Eigentlich wollte ich nur einen Kurzbericht schreiben. Aber weil der wieder etwas länger geworden ist, habe ich es doch unter die Berichte gestellt.
Ich habe das einfach nur aus meiner Sicht beschrieben, vielleicht wollen die anderen ja auch noch was dazu schreiben.
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Ort: Rotenburg a.d. Fulda
Datum: 25.03.2006
Teilnehmer: 52 gemeldet, 46 im Ziel
Strecke: 6-Stunden-Lauf
Als Eric im Februar den Link zur Veranstaltung hier reingestellt hatte, hatte ich mich kurz entschlossen angemeldet. “Warum nicht?“, “Ist ein schöner Trainingslauf“, “Für einen Marathon reicht es immer“, “Man kann ja zwischendurch mal Pause machen oder eine Runde gehen“. Das waren die Sätze, die mir im Vorfeld des Laufes durch den Kopf gingen. Das führte dazu, dass ich mich im Vorfeld nie auf ein Ziel festlegen konnte. Immerhin wusste ich, welches Tempo ich laufen wollte, nämlich einfach das Tempo meiner langen Trainingsläufe, das bei etwa 5:50-6:00 min/km liegt. Das wollte ich so lange wie möglich durchlaufen, konnte aber nicht abschätzen, wie lange das sein würde. Ich rechnete jedenfalls nicht damit, die ganze Zeit durchlaufen zu können, sondern erwartete und plante durchaus ein paar (Geh-)Pausen. So entschloss ich mich am Vortag, 50 km als “Pflicht“ und 55 km als “zufriedenstellend“ anzusehen. Mein Wunschziel von 60 km hielt ich von vorne herein für nicht erreichbar.
Die Laufstrecke besteht aus einer 1145 m langen hufeisenförmigen Runde, die durch den Schlosspark von Rotenburg führt. Ein Teilstück führt außerhalb des Parks direkt an der Fulda entlang, dann geht es eine kleine Rampe hoch auf den Schlosshof (hier waren auch der Start und die Zelte der Rundenzähler), dann wieder in den Park. Schloss und Park sind direkt neben der Jugendherberge gelegen, was die Logistik sehr schön einfach macht.
Am Vortag, während der Nacht und noch morgens nach dem Aufwachen hatte es kräftig geregnet, das dämpfte die Vorfreude etwas. Aber nach dem Frühstück hörte es auf und der Himmel wurde freundlicher und heller. Wir richteten unsere Verpflegungsstellen ein, die einen breiteten sich auf einer Parkbank aus, andere hatten Tische mitgebracht, die irgendwo am Rand der Laufstrecke aufgestellt wurden. Pünktlich um 10:00 Uhr ging es los. Es waren 52 Starter angemeldet, die verteilten sich sehr schnell auf der Laufstrecke, so dass jeder von Anfang an ungestört sein Tempo laufen konnte. Die erste Runde war etwas langsam, ich nahm sie zum einlaufen. Danach pendelten sich die Rundenzeiten bei für lange Zeit bei etwa 6:40 ein, das entsprach 5:50 min/km und war in Ordnung. Jede 5. Runde dauerte etwas länger, weil ich da eine kurze Pause an unserem Verpflegungsstand machte. Die Zeit verging wie im Fluge. 10 km, 20, 30... Halbzeit! Jenseits der 30 wurde es für eine Weile etwas schwerer, denn länger als 32 km war ich dieses Jahr noch nicht gelaufen. Normalerweise finde ich es immer etwas mühsam, meine langen Trainingsläufe auf 35 km auszubauen. Diesmal war ich positiv überrascht, wie schnell ich über diesen Punkt hinweg kam. Nächstes Ziel: Marathon. Runde 37 ist die Marathonrunde. Zu Beginn kriegt man ein kleines Fähnchen in die Hand gedrückt, mit dem man dann diese Runde läuft. Irgendwo am Ende der Runde war der Marathonpunkt ausgeschildert, den ich bei 4:08h erreichte. Sehr schön, immer noch schneller als 6er-Schnitt und ich überlegte, ob die 60 km nicht doch erreichbar wären...
Allmählich lief es/ich doch etwas schleppender. Die Beine wurden müde und die Versuchung wurde größer, mal ein Stück zu gehen oder mich mal ein paar Minuten hinzusetzen. Aber so lange ich noch laufen konnte, wollte ich weiterlaufen. Die Rundenzeiten wurden schlechter, ich fing an Cola zu trinken und legte häufigere Trinkpausen ein. Eine Weile hangelte ich mich über kleine Zwischenziele vorwärts: 45km, Runde 40, 50 km, Runde 45, etc., aber ich lief weiter.
Zu Beginn der letzten Stunde verschenkte ich die 60 km. Eigentlich war es eine Verkettung unglücklicher Umstände. ;-) 43 Runden war ich gelaufen, in der 44. würde ich die 50 km-Marke erreichen. Ich hatte die 5 Stunden noch nicht erreicht, aber irgendein verquerer Gedankengang führte dazu, dass ich zu dem Ergebnis kam, die 50 km erst jenseits der 5 Stunden zu erreichen und schneller laufen könnte ich nicht mehr. Und genau in dem Moment des Zweifels kam der Wolkenbruch. Und genau zu dem Zeitpunkt kam ich an der einzigen Stelle der Runde vorbei, an der man sich unterstellen konnte... Die 60 km hatte ich aufgegeben, die 55 würde ich locker erreichen, also sprach nichts dagegen, sich ein paar Minuten unterzustellen. Das Unterbewusstsein ist ein verdammter Hurensohn!!!
Als nach 5 Minuten der Regen nachließ und ich weiterlief, waren die 60 km tatsächlich nicht mehr erreichbar. Ich nahm mir dann vor, wenigstens noch die 50 Runden vollzumachen. In der letzten viertel Stunde gelang mir noch eine kleine Endbeschleunigung, die letzte wurde sogar meine schnellste Runde! Kurz vor Ablauf der Zeit bekam jeder ein Fähnchen mit seiner Startnummer in die Hand gedrückt. Um 16:00 Uhr ertönte die Fanfare, die das Ende signalisierte. Jeder blieb stehen und steckte sein Fähnchen neben dem Weg in die Wiese. Anschließend wurden die Restmeter von der Startlinie bis zum Fähnchen vermessen. Insgesamt schaffte ich 51,x Runden und 58,9 km.
Einigermaßen erschöpft ging jeder in Richtung seines Verpflegungsstandes. Die sich begegneten, gratulierten und beglückwünschten sich gegenseitig. Das war sehr nett und kannte ich von anderen Veranstaltungen nicht. Wir tranken dann erst mal ein leckeres Bier zusammen. Leider wurde die Gemütlichkeit durch den erneut einsetzenden Regen gestört, so dass wir relativ schnell eingepackt haben und zum Duschen und der anschließenden Siegerehrung gingen.
Tja, dass ich die 60 km vermasselt habe, ärgert mich wirklich.
Auf der anderen Seiten bin ich deutlich mehr gelaufen, als ich realistischerweise erwartet hatte. Nebenbei habe ich sogar noch meine AK gewonnen. :-)
Ich muss einfach nochmal da hin – dann laufe ich > 60.
Einschließlich des 6h-Laufes kam ich auf 99,9 Wochen-Km. Da konnte ich nicht widerstehen und bin heute noch ein paar Kilometerchen getrabt. Ich habe mir dabei eingeredet, es fördere die Regeneration. ;-)
6h-Lauf Waldhessen
1"If I had no sense of humor, I would long ago have committed suicide." (Gandhi)