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Hockenheimring-Lauf

Hockenheimring-Lauf

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"Well done. Take pickup and save fuel." knirscht es aus dem Kopfhörer. Wenigstens die Boxencrew behält die Nerven.
Die Massen auf den Tribünen sind allerdings kaum zu halten. La-Ola-Wellen überall - Böller - Konfetti - Klatschen - Trampeln - Fahnen schwenken - kollektiver Freudestaumel. Im Motodrom bleibe ich kurz stehen und verbeuge mich. Die gesamte Zuschauerkurve verbeugt sich ebenfalls.
Ich habe ja schon viel erlebt, aber das hier ist so unglaublich, dass ich die Tränen nicht mehr zurückhalten kann.
Gerade jetzt fangen mich die Kameras ein, wie ich auf der riesigen Videoleinwand erkennen kann. Naja, was solls?

Was war eigentlich geschehen?
Es war mein erster Lauf mit einem Handy und einer "Boxencrew". Das Handy hatte ich am Gürtel befestigt, den Kopfhörer angeschlossen und aufgesetzt. Da es keine Funklöcher gab, war ich die ganze Zeit erreichbar. Meine kleinen Wehwehchen konnte ich so direkt an die Crew durchgeben. Diese errechnete dann, anhand des Laptops und der Ergebnisse aus dem Training, meine beste Strategie.
Wenn ich hörte: "Jetzt einen Riegel essen.", gab es kein Zögern. Sofort aß ich - wusste ich doch, dass dieser Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme auf Tausenden von Datensätzen beruhte. Wenn es hieß: "Links. Code 128.", war klar, dass mich jemand links überholen wollte. Reflexartig machte ich einen Ausfallschritt nach links und lief Kampflinie.
Ein dumpfer Aufprall in meinem Rücken und ich wusste: mein Team, überall auf den Tribünen verteilt und mit Ferngläsern bewaffnet, leistete ganze Arbeit.
So war das also und der Erfolg war vorprogrammiert...

Jetzt läuft die Siegerehrung, Champagnerflaschen werden herumgereicht, die Atmo ist unbeschreiblich.
Ich nehme die Szene nur noch wie in einem Traum wahr und meine Gedanken schweifen ab in die Zukunft. Wie wird das erst, wenn ich das GPS eingebaut habe, die Werte meines Puls-, Blutdruck- und Laktatmessers verschlüsselt an die Box gefunkt werden und endlich der Schrittzähler in meinen Schuhen mit einem Funksender ausgestattet ist?

Während auf der Videoleinwand noch einmal mein Zieleinlauf in Zeitlupe gezeigt wird...
wache ich auf.

Ein Blick auf die Uhr und mir wird klar: der Hockenheimring-Lauf ist ja erst in ein paar Tagen...


Im Übrigen habe ich gar kein Handy. Soll ich mir mal für einen Marathon eines besorgen? Dann könnte ich nicht nur durchgehend mit nützlichen Informationen versorgt werden, sondern auch schon Einkaufsbestellungen entgegennehmen, a la „Kurz vor dem Ziel ist ein Bäcker. Bitte ein Brot mitbringen.“.
Öh, vielleicht lieber doch kein Handy... :zwinker5:

cu on Hockenheimring,
Bernd




https://www.facebook.com/bernd.mohr

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Hey Bernd,

cooler Bericht, liest sich schön! :-)

Ich wünsche Dir viel Spaß und Erfolg beim Hockenheimlauf.
Ich werde zu der Zeit wohl im Crosslauf hinter den elterlichen Kühe "herhechten". Denn seit ich regelmäßig laufe, ist mein Vater der Meinung, dass ich durchaus in der Lage sein sollte, 5 km Intervalltraining durch frisch gepflügte Felder, unter Bäumen durch mit ordentlichen Spitzengeschwindigkeiten zu erbringen. Manchmal frage ich mich echt, ob es nicht besser wäre nicht zu laufen und dann dafür ein Pferd für den Kuhtrieb zur Verfügung gestellt zu bekommen....

Frohes Laufen,
wünscht Alisna
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