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Aus der Tiefe des Raumes

Aus der Tiefe des Raumes

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Am vergangenen Samstag fand unser Hausstreckenlauf um den Hangelarer Flughafen statt. Im Rahmenprogramm wurde der 3,8 km lange Jedermannslauf angeboten, bei dem mein acht Jahre alter Sohn Felix als jüngster von 35 Teilnehmern an den Start ging. Er hatte im Gegensatz zu seinem Debüt vorigen Monat krankheitsbedingt nicht vorher trainieren können und war etwas verunsichert, ob er die Strecke gut bewältigen würde.

Kurz nach dem Startschuss strömte das Band der Läufer aus dem Stadion. Felix befand sich natürlich ziemlich weit hinten. Ich machte mich auf, ihn auf dem Fahrrad zu begleiten. Er hatte bald mit Problemen zu kämpfen, wahrscheinlich Seitenstiche, weil er kurz vorher Mineralwasser mit Kohlensäure getrunken hatte. Aber tapfer hielt er in etwa sein Tempo, während die übrigen Läufer ihn nach und nach überholten. Nach circa 600 Metern war er letzter, was ihn jedoch nicht zu entmutigen schien. Tatsächlich absolvierte er den ersten Kilometer in knapp unter sechs Minuten, und die Seitenstiche hatten aufgehört.

Der nächste Kilometer führte längs einer Bahnstrecke immer geradeaus, und man konnte die Führenden bereits auf dem Parallelweg zurück zum Ziel wie auf einer Perlenschnur aufgereiht sehen. Felix Abstand zu den vorletzten Läufern vergrößerte sich etwas, aber unverdrossen behielt er seinen Stakkato-Rhythmus bei. Ich sprach ihm Mut für die zweite Hälfte zu, und er schien durchaus optimistisch, so bis ins Ziel zu gelangen.

Kurz vor Kilometer zwei bogen wir in ein kurzes Waldstückchen ab. Wenn die Markierung richtig war, passierte Felix sie in knapp unter 13 Minuten. Er war also langsamer geworden. Nach dem Waldstückchen knickte die Strecke erneut ab in eine lang gezogene Gerade Richtung Ziel. Etwa 100 Meter vor uns erblickte er nun die beiden letzten Läuferinnen vor ihm, und in ganz weiter Ferne eine weitere Teilnehmerin, die allerdings ab und zu Gehpausen einlegte.

Ich habe keine Ahnung, was in dem kleinen Kerl genau vorging und woher er die Kraft schöpfte, aber der Abstand zu den vor ihn liegenden schrumpfte zusehends, und noch vor Kilometer drei hatte er aufgeschlossen und überholte die beiden Läuferinnen, die sich gerade selbst ein Duell zu liefern schienen. Rasch vergrößerte sich sein Vorsprung, aber er wagte nicht sich umzudrehen. Das tat ich für ihn und konnte ihn beruhigen, dass kein Konter zu erwarten sei.

Nun war er fast am Stadion angelangt, das es noch zu umrunden galt. Er war eher noch schneller geworden und überholte tatsächlich etwas später die drei Köpfe größere Konkurrentin. Auch hier zeigte er wieder Angst, gekontert zu werden, und beschleunigte nochmals leicht. Ich weiß nicht, woher er seine Reserven nahm, aber ich feuerte ihn weiter an. Schon war er auf der Stirnseite vor dem Stadion angekommen, von wo er tatsächlich noch einen Endspurt auspackte, der sich gewaschen hatte. Unter dem anfeuernden Gebrüll seiner restlichen Familie und unserer Laufgruppe bog er ins Stadion ein und erreichte in glatten 23 Minuten als 32. das Ziel.

Natürlich ist er mächtig stolz auf seine Leistung, und wir mit ihm. Ich bin glücklich, ihn auf diesem Lauf begleitet zu haben. Er hat sich erstaunlich schnell wieder erholt. Nachgeblieben sind nur ein leichter Muskelkater und der Wunsch, sich im November auf einem 5,9 Kilometer Kurs wieder mit den Erwachsenen zu messen.
langsam läuft am längsten
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