Guten Morgen alle zusammen,
dann will ich auch mal versuchen, mein Leiden beim Düsseldorf Marathon in Worte zu fassen ...
Vorgeschichte
Samstag war die Welt noch komplett in Ordnung: Erst habe ich die lang ersehnten WM-Karten bei der Post (yessss!) und dann in D'dorf die Startnummer abgeholt, um schnell an den Unterbacher See zu düsen und bei einer kleinen Runde mit Brigitte ( ) meine auf der Messe erbeuteten kurzen Laufsachen zu testen. Danach haben wir bei einem leckeren Apfelschörlchen noch die Sonne genossen (ja, das geht auch - aber nur, wenn man keinen Marathon läuft!!! )
Zum Abend hatte sich dann mein Stiefbruder mit Freundin angekündigt - beide waren auf der Durchreise zur Formel 1. Ich habe die beiden ja furchtbar gern, aber eines weiß ich: Nie, nie, nie wieder werde ich mich mit ihnen am Vorabend eines "Wettkampfes" treffen, denn mein zweiter HM in Dresden ging danach auch prompt in die Hose - es war zu warm, ich hatte lange Laufsachen an (wer rechnet auch mit 26 Grad Ende Oktober!!!) und war katzenallergiegeplagt.
Und da bin ich auch schon beim Tag X
Um 6 klingelte der Wecker - endlich aufstehen! Aber ich eigentlich habe ich das Ding gar nicht gebraucht, weil ich mich fast die ganze Nacht von einer Seite auf die andere gewälzt habe. Aber egal - das Frühstück war jedenfalls lecker und ich fühlte mich, als ob ich Bäume ausreißen könnte. Die ganzen Zweifel aus der Taperingphase (Habe ich genug trainiert? Ausreichend lange Läufe? Machen sich die 3 Trainingsausfälle wegen der Erkältung bemerkbar?) waren wie weggewischt.
Kurz vor 8 dann auf nach D'dorf - klappte alles wunderbar. Auch einen Parkplatz haben wir schnell gefunden. Dann schnell zum Fori-Treffen (
alle zusammen), einen neuen Dixi-Rekord aufgestellt - und ehe ich es so richtig realisiert hatte, setzte sich der Läuferwurm schon in Bewegung. Am Anfang lief es auch klasse - vielleicht sogar zu gut: Die Zeiten waren genau im Plan. Ich fühlte mich gut, auch wenn meine Waden mir von Anfang an etwas Sorgen machten: Irgendwie fühlten die sich "zu" an, wie kleine Klumpen. Aber wie gesagt - ansonsten war alles in Ordnung und ich freute mich schon auf KM 4, der genau an meiner Lieblingskneipe vorbei führte, wo auch meine beste Freundin mit ihrem Mann stand. Dann der erste Verpflegungspunkt - puh, war das Wasser kalt. Mein Magen krampfte sich ruckartig zusammen, beruhigte sich aber erst einmal wieder.
Die folgenden Kilometer lief es einfach. Bei KM 8 schrie mich jemand von hinten an: "Lauf, Rennschnecke, lauf!" Ah jaaa, Bastian und André von meinem Lauftreff. Sah super locker aus, wie die beiden liefen. 6er Schnitt? Okay, ein bisschen bleibe ich dran... KM 9: Staffel-Wechselchaos und irgendwo mittendrin mein Schatz und Brigitte - hach, war dat schön, die beiden zu sehen!!!
Irgendwann ca. bei KM 16 ging mein Leiden los: Tausende von Pollen machten mir zunehmend das Atmen schwer, mein Magen rebellierte gegen dieses Gummibärchengetränk (bäh, was war das ekelhaft süß!!!) und meine Waden schrieen nach einer Gehpause. Mein Kopf hielt (noch) dagegen: "Spinnst du, du kannst doch jetzt nicht schon gehen!!! Was soll das werden auf dem Rest der Strecke!!!" Bei KM 19 habe ich dann das erste Mal nachgegeben. KM 20: Da standen sie wieder, meine lieben Supporter - mein Mann, Brigitte, jetzt verstärkt durch Tina und Michael. Irgendwie muss ich aber nicht mehr gut ausgesehen haben. Ich kann mich dunkel an das besorgte Gesicht meines Mannes und an meinen Zuruf "Es ist so schwer heute!" erinnern.
Kurz danach kam das erste Mal der Gedanke ans Aufgeben... Bis zur HM-Marke wollte ich es noch schaffen - dann aber raus. Die Gehpausen wurden mittlerweile auch immer länger. Trotzdem lag ich merkwürdigerweise bis dahin noch einigermaßen im Plan (Schon komisch, dass mir das zu dem Zeitpunkt noch wichtig war. )
Ich habe keine Ahnung, wie ich es bis zu KM 29 geschafft habe. Dort bin ich erst einmal meinem Mann in die Arme gefallen - und dann Brigitte, als ich gesehen habe, dass sie sich jetzt schon in die Laufsachen geschmissen hat, denn eigentlich wollte sie mich ja erst ab KM 37 ziehen.
Ab da war für mich die Welt wieder einigermaßen in Ordnung. Ich wusste einfach: Egal wie - mit ihr schaffe ich es bis ins Ziel. Endlich jemand, mit dem ich auch mal ein paar Worte wechseln konnte. (Um ehrlich zu sein: Viele Worte konnte ich nicht mehr machen, ein knappes "ja", "nein", "paar Meter", "ganz langsam" - mehr war fast nicht mehr drin). Brigitte war für mich auf diesen letzten 13 Kilometern echt die Rettung: Sie hat für mich Getränke rangeschafft, mich mit kaltem Wasser überschüttet, mich von den körperlichen Schmerzen abgelenkt - einfach großartig!!! (
DANKE BRIGITTE!!! Und nebenbei hat sie dem lahmen Publikum noch ordentlich Feuer unterm A.... gemacht.
Bei KM 39 stand wieder mein Mann - und gibt mir einen Klaps auf den Hintern und schreit mir hinterher: "Jetzt siehst du viieeel besser aus als vorhin!" Hm, merkwürdiges Kompliment... Und wieso haut der mich eigentlich??? Ich kann nicht mehr schneller!!!
Die letzten 3 Kilometer (Brigitte wollte immer einen unterschlagen, aber da war ich dann doch pingelig ): wieder eine längere Gehpause, mittlerweile hatte sich ein Läufer aus dem Metro-Team an unsere Fersen geheftet, mit dem wir dann zusammen ins Ziel gelaufen sind - und Brigitte zwei dankbare Läufer an ihrem Hals kleben hatte.
Nach dem unendlich langen Weg raus sehe ich endlich meinen Mann, der mich vor lauter Freude hochgerissen hat - und ich zu schreien anfing, weil ich plötzlich das Gefühl hatte, beide Waden werden mir mit dem Messer durchgeschnitten. (Die Schulter meines Mannes ziert jetzt jedenfalls ein kleiner blauer Fleck - da muss ich wohl auch noch reingebissen haben.
)
Irgendwie haben wir es dann noch bis in die Zicke geschafft - und die kurze Zeit mit lieben Foris hat mich irgendwie das ganze Leiden vorher mit etwas anderen Augen sehen lassen.
Mein Fazit:
Ich bin traurig, dass ich mein Ziel (4:20) nicht erreicht habe, weil es unter optimalen Bedingungen drin gewesen wäre. Ich bin stolz auf mich, weil ich trotz allem gefinisht und ich sogar meine Zeit vom ersten Marathon um eine Minute verbessert habe (jetzt 4:53). Ich bin ehrlich erstaunt, wie unterschiedlich man einen Marathon laufen und erleben kann: Bei meinem ersten in Köln letzten September habe ich jede einzelne Sekunde genossen, mir tat absolut nichts weh und ich habe mich über meine 4:54 gefreut wie Bolle. Und jetzt beim zweiten: fast das gleiche Ergebnis, das aber mit diesen Leiden verbunden war.
Das Publikum empfand ich als ziemlich lahm und - wie bluenote schon geschrieben hatte - fast desinteressiert. Mit Köln (und das sage ich als Fast-Düsseldorferin!!!) echt kein Vergleich.
Und für mich echt schlimm war, nach der ganzen Tortur keine Medaille bekommen zu haben!!!
Ich freue mich, dass ich so einen tollen Mann habe, der mich soooo unterstützt hat (sowohl während der ganzen Vorbereitungszeit als auch beim Lauf) und werde Tim und diesem Forum ewig dankbar sein, dass es das gibt, weil ich hier Brigitte getroffen habe, die es tatsächlich geschafft hat, mich ins Ziel zu bringen!!!!
Vielen Dank allen, die bis hierhin beim Lesen durchgehalten haben!!!
Und: Nach dem Marathon ist vor dem Marathon ...
Liebe Grüße
Reni
Düsseldorf Marathon - Schwamm drüber...
1Cool runnings!!!!
Pläne 2009:
Skoda Velothon Berlin
Irontown Ferropolis Triathlon (MD)
Vattenfall Cyclassics Hamburg
Köln Triathlon
Pläne 2009:
Skoda Velothon Berlin
Irontown Ferropolis Triathlon (MD)
Vattenfall Cyclassics Hamburg
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