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(ein etwas langer) Urlaubsbericht Thüringen

(ein etwas langer) Urlaubsbericht Thüringen

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Ein Heimatblick auf Thüringen; - ein Loblied auf den auf den Rennsteig!

Ich melde mich aus dem Urlaub zurück. Und gleich zu Anfang: Wer Thüringen und den Rennsteig nicht kennt; - der hat was verpasst!

Wenn ihr ein paar Menuten erübrigen könnt; - anbei mein Laufbericht:

Erlaubt mir bitte, dass ich wieder einmal ein bisschen in der Klamottenkiste der Vergangenheit krame: Schon im Jahre 1330 taucht der Rennsteig aus dem Dunkel der Geschichte auf. Wenn man heute davon spricht, denkt man natürlich an den über alle Grenzen hinweg an den Rennsteiglauf Der ist bereits seit Jahrn Kult!


JULIUS VON PLÄNKER SEI DANK !

All das haben wir dem guten Julius Plänker zu verdanken: Er ist die ganze Strecke von 168 km über den Kamm des Thüringer Waldes bis hin zum bayerischen Frankenwald gewandert, hat Flora und Fauna beschrieben und hat dadurch den Rennsteig dem Vergessen der Vergangenheit entrissen.
168 km; - das sind mindestens 5 bis 6 Tagesetappen. So weit bin ich natürlich nicht gelaufen. Aber schon die 25 Kilometer, die ich in diesem Eldorado für Wanderer, Biker und Jogger berauf- und bergab getrabt bin haben mich verzaubert.

Auf 198 Meter Seehöhe, in Hörschel an der Werra beginnt dieser Traumpfad. Frühmorgens, als die Sonne noch hinter der Stiebelskuppe schläft, trabe ich los.
An der schmucken Kirche vorbei, über die Straße, zum Haus des Rennsteigvereins.
Die Kühle des Morgens ist erfrischend. So machen mir die ersten 100 Höhenmeter ganz und gar nichts aus. Gleichmäßig und langsam laufe ich hoch.

Schon nach 2 Minuten überhole ich einen Biker. Er musste absitzen! Aber er lächelt mir zu; - weiß er doch, dass er mich spätestens bei der nächsten Abfahrt wieder einfangen wird.


EIN HEIMATBLICK ....

Kaum 10 Minuten bin ich gelaufen, da beginnt der Zauber des Rennsteigs zu wirken. Ich renne zu, als währe ich in einen Jungbrunnen gefallen. Unter mir tauchen rote Dächer auf. Hineingeduckt in Wiesen und Auen. Das Sonnenlicht spiegelt sich in den Fensterscheiben der Fachwerkhäuser und putzt sich für diesen Junitag heraus.

„Heimatblick“ steht auf einem Holzschild, dass über einer Sitzbank angebracht ist. Schöner und treffender kann man diese Idylle wahrlich nicht beschreiben.

Den ersten Bergkamm habe ich schon hinter mir. Geschäftig und frech zwitschern die Vögel. Finken und Meisen, ein Kuckuck aus der Tiefe des Waldes und die pfeilschnellen Wanderfalken, die mich auf meiner Runde begleiten, alle singen diesem wunderschönen Tag ihr Morgenlied.

Jetzt ist es aber soweit: Reifen knirschen im Kies, eine Fahrradkette scheppert und von hinten braust etwas heran; - ein Windzug, - und schon hat mich der Biker überholt; - schnell wie die Falken.

Auf dem Hochplateaus des Hohen Rods kann ich das erste mal einen Blick auf die sagenumwobene Wartburg erhaschen.

DEUTSCHLAND - GANZ HOCH OBEN ÜBER EISENACH ...

„Wart Berg, du sollst mir eine Burg werden,“ so hat der erste Thüringer Landgraf ausgerufen, als er den Felssporn erspäht hat, auf den er ein paar Jahre später eine Wehrburg errichtet hat. Geschichten über Geschichten hat die Wartburg zu bieten. Sie zu erzählen würde Tage dauern, darum soll es mit dem sinnigen Spruch der Deutschen Burschenschaften, die 1817 zu ihr hinaufstiegen, genug mit dem Verwei-len in der Vergangenheit sein:

Die dreiste Lehre von der Spaltung Deutschlands ist irrig, falsch, verrucht und von ei-nem bösen Feind ausgegangen.

Und das 1817! Wohlbemerkt!

Wie wahr das alles ist: Schon nach 35 Minuten hat mich die Geschichte wieder eingeholt. Dort droben am Kuhlenkopf in 397 m Höhe erinnert ein alter Schlagbaum daran, dass bis 1990 wegen des Sperrgebiets der Rennsteigweg hier das erste mal ein jähes Ende fand.
Ich bleibe stehen. Wie recht die Burschenschaften vor fast 200 Jahren doch hatten. Sind wir uns eigentlich bewusst, in welcher glücklichen Zeit wir leben?

So, nun ist´s genug, ich muss noch ein paar Kilometer weiter! Steil windet sich der Rennsteig bergauf, - hinüber nach Clausberg. Ich komme schnell außer Atem und die Morgensonne treibt mir den Schweiß aus allen Poren. Jetzt fällt mir ein, was Viktor von Schäffel schon 1863 gedichtet hat:


Rennsteig heißt er,
ein deutscher Bergpfad ist´s!
Die Städte flieht er,
und keucht zum Kamm des Waldgebirgs hinauf.

... durch Laubgehölz und Tannendunkel
zieht er
und birgt im Dickicht seinen scheuen Lauf.

Schade, dass ich in Clauseberg nach knapp 7 Kilometer schon umkehren muss. Ich darf nicht vergessen, dass ich schon 240 Höhenmeter hinter mir habe; - außerdem meldet sich in meinem Magen der Hunger wie ein hungriger Wolf. Weil ich so ungeduldig war, (wie immer) bin ich ohne Frühstück losgesaust.

Ein paar übermütige Pferde begleiten mich ein Stück Weg zurück. Mit wehenden Mähnen traben sie neben mir her. Ich habe also schon wieder neue Freude gefunden.

Unten von Neuenhof her, zieht der Nebel von der Werra hoch. Aber weit wird der blasse Dunst nicht kommen. Zu stark ist die Morgensonne an diesem Tag. Kaum haben die durchsichtigen Schleier den ersten Bergrücken erreicht, verschwinden sie auf nimmer-wieder- sehen im frischen Grün hinter der Tiroler Platte. Aus und vorbei!

Ich hetze den Weg zurück, - denn von nun an geht´s bergab. Ich laufe so schnell, als meine Beine es erlauben. Aufpassen: Ein falscher Tritt und aus ist´s mit dem Sprunggelenk. Ich vergesse doch immer wieder, dass ich kein junger Hüpfer mehr bin.

FELDER, WIESEN UND AUEN

Nun tauche ich in eine sattgrüne Auenlandschaft ein. Frischgrüne Wiesen mit tausenderlei Blumen, Gräser und Kräuter betten sich in die Landschaft ein. Ich laufe wie im Traum. Kann es etwas schöneres geben?

Am hohen Rod kommen mir die ersten Wanderer entgegen. Mein „Grüß Gott“ wird nur mit einem kurzen und einsilbigen: „Tach..“ erwidert. Kurz und schmerzlos, ohne die Lippen zu öffnen. Doch was soll´s? Ich ärgere mich nicht. Leben und leben lassen, soll doch jeder nach seiner Facon glücklich werden.

Der letzte Kilometer fordert nun meine gesamte Aufmerksamkeit. Es geht sehr steil bergab. Jetzt wird mir auch klar, warum der sportliche Biker absitzen musste: Gestern Abend hat der Gewitterregen den Weg überschwemmt und die Holzrinnen, die das Wasser ableiten sollen unterspült.

Die Hörscheler Kirchturmuhr ruft mir von unten die Zeit entgegen: 8 Uhr. Oh jeh. Ich habe meiner Frau versprochen: Spätestens um „halb neune“ sitzen wir beim Frühstück. Also mache ich noch mal so richtig Dampf. Der alte Großvater, der an der Ruhebank an der Kirche sitzt schüttelt über solch eine Unrast den Kopf. „Langsam, langsam junger Mann, - der Tag läuft ihnen doch nicht davon .... Wie recht er doch hat!

DER MOND IST AUFGEGANGEN ...

Dieser wunderbare Urlaubstag, fand noch einen wunderbareren Abschluss: In der Eisenacher Taufkirche Johann Sebastian Bachs wurde ein Benefizkonzert gegeben. Gunter Emmerlich gab klassische Arien zum Besten. Begleitet von Trompete und Orgel. Als letzte Zugabe spielte er das Lied von Matthias Claudius: Der Mond ist aufgegangen...
(Wer musste es nicht in der Volksschule vorsingen?)

Als wir nach Hörschel zurückfuhren und den Vater Mond über den Bergen des Thüringer Waldes aufgehen sahen, war uns klar: Mit nichts anderem könnte man diese Stimmung einfangen, als mit diesem alten, deutschen Volkslied:

Der Mond ist aufgegangen,
die goldnen Sternlein prangen
am Himmel hell und klar.
Der Wald steht schwarz und schweiget,
und aus den Wiesen steiget,
wer weiße Nebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille,
und in der Dämmrung Hülle,
so traulich und so hold
wie eine stille Kammer,
wo ihr des Tages Jammer
verschlafen und vergessen sollt.

Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen
und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
die wir getrost belachen,
weil unsre Augen sie nicht seh´n.

Wir stolzen Menschenkinder,
sind eitel arme Sünder
und wissen gar nicht viel.
Wir spinnen Luftgespinste
suchen viele Künste
und kommen weiter weg vom Ziel.

So legt euch denn ihr Brüder
In Gottes Namen nieder;
Kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns Gott mit Strafen,
und laß uns ruhig schlafen,
und unsern kranken Nachbarn auch!
....


Ganz bestimmt werde ich in ein paar Jahren wieder zum Rennsteig zurückkehren!

der Kirchheimrunner ...
...der sich noch ganz lange über seinen 1. Marathon freut...

(ein etwas langer) Urlaubsbericht Thüringen

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ach so schön ;( (sollen tränen der rührung sein) seufz rennsteig, träum ja sschon wieder (immer noch) von dir. fahr vieleicht mit meinen jungs mal zur wartburg diesen sommer. waren von der postkarte so begeistert.

danke für den schönen bericht

Spike & Flinki
Bild


Mit der Liebesten, am liebsten Marathon laufen.
Gesperrt

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