Stapfe, stapfe, Schneegematsche ...

... und der Larsi durch die Landschaft schleische.

Anfang der Woche hatte ich mir vorgenommen heute mal wieder 27 Km anzugehen. Daher habe ich unter der Woche nicht so viele Km's gesammelt. Ja, auch ein Kopf durch die Wand lernt dazu, oder vieleicht doch nicht? Naja, zumindestens habe ich mich bis gestern auf den langen Lauf gefreut. Und dann kam der Schnee.

Nicht, dass Ihr mich falsch versteht. Ich mag Schnee eigentlich sehr gerne. Aber meine Laufstrecken sind mit Schnee bzw. Schneematsch bzw. Mischung aus halb gefrorenem Untergrund, Matsch und Schnee eigentlich ungenießbar. Ständig läuft man gefahr umzuknicken, weil die Fahrrad, Auto und Fußspuren vom Vortag gefroren sind und eine Buckelpiste hinterlassen.

Nun ja. Leztes Jahr habe ich gekuscht und habe mich nicht auf so eine lange Strecke bei dem Wetter getraut. Heute aber, dachte ich, könnte ich es ja mal versuchen. Da die Schneedecke noch ganz war hoffte ich einfach auf ein sanfteres Laufen und ahnte nicht, dass ich unterwegs meine Bänder einem ziemlich großen Trainingsreiz aussetzen würde (danke, dass Ihr das ausgehalten habt).

Bevor Schweini lauter wurde, bin ich raus. Harry Potter als Hörbuch auf'm MP3-Player und falls es schlimm werden sollte noch die Greatest Hitz von Limp Bizkit dazu. Man weiß ja nie. Normalerweise bin ich nicht mehr so vorsichtig, habe aber zusätzlich noch mein Handy und 20 Euro mitgenommen. And ab ...

An Geschwindigkeit war gar nicht zu denken. Das war mir, nach dem ich es letztes Jahr gelernt hatte, bei diesem Wetter aber auch schnurz. Hauptsache Kilometer zählen, das schöne Wetter genießen und endlich mal 2 zusammenhängende Stunden das Hörbuch weiter lauschen. Das hat immerhin einen Umfang von 22 Stunden. Und das nur für den Feuerkelch. Der Kinofilm ist nichts dagegen.

Bereits nach 6 Kilometern dachte ich an's aufgeben. Mein rechter Fußknöchel tat mir von ständigen schief auftreten weh und der eiskalte Wind schaffte es durch mein Laufshirt. Ich war wohl etwas zu dünn angezogen, wa? Hm ... An der entscheidenen Stelle, Kilometer 7, sah oder meinte ich zu sehen, dass der Weg danach besser laufbar wurde. Ich beschloss einfach ein kleines Stück weiter zu laufen. Mir wurde aber schnell klar, dass ich nicht umkehren werde. Ab hier ging es die 27er Runde entlang. An der Abzweigung zur 18ner Runde bin ich soeben vorbei gelaufen.

Der Weg wurde nicht laufbarer. Im Gegenteil. Dafür habe ich meine Füße nicht mehr rumzicken gemerkt. Und daran, dass die Beine schwerer werden können, habe ich mich inzwischen gewöhnt. Also weiter. Jetzt ging es ein sehr langgezogenes Stück zwischen 2 Kanalbrücken entlang. Da der Kanal hier einen Bogen macht, kann man von der einen Brücke nicht zur anderen sehen.

Als ich dann aber an der ersehnten Brücke in Haste angekommen bin, dachte ich ein zweites mal an's Aufgeben. Handy war ja dabei. Aber bis meine Liebste mit den Kindern in's Auto und hier nach Haste kommt ... nein. Ich schüttelte mit dem Kopf. Da laufe ich lieber weiter. Außerdem war die andere Kanalseite besser laufbar und ich konnte ein wenig aufdrehen.

Was mich nebenbei gesagt etwas wunderte, war die Anzahl anderer Läufer, die ich unterwegs getroffen habe. Und 2 davon gleich 2mal. Also auch Langstreckler, die heute vor dem Schnee nicht gekuscht haben. Da gab es doch glatt anerkenndende Blicke und Grüße von beiden Seiten.

Nach Kilometer 17 bin ich vom Kanal weg über die Felder in's Wunstorfer Industriegebiet abgebogen. Und auf den Ackerwegen pfiff mir der Wind ganz schön eisig um die Ohren. Brrr. An der Stelle war die Kleiderwahl definitiv zu dünn. Ich hatte oben nur ein Kurzarmshirt und ein Thermo-Langarmshirt an. Das war auch das dritte mal, dass ich an's Anrufen dachte. Aber zwischen den Häusern im Industriegebiet war der Wind zum Glück wieder zahmer.

Inzwischen waren es auch nur noch etwa 6 Kilometer bis nach Hause. Und ich hatte immer noch 2 von 4 Trinkflaschen über. Schön. Jetzt war mir zu 100% klar, dass ich auch die restliche Strecke durch den Mix aus gefrorenen Spuren, Matsch und Schnee laufen werde. Obwohl, Laufen? Es war wohl zeitweise eher eine Mischung aus springen, humpeln und rutschen.

Kurz vor Gümmer rief ich dann doch meine Frau an. Nein, ich wollte nicht mehr aufgeben. Ich bat sie einen Topf Milch aufzusetzen. Ich sehnte mich nach einem heißen Kakao, wenn ich ankomme. Und die letzten 2 Kilometer waren ganz besonders nett. Dass waren eigentlich nur noch gefrorene Spuren. Die Begriffe Prontation und Supination bekamen hier eine ganz neue Bedeutung.

Egal. Es war hart aber gut. Sowohl für die Beine bzw. Bänder als auch für die Psyche. Der heiße Kakao hat selten so gut geschmeckt. Die 2 Teller Cilli con Carne habe ich darauf hin eher inhaliert als gegessen. Und der Schnee liegt immer noch. Das hat sich auf jeden Fall gelohnt. Und das Hörspiel habe ich nun endlich mal 2 Stunden weiter hören können.

Liebe Grüße, Lars

Das liest sich ganz so, als wenn da jetzt einer sehr, sehr zufrieden ist!

Ich werde mich auch gleich nach draußen in den Matsch begeben. Schade, wär ich bloß gestern gelaufen, da war es noch soooo schöner Schnee.

Aber ich weiß noch nicht, wie lange. Aber sicher kürzer als du

Hut ab vor dieser Leistung !!!

Ich hatte heute morgen schon nach 1 Std. die Schn..... gestrichen voll. Man läuft wie auf Eiern und für die Gelenke und Sehnen ist es wohl auch nicht besonders gut. Mal sehen, was meine Muskulatur morgen dazu sagt ?

Gruss Dornwarze

Ich habe heute morgen auch knapp zwei Stunden (1:51 h) damit zugebracht, durch eine leicht verschneite Landschaft zu laufen. Bei uns in Kiel liegt ja nur ein dünner Firnis, aber immerhin waren die Wege auch schön gefroren. Daher kann ich dein Lauferlebnis gut nachvollziehen. Ich fand es heute morgen auch prima. Sonnenschein, Kälte, glitzernde Felder, und ich mittendrin - wunderhübsch (ich seh mich ja nicht selbst).

flinkfuss hat geschrieben:... als wenn da jetzt einer sehr, sehr zufrieden ist!

Japp !

pinguinfreundin hat geschrieben:Aber sicher kürzer als du

Darum geht's doch gar nicht. Viel Spaß beim gestampfe .

Dornwarze hat geschrieben:Man läuft wie auf Eiern ...

Das trifft es auf den Punkt. Wie wär's jetzt mit Sauna? Dan tun die Muskeln morgen nicht so weh .

Thomas Naumann hat geschrieben:Bei uns in Kiel liegt ja nur ein dünner Firnis ...

Aber dafür habt Ihr bestimmt "ziemlich viel" mehr Wind, oder? Wenn ich daran denke jetzt am U-Boot vorbei zu joggen. Brrr.

Ich muss gestehen, dass ich beim gestampfe heute an Euch (alle, die heute auch raus sind) gedacht habe. Besonders, weil ich vielen anderen Läufern begegnet bin. Mehr als ich sonst hier auf'm (halb-)Land sehe. Und wie ich vermutet habe, sind von den Leuten hier auch so einige heute oder gestern raus. Besonders schön war es ja gestern abend bzw. nachts bei Vollmond. Da war ich ja auch schon kurz davor raus zu gehen ...

Is' ja gut gelaufen, (der) Lars...

Mir hats vor dem Lauf heute ein wenig gegraut, zugegeben. Aber dank des Neuschnees wars ein eher genüßliches Stapfen, nichts hartgefrorenes drunter, eigentlich angenehm. Statt der geplanten 8 (ja, ich bin komplett raus...) habe ich dann nochmal ne "Nordschleife" an der Donau rangehangen als Zugabe.

Aber genau dieses gefrorene Gematsche unten drunter, davor grauts mir schon wieder...

einfach-Marcus hat geschrieben:... dieses gefrorene Gematsche unten drunter, davor grauts mir schon wieder ...

Bei Dir ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass der Schnee auch mal ein paar Tage Schnee bleibt. Hier kannst Du normalerweise die Stunden bzw. Minuten abwarten, bis es zum Matsch wird bzw. gleich wieder weggetaut ist. Und wenn es dann, wie jetzt gerade, zwischendurch wieder friert = Bäh!

den hier gibt es erstmal fürs "kämpfen" und durchhalten.

Ich war gestern auch draussen - auf einer geschlossenen (wenn auch dünnen) Neuschneedecke.
Ich liebe das Geräusch, wenn man im Schnee läuft!

Ich war heute auch draußen und bin 12 km durch den Wald im Schnee und Matsch gelaufen, na ja die Zeit pro km war da natürlich nur Zweitranig. Aber als Training fand ich es mal gar nicht schlecht. Hoch, runter, springen, Tempowechsel wegen Pfützen Match und Gegenstände auf den Waldwegen! Mal eine andere Art von Trainingseinheit. Ich werde dies wohl jetzt öfters im Winter tun.

Huhu Lars,

jetzt ist mir natürlich klar, warum du nicht mit am Berg warst.



Ich habe das Wetter mit den vier anderen Schlammpackungs-OG-Herren ja nur ne Stunde und wesentlich weniger km ausgehalten.
Hach Gott, ich bin ein Jammerlappen.

lars hat geschrieben:Die Begriffe Pronation und Supination bekamen hier eine ganz neue Bedeutung.

Mal ganz abgesehen von Überlegungen zu völlig uneinsehbaren Pfützentiefen...

Gruß,
Kiwi

chrisgaa hat geschrieben:... auf einer geschlossenen (wenn auch dünnen) Neuschneedecke.

Wenn der Bodenbelag ausschließlich aus Schnee besteht, macht das auch echt Spaß. Dann besonders auf Wegen, wo vorher noch keiner den Schnee platt gemacht hat.

Franky hat geschrieben:Hoch, runter, springen, Tempowechsel wegen Pfützen Match und Gegenstände auf den Waldwegen!

Das ist das sogenannte Winter-Lauf-ABC, wa?

kiwibird hat geschrieben:ganz abgesehen von Überlegungen zu völlig uneinsehbaren Pfützentiefen ...

Deshalb bin ich auch lieber vorfußlaufend unterwegs gewesen. Damit kann man uneinsehbare Untergrundtiefen besser abfedern (wie z.B. auch wenn man abends/nachts läuft).

PS: So was wie den Trailfox hätte ich heute gut gebrauchen können.

Dieser Laufuntergrund macht aus mir - eigentlich mit Überpronation ausgestattet - eine Supiniererin. Bin 12,5 km gelaufen wie auf Eiern und konnte anschließend kaum noch gehen vor Schmerzen an der rechten Fußaussenkante.
Werde mich in Zukunft bei so einem Wetter bremsen. Oder lernen meine Sehnen mit der Zeit dazu?

Lars hat geschrieben: PS: So was wie den Trailfox hätte ich heute gut gebrauchen können.

Ich hatte trotzdem etwas nasse Füße. Da hätte ich schon nur mit den Zehenspitzen in die Pfützen hüpfen müssen, um da nicht nass zu werden.
Die trail von rono sehen übrigens auch nicht schlecht aus.

Lars hat geschrieben:Bei Dir ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass der Schnee auch mal ein paar Tage Schnee bleibt.

Gewisse Vorurteile über das bayerische Flachland lassen sich einfach nicht ausrotten ...

stellt fest
Marcus
ohne Sepplhut, ohne Lederhose, ohne Bierbauch (höchstens klitzeklein)

Schoeschi hat geschrieben:... konnte anschließend kaum noch gehen vor Schmerzen an der rechten Fußaussenkante.

Autsch. Das hab ich auch ab und zu, wenn ich lange Strecken auf der Außenkante laufe.

Schoeschi hat geschrieben:Oder lernen meine Sehnen mit der Zeit dazu?

Zum Einen lernen die das. Zum Anderen lannst Du mit dem Laufstil etwas experimentieren und durch einen korrigierten Fußaufsatz vorbeugen.

kiwibird hat geschrieben:Da hätte ich schon nur mit den Zehenspitzen in die Pfützen hüpfen müssen

Ich sach ja: Vorfußlaufen .

einfach-Marcus hat geschrieben:Gewisse Vorurteile über das bayerische Flachland lassen sich einfach nicht ausrotten ...

Sorry, wenn ich an Bayern denke, denke ich immer an Berge und somit höher gelegene Bereiche .

Lars hat geschrieben:
Ich sach ja: Vorfußlaufen .

Nä, das ist schon Ballett.

Lars hat geschrieben: Deshalb bin ich auch lieber vorfußlaufend unterwegs gewesen. Damit kann man uneinsehbare Untergrundtiefen besser abfedern (wie z.B. auch wenn man abends/nachts läuft).

Das ging mir gestern auch so Lars, mal wieder lange auf dem Vorfuß unterwegs gewesen und gegen den Wind.

Schöner Bericht Lars

Lars hat geschrieben: PS: So was wie den Trailfox hätte ich heute gut gebrauchen können.

Da gibt es einen Thread, stimmts. ICh nämlich war so blöd, meine Laufschuhe im heimatlichen Brandenburg stehen zu lassen und nun stehe ich vor der Notwendigkeit, Schuhe zu kaufen...Laufschuhe, denn bis Freitag nicht laufen ...nenenene.

Trailfox klingt so unglaulich brauchbar für mich.

mandy

Ach Lars, du glücklicher, ich wäre gestern auch genre ne Runde durch die Gegend hgehoppelt, aber die schei**Achillessehne! Was habe ich nur falsch gemacht? Na ja, Jammer hilft nicht...

(Sorry für verwässern, wollte mich nur gard ein bissl ausheueln...)

Gestern nach 14 lauflosen Tagen endlich wieder 13 km in den "Schloppen"...einfach nur herrlich....um die Null Grad, mal Wolken, aber auch Sonne, 'n bißchen viel Wind auf den Autobahnbrücken, aber nicht zu kalt, da mal genau richtig in die Kleiderkiste gegriffen, war schön, über den dünnen Schnee zu laufen...

amanda hat geschrieben:... denn bis Freitag nicht laufen ...nenenene.

Da habe ich mal einen passenden Satz zu gelesen/gehört: "im positiven Sinne süchtig" - bin ich auch :givemefiv !

LauerAlexander hat geschrieben:... wollte mich nur gard ein bissl ausheueln ...

Kein Problem . Gute Besserung!

Dritter Läufer hat geschrieben:... nach 14 lauflosen Tagen endlich wieder 13 km in den "Schloppen" ... einfach nur herrlich ...

Das kann ich mir sehr gut vorstellen !

Hi Lars,
ein schöner, gut nachzufühlender Bericht.

Meine gestrigen 11 Schnee, Matsch- und Eiskilometer haben sich ähnlich angefühlt. Glücklicherweise war mein Griff in die Laufklamottenkiste optimal und die Trails taten ihr Übriges dazu. Außerdem gab es für die Füße eine Warme-Laufsocken-Einweihungsparty!

zack hat geschrieben: Außerdem gab es für die Füße eine Warme-Laufsocken-Einweihungsparty!

Wow Nele..ich setz noch einen obendrauf, ich hatte die von Omi gestricketen Stulpen an und sah aus wie eine 80ziger Jahre-Disco-Queen ...aber schön warm war es an den Füßen und die Waden fanden das auch gut.

mandy

Hallo,


mein gestriger Lauf (9km) und der vom Sonnabend (13.5km) fühlten sich genauso an... Da kamen meine neuen ASICS GEL Trabucco voll zum Einsatz und sie haben sich gut bewährt!

Aber heute hat sich dieses Thema ja erstmal wieder erledigt - der gesamte Schnee bzw. Schneematsch ist weggeschmolzen und heute konnte ich meine 10km-Runde wieder ohne Schwierigkeiten laufen. (zumindest in der Rostocker Gegend liegt kein Schnee mehr)


Viele Grüße

Thomas

Lars hat geschrieben: Das ist das sogenannte Winter-Lauf-ABC, wa?

Keine Ahnung aber war auf jeden Fall sehr Interessant und mal eine Abwechselung!