Wie man als Kriechgangläufer auch schöne Erlebnisse haben kann...
Eins habe ich heute gelernt , ich sollte rund acht Wochen nach völligem Trainingsneubeginn (davor absolute Pause wegen Verletzung) keinen HM laufen, auch wenn ich es noch so sehr möchte.
Was schreib ich da? Also mal lieber von vorn... das „Unternehmen HM“ begann spontan Anfang April. Ich surfte ein wenig in den weiten des WWW als ich auf die Würzburgseite aufmerksam wurde.
Von da an ging alles fast wie von selbst.... ich hatte keinen Einfluss darauf das sich meine Finger auf der Tastatur verselbstständigten und plötzlich war ich angemeldet für den HM.
Ich steigerte dann in der Folgezeit vorsichtig meine Kilometerumfänge so weit wie möglich, und nicht nur meine Muskulatur, sondern auch das Problemkind linkes Knie mucksten sich nicht. (ein Hoch auf Muskelkräftigungsübungen) Da ich meine 5 km Zeit innerhalb von sechs Wochen bei 4 Wettkämpfen jedes Mal deutlich verbessert hatte, von knapp unter 35 Minuten auf 31:07 Min. letzte Woche und nur durch einen Muskelkrampf bei einem Wettkampf über 10 km gebremst wurde, dachte ich in meiner unendlichen Blauäugigkeit irgendwie wird’s schon klappen. Nun ja geklappt auch, aber zu Recht hat mein Stolz doch einen Dämpfer erhalten. Wobei jedoch erstaunlicherweise der Muskelkater sich in Grenzen hält, ich fühl mich nur etwas versteift....
Zum eigentlichen Rennbericht:
Da jemand aus meinem Verein dort ebenfalls den HM laufen wollte (er ist eine 1:28 Std. gelaufen), haben wir uns zusammen mit einem weiteren HM Frischling zusammengetan und eine Fahrgemeinschaft gebildet und machten uns um 6.30 Uhr auf den Weg. Gegen viertel vor Acht waren wir am Parkplatz direkt neben dem Messegelände und fanden auch sofort einen Platz. Die Startnummernausgabe gestaltete sich allerdings etwas schwierig, da alle auf einmal ihre Sachen haben wollten. Mit allem was man so benötigt gingen wir dann schließlich nur knappe 25 Minuten vor dem Start zum Auto und haben uns „rennfertig“ gemacht. Seltsamerweise spürte ich keinerlei Nervosität mehr. Wir haben uns dann für nach dem Lauf verabredet, noch gegenseitig die Handynummern getauscht und uns dann getrennt.
Ich musste noch dringend auf die Toilette. Menschenmassen standen da an und die Zeit bis zum Start wurde immer knapper... als ich endlich in eins von den Dixies konnte musste ich meinen Geruchssinn ausblenden...*würg* ....in Nullkommanix Pipi gemacht und wieder raus. Ich machte mich dann auf den Weg zum Start, doch dort war derart viel los und man kam dank einiger uneinsichtiger Fans ,„müssen sie hier unbedingt durch, ich will die Läufer sehen“, nicht in die hinteren Startreihen durch. Na toll.... ich beschloss mich also an den Rand zu stellen und zu warten bis mindestens 2 drittel vorbei sind um dann einfach mitzulaufen. Die Startkanone böllerte und der Tross setzte sich langsam in Bewegung, ich bekam von hinten einen Schubs und befand mich plötzlich in der rollenden Masse im vorderen Drittel.
Weia....ich hielt mich weitgehend am Rand um die schnellen Leute nicht völlig zu behindern und hatte nach nicht ganz 7 Minuten den ersten Kilometer genommen und war zufrieden und zuversichtlich so weiterlaufen zu können. Bei Kilometer 3 kam ein älterer Herr neben mich und fragte ob er mit mir gemeinsam laufen dürfte. Er wäre 74 Jahre alt und hätte in seinem Leben 60 Marathons gelaufen mittlerweile wären es aber „nur noch“ HM. Wir liefen gemeinsam bis km 15 oder 16 und waren auf sub 2:30 Std. Kurs. Die Heavymetal Beschallung an diversen Streckenabschnitten hat mir nicht wirklich gefallen, weil zu laut und zu hmmm Geschmackssache halt.
Bei ca. km 16 machten meine Beine dicht, ich war vorher echt gut drauf und zufrieden, ich schätze mal das mangelnde Training sich bemerkbar machte, mein lieber Laufopa riet mir flott zu gehen, wenn’s sein muss mehrere Kilometer. Er würde im Ziel auf mich warten.
Irgendwann kurz nach irgendeiner Brücke liefen dann die beiden späteren Sieger an mir vorbei, was für ein Genuss diesen eleganten, effizienten kenianischen Laufstil so nah ansehen zu dürfen.
Meine Muskulatur wollte noch immer nicht und schließlich bin ich erst kurz vor km 19 wieder richtig mit zusammengebissenen Zähnen losgelaufen *aua*. An eine halbwegs vernünftige zeit war durch das 3 km gehen eh nicht mehr zu denken als ich ins Ziel kam waren 3:02:xx vergangen und als ich das Lebkuchenherz (super Idee) und meine Medaille umgehängt bekam, war ich nicht sicher ob ich das tatsächlich verdient habe. Ich ging auf die Toilette und traf mich dann mit den anderen....oh was war das Weizen legger...und mein Laufopa hatte tatsächlich auf mich gewartet und erzählte dann beim Bier weitere Anekdoten aus seiner langen Laufkarriere.
Ich werde nun nach einigen Tagen der Regeneration mit der Vorbereitung auf den Frankfurt Jubiläums Marathon im Herbst beginnen und die KM Umfänge langsam und stetig steigern. Da ich in den letzten 5 Wochen pro Woche ein gutes Pfund abgenommen habe, sollten sich mit einer weiteren und vor allem nötigen Gewichtsabnahme meine körperlichen Gegebenheiten verbessern.
In sechs Wochen ist der 12. Std. Staffellauf in Brühl und ich bin mal gespannt, ob ich da noch willkommen bin.
Leider war die Strecke in Würzburg zum Teil etwas trostlos und wenn man Heavymetalmusik in leeren Häuserschluchten hören muss und gleichzeitig selbst als Schneckentempoläufer Slalom um, mit leeren Trinkbechern spielende Kinder laufen muss, ist das nicht ganz so optimal aber summa summarum Laufen ist ein tolles Hobby und ich werde sicherlich zum Wiederholungstäter werden. In meiner groben Trainingsplanung liegen vor Frankfurt Ende Oktober noch zwei weitere HM im Juli (Ort noch offen) und im September (Pfälzer Wald). Ich hoffe nun ich habe Euch nicht mit meinen etwas langatmigen Ausführungen zu sehr gelangweilt.
liebe Grüße aus Hanau,
Gaby
Und wieder was dazugelernt - mein erster HM (Würzburg 2006)
1Ich bin einer von den Leuten, vor denen mich meine Eltern immer gewarnt haben.