- allgemeiner Natur
Datum: 09.10.2005 Wetter / Temperatur: sonnig - geschätzte 20°C ?
Gemeldete Teilnehmer: 8.824 davon 7.229 Männer und 1.595 Frauen
Teilnehmer am Start: 7.781 davon 6.395 Männer und 1.386 Frauen
Teilnehmer im Ziel: 7.448 davon 6.133 Männer und 1.315 Frauen
Sieger: Achmüller, Hermann (ITA) 2:24:27 Stunden
Siegerin: 1.Platz: Firsching, Cornelia 2:53:55 Stunden - persönlicher Natur
Starterin: Lizzy, weiblich, 43 Jahre, Größe: 1,63 cm, Gewicht (da die Angaben der Waagen differieren, nur ungefähr bestimmbar): zwischen 72 und 74 kg, 1,5 Jahre Lauferfahrung (das erste halbe Jahr eher sporadisch, später diverse - auch längere - Verletzungspausen)
Training zum Marathon (ca. 4 Monate):
lange Läufe: 3 x 30 - 32 km, 3 x 25 - 28 km, ca. 5 x 20 - 25 km
Trainingseinheiten pro Woche: zunächst 4, später nur noch 3 (reduziert wegen Plantarsehnen-Problematik)
außerdem: einige Bergwanderungen mit bis zu 1000 HM, Dauer 4 - 6 Stunden
Zeiten + Platzierung:
10 km: 01:04:13 h
Halbmarathon: 02:17:34
30 km: 03:23:25
42,195 km: 05:05:29
Platz gesamt: 7106
Platz w: 1222
Platz in AK: 307 (von 324 Finisherinnen - Abbrecher sind (mir) da ja nicht bekannt) - 'intimer' Natur
Frühstück: Miniportion Früchtemüsli, 1 Vollkornbrötchen halb deftig, halb süß belegt, Kaffee, viel Getränke
Toilettengang ... also ... so richtig mein' ich ... *räusper* vorher: NEIN (ob da doch was dran ist an den Abführmitteln vorher?)
______________________________________________________
Prosa:
Prolog:Mein Bericht soll eine Art Dokumentation sein. Persönlich zwar - aber hoffentlich trotzdem sachlich. Kein literarisches Meisterwerk. Warum? Weil mir nicht literarisch zumute ist. Es dominiert eine positiv gefärbte Nüchternheit und Sachlichkeit in Bezug auf den gestrigen Lauf.
Allerdings garantiere ich nicht, dass sich dies nicht womöglich im Schreibfluss gelegentlich ändert und doch schriftstellerische Möchtegern-Allüren mit mir durchgehen Wer mehr über die Vorbereitung wissen möchte, den verweise ich auf: Marathonblog
Sollte mich jemand fragen wollen, WARUM ich dies tue bzw. tat, so lautet meine Antwort (und sie war schon in möglichen - ausgebliebenen - Sinnkrisen für mich parat gelegt): "Das ganze Leben hat vermutlich keinerlei übergeordneten Sinn. Es ist trotzdem meistens ganz schön. Warum sollte es ausgerechnet beim Marathon anders sein?"
Hauptteil:
Am Marathonmorgen weckerlos um 5:30 Uhr erwacht, stellte ich eine weitgehende Emotionsneutralität an mir fest. Überprüfte alle körperlichen Signale, stufte sie als: "ganz okay" ein, biorhythmisch lag ich in einer eher neutralen Phase - nicht am Optimum, nicht im Tal, die Nase nur sehr leicht verstopft und selbst das löste sich nach kurzer Zeit von alleine.
Also verbrachte ich die Zeit bis zur Busabfahrt mit Forenlesen und -schreiben, Hund versorgen, Frühstücken, anziehen (gepackt hatte ich am Vorabend) etc.
Mir war, als würde ich heute nichtmal irgendwas vergessen. Alles dabei! Blieb die Frage: Digicam oder nicht? Ich entschied mich dafür, da ich sowieso eine kleine Neoprentasche mitnehmen würde (für Tempos, Schlüssel, iPod - der nie gebraucht wurde, Maskottchen-toter-Frosch) Es war noch genau genug Platz für die Cam und sie wanderte dazu.
