiat enk :hallo:

M@x


[font=&quot]KLM Prognose:
Der Lech, er führt jetzt Niederwasser,
doch heuer wird es wieder nasser!
[/font]

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Hallo Pöt,

willkommen im Forum! :hallo:

Du hast eine schöne Art zu schreiben, ich hoffe du bleibst uns erhalten und wir dürfen uns in zukunft auf den ein oder anderen Rennbericht freuen. Und nicht erst wenn du den Berlinmara gewonnen hast :zwinker2:

Grüße Gaborcito

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ein fesselnder bericht, ich hab jedes wort gelesen und genossen! hoffentlich gibts noch lange mehr davon (schliesslich wollen wir auch wissen, was aus deinem projekt marathon wird)

lg
verena!
Wer langsam geht, geht vernünftig; wer vernünftig geht, kommt weit. (ital. Sprichwort)

Ein Leben ohne Mops ist möglich. Aber sinnlos. (Loriot)

Volltreffer!!

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Das ist genau die Essenz, warum auch ich Sport mache.
Denn es ich mache das nur für mich, weil irgend etwas in mir es will. Bestzeiten und ähnliches kommen von selber, aber der Trainingsehrgeiz muß von innen um seiner willen selbst kommen. Wer nur läuft/Sport treibt um gut auszusehen oder um mit Streckenlängen oder Bestzeiten zu prahlen, der ist noch weit davon entfernt, sich selbst durch Sport ins Reine mit der Welt zu bringen. Und dementsprechend auch mental profitieren zu können.

Gruß an Pöt, der richtig schön schrieben töt :P :zwinker5:


Realdedo
Hier ruhen meine Gebeine, ich wünscht´ es wären Deine... (U. Priol)

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Hallo Pööhhhhhtt!

Schöner Bericht... und herzlich Willkommen hier.

Gruß :hallo:

Anja
He says things that annoy me. He gives me good advice. (Oscar Wilde)
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16-18 Kilometer ,das nenne ich ein Laufeinstieg :daumen:
weiter so ,aber pass auf Deine Knochen auf
zuviel ist dann nicht gesund und das mit dem
"fitt werden" hat dann Pause :hallo:

Lieben Gruß aus Duisburg :hallo:

Helmut
Liebe Grüße aus Duisburg:hallo:


http://www.heme45.de

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:welcome:

...und :respekt: dafür, daß du deinen Entschluß, Sportler zu sein, so konsequent durchgezogen hast.

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herzlich willkommen im kuschelforum, pöööööt.
klasse einstieg, der bericht und die filosofie (schreibt man das jetzt echt so?? :confused: ) sowieso.
ich freue mich darauf, mehr von dir zu lesen :nick:

fidi

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Hallo Pöt :hallo: ,
ich hab mir dein "Vorstellungsgespräch" ausgedruckt und an die Wand gehängt :daumen:
Vielleicht kann ich es dir ein bisschen nachmachen :P
Also -wiegen werde ich mich jetzt auch nicht mehr , aber eher vor Angst, dass das noch weiter so nach oben geht :motz:
Mal schauen, ob du mich so motivieren kannst, dass ich auch bald wieder laufe? :confused:

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Heme45 hat geschrieben:16-18 Kilometer ,das nenne ich ein Laufeinstieg :daumen:
Naja, am ganz Anfang waren es 15 Minuten Walken, dann wurden es 30, dann wurde mir das GEwackel mit den Ellbogen einfach zu blöd und ich versuchte es mit mit "Nordisch Stocklauf" (ich nenne es aber wie im Orginal "Sauvakävely", weil mich denglisch nicht so anmacht). Im Winter ganz gut (weil es hier auf der Schwäbischen ALb doch recht viel Schnee hat, fällts nicht auf, daß ich sparen muß und die Skier erst nächstes Jahr zu Weihnachten kommen :hihi: ). So wurden daraus ca 60 km in der Woche. Aber als ich dann unter 135 gk war kam ich zu Königsdisziplin: Laufen in Reinkultur. Schockierend nur der Anfang: nach 50 m ewar ich für 3 Tage geplättet. Langsam wurden daraus 2 km (stolz wie Oskar), 7 km (Mann, ich platzte vor Selbstgefälligkeit!), mein erster Berlauf (ist halt alles steil hier und keine ebene Strecke, die nicht "Sportplatz-Rundkurs" heißt ist länger als 7 km): erschütternd. wurde auch immer besser.

Heute ist mein Wochenpensum: Di 8 km Berg (200 Höhenmeter) = 90 Minuten, Do 10 km (2x 5km-Runden recht eben), Sa 4 km (eben), So 16 km (eben, aber mit etwas Anfahrt, und in 2,5 Stunden abgezockelt)

Als nächstes will ich Freintags noch ne Bergetappe einbauen. Wenn die Knie es mitmachen. Vielleicht auch nur jede 2. Woche...

Hat schon mal jemand "Nordic Jogging" gemacht? Ist saumaäßig anstrengend, macht aber einen Höllenspaß!

Ansonsten @all:
Vielen Dank für die nette Begrüßung und die guten Wünsche. :daumen:
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