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Bericht zum 2. TUI-Marathon auf Mallorca - Die Wunderläufer auf der Urlaubsinsel

Bericht zum 2. TUI-Marathon auf Mallorca - Die Wunderläufer auf der Urlaubsinsel

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Palma de Mallorca, 23.10.2005

”Ein Wunder Gregor läuft”

Ich möchte ein wenig über meinen Lauf schreiben – es wird hoffentlich nicht der einzige Bericht bleiben.

Wie es auf den Wunderläufermottoshirts so schön heißt: „ein Wunder Gregor läuft“ (Leider hat unser Trikotbeflocker sich hier grammatikalische Eigenartenerlaubt :nene: ) – und wie er das tut :daumen: !

Es ist warm und die Schlange vor dem spanischen Boxi-Häuschen (ein Dixi mit „Gangschaltung“/Spülung) wird immer länger. Selbst Ramona Drews reiht sich brav ein. „Onkel Jürgen“ versucht sich unweit von uns Wunderläufern zu verstecken – der Trubel ist wohl doch zu groß.

Wir nehmen das alles mit Humor – wir heißt in diesem Fall: Andrea „Easy“, Bibi, Melanie, Kai, Karlchen (Michael K.), Theo und ich.

Jeder hat heute ganz eigene Ziele und Vorstellungen von diesem Lauf. Ich beschränke mich darauf, dass ich als Hase für Bibis ersten Halbmarathon fungiere und danach werde ich schauen, was aus meinem persönlichen Lauf mache.

Die Sonne erwärmt das Starterfeld und ich bin auf die nächsten Stunden gespannt.

Aus den Lautsprechern wird gleich mehrsprachig anmoderiert. Wie immer wird der Countdown gezählt und es geht raus in den schläfrigen Westen von Palma da Mallorca.

Die Sonne strahlt, die Luft ist früh morgens schon ein wenig dick und fühlt sich an, als trinke man sie, anstatt sie zu atmen. Eine alte Dame schlendert als eine der wenigen Zuschauer auf dem Gehsteig, begleitet von ihrem Hund im Handtaschenformat, liest Zeitung und beachtet die Läufer(innen) kaum, obwohl einige Promis gerade passieren: Antonia aus Tirol und der selbsternannte König von Mallorca machen hier noch eine gute Figur. Und wir?

Wir sind viel zu schnell unterwegs, aber es läuft halt gut. Ich achte darauf, da wir beide genug trinken und versuche das Tempo gleichmäßig zu gestalten.

Auf km 9 ungefähr kommt uns Easy entgegen, die an km 3 noch auf dem zweiten Platz der Damen war, zeigt mir kurz an, dass es gar nicht nach Plan läuft – schade, denn hier hätte Easy Chancen aufs Treppchen gehabt!

Wo die Strecke nun in die Altstadt dieser herrlichen Metropole führt beginnt der Genießerteil er Strecke. Die kleinen Gässchen und die urigen Untergründe lassen einen fast vergessen, dass es hier um Sport geht. Immer wieder geht mein prüfender Blick auf Bibi. Sie atmet teilweise schwer aber scheint sich gut zu fühlen. Sie trinkt widerwillig und ab km 13 geht es fast mit der Dame durch und ich muß sie arg bremsen. Wir sprechen nicht viel – brauchen wir nicht – es läuft besser als ursprünglich geplant für uns!

Immer verwinkelter wird die Strecke und ab und an hat man den Einblick auf die nachfolgenden Läufer(innen): „THEO!!!!“ brülle ich – er hört nicht: sein MP3-Player dröhnt wohl zu laut!

Die Kilometer verfliegen geradezu und da verlassen wir auch schon die nette Innenstadt – km 20 naht: der Trennpunkt von Halbmarathon und der Marathonstrecke: nun muß ich eine Entscheidung treffen: soll ich mit abdrehen zum Halbmarathonziel oder doch meinem Knie die gewaltige Belastung eines Marathonlaufes zumuten? Bisher hatte ich kaum Probleme mit dem Knie – also riskiere ich es und ab geht es in Richtung El Arenal. Vorher verabschiede ich mich von Bibi, die sicher unter 2h bleiben wird – beim ersten Halbmarathon eine magische Marke!