"Warum heute mehr Geschiss um den Lauf machen als sonst immer? Ist eben ein bisschen länger - sonst nix" ... meine Strategie der Selbstüberlistung war schon immer, die Dinge nicht unnötig zu dramatisieren, sie in sachliche oder - besser noch: verniedlichende Denkbahnen zu zwingen und damit alle aufkommende Nervosität im Keim zu ersticken.
Gepaart mit einer ordentlichen Portion Galgenhumor führte diese Haltung auch während der folgenden vielen Stunden dazu, meine Laune niemals in den Keller fahren zu lassen, sondern im Grunde komplett durchgängig zumindest soweit guter Dinge zu bleiben, dass Spass und Lachen überwogen. Ich habe gesagt, ich werde SPASS haben, und ich hatte SPASS ... gegen Ende nahm diese Losung zwar zunehmend militärischen Kommandoton an:
"Spass hob' i gsogt, LUJA - Spass! Herrgottsakrakruzi ...."
Zurück zur Sachlichkeit: Die Eindrücke begannen schon im Bus, in den immer mehr Starter einstiegen. Zu erkennen am ChampionChip und z. T. ohne weitere Ausrüstung neben den getragenen Klamotten. Stiegen einfach mal so in den Bus, liefen Marathon und dann mit dem Bus zurück, nehme ich an ... so als kleine Sonntagsnebenbeschäftigung ...
Ich selber hatte einen gut gefüllten Rucksack mit Schwimmsachen, Wechselklamotten und diversen Notwendigkeiten dabei, spulte dann alles brav ab: Klamotten abgeben, orientieren, fand mich beim Tennisstüberl ein und traf dort erstmals auf die gigantisch geniale Duo-Groupie-Truppe einfach_Marcus und Sabine34. Die beiden könnten daraus ein Geschäft machen. Sie sind: professionell, hochgradig motivierend, lügen einem die schrecklichsten Momente schön ... einfach TOLL! *Ovationen geb*
Auf dem Weg zum Start traf ich auf weitere bekannte Gesichter aus Firma und Umfeld, hier ein Schwätzchen, da ein Pläuschchen ... ich blieb gelassen, auch innerlich. Ein paar Fotos geschossen (einen Werbe-Besenwagen abgelichtet und gehofft, ihn nie wieder zu sehen), nochmal aufs Dixiklo ....
Neben mir eine Frau, die einer anderen im österreichischen Dialekt was von 'Knieproblemen' erzählt .. hingeguckt: Schirmmütze, Figur könnte nach Foto auch passen ... könnte es sein, dass unter über 8000 Startern ausgerechnet Kitty neben mir zu stehen kam? ... testweise angequatscht ... tatsächlich. Sie ist es. Wir starten ganz hinten unter den letzten (schätze ich) 50 Startern. Ziemlich genau um 10:15 Uhr überquere ich die Matte, laufe die ersten Kilometer mit Kitty, die dann später flott davonzieht.
Es ist glücklicherweise nicht möglich, am Anfang zu schnell zu laufen. Ganz hinten kommt man die ersten beiden Kilometer kaum über einen 7er Schnitt heraus. Selber nicht mit technischem Gerät ausgerüstet sagte Kitty was von ca. 6:40. Könnte passen - es fühlte sich sehr sehr gemütlich an.
Bei Kilometer 2 Günthi und Stephen zugewunken und ab gings.
Ich blieb langsam aber Leopoldstraße und Innenstadt kamen gefühlsmäßig flott zu mir, ich machte ein paar Fotos (darauf angesprochen - was bei jedem Halt - viele waren es aber gar nicht - passierte, legte ich mir eine nur geringfügig abgewandelte Standard-Antwort zurecht: "Ich weiß ja: wenn ichs nicht täte, könnte ich den Lauf gewinnen. Aber was tut man nicht alles für die Nachwelt ")
Mir kam alles unterhaltsam und angenehm vor, meine Laune war bestens, es gab kurze kleine Wort- und Satzwechsel mit anderen LäuferInnen, nicht zu viel Publikum am Weg und nicht zu wenig (um mich herum meckerten einige Mainzer und Kölner Mitläufer über das 'tote München' - wäre ja GAR NIX los). Dass ich die Stadt und somit die Strecke einigermaßen kannte, machte sich erstens auf der ersten Hälfte nicht stark bemerkbar - ist nicht so mein Gebiet - und zweitens störte es weder noch erschien es mir als Vorteil. Durch die besondere Situation ist sowieso alles anders und ich lief einfach so weiter. Langsam aber stetig. Ich freute mich über jeden Marcus-Sabine-Erscheinen sehr (ich kanns gar nicht oft genug sagen: die beiden ...einfach KLASSE ) mit ihren Schildern und der Lebhaftigkeit mit Anfeuerung im Gepäck. Auch Banshee erkannte ich am Schild, hielt an und fotographierte (wie fast alle meiner Fotos ist auch dieses total verwackelt ). Es ging mir immer noch blendend.
Die HM-Marke wollte ich mit 2:15 h überqueren und in Anbetracht einer fehlenden exakten Zeitmessung fand ich es mit 2:17 h super getroffen. Dort allerdings kam mir - obwohl noch guter Dinge und ohne physische Probleme - erstmals der Gedanke, dass es sich doch ziemlich schrecklich anfühlt, einfach nur daran zu DENKEN, dass jetzt die gleiche Strecke NOCHMAL vor mir liegt. Also versuchte ich, wieder 'bergab' zu denken. Die Kilometer nach Bergfest jetzt abzustreichen. Das funktionierte auch eine kleine Weile lang gut. Ich lief meinen morgendlichen Arbeitsweg ab. Bei Kilometer 24 sah ich das Haus, in dem ich wohne, in einem Kilometer Entfernung hervorragen. PAH! Keinerlei Versuchung überfiel mich angesichts des zu-Hause-Gedankens. Was soll ich dort? Da bin ich oft genug ... wieder in Gegenrichtung abgebogen ging es die Oberföhringer Straße entlang. Und jetzt begann es, sich zu ziehen. Noch konnte ich nicht von Schmerzen reden. Aber die Beine wurden ab Kilometer 25 etwa müde. Ich fand das zu früh und hoffte, dass es noch lange bei 'nur Müdigkeit' bleiben würde.
Von Anfang an hatte ich häufig getrunken, ab KM 15 nahm ich alle 5 Kilometer ein winziges Bananenstückchen. Keine Magenprobleme - ich vertrug alles wunderbar.
Wieder Marcus und Sabine in Höhe Max-Joseph-Brücke (Stadtteil Lehel ;-) und ich mußte zugeben, dass es anfing, schwer zu werden. Beine, der Fuß schmerzte ... verdammt! zu früh! Aber noch hoffte ich, dass es einfach viele Kilometer lang bei diesem Zustand bleiben würde, der ja immerhin noch Laufen möglich machte.
Ich freute mich auf Kilometer 32, wo mein liebster Groupie und persönlicher Betreuer auf mich warten sollte: ausgestattet mit Ausrüstung zum Fuß kühlen und Wechsel-Schuh-Strumpf-Garnitur. Nach der Matte bei Kilometer 30 blieb mir keine Wahl: ich mußte ein Stück barfuß laufen, da der Problemfuß in Richtung 'Absterb-Gefühl' tendierte. Die Schmerzen waren als solche nicht mehr spürbar weil er sich komplett abmelden wollte ... nur läuft sich das ohne Fuß so schlecht ...
Hier wurde ich von Pumuckl angesprochen (alias Dietmar Mücke, Deutscher Meister im 25-Stunden-Lauf und Guiness-Rekordhalter im barfuß-Asphaltlauf), der für einen guten Zweck die ganze Strecke barfuß! lief und dabei immer mit seinen vorankündigenden Skater-Begleitern in meinem Zeitbereich rumlief. Nur, dass ER dabei lustig Geld am Wegesrand einsammelte, Schwätzchen hielt, immer mal wieder vorsprintete, ich überholte ihn, weil er quasselte und Spenden sammelte, dann er wieder an mir vorbei ... den ganzen Marathon über ... Er sprach mich an wegen meiner Barfuß-Lauferei. Ja- noch LIEF ich unverdrossen und machte keine Gehpausen. Er fragte mich nach dem Warum des Barfuß und ich erwähnte meine muckende Sehne, die grad mal Auslauf brauche ... Wir plauderten etwas - der Mann ist ein geborender Animateur und Pumuckl :-) ... es wirkt nicht gestellt, wenn er quirlig, lebendig, lustig rennt und redet, Witze macht, rumtanzt - extrem sympathisch kam mir das vor. Pumuckl-Zitat (mit erst leidendem, dann verschmitztem Gesicht) : "Ich glaub', mir tut auch alles mögliche weh - ich vergesse nur immer wieder, was es gerade ist ..." und winkend flitzte er wieder weiter zum Sammeln. Später erkannte er mich (bei KM 36 etwa) wieder, zeigte auf die Füße und meinte: "Geht dir wieder gut, was?" Meine Antwort lautete (ziemlich fidel): "Es geht mir grottenschlecht - aber nützt ja nix mehr ;-)" Er lachte und lief später ... kurz vor mir im Ziel ein.
Bei Kilometer 32 endlich mein Allerliebster! Er hatte vermutet, ich würde die Schüssel mit Eiswasser NICHT brauchen, die er (aus Schwabinger Bach + Kühlakkus *g*) bereithielt. Aber ich brauchte dringend! Fuß in Eiswasser, trocknen, neu eincremen - alles hatte er dabei - frische Strümpfe an, Schuhe wieder drüber und mit einem Kuss gedopt gings weiter.
Vermutlich sah es deshalb für Uschi + Begleitungen (ich habe nicht wahrnehmen können, wer da noch so stand) frisch aus, als ich nur wenige Meter später etwas aufgefrischt an ihnen vorbeistob. Sie erkannte mich, winkte, ich winkte zurück und ein kurzer Hauch frischer Kraft trug mich bis gegen Ende des Englischen Gartens. Aber irgendwo dann - so bei Kilometer 34? sah ich eine ausgelaufene Powergel-Packung auf der Straße liegen. SO fühlte ich mich! genau SO! ... und es schlug zu. Ich mußte GEHEN.
Für mich erstaunlich war, wie plötzlich der Moment kommt. Eben war es nur etwas Müdigkeit und plötzlich verweigern die Beine den Dienst. Ich hatte keine Krämpfe, aber es war, als würden die Füße am Boden kleben und eine unsichtbare Gel-Mauer den Weg versperren. Zäh und undurchdringbar. Nichts hilft: Gedankenmuster oder Gehmuster abwandeln, aufmuntern, ausschütteln .... es pappt alles fest.
Für mich traf in keiner Weise zu, was ich mir erhofft hatte: dass - wenn man lange Läufe um 30 Kilometer relativ gut schafft, im Wettkampf die Atmosphäre dafür sorgt, dass auch mehr geht. Mitnichten! Bei Kilometer 30 waren die Beine - Wettkampf hin oder her - mindestens genauso schwer wie in jedem blöden Lauf vorher. Nicht weniger - eher ein bisschen mehr!
Mir fiel mein toter Maskottchen-Frosch ein. Und obwohl ich zweifelte, dass die Wirkstoffe bis in Fuß und Beinmuskeln wandern könnten, friemelte ich das Ding aus seiner Verhüllung und stopfte es in die Wangentaschen.
Anlaufen konnte ich trotzdem noch nicht wieder. Aber just in diesem Moment kamen Marcus und Sabine auf mich zu und verkündeten, ein Stückchen mit mir laufen zu wollen. LAUFEN? *muhahaha* ... bei mir geht nix mehr! Die Beine streiken! Witzchen machen ging noch - das ging überhaupt durchgängig.
OLi hatte irgendwo behauptet, der Körper könne immer noch, nur der Kopf will nicht mehr. Bei mir war das Gegenteil der Fall. Mental hatte ich keine nennenswerte Probleme, keine tiefgreifenden Krisen - im Kopf fühlte ich mich immer irgendwie zumindest galgenhumorig und fit. Aber der Körper .... der wollte dem Kopf nicht mehr gehorchen.
Marcus und Sabine nötigten mich (fast mit Gewalt ) doch wieder anzulaufen. Sie liefen mit und tatsächlich: es ging nochmal etwas. Da erschien auch Volker auf dem Rad und verpaßte mir ein bisschen Kuss-Doping. Das alles hilft wirklich. Kurzfristig brachte ich wieder sowas wie Laufen zustande. Dann erschien eine Gruppe von Frauen, die sich mit markigen und schwarzhumorigen, laut rausgequakten Aufmunterungssprüchen gegenseitig weitertrieb. In Ermangelung solcher Schilder mit bösen / sarkastischen etc. Tönen, blökten sie sich dieselben gegenseitig zu. Ich verabschiedete meine drei ins Stadion vorausfahrenden Groupies, stimmte in die Gruppe ein mit: "Hat uns etwa jemand zu dem Scheiß gezwungen?" Antwort war: "Nein, wir sind selber so bescheuert und das ist gut so!" ... Hier fühlte ich mich aufgehoben und versuchte, dranzubleiben. Wir liefen wieder ein bisschen, aber irgendwann gings bei mir wieder nicht mehr. Meine Füße stolperten - wegen Abheb-Weigerung - über jede noch so kleine Boden-Unebenheit und ich ließ die anderen Mädels ziehen. Ging wieder. Von Kilometer 38 - kurz vor 40 bin ich kaum gelaufen. Ausgerechnet durch Schwabing mußte ich fast komplett gehen. Nur weil ich wußte, dass gleich Stephen und Günthi auftauchen würden, zwang ich mich, kurz vor Kilometer 40 wieder anzulaufen und möglichst fidel auszusehen (letzteres fiel mir nicht wirklich schwer, weil ich mich - wie gesagt - niemals verzweifelt oder 'am Ende' fühlte, immer noch mit Leuten rumflachsen konnte und an Aufgeben nicht eine Sekunde lang dachte. Ich mußte ja sowieso noch meine Klamotten abholen, oder?).
Günthi enttäuschte mich nicht und scheuchte mich mit einer Mischung hämischer :"Gib' Gas, loslos ... sub 5 wird sonst nix mehr" und anfeuernder "LAUFEN, einfach LAUFEN ... hopphopp" Sprüche und wie eine Peitsche nachgewedelter Streckenposten-Fahne vorwärts. DANKE GÜNTHI UND STEPHEN! Ich wollte euch eigentlich fotographieren bei KM 40, aber meine Kraft hätte dazu nicht auch noch gereicht.
Tatsächlich ging es aber irgendwie, dass ich die letzten zwei Kilometer wieder lief. Zeugenangaben zufolge soll es sogar wirklich noch bzw. wieder nach Laufen ausgesehen haben. Ich fühlte nichts mehr. Irgendwie gar nichts. Da war nur das Wissen, dass es gleich vorbei ist. Vor mir hörte ich 'Pumuckl' unter Jubel und Applaus einlaufen, der Tunnel das Zeichen für die Erlösung, die Matte ....
Patsch - da stand ich nun. Und jetzt? Suchte im Außenbereich nach bekannten Gesichtern und obwohl mir alle versicherten, sie hätten mir zugewunken und geschrieen, dass sie fast verhaftet worden wären, sah ich sie nicht. Medaille um den Hals gehängt. Okay, danke - schön.
Keine Tränen. Nicht der Hauch eines derartigen Gefühls beschlich mich. Auch kein nennenswerter Endophinschub. Ich war froh, dass es rum war und versuchte, meine Gedanken trotz Hirnplattheit zu sammeln. Essen, trinken. Ein bisschen Ärger: warum gibts wieder nur so Ekelzeugs? Wasser und Isogetränk kann ich nicht mehr sehen! Erstmals im Leben RedBull probiert *bähpfui* isjawiderlich .... Alkoholfreies Bier - hab ich eigentlich auch keinen Bock drauf. Warum gibts hier keinen Kaffee? Oder Cola? Da hätt' ich grad Lust drauf ... nehm ich mir eben doch ein Bier. Schmeckt nicht ... Wärmedecke? brauch ich eigenlich nicht. Mir ist sauwarm. Aber ich nehm eine als Andenken mit und tapere etwas orientierunslos nach draußen. Treffe dort endlich Volker, versuche mühsam und vergeblich, gedanklich zu ordnen, was ich noch tun muß oder möchte: Kleider abholen, Medaille gravieren lassen, Massage, Tennisstüberl, Schwimmen .... völlig überfordert war ich von der Koordination dieser Dinge, verlief mich auf bekannten Wegen hoffnungslos. Gut, dass ich nicht alleine war
Mein Kurzaufenthalt am Tennisstüberl-Tisch war geprägt vom Versuch, normal zu erscheinen. Hat das geklappt? Fotos gemacht - nach Zeiten gefragt. Komischerweise kamen die Antworten sogar da an, wo sie hingehören. Aber gefühlt habe ich mich wie hinter einer dicken Nebelwand.
Bin dann ins Schwimmbad, habe angefangen, mörderisch zu frieren, meine Beine versagten wieder. Die Muskeln schmerzen seitdem endgültig so, dass sogar bewegungsloses Stillliegen nicht gänzlich schmerzfrei ist. Der Weg zum Bus und vom Bus nach Hause war Folter. Die Nacht unruhig und schlecht geschlafen. Nur wegen der Beine. Wie soll man schlafen, wenn jede Minibewegung schmerzt wie Hölle?
Aber die Laune ist gut. Ich grinse so vor mich hin, habe einige Lehren mitgenommen und als Mensch, der immer gerne gelernt hat im Leben finde ich das gut so. Vielleicht steckt ja doch ein kleiner Anteil Masochistin in mir, denn so richtig schlimm kann ich es nicht finden, dass es weh tut. Ist eben so. Gibt schlimmeres im Leben
Bin ich stolz? Keine Ahnung! Mein Denken enthält im Moment keinerlei übertriebenen Pathos. Grundstimmung: zufrieden grinsend und ... hungrig
__________________________-
Epilog:
weitere Aussichten:
- ich werde es wieder tun ... aber versuchen, besser trainiert zu sein
- ich sehe positiv: viel gelernt zu haben (es zu hören nützt bei mir oft nicht viel - ich muß es erleben ;-), mir - wie Martin schon sagte - keine neuen Ziele suchen zu müssen, da die alten noch nicht erreicht wurden
konkrete Maßnahmen:
- der Fuß wird gründlich ausgeheilt.
- bis zum Mai nächsten Jahres möchte ich mindestens 3, max. 5 kg abnehmen. Ich tue mich damit sehr schwer, auch weil ich mich im Grunde im Alltag so wie ich schon lange -eigentlich immer - bin (figürlich gesehen) überwiegend sehr wohl, sehe aber ein, dass es - so ich weiterlaufen möchte und das möchte ich - besser ist, doch mit weniger Ballast zu laufen. Müssen dann eben doch mal neue Klamotten her
- sollte ich diese Ziele verwirklichen, versuche ich mich in Mainz zum nächsten Mal an der langen Strecke.
______________________
Feddisch!
Danke an alle Leser, die die Geduld aufgebracht haben, alles oder Teile meines Elaborates zu lesen.
Über Kommentare freue ich mich. Es müssen wirklich keine Gratulations-Orgien sein (käme mir eh ziemlich unpassend vor ;-) Aber Meinungen, Kritiken - wenns sein muß auch Häme, Spott und Beschimpfung. Damit kann ich umgehen. Besser als nix. Also ... ich DENKE, dass ich damit umgehen kann ... jetzt im Moment ... also sagen wir: ich werde es versuchen ... Testet es gerne aus!
Und noch ein paar Bildchen: