Regentropfen klatschen mir in das Gesicht, große, warme(!) Tropfen. Der Trail ist tief und matschig, die Schuhe scheinen auf dem Boden zu kleben. Dazu geht es noch steil bergauf, kilometerlang. Ich kann meinen Atem hören, gleichmäßig, aber angestrengt. Meter um Meter kämpfe ich mich weiter, spüre die Kraft in meinen Beinen, fühle das Brennen der Muskeln.... und bin froh, dass es regnet, so habe ich etwas Abkühlung.
Petersberg: wie oft habe ich in den vergangenen Jahren das Gästehaus der Bundesregierung mit Fahrzeugkolonnen erreicht, wenn wieder Staatsgäste dort untergebracht und Konferenzen, Staatsbankette, Empfänge und ähnliches durchzuführen waren.
Irgendwie habe ich es heute in den Kopf gekriegt: Du läufst auf den Waldwegen dort hinauf. Gleich darauf habe ich mich ob meines Mutes (Wahnsinns) erschrocken, wer das Gelände und die Wege dort hinauf kennt, weiß, wie steil es dort zugeht. Besonders, wenn man wie ich, große Teile abseits der Wege auf der Diretissima bewältigen will.
Was tue ich mir hier an, die Lunge brennt, schwarze Punkte vor den Augen, die Beine brennen immer mehr, je weiter ich komme. Hab' ich sie noch alle? Wieder ein Stück geschafft, komm, weiter, so weit ist es ja nicht mehr....
Oben angekommen kriege ich kaum noch Luft, Puls 190, das Herz schlägt von innen mit einem Hammer an meine Brust...
Atemlos schaue ich mich um: so habe ich es in Erinnerung, es sieht immer noch so aus wie damals. Der Ausblick ist nicht so toll wegen der Wolken, aber ich weiß ja, wie herrlich der Blick von hier oben sein kann, wenn klare Sichtverhältnisse herrschen. Das muss man gesehen haben. Außerdem kann man im Sommer herrlich auf der Terrasse sitzen, Kaffee trinken, ein Stück Kuchen genießen und vor sich hin träumen. Oft habe ich das getan.
Heute ist daran nicht zu denken, der Puls ist wieder runter, ich kann wieder frei atmen. Tja, jetzt bin ich hier oben, was mache ich jetzt? Runter laufen? Ne, dann erklären mich meine Beine für verrückt. Bin ich dämlich, über das runter habe ich mir vorher gar keine Gedanken gemacht... Aber es fahren ja immer wieder mal Autos den Berg hinab, vielleicht... ich habe Glück, ein Lieferant des Hotels nimmt mich mit. Der konnte es nicht glauben, dass ich hier hoch gelaufen bin. Unten an der Zufahrt zum Petersberg lässt er mich aussteigen, danke, das war echt nett.
Eigentlich habe ich noch Zeit, ich könnte ja...ne, lieber nicht, oder doch? Pure Lust überfällt mich: Los, noch mal da rauf, noch mal dieses irre Gefühl an der Grenze zwischen Riesenpower und Kraftlosigkeit ausloten, noch einmal den Berg hinauf. Außerdem, Du toller "Bergbezwinger-der-jetzt-im-Tal-steht", das Auto steht genau auf der anderen Seite des Berges, an der Heisterbacherstr. bei Oberdollendorf und Du bist nun an der Ecke L331 und Rosenauer Weg. Also entweder um den Berg rum oder noch mal hoch und auf der anderen Seite runter. Runter? Mist, aber anders komme ich da nicht hin.
Wieder steil bergan, diesmal bleibe ich auf den Wegen, ich fühle mich zwar gut, aber für noch einen Trail berauf fehlt mir der Mut (und bestimmt auch die Kraft). Schwerer ist es als vorhin, aber das gleiche, Gefühl stellt sich ein: pure Lust, Lust zu laufen, mich den Berg hinauf zu quälen...
Die Lunge ächzt, das Herz will von innen nach außen, es schlägt nicht, es donnert und meine Beine wollen schier platzen. Verdammt, habe ich mich übernommen? Na klar, aber das werde ich doch jetzt nicht zugeben
Irgendwie habe ich so ab ca. der Hälfte des Aufstieges den Eindruck, kaum noch vorwärts zu kommen, aber da sich das Gelände um mich herum verändert, muss ich mich auch vorwärtsbewegen - irgendwie. Poah, hoffentlich bin ich bald oben, lange halte ich nicht mehr.... da erscheint wieder das vertraute Gebäude vor mir, edel, in sandigem Gelbton.
Geschafft, ich hab's noch mal geschafft Obwohl, zum Springen fehlt mir definitiv jede Kraft. die habe ich auf den beiden Seiten des Petersberges unterwegs liegengelassen...
Luft holen, atmen, den Puls beruhigen, Beine dehnen und nochmal dehnen. So, ihr Waden, jetzt habe ich's euch aber gezeigt was? Ach, vorsichtshalber lieber noch mal dehnen.
Immer noch tropft der Regen auf mein Gesicht, macht aber nix, denn mir ist total warm, obwohl ich mittlerweile komplett durchnässt bin. So, geht wieder.
Bergab merke ich die Beine jetzt, sie protestieren lauthals, irgendwie scheinen die Kniegelenke zu knirschen. Alles Einbildung, Du Lauflustmolch! Schön vorsichtig weiter Richtung Auto. Was bin ich froh, als ich den Wagen endlich sehe.
Wieder am Büro angekommen, merke ich, was ich mir heute gegönnt habe: ich kann kaum gehen, die ersten Schritte sind unheimlich schwer. Die Treppe rauf? Ohne Worte...
Klamotten runter, waschen, frische Sachen an und zur Belohnung einen leckeren Tee. So, nun kann der Rest des Tages kommen!
Mann, was war das für ein geiler Lauf. Ich glaube, dieses Erlebnis schreibe ich in mein Blog. Jau, das mache ich, wenn ich schon total durchgeknallt bin, können es die Anderen ruhig wissen. Die verstehen mich schon.
Leute, laufen war heute pure Lust!
Und macht Lust auf mehr - laufen... - oder so...
Hab' ich doch immer schon gesagt...
Oder?
Pure Lust - laufend...
1 Mit freundlichen Füßen
Barefoot Mecki
Ich laufe barfuß und immer für ein Kinderlächeln.
Dabei sammle ich Spenden für die Stiftung Kinderglück
Barefoot Mecki
Ich laufe barfuß und immer für ein Kinderlächeln.
Dabei sammle ich Spenden für die Stiftung Kinderglück