Ich ärgere mich schwarz: auf der Halbmarathonmarke sticht das Knie auf einmal ganz gewaltig – ich fluche vor mich hin! Eine Flasche Wasser auf das Knie, Dehnübungen, das muß reichen!
Die folgenden zwei Kilometer ziehen sich wie Kaugummi, aber dann gibt die Sehne Ruhe und ich kann wieder einen Rhythmus durchlaufen. Ich treffe viele neue Läufer – es herrscht eine gute Stimmung auf dem Weg zur Hochburg vergnügungssüchtiger Deutscher Urlauber. Der Weg dorthin ist allerdings trist und öde – vorbei an Kraftwerken, dem Flughafen, öden Feldern bevor die Hotelreihen und der Strand mit der hübschen Promenade sich dem Läuferauge erschließen.

Die Urlaubssaison ist vorbei und das sieht man nun am Streckenpublikum: entner säumen den Wegesrand und feuern die Läufern – da ist der Wendepunkt bei der bekannten Discotheque „Riu Palace“.

Nur noch zurück: das Knie schmerzt alle 4-5 Kilometer, aber damit habe ich mich abgefunden. Mein Physiotherapeut riet mir, den Schmerz manuell nochmals auszulösen und auf die bestimmte Stellen zu drücken bis der Schmerz nachlässt: das funktioniert aber nicht so einfach auf km 34: da bleibt der Schmerz!

Okay, kämpfen: zurück muß ich so oder so. Also wechsele ich Gehpausen mit Laufeinheiten ab. Nur ab km 37 geht nix mehr! Ich werde den Rest wohl gehen müssen – nochmals eine größere Gehpause…“Ich glaub das ja nicht! Lauf, komm..ist nicht mehr weit!“ Mein Freund Theo ist das! Ich habe schon länger darauf gehofft, dass er mich einholt – nun ist er aber da und ich überschreite meine Schmerzgrenze und jogge mit. Theos Knie geht auch nicht mehr so wie am Anfang des Laufes, aber wir beiden machen das Beste draus! Nach dem nächsten Verpflegungsstand folgt eine kurze Dehnpause: da wird eine harmlose Passantin eingespannt ein Photo zu schießen. Gut sehen wir trotz der Qualen aus!

Wir scherzen, wechseln die Seiten mehrmals, um die richtigen Hintergründe für unsere Photos zu haben.

Die Unterhaltung und die Bildermacherei lenken uns beide ab und so rückt die Kathedrale von Palma immer näher!

Ein Ordner mit einem Wasserschlauch verspricht eine letzte Erfrischung vor dem Ziel und die nehme ich dankend an! Ganz zum Leidwesen meiner Rudyprojectbrille, die ich mir vom Geschenkgutschein meiner Wunderläufertruppe gekauft habe. Ich bekomme diese Brille nicht schlierenfrei trocken und so quatsche ich einen armen Passenten an, ob ich „mal kurz“ meine Brille an seinem Bayern-München-Shirt abtrocknen dürfte – ich darf und dafür bedanke ich mich artig für die Hilfe!

Auch Theo hat noch was zu erledigen: ein Busch muß für das nötigste herhalten, dann noch einen Passanten für ein Photo (mit der Kathedrale als Hintergrund) eingespannt und schon kann es weiter zum Ziel gehen: Das kommt nun immer näher und es ist aufregend auf das historische Bauwerk zuzulaufen Musik und viele Passanten sind im Zielbereich versammelt – Gänsehautatmosphäre!

Noch ein paar Schritte und schon ist es geschafft!!!! 42,195km mit 29 Grad Celsius, Sonnenschein, mehrere Blasen am Fuß, ein ausfallender Zehennagel das sind nur die nackten Fakten dieses Laufes.

Im Zielbereich warten Bibi mit Photoapparat, Andrea und Karlchen auf Theo und mich.

Nun heißt es: ab zum Erdingerstand, ein paar Küchlein reingeschoben und bei der Massage angestellt – das ist die wahre Nachbereitung.

Nach der Massage sehen wir nun auch Melanie und Kai einlaufen: nach der Erzählung der beiden ist bei Melanie so gut wie alles schief gelaufen, was schief laufen kann.

Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit meinem Lauf und dem Ergebnis. Leider lief es nicht für alle so gut wie für mich, aber trotzdem können alle hochauf zufrieden sein, den Lauf überstanden zu haben.

Vielleicht auf ein Neues im nächsten Jahr!
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