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14 Tage zu spät: Mainz 2006

14 Tage zu spät: Mainz 2006

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Meinen letzten Marathon bin ich im Frühjahr 2004 in Hamburg gelaufen, damals in 4:45 h. Inzwischen habe ich es mehrere Male hinbekommen, einen Halbmarathon unter 1:30 h zu beenden, so dass ich mir dachte: eine Marathonzeit um die 3:30 h müßte eigentlich auch mal möglich sein. Es gab verschiedene Gründe, die mich in den letzten beiden Jahren hinderten, einer schmerzhafter als der andere, aber Mainz 2006, das müßte eigentlich klappen. In Frankfurt wohnt ein Freund von mir, dessen Halbmarathonzeiten ungefähr so wie meine sind, das schien gut zu passen.


Allerdings gab es die verschiedensten Wehwehchen in meiner Vorbereitung. Die Knie taten weh, dann mal kurz die Achillessehne, eine Erkältung sorgte für eine Woche Pause und schließlich war es der Muskelansatz am Beckenring (Innenseite rechter Oberschenkel ganz oben im Schritt). Die langen Läufe hatte ich so hingestoppelt gekriegt, aber auf Tempotraining habe ich völlig verzichtet - und ich merkte richtig, wie ich langsamer wurde. Und die Woche unmittelbar vor dem Marathon habe ich völlig trainingsfrei genommen.


Es war ein schöner Sonntag, der 14.05.06. Die Startunterlagen haben wir uns schon einen Tag vorher geholt, so daß wir genügend Zeit für eine gemütliche Anreise aus Frankfurt hatten. Alles war gut ausgeschildert, auch wenn das Parkhaus, in der die Kleiderbeutelabgabe war, etwas gruselig aussah. Der Start war mit viel Publikum, und wir brauchten zwar ewig, bis wir die Startlinie überschritten, aber es gilt ja die Nettozeit. Und bis auf den ersten Kilometer konnte ich auch mein Tempo laufen. Mein Tempo war etwa so 4:45 bis 4:50 Minuten pro Kilometer, Zielzeit etwas unter 3:30 h. Das lief im großen und ganzen auch prima. Konditionell spürte ich keine großen Probleme. Bis zur Halbmarathonmarke war es eher ein Wohlfühllauf als ein Wettkampf (meine HM-Zwischenzeit: knapp unter 1:40 h). Zu diesem Zeitpunkt war ich sehr optimistisch, daß ich mein Ziel auch erreichen würde.


Ab km 24 begann es dann zu ziepen. Dieser Muskelansatz, ein kleines fieses Stück Körper, nervte. Nicht so, daß es nicht weitergegangen wäre, aber doch so, daß er mich an damals erinnerte. An damals: an jenen Tag im Oktober 2004, als ich hoffnungsfroh beim Essen-Marathon mitlief, mit einer Zerrung, die nachher zu einem Streßbruch in genau jenem Beckenring führte, der jetzt auch zur Debatte stand. Das waren damals vier Monate Laufpause, eine entsetzliche Zeit.


In Mainz kann man sich spontan während des Laufes entscheiden, ob man nur einen Halbmarathon, einen Zweidrittelmarathon oder einen ganzen Marathon laufen möchte. Es gibt für alle drei Distanzen Ziele und Wertungen. Die km zwischen 25 und 28 grübelte ich die ganze Zeit: "Eigentlich geht es gut, aber was ist, wenn ich wieder diese ekligen Spätfolgen kriege wie damals in Essen?" Und da ich mir einbilde, immer noch dazu lernen zu können, bin ich vernünftigerweise beim Zweidrittelziel (28,13 km, 2:14:42 h) ausgestiegen. Immerhin hatte das den Vorteil, daß ich keine Spätfolgen hatte.


Die Strecke des Mainz-Marathon besteht aus zwei Runden, die allerdings nicht ganz gleich sind. Die erste Runde führt in den Mainzer Süden, die zweite stattdessen über den Rhein über die Theodor-Heuss-Brücke nach Wiesbaden und wieder zurück. Der Rest der Runde, durch den Norden (insbesondere über das Werkgelände der Glasfirma Schott) und die Altstadt, wiederholte sich. Das Publikum war im Norden wenig, im Süden und Osten ordentlich und im Bereich der Altstadt begeisternd. An der Organisation gab es nichts auszusetzen. Die Strecke ist praktisch eben, wenn man von der Brücke absieht (aber die ist auch nicht schlimm). Hinterher kann man sogar duschen: in Feldduschen der Bundeswehr. Sie waren recht urtümlich, aber erfüllten ihren Zweck. Und eine Flasche Wein gab es auch noch obendrauf.


Ach so, mein mitlaufender Freund: der hatte seinen Lauf in guten 3:22 h beendet. Allerdings war er unmittelbar hinterher nicht besonders fit. Selten einen so grauhäutigen Menschen gesehen; er hätte ohne Schminke als Zombie gehen können. Als wir in Frankfurt waren, fiel er wie ein Stein ins Bett. Ich habe noch nie erlebt, daß ein Erwachsener so schnell einschlafen kann. Wenn das man fünf Sekunden waren zwischen aufs Bett fallen und weg sein, dann war das viel. Nur mein Sohn Onno war schneller, als er 3 Jahre alt war - da schlief er mit dem Spielzeugauto in der Hand auf dem Wohnzimmerteppich ein, mitten beim Auto schieben.
Run As Thou Wilt.

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Hi Thomas!

Better late, than never - schöner (Spät)-Bericht von deinem 2/3-Marathon in Mainz. Und wahrscheinlich vernünftig, auf deinen Körper zu hören und dafür eine gute Zeit heimzubringen.
Beim nächsten Mal schaffst du dann sicher einen ganzen Marathon :daumen: und das unter 3.30.

Liebe Grüße

El Corredor

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So ein Tolle Bericht sollte nicht von der Zeit abhängig sein. Gluckwunsch zu deinen gelungenen 2/3 M. Mit dein Zeit von 2:14 wäre einen Marathon mit 3:30 sicher möglich gewesen. Aber...wenn der Bauch gefühl sagt..Hör auf..dann sollte man das auch machen. Lieber ein stolze 2/3 als einen "unglucklichen" Marathon. Jetzt hast du einen guten Grund wieder nach Mainz zu kommen..Velleicht nächstes Jahr. :daumen:
http://www.myblog.de/flummieparo
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