München Nord - NordWest
Nachdem ich am letzten Wochenende meinen so herrlichen 20 km-Sightseeinglauf mit Fotoshooting absolviert, für gut befunden und bestens verkraftet hatte, wollte ich die Distanz im üblichen Rahmen ausdehnen und bastelte mir für heute, Sonntag, einen 25 km-Lauf zusammen.
Schon bekannte und vermessene Teilstrecken wurden aufgestockt, zu weiteren Sehenswürdigkeiten der Stadt verlängert, unbekannte Teilstrecken per Bayernviewer nachgemessen, dazuaddiert ... bis eine Sightseeingstrecke vorbei an markanten Punkten in einer Gesamtlänge von 25 Kilometerchen zusammengestellt war ... dachte ich zumindest .. eine schlaue Lizzy sollte es ja doch schaffen, ein paar Zahlen bis 25 aufzuaddieren ...
.. dachte ich jedenfalls ... und lief um 8.00 Uhr in der Frühe - wie praktisch, wenn frau einen vierbeinigen Wecker hat - mit etwas Obstsalat und Kaffee im Bauch - aus dem Haus Richtung Isarstauwehr.Es herrschten ca. -4 Grad, so dass die gleiche eher dünne Kleidung + diesmal auch Handschuhe vom letzten Wochenende gerade passen müßte. Und DAS wenigstens paßte auch
Zunächst querte ich - diesmal auf kürzestmöglichem direkten Weg - den Engl. Garten Richtung Schwabing, lief eine mir auch zu Fuß schon bekannte Strecke am Schwabinger Teich vorbei, Krankenhaus Schwabing, durch den Luitpoldpark zum Olympiagelände.
Leider war der Morgen sehr diesig. Inversionswetterlage drückte den Nebel über die mit frischem Neuschnee dünn überpuderte Stadt und verhinderte, dass ich von der Spitze des sonst herrlichen Aussichtspunktes auf dem Olympiaberg aus ein Alpenpanorama sehen konnte, wie es hier gelegentlich postkartenidyllisch zu bewundern ist.
Heute lagen selbst die greifbar nahen BMW-Türme, Fernsehturm und Olympiagelände hinter einem Dunstschleier. Dennoch waren viele Läufer unterwegs und es begegneten mir stetig mehr auf dem direkten Weg, den ich zum Nymphenburger Schloß lief. Hier packten die ersten Eisstockschützen auf den unzählig vielen dafür blankpolierten gefrorenen Bahnen des Schlossgrabens und Sees ihre Taschen aus und schienen sich auf einen langen Tag vorzubereiten.
Im Schloßpark selber waren lediglich ein paar wenige Läufer und frühe Spaziergänger unterwegs, inzwischen bahnte sich die Sonne einen Weg durch den Dunst und brachte den weißen Neuschnee streckenweise zum glitzern und schimmern.
Es war eine Idylle
Der Nymphenburger Park ist mir weitgehend unbekannt. Heute zum zweiten Mal dort, hatte ich ihn nicht als so groß in Erinnerung - meine Strecke ausgemessen hatte ich bis ganz hinten. Unterwegs wollte ich vorbeilaufen an den diversen Verlustigungsstätten und Partyschlößchen der damaligen Herrscherfamilien, die sich über den ganzen Park verteilen. Pagodenburg, Badeburg, Amalienburg ... sollte jetzt eigentlich kommen
... aber da ist wieder die Badeburg ... bin ich doch tatsächlich im Kreis gelaufen und habe es geschafft, mich im Schloßpark zu verlaufen 
...Aber ein echtes Problem ist es nicht, im nächsten Anlauf finde ich die Amalienburg, den Parkausgang, laufe am langen langen Schloßgraben entlang Richtung Innenstadt ... es zieht sich und zieht sich ... und langsam beschleicht mich der Verdacht, dass entweder mit meiner Streckenvermessung was faul war oder ich heute ganz ungewöhnlich langsam unterwegs bin. Es sollte doch wirklich bald der Königsplatz auftauchen, das Lenbachhaus. Sie tauchten auf, doch inzwischen begann ich zu schwächeln.
Heute gibt's natürlich keinen Besuch im Lenbachhaus, in dem für meinen Geschmack deutlich interessantere Werke (hauptsächlich 'blauer Reiter') hängen und es interessantere Sonderausstellungen gibt, als in den allgemein viel bekannteren 'Pinakotheken'.
Weiter zur Ludwigstraße, über den "Platz der weißen Rose" vorbei am Siegestor (Inschrift: "dem Sieg geweiht, im Krieg zerstört, zum Frieden mahnend"), die Leopoldstraße hinauf bis zum "Walking Man" Nachdem ich ihn fotografiert habe und mir wünschte, seine Beinlänge für einen Moment übernehmen zu können, mutiere ich zunächst Stück für Stück und später im Englischen Garten, Höhe Kleinhesselhoher See, endgültig zur "Walking Woman".
Von hier sind es noch knapp 4 Kilometer bis nach Hause und ich laufe überhaupt nicht mehr. Mein Oberschenkel zwickt, das Fußgelenk fühlt sich instabil an, die Hüfte kneift und die Ferse gebärdet sich wie ein einziger Klumpen Schmerz ..
Ich erinnere mich nun auch körperlich an die Gefühle beim Marathon. Nur, dass ich heute auf keinen Fall eine Marathondistanz in den Beinen habe. Wieviel genau, kann ich nicht sagen, aber es erscheint mir zunächst unwahrscheinlich, für 25 Kilometer 4 Stunden und 20 Minuten
gebraucht zu haben. Zu Hause also nur kurz was getrunken und an den Rechner gehumpelt, Bayernviewer aufgerufen und die Strecke Stück für Stück akribisch nachgemessen. Was auch immer ich im ersten Versuch zusammenfabuliert und gestümpert hatte - diesmal steht dort, als ich die Linie vor der Haustür wieder enden lasse: 30.031 m
Fürs Kilometerspiel belasse ich es bei den geplanten 25 Kilometer - der Rest fließt als gewalkte 5 km in meine Trainingsannalen ein.
Die nachmittägliche obligatorische Hunderunde (nach Salzbad, Essen und ein bisschen ausführlicher Jammerei ;-) über nochmal ca. 4 Kilometer - in 80 Minuten
gestaltete sich total spaßbefreit ... aber immerhin hatte anschließend das Geziepe und Gemecker in Beinen und Hüften deutlich nachgelassen ...Wann war das, als ich schonmal 42 Kilometer - in welcher Gang- oder Laufart auch immer - zu Fuß zurückgelegt hatte ...
Wieso habe ich alles vergessen, wollte ich DAS wirklich nochmal? ... in NEUN Wochen schon ... 
ich weissesechtnichtimMoment ...Bin schon froh, wenn ich zum HM am nächsten Sonntag wieder flott bin und lasse den Rest schlicht offen.
Fotos:
- Münchner Twin-Towers
- BMW-Türme
- Olympiagelände mit Fernsehturm
- Olympiagelände mit Fußballstadion
- Schloss Nymphenburg
- Pagodenburg im Nymphenburger Park
- Säulenrondell im Nymphenburger Park
- Amalienburg im Nymphenburger Park
- Eisstockschießen
- bayerische Löwen
- CSU-Löwe / Löwenbräukeller
- Lenbachhaus
- Königsplatz
- Siegestor
- Walking Man
Nach 20km gestern auf einer zumindest in der Erinnerung durchgehenden Eisplatte an der Isar habe ich mich heute lieber auf die Langlaufski verzogen.
und außerdem mache ich es allerdings auch noch von den Bodenverhältnissen abhängig (bei Spiegeleis gehe ich das Risiko nicht ein - bin heute den Olympiaberg runter auch einige Male verflixt überraschend und kritisch rumgeschliddert).
