Vorgeschichte:
Hatte mir diesen Lauf als Vorbereitungstest für meinen geplanten Marathon am 28.Mai in Regensburg ausgesucht.
Für die 10km hatte ich mich entschieden, da ich in der Vorbereitung merkte dass ich gerade in den unteren Lauflängen enorme Leistungssprünge zu verzeichnen hatte. Der Halbmarathon schien mir einfach zu anstrengend im Vergleich zu meiner geplanten Marathonzeit.
Leider musste ich über 2 Wochen pausieren, da ich eine Erkältung bekam, kombiniert mit Heuschnupfen. Konnte erst diese Woche wieder laufen. Bin am Mittwoch ganz locker 6.5km gelaufen und am Donnerstag 13,5 km etwas schneller. Ich konnte beobachten, dass
1. die Pulswerte höher waren und
2. Die Muskulatur nicht ganz auf der Höhe ist.
Hatte doch glatt am Freitag Muskelkater, kannte ich nach 3 Wochen Marathontraining eigentlich nicht mehr.
Aber ich wollte den Lauf einfach machen, wenn es irgendwie möglich war, da ich letztes Jahr keinen Wettkampf bestreiten konnte.
Der Wettkampftag:
05:20 mein Wecker klingelt, 2x ausgedrückt und dann trotzdem verschlafen. Mist, muss noch heute was Arbeiten (als Selbständiger Dienstleister musst du Arbeiten, wenn Arbeit da ist
). Ok gefrühstück, etwas mehr als sonst und ab ins Büro. Da habe ich dann gearbeitet bis 13:45Uhr, nur mit einer kleinen Mittagspause.Nach hause und noch schnell Formel1 sehen, wie Schummi abschneidet. Dadruch dass das Qualifiying erst kurz nach 15:15Uhr aus war und der Lauf um 16:00Uhr begann, war ich nicht nervös
.Da Weiden in der Oberpfalz meine Heimatstadt ist, brauchte ich zum Start nur 10 min. Bei der Hinfahrt hat sich kurz der Himmel verdunkelt, so dass ich schon dachte, es würde regnen. Aber bis ich am Start war, schien die Sonne wieder.
Nachdem ich das Auto abgestellt hatte, entdeckte ich schon ein paar grüne Tshirts, Mitgleider aus meiner Laufgruppe. Die sind aber auch nicht gerade früh dran. Ein kurzes Hallo und Schnurstracks zum Start.
Da treffen wir schon unseren Abteilungsleiter Heinz, meinen Pacemaker. Er hat schon die Startnummern, welche wir gleich verteilen und an den Laufhemden befestigen.
Da er noch kurz zum Auto muss, laufe ich mit ihm mich gleich ein. Ein kurzer Blick auf die Pulsuhr und der erste Schock ist schon da. Der Wert ist für das Tempo definitiv zu hoch. Toll, vielleicht doch nicht so gut drauf wie gedacht. Naja, abbrechen kann ich ja immer noch.
Zurück bei der Lauftreffgruppe werden die Laufzeiten besprochen. Wir wollten am Anfang 5:30min laufen und dann mal schauen was noch geht. Insgesamt 4 Läufer (2 Pacemaker und 2 "normale" Läufer) haben sich das so vorgenommen, aber nicht eingehalten.
Bis zum Start wird einfach noch belangloses diskutiert, wie z.B. die Streckenführung und sonstiges.
Beim Start zeigt sich auch, dass heuer nicht allzu viele Starter anwesend sind. Gewöhnheitsmässig reihen wir uns ziemlich hinten mit usneren Damen ein.
Dann geht es los. Beim Überqueren der Startlinie wird die Stoppuhr gestartet. Und da ist es wieder da. Das Wettkampffieber, die Aufregung, wie wird es laufen, wird es hart, was macht das Wetter, welche Zeit werde ich erreichen.
Bei den ersten Metern stellen wir fest, dass wir ruhig etwas weiter vorne hätten starten dürfen. Wir überholen relativ schnell 10 Läufer. Mein Puls macht wie beim Einlaufen sofort einen Sprung nach oben und bleibt dort. Man, dass hat doch so gut beim Training geklappt, wieso ist der den schon am Anfang so hoch. Bin ich aufgeregt oder doch schlecht vorbereitet, eventl nicht auskuriert?
Ach was, die Pulsfrequenz ist zwar hoch, aber das Tempo auch. Das geht schon.
Da erscheint auch schon das 1km-Schild. Was, wo bin ich denn, fliege ich, träume ich oder was?
Mein Pacemaker klärt mich auf, dass ist ein Schild für den Halbmarathon, unsere haben eine andere Farbe. OK, doch kein Traum, also weiter. Tempo beibehalten.
So, da kommt nun endlich unser erstes Schild. Pinkfarben, blöde Farbe, da unsere Startnummern gelb sind. Man was soll ich mir denn noch alles merken bei diesen Lauf
.Zeitvergleich, was da stimmt doch was nicht, 4:53min auf den ersten Kilometer. Naja, dass wollte ich eigentlich vor 3 Wochen auch laufen, aber ist es nicht zu schnell?
Jetzt weiss ich auch warum der Puls so hoch ist.
Habe einmal ein Intervalltraining absolviert, wo ich 4:45min gelaufen bin (4X1000m). Da war ich aber hinterher ziemlich kaputt. naja meinen Pacemaker stört das nicht. Der läuft einfach weiter. Und ich häng mich einfach dran, es läuft eigentlich noch gut, wenn auch nicht locker.
Das Feld hat sich auch sortiert, nun wird nur noch ab und zu überholt. Wir sind immer noch eine 4-Gruppe. Es ist warm (20Grad), aber dadurch, dass ein kühlerer Wind weht, einigermassen angenehm.
Auf der "Schirmitzer Brücke" ist ein Wendepunkt, hier hat man einen Eindruck, wie es wäre, wenn kein Wind geht. Man, dass wäre schon sehr warm, aber es sind zum Glück nur 20m.
Es folgen die nächsten Kilometer immer mit einer Zeit knapp unter 5min. Der Puls ist weiter gestiegen. Die Atmung könnte flacher gehen, aber ist nicht unangenehm und zum Aushalten.
Mein Pacemaker und ich haben uns von den beiden Anderen schon 20m abgesetzt. Dachte immer, dass der Laufkollege schneller ist. Scheint aber nicht so zu sein
. Nach 3,5km führt ein kleiner Teil des Weges über die Altstadt. Habe die ersten paar Meter Probleme, auf dem Kopfsteinpflaster die Geschwindigkeit zu halten. Das muss ich mir für die zweite Runde merken.
Laufen, laufen, laufen.
Wir nähern uns der Verpflegungsstation kurz vor Kilometer 5. Dankend nehme ich einen Schwamm von einen Betreuermädchen entgegen (sowas hatte ich noch nicht gemacht). 10m später hätte ich gerne Wasser zum Trinken. Vollabbremsung, weil die gute Frau gerade keine Becher in der Hand hat und ich umbedingt Wasser will und nicht das doofe Isogetränk, dass ich nicht vertrage.
Pacemaker merkt es erst nach 4 Metern, dass ich "hängen" geblieben bin. Nehme einen Schluck zum Ausspülen des Mundes während des "Neustarts". Das klappt noch einigermassen, aber dass Trinken beim schnellen Laufen muss ich noch üben. Beim ersten Schluck gleich verschluckt, danach viel weniger Menge pro Schluck, das geht besser. Nachdem der Becher leer ist, kommt der Schwamm zum Einsatz. Ahhh, das tut gut. Naja, da ist ja noch etwas Wasser im Schwamm, den nehm ich noch ein paar Meter mit. Aus den paar Metern werden noch 5km bis zum Schluß. Ich hab den Schwamm immer noch, ich glaube der bekommt einen Ehrenplatz
.So, wo ist den nun das 6km-Schild? Müsste doch schon längs auftauchen. Haben wir bei der Verpflegungsstation so getrödelt?
Jetzt kommt schon unser 1km-Schild, bei einer Zeit von 5:35min. Mist ich habe die Markierung übersehen, kann keine Zwischenzeit nehmen. Ok, dann halt beim nächsten Kilometer.
Aber es kommen keine Schilder mehr, nur die ich schon kenne. OK, dann halt Rechnen. Oh, wie ich das hasse. Warum muss unser Zeitsystem so kompliziert sein mit 60 Sekunden ist 1 Minute. Bespreche mit meinen Pacemaker, welches Tempo wir nun laufen. Ich meine, 5:10. Also muss ich nun immer 5miunten uind 10 Sekunden dazuzählen und dann auf die letzte Lap hinzurechnen. Irgendwie ist mir das zu anstrengend, bzw. kann ich das nicht so genau ausrechnen. Aber wir bleiben unter den 5:10. Glaub ich wenigstens, wenn ich richtig gerechnet habe. Blöder Lauf, mein Gehirn hat zuwenig Sauerstoff, um solche Sachen jetzt durchzurechnen. Der Sauerstoff benötigen meine Muskeln und die Lunge und nicht das Gehirn
Der Puls steigt, jetzt kommt auch schon wieder das Kopfsteinpflaster, wie weit ist es noch? 2Kilometer oder noch einer, keine Ahnung mehr, einfach nur Laufen.
Beim Finanzamt werden wir doch noch glatt von einen Läufer überholt. Ich will dran bleiben, aber das funktioniert einfach nicht. Es sind doch nur noch weniger als 1000 Meter, aber diesen Läufer kann ich nicht folgen. Dann endlich biegen wir das letze Mal um 90Grad ab.
Wieviele Kurven sind es noch, wieviele Meter. Keine Ahnung. Ich weiss nur, dass ich schon sehr am Anschlag laufe. Aber ich laufe noch.
Pacemaker will zum Schlußspurt ansetzen, aber ich wehre ab, ist mir zu früh. Sage ihm, dass ich erst nach dieser Kurve anziehen will.
Die Kurve ist da, dann check ich halt nochmal den Puls. Oje hoch, aber er war schon höher.
Aber halt was ist das?
Da ich heute das GPS nicht dabei hatte wird an der Uhr oben die Gesamtzeit angezeigt.
Was muss ich da lesen?
48:00 Minuten und nur noch ein paar Meter.
Ein Schauer durchläuft meinen Körper und setzt nochmal Kräfte frei. Ich ziehe an. Nach ein paar Metern ist der Zielkanal schon zum Sehen. Und schwups, bin ich durch und drück die Stopuhr.
Die Anzeige von 49:19min nehm ich nicht richtig wahr, da ich total ausgepumpt bin. Erstmal nach Luft schnappen.
Man, irgendwie kann ich es nicht richtig realisieren, was ich da geleistet habe
So richtig freuen kann ich mich auch nicht, dazu brauch ich noch etwas länger.
Die beiden Laufkollegen kommen auch ins Ziel, Zeit knapp unter 50min. Auch gekennzeichnet vom Lauf.
Beim Warten auf unsere Damen habe ich noch Bucki getroffen, der leider sehr enttäuscht war, da er sein Zeitziel nicht erreicht hat. Bucki, du bist noch jung, da geht schon noch was.
Nun, nach ein paar Stunden und dem nochmaligen Lesen des Berichts wird mir langsam klar, dass dieser Lauf sehr anstrengend, aber auch erfolgreich war.
Danken möchte ich meinen Pacemaker Heinz, der leider den Marathon nicht mitlaufen kann.
Allen auch aus diesem Forum, die mir Mut und Tipps gegen haben. Thomas Naumann für seinen Trainingsplan, ohne diesen hätte ich es nicht geschafft.
Hoffe, der Bericht hat gefallen, auch wenn er sehr lang geworden ist.
Das kenne ich nur zu gut und nutze meine wettkampfbedingte Verblödung, um mich mit extrem lange dauernden Rechenaufgaben von den Strapazen abzulenken.
