Am Freitag, den 23. Juni rief mich meine Freundin Bianka an und überredete mich kurzerhand, eine Woche später mit ihr zumFünf-Seen-Laufnach Schwerin zu fahren. Am Samstag war dann Online-Meldeschluß für die 30km-Distanz, die anderen waren eh schon ausgebucht.
So fieberte ich dann also meinem ersten Camping-Lauf-Wochenende entgegen, am Freitag nachmittag ging es auf die Autobahn und als zu vorgerückten Kilometern die Herren der Schöpfung in den Autos rar wurden und mehr und mehr Frauen am Steuer saßen, wußten wir, das Fußballspiel Deutschland : Argentinien wird gleich angepfiffen.
In Schwerin angekommen, zwei Erdinger Alkoholfrei aus der Kühltasche geköpft, das Zelt schnell aufgebaut und gleich auch auf Laufmauselke samt Coach getroffen, die uns noch die Wissenschaft der Zeltschnüre versuchten nahezubringen. Startnummer eingesackt, zwei Radler gekauft und dann natürlich: Fußball geschaut.
Die Stimmung im Festzelt, in dem eine kleine Leinwand aufgebaut war, hielt sich zwar Anfangs in Grenzen, aber als es dann in die Verlängerung und ins Elf-Meter-Schießen ging, hielt es auch hier niemanden mehr auf den Plätzen.
Nach dem Spiel machten wir noch einen kleinen Spaziergang und schauten uns schon mal den berühmten Berg vorm Zieleinlauf an, um dann morgen nicht aus allen Wolken zu fallen. Die Temperaturen und auch die Sonne waren zurückhaltend, an diesem Freitag, was auf bestes Laufwetter hoffen ließ.
Am Samstag weckte uns jedoch bereits am Morgen der Sonnenschein und das Zelt wurde mehr und mehr zur Sauna. Na dann, gute Fuhre! Kann man ja wohl ohne Jacke laufen...
Mit der Straßenbahn ging`s zum Start am Schweriner Schloßplatz, eine tolle Atmosphäre. Irgendwie so familiär eben. Dort traf ich mich dann mit Binchen rennt, deren Startnummer ich am Vortag abgeholt hatte. Auch gute Wünsche von Big Biggi erreichten mich noch per SMS, das hat mich gefreut! Dann die erste La-Ola-Welle, tolle Stimmung, leider verwechselten einige Starter den Countdown für die zweite Welle mit dem Start und rannten los... Hier gibt es ja keine Chipmessung, deshalb war das dann auch nicht mehr aufzuhalten.
Der Start war um 10 Uhr, eigentlich etwas spät für einen Ersten Juli. Die Sonne stand schon recht weit oben am Himmel. Ich hatte mir vorgenommen, einen 5er Schnitt so lange zu laufen, wie es denn geht. Und wie es ging, so richtig gut. Nach einigen Kilometern hörte ich dann wieder diese Musik in den Ohren, die entsteht, wenn ein Hundert paar Läufer schweigend über den Asphalt tapsen. Ich liebe diesen Klang!
Weil ich beim Start und den ersten Metern durch die Stadt doch etwas Zeit vertrödelt hatte, faltete ich den Wasserbecher an der ersten Verpflegungsstelle bei km6 wie gewohnt zusammen und versuchte, soviel wie möglich in mich hinein zu füllen, ohne stehenzubleiben. Das ging gut, wie immer und blieb auch ohne Folgen für Magen und sonstige Körperregionen. Irgendwann hatte ich gut Zeit herausgelaufen auf meinen 5er Schnitt und konnte mir den Luxus leisten, an den Verpflegungstellen kurz stehenzubleiben und das Wasser komplett und ohne zu verkippen zu trinken. Dies jedoch bekam mir überhaupt nicht, jedes mal bekam ich hinterher heftigste Seitenstiche, die kaum auszuhalten waren und mir etwas Tempo abverlangten. Und dennoch mußte ich es so immer wieder tun... na ja, man denkt sicher nicht viel bei so nem Lauf. Auch das Gehirn leidet ja bei diesen Temperaturen, die mittlerweile doch so um die 30° waren.
Die Halbmarathonmarke hatte ich bei 01:45 im Sack, 22 km bei 01:48! Alles planmäßig, Kathrin auch noch fit.... doch dann kam das Übel, das mich schon beim Rennsteig ereilte: Krampfneigung. Ganz fies zog sich ein merkwürdiges Gefühl vom hinteren linken Oberschenkel in die Wade und fortan war ich damit beschäftigt, jeden Fußaufsatz ordentlich zu kontrollieren, um nicht zu verkrampfen. Das funktionierte zwar, es kam nicht zum Krampf, hieß aber leider auch, etwas Tempo rauszunehmen, an den Verpflegungspunkten das angebotene Salz und ordentlich Wasser aufzunehmen und mich von meiner Zielzeit von 02:30 langsam und schweren Herzens zu verabschieden. Irgendwann am emotionalen Tiefpunkt (oder auch Frustpunkt) überholte mich eine Läuferin(vorn im Bild und ich bin hinten nur halb zu sehen) und meinte, es sähe echt gut aus... Als ich ihr erzählte, was ich gerade für ein Problem hatte, glaubte sie das kaum... Fortan war sie stets vor mir, aber nie außer Sichtweite. Dann kam endlich der berüchtigte Berg. Stellt euch vor, Ihr rennt so vor euch in, nichtsahnend um eine Kurve und dann liegt er plötzlich vor Euch, der fiese Anstieg... Aber wie war das auf dem Rennsteig, Tati? Tief Luft holen, nicht nach Oben schauen und hoch.... Zack, war ich oben und hab noch mal ganz viele Läufer überholt, auch die Läuferin von vorhin. Nun blieben wir so ziemlich auf einer Höhe, einmal war sie, einmal ich vorn. Und da wir altersklassenmäßig wohl in eine Wertung (w31 bis 44) kamen, schlug ich ihr kurzerhand vor, gemeinsam ins Ziel zu laufen. Das war wohl für uns Beide mehr als verdient.
Die letzte Kurve genommen, die Zielgerade hinauf, Hand in Hand mit Kerstin (wie ich aus der Ergebnisliste dann erfuhr) durch`s Tor und ran an den Scanner. Das mich der Scanner dann mit 02:36:14 leider 2 sec eher erwischte, als Kerstin, war eigentlich nicht gewollt.
War ein schöner Lauf. Nach einem Becher Wasser in und einem über den Kopf bin ich dann noch runter an die Strecke, um die noch folgenden Läufer anzufeuern. Auch Binchen war darunter, die, im Gegensatz zu mir eine perfekte Renneinteilung und somit eine Punktlandung setzte. Aber das kann sie ja selbst berichten.
Nach dem Lauf dann noch Baden, Sonnen und Abends zur Party in das Festzelt, wo voll die Post abging. Da sich um uns herum ein ziemlich verrückter Haufen zusammengefunden hatte, beschlossen wir, 2008 (oder war das jetzt 2009, ich verwechsel das mit London) alle gemeinsam zum Medoc zu fahren und begannen auch schon mal mit dem Üben... Seit zwei Jahren hatte ich keinen Rotwein mehr angerührt, und nun das Training! Wurde noch ne lange, stimmungsvolle Nacht.
Am nächsten Morgen, nach einem kleinen, ca. 10km langen Frühstückslauf zum sechsten See ging es dann leider schon wieder Richtung Heimat. Da wir Binchen nach Berlin brachten, mußte natürlich ein kleiner Abstecher zu Big Biggi sein, die ganz in der Nähe wohnt.
Alles in Allem war es ein richtig geiles Wochenende! Alte Bekannte getroffen, neue kennengelernt, viel, viel Spaß und einen trotz kleiner Unpäßlichkeiten tollen, auch landschaftlich reizvollen Lauf gehabt, - ich bin froh, zu diesem verrückten Haufen dazuzugehören. Und wie Laufmauselke am Freitag Abend zu mir sagte: „Einmal Schwerin, immer Schwerin, wirst sehen“, ja, so ist es wohl auch.
Es war kein Berlin, es war kein Rennsteig – es war Schwerin eben. Und das hat seinen ganz eigenen reizvollen Charme.
Einen schönen Sommer 2006
Sommer, Sonne, fünf Seen und mein liebstes Hobby...
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Entscheide Dich. Und wenn Du Dich entschieden hast,
vernichte die Alternativen.