Mein heutiger Lauf war für mich mal wieder was Besonderes. Also schreib ich ein paar Zeilen.
Bin gerade in der Vorbereitung auf den Hamburg-Marathon. Nach dem langen 30er am letzten Sonntag bei Schnee und Eis stand heute ein 12km Tempodauerlauf auf dem Programm. Mit Ausnahme des noch folgenden HM ist dies der längste Tempolauf in meinem Trainingsplan. Entsprechend groß mein Respekt, die angegebene Pace von 5:30 über 12 km halten zu können . Ganz zu schweigen von dem besch..eidenen Wetter. Bei -2°C und starkem Schneefall lief ich kurz nach 7 Uhr langsam los, um mich aufzuwärmen. Der rutschige Untergrund, der Schneefall mit böigem Ostwind und die Nässe im Gesicht ließen mich schnell an meinem heutigen Vorhaben zweifeln.
"Aber Kneifen is' nicht!", sage ich zu mir selbst. Und so drücke ich nach 2,5km "Warmlaufen" auf meine Timex und nehme Geschwindigkeit auf. Die ersten 2 km kämpfe mich erfolgreich über den kaum sichtbaren Radweg. Jetzt habe ich meinen Rhythmus. Der Puls ist mit ca. 85% im grünen Bereich. Die Sohlen meiner Trabuco fressen sich in den frisch gefallenen Schnee ... Aber trotz "guter Werte" ist das, was ich gerade mache verdammt anstrengend und ich kann mir nicht wirklich vorstellen die volle Distanz durchzustehen. Ich atme schwer. "Tempodauerläufe sind zur Entwicklung der Kraftausdauer" hatte ich mal irgendwo gelesen. Quatsch! "Tempodauerläufe sind Kämpfe zwischen Kopf und Körper!" Mal sehen wie mein Kampf ausgeht und wie weit ich komme. Nach einem leichten aber beständigem Anstieg mit fast 3 km Länge und eine paar weiteren Schritten zeigt meine Timex endlich Kilometer 6 an - Wendepunkt! Aber es ist weiterhin hart. Ich kämpfe. Wir kämpfen. Beine gegen Kopf. Kopf gegen Lunge. Ich gegen Schnee. Und alle gegen die Zeit. Egal: Hauptsache kämpfen. Ein gutes Zeichen. Wer kämpft lebt! Aber nochmal knapp 6 km? Ich konzentriere mich auf einen sauberen Laufstil, Armeinsatz und den Untergrund. Das lenkt ab. Zum Glück ist die Strecke jetzt leicht abschüssig. Es lebe die Wendepunktstrecke! Ich merke, dass ich an meiner IAS (individuellen anaeroben Schwelle) laufe. Meine Beine sind schwer und wollen nicht mehr so richtig, aber mein Kopf kennt kein Erbarmen. Noch 3 Kilometer, noch 2, noch einer ... sogar ein kleiner Endspurt als ich über die imaginäre Ziellinie laufe. Geschafft!
Ich habs geschafft! Glücksgefühle. Ein kurzer Blick zur Uhr: 7 Sekunden über der geplanten Pace. Die hab ich doch schon allein durchs Kämpfen verloren. Ich freue mich und bin happy.
Was für ein toller Sport, in dem man so viele Höhen und Tiefen in so kurzer Zeit durchlebt. Wie nah doch Schmerz und Befriedigung beieinander liegen. Ach ja: beim Auslaufen hatte ich für einen kurzen Moment das Gefühl, als liefe mir eine Träne aus dem linken Auge über die Wange ... aber wahrscheinlich war es ja nur eine geschmolzene Schneeflocke ...
Eine Schneeflocke im Auge ...
1Laufen, weil es Spaß macht.
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"The swim in an ironman is a contactsport" (NBC)
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"The swim in an ironman is a contactsport" (NBC